!!!HOHER  BESUCH











[{Image src='el mit ma val.png'class='image_left'height='400' caption='Kaiserin und Marie Valerie' alt='Wien' width='300'}]



Kaiserin Elisabeth, die sich wie jedes Jahr auch 1885 in Ischl aufhielt,  unternahm von dort zahlreiche Ausflüge nach Aussee, bestieg die Hohe Schrott, oder den Loser, wanderte zum Grundlsee und Toplitzsee. Doch in diesem Jahr besuchte sie ein Gebiet das sie noch nicht kannte: Radmer.

Im kaiserlichen Jagdschloss zu Radmer in der Steiermark werden gegenwärtig Vorbereitungen für den Empfang und achttägigen Aufenthalt der Kaiserin, welche zum ersten mal dieses wildromantische, echten Hochgebirgs-Charakter tragende Tal  besuchen wird, getroffen.

Das auf einer leichten Anhöhe liegende Schlösschen  bietet einen wunderbaren  Ausblick auf die mächtigen Berge des Stubentales, während als Hintergrund die imposante Spitze des Lugauer in die Lüfte strebt. Das einfach, aber mit künstlerischem Geschmack eingerichtete Jagd-Asyl  des kaiserlichen Jagdherrn wird nun für die Kaiserin,  und die Erzherzogin Marie Valerie  hergerichtet. Speziell für die Kaiserin  wird ein Studier-, ein Schlafzimmer und ein Salon vorbereitet, sowie der hübsche Speisesaal mit der großen Altane wesentliche Änderungen erfährt. In einem kleinen  Gemach bemerkt man unter Glassturz die Reiterfigur des Kaisers aus Zirbenholz, kunstvoll geschnitzt, und gegenüber, gleichfalls ein Meisterstück, als Pendant das Abbild der Kaiserin, die im Fluge dahin zu galoppieren scheint. Ihr zur Seite ist der Lieblingshund der erlauchten Reiterin, ebenfalls aus Holz zierlich und Porträt getreu geschnitten. Eine Zeichnung von August Gerasch stellt  den kaiserlichen Schützen auf der Auerhahnjagd, lauernd, dar. Im Schlafzimmer gibt es eine hübschen Stich nach Millaid. Auf einem anderen Stahlstich sieht man ein Mädchen Hunde füttern und nennt sich Charity. Tierstücke nach Landseer, Wilhelm Kaulbach  Goethe auf dem Eis und  Szene aus der Walpurgisnacht  schmücken hier noch die Tapeten.

Von dem geräumigen Speisesaal, den zwei prächtige weiße Marmorkamine zieren, gelangt man auf die große Altane, von der es einen ungemein malerischen Ausblick über das Tal auf die gegenüber aufsteigende Wand des Hochkogels und nach rechts hin, zur hochliegenden zweitürmigen Kirche.









[{Image src='jagdhaus Radmer.jpg'class='image_left'height='400' caption='Radmer' alt='Jagd' width='634'}]














Auf einer kleinen Bücher Etagére  im Speisesalon finden wir auch einige belletristische Werke, darunter Hackländer, die Lieblingswerke des Kaisers, Max Schlögel, einige Bände des Novellenschatz, alte Jahrgänge der Pariser Illustration und andere....

Von dem Vertreter einer Wiener Telegrafenbau-Anstalt werden rasch elektrische Signalleitungen in allen Wohnräumen installiert, ein Hoftapezierer ist mit seinen Gehilfen vollauf beschäftigt, die notwendigen Arbeiten herzustellen, und im Jägerhaus hat bereits der amtierende Telegrafenbeamte seinen Platz  eingenommen, welcher den telegrafischen Korrespondenzdienst mit der Wiener Hofburg besorgt. Zu diesem Behufe wurde die Staats-Telegrafen-Leitung von der Eisenbahn-Station Radmer herein ins Tal einer Renovierung und Instandsetzung unterzogen und auch diese  Fahrstraße, sowie alle in der Umgebung unseres Alpenortes liegenden Straßen sorgfältig verbessert. Die Kaiserin, welche auch einen Teil ihres Marstalles  mitbringt, wird Ausflüge nach dem zwei Stunden entfernten Radmer an der Hasel, in die Talengen gegen Gstatterboden und selbst vielleicht nach Eisenerz unternehmen. Auch ist eine touristische Partie auf die 2205 Meter hohen Alm des Lugauer in Aussicht genommen, an welcher auch die Erzherzogin teilnehmen werde.

Das einstöckige  Jagdschloss wurde in den Jahren 1872 bis 1873 von Hofbaumeister Anton  Ritter von  Ölzelt errichtet. Dazu gehört noch ein 20.000 Hektar großer Waldbesitz.









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[{Image src='Radmer Speisesaal.png'class='image_block'height='300' caption='Speisesaal' alt='Radmer' width='426'}]
[{Image src='Radmer Schlafzimmer.png'class='image_block'height='300' caption='Schlafzimmer' alt='Radmer' width='424'}]
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__ANKUNFT__


Radmer 9. September 1885: Nachdem wir gestern  den ganzen Tag über ein echtes  Gebirg Regenwetter hatten, die Regenwolken bis tief ins Tal herab hingen und die  Bäche  wie toll von den Bergen herabsausten, gestaltete sich die  Witterung  seit heute  Morgens glücklicherweise günstiger. Für 12 Uhr 20 war die Ankunft des Hofzuges, der die Kaiserin und Erzherzogin Marie Valerie von Ischl bringen sollte, in der Station Radmer, in welcher ein Wartesalon improvisiert war, angesagt. Schon in den späten Vormittagsstunden hatten sich außerhalb der kleinen Bahnstation nahe an hundert  Personen von Hieflau und Eisenerz zumeist  Sommergäste, eingefunden, welche die Monarchin begrüßen wollten. 

Pünktlich zur festgesetzten Zeit fuhr der aus sieben Waggons und dem Hof Salonwagen der Kaiserin als letztem Waggon bestehende Zug in die Station Radmer ein. Von den leisen weg, führten breite Teppiche bis auf die Hieflau-Eisenerzer Straße, welche hinter dem Stationsgebäude  vorüberzieht. Als Erster stand Hofrat Klaudy  an der Waggon Treppe, welcher kurzen Rapport über die Fahrt erstattete. Nachdem die hohe Frau, deren vortreffliches Aussehen alle erfreute, einige freundliche Worte an den genannten Leiter der  Hofzüge gerichtet hatte, schritt dieselbe, an ihrer Seite Erzherzogin Marie Valerie, langsam über den Station Platz und dem aus Wien eingetroffenen Hofwagen, einem Landauer, zu.

Nach allen Seiten hin mit gewinnender Liebenswürdigkeit grüßend, bestieg die Kaiserin  welche  einen lichtgrauen, knapp anliegenden   Reisepaletot  und ein kleines Hütchen trug, das Gefährt, welches ein Privatkutscher aus Eisenerz lenkte, der bei den Hofjagden im Radmer Gebiete auch stets den Monarchen fährt. Zur Linken der hohen Frau nahm die Erzherzogin Platz, welche, wie die  Kaiserin, ein wenig gebräunt, aber sonst ausgezeichnet aussieht. Im Gefolge der Kaiserin befinden sich nur die Hofdame Gräfin Kornis, Leibarzt Dr. Widerhofer, die Zither Lehrerin der Erzherzogin.Dem kaiserlichen Wagen folgten acht Mietwagen, die  teils aus Eisenerz, teils aus Hieflau beigestellt wurden. Da telegrafisch ein Wunsch der Kaiserin eingelangt war, es möge keinerlei offizieller Empfang stattfinden, so erschien der anwesende k. k. Bezirkshauptmann aus Leoben nur in Salon Kleidung. Unter dem nicht allzu zahlreichen Gepäck bemerkte man auch zwei schwarze Leder.Etuis welche die Kindl Zither der hohen Frau und Marie Valerie enthielten.

Bald nach der Ankunft besuchte Ihre Majestät allein den Kirchenbühel und ließ sich die alte Pfarr- und Wallfahrtskirche, welche Kaiser Ferdinand der Katholische  zur Zeit der Religionswirren erbauen ließ, aufschließen. Die hohe Dame besichtigte die hübschen gut erhaltenen Fresken der reich ornamentierten Stukkaturdecke und spendete denselben wie dem interessanten Bau selbst wiederholt Beifall.






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[{Image src='Radmer Innere.jpg'class='image_block'height='500' caption='Kirche Decke' alt='Radmer' width='361'}]
[{Image src='Eadmer Kirche.jpg'class='image_block'height='500' caption='Kirchen Innere' alt='Radmer' width='368'}]
[{Image src='Radmer Kanzel.jpg'class='image:block'height='500' caption='Kanzel' alt='Radmer' width='370'}]
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Einen jungen Studenten aus Graz, der gegenwärtig im Pfarrhof seine Ferien verbringt, wurde die Ehre zuteil  der Kaiserin welche  der kühlen Kirchenluft wegen sich mit ihrer Jacke zu bekleiden wünschte, hierbei behilflich sein zu dürfen.

,Am Parktor wurde ein Wächter Haus aufgestellt, doch hat die  Kaiserin jede andere Bewachung abgelehnt und ausdrücklich für diesen Dienst einen Burschen aus der Ortschaft  gewünscht, der bereits seinen Vertrauensposten  einnimmt.





[{Image src='Radmer Bewachung.jpg'class='image_right'height='300' caption='Bewachung' alt='Radmer' width='269'}]



Nach dem Diner wurde noch unter Führung des Oberjäger Mühlbacher  ein Ausflug auf die Lichtmoosalpe die einen schönen Ausblick auf den Talkessel und den Lugauer gewährt,  unternommen.

Die Elisabethruhe und der Elisabethsteig  erinnern noch an den hohen Besuch auf der Lichtmoosalpe.

__AUSFLÜGE__


Am 11. September unternahmen die Kaiserin mit ihrer Tochter ohne jede Begleitung per Wagen einen Ausflug nach Eisenerz und besichtigten dort den altehrwürdigen Schichtturm ein ungemein interessantes Bauwerk, und  die 1581 von Martin Hilger aus Freiburg gegossene und von Erzherzog Karl II., „denen von Eisenerz aus Gnaden“ geschenkte Glocke, welche die Bergknappen zur Schicht ruft. Außerdem wurde auch die interessante, an Stelle der von Kaiser Rudolf I., erbauten und von Kaiser Maximilian I., neu hergestellte St. Oswalds Kirche, der große Hochofen und der Erzberg in dem die Knappenschaft zahlreich „Glück auf!“ auf die hohen Besucherinnen ausbrachte, besucht. Die Rückfahrt wurde durch die wild schöne Ramsau, durch das Krumpental, über den Radmer Hals und Hinter Radmer angetreten.


Der verlässliche Meteorologe unserer Gegend, der Tamischbachturm bei  Hieflau, hatte für den folgenden Tag intensive Gebirgsregen angesetzt und so konnte die Partie über das großartige Gstatterboden hinein nach Johnsbach, wohl die prächtigste Felsenszenerie des ganzen  Oberlandes, erst am Sonntag  ausgeführt werden.




[{Image src='Johnsbach.jpg'class='image_left'height='400' caption='Johnsbach' alt='Gesäuse' width='259'}]


 

Nachdem sie der Sonntagsmesse in der Pfarrkirche St. Anton von Padua beigewohnt haben, brach man nach Johnsbach auf, und zwar  in der Weise, dass die  Strecke nach Hieflau und durch das Gesäuse, dessen großartige Wildromantik  Ihrer Majestät sehr ansprach, bis zum gräflich Festetics Jagdhaus in Johnsbach im Wagen, von da ab aber die  weitere Tour über die Neuburg Alpe, zu Fuß zurückgelegt  wurde. Das Mittag Mahl wurde auf einer Alpe eingenommen.











Ihre Majestät die Kaiserin wie die Erzherzogin waren auch  von diesen  Ausflug  hoch befriedigt  und geruhten zu mehreren Malen Ihren Gefühlen  beim Anblick der herrlichen Gebirgswelt  beredten Ausdruck zu verleihen.

Am 14. September  verbreitetet sich zu früher Morgenstunde in Eisenerz das Gerücht, Ihre Majestät die Kaiserin   werde  die Frauenmauerhöhle besichtigen.
Diese, eine der interessantesten  Höhlenbildungen in den nördlichen Kalkalpen, ist ein natürlicher Tunnel in dem  1769.6 Meter  hohen, nordwestlich von  Eisenerz liegenden Karl Kogel dessen steile Felsenwände  den Namen Frauenmauer  führen.

__FRAUENMAUERHÖHLE__


Das Gerücht  von dem beabsichtigten Besuche der Frauenmauer Höhle fand bald seine Bestätigung, denn um 9 Uhr  Vormittags fuhren Ihre Majestät  die Kaiserin und ihre Tochter Marie Valerie begleitet von Frau Kornis, den Hofrat Dr. von Widerhofer und Hofjagddiener Pittarsch durch Eisenerz und weiter auf der durch die Ortschaft Trofeng sich ziehenden Vordernberger Straße und durch  das pittoreske Gsölltal an Kohlenmeilern und stillen Holzknecht Hütten vorbei zu der am Fuße des Neuwaldeck liegenden Gsöllalpen Hütte.

Die Fahrt durch das Gsölltal  keineswegs eine  beschwerliche bietet den  Naturfreunden  einen willkommenen Genuss, wie einen solchen  überhaupt ein stilles,  von  steilen Felsbergen umschlossenes Alpental mit seinen grünenden Wiesen unf harzig duftenden Nadelwälder  zu bieten vermag. Das Tal selbst erweitert sich hier zu einem Halbkreis, hinter der Hütte zur Linken erhebt sich kühn die Frauenmauer..







[{Image src='Frauenmauerhöhle.jpg'class='image_left'height='400' caption='Gedenktafel' alt='Höhle' width='470'}]




Als Ihre Majestät und die Erzherzogin um 10 Uhr bei der Hütte anlangten  standen davor schon die zur Führung der erlauchten Touristen  bestimmten Personen: der  Oberjäger Mühlbacher, die  Jäger Mayer  und Feichtinger und der mit der Frauenmauer Höhle bestens vertraute Bergarbeiter  Landbrucker.  Auch ein weibliches Wesen kam aus der Hütte und  begrüßte schüchtern die Kaiserin.

Aus den Wagen gestiegen blickten die beiden  Frauen mit Wohlgefallen auf die schöne Alpengegend, deren großartige Natur, mit der feierlichen Sabbat Stille harmonisierend, ihren tiefen Eindruck auf die empfänglichen Gemüter der beiden fürstlichen Frauen zu machen nicht verfehlt.Hierauf begaben sich Ihre Majestät und die Erzherzogin  in die Schwaighütte, besichtigten alle Räume derselben und ließen sich dann in der links vom Eingang gelegenen Stube auf den hölzernen Stühlen  nieder und schöpften aus den hölzernen Rainen süße und saure Milch, welche ihnen vortrefflich mundete.

Sodann wurde zum Aufstieg gerüstet. Die Führer erfassten die  Fackeln und Laternen, deren man in der Höhle benötigte. In drei Viertelstunden wurde der Weg von der Alpenhütte zum Eingang in die Höhle zurückgelegt, und bot der Aufstieg in Serpentinen zwischen den Felsblöcken, Krummholz und anderem Gestrüppe keinerlei  besondere Schwierigkeiten, nur die  stellenweise ein wenig beschädigten Staffeln  der auf der letzten Strecke des Aufstieges notwendig gewordenen mit  Geländer versehenen primitiven Holztreppen mahnten zu einiger Vorsicht.

Am Eingang der Höhle, der hier  ein starker Luftzug  entströmt, wurde Halt gemacht. Die  erlauchten Damen hüllten sich in schützende  Tücher und nahmen dann eine Erfrischung, bestehend aus Obst, Wein und Backwerk zu sich, wobei Selbe mit Entzücken die zu den Füßen ausgebreitete liebliche Alpenlandschaft betrachteten. Währenddessen trafen die Führer notwendige Vorkehrungen. Die Frauenmauerhöhe war nicht jedermanns Sache. Und von  diesem Standpunkte aus  muss der Besuch der beiden hohen Damen als eine besondere Leistung, als ein Ereignis betrachtet werden, das bestimmt Aufsehen erregen wird.







[{Image src='Frauenmauer.jpg'class='image_right'height='400' caption='Frauenmauer' alt='Fels' width='597'}]




Die erste und wichtigste Sehenswürdigkeit in der Frauenmauer Höhle ist der Eissaal mit seinen spindelförmigen, von der Decke bis zum Boden herab  reichende Eissäulen, seinen reichen, im Fluss erstarrten, aus allen Spalten und Höhlungen sich hervor drängenden Kaskaden, ist im Hochsommer um so interessanter. 

Die übrigen hervorragenden  Teile der Höhle  sind die sogenannte Kirche, die Kanzel, die Klamm und dann noch die Kreuzhalle, wohl der großartigste und überraschendste Teil der ganzen  Höhle .

Wann die Frauenmauer Höhle entdeckt worden war, darüber fehlen sichere Angaben. Doch muss sie Anfang des 17. Jahrhunderts sein, denn es gibt in der Höhe eine Jahreszahl 1605 N. B. Weitere Jahreszahlen  1823 und 1824  lassen vermuten, dass es sich um die  Wiederauffindung und nähere Erforschung des Schichtmeister Rudolph Hirsch  beziehen. Da es in der Höhle sehr kühl war, drängte  Dr. Widerhofer  auf eine rasche Durchwanderung da er sich  um die Gesundheit Ihrer Majestät  sorgte. So wurde sie in drei Viertelstunden durchwandert.

Am Ausgang derselben erwartete die erlauchten Damen der prächtige Ausblick auf das ebene Tragösser Tal und auf die imposanten Gebirge des ausgedehnten Hochschwab Gebietes. Nachdem sie die herrliche Aussicht genossen hatten wurde der Abstieg übers Neuwaldeck ausgeführt und kamen wieder zur Schwaig Hütte wohlbehalten an um das Mittag Mahl einzunehmen Die Führer wurden reich beschenkt entlassen.

Die Kaiserin äußerte sich noch mehrmals über die schöne Gegend und Erlebnis der Frauenmauerhöhle.

Am 16. September  fuhr man ab 10 Uhr nach Eisenerz um den Kammerhof der zum Jagdschloss umfunktioniert worden war zu besichtigen und zwar die Gemächer Seiner Majestät  und Rudolf und anderen Gästen.

Man bewunderte die  herrliche, mit kunstreichem Zirbenholzgetäfel und prächtigen, aus amerikanischem Wacholderholz geschnitzten Kredenzen geschmückte Speisesaal und das in ähnlicher Weise ausgestattete Billardzimmer, dessen eine Tür in gefärbten Gläsern den österreichischen Reichsadler und rund um denselben die Wappen der verschiedenen Provinzen der Monarchie,  zu effektvoller Geltung bringend, zeigt, die in diesem letzten enthaltenen prächtigen Kreidezeichnungen Pausingers so wie die in den übrigen Gemächern befindlichen Gemälde wurden von den Besucherinnen mit Interesse betrachtet.

Der Kammerhof ist ein altes massives Gebäude, zwei Stockwerke hoch und mit  einem turmartigen Vorsprung in der Mitte der straßenseitigen Front. Der Name scheint schon in den Urkunden des 16. Jahrhunderts  auf , und wurde das Haus als der  Sitz eines kaiserlichen Amtes bezeichnet.  Auf dem Matth. Merian Längsbild des Marktes Eisenerz und des Erzberges vom Jahr 1620 erscheint der Kammerhof ziemlich derselben bekannten Gestalt. Im 17. und 18. Jahrhundert  war der Kammerhof Sitz der k. k. Kammer- und Oberkammergrafen, sodann der Sitz der steirischen Eisenwerke Direktion; nach Verkauf der Innerberger  Gewerkschaft an die  gleichnamige Aktiengesellschaft im Jahr 1868 wurde nebst der Jagdgerechtigkeit auch die Benützung des Kammerhofes  als Absteigequartier von Sr. Majestät vorbehalten, 1879 aber käuflich erworben, und wurden seither in und an demselben vielfache Restaurierungen vorgenommen wie auch eine angemessenere  Ausstattung der Gemächer durchgeführt. Der Kammerhof war immer schon Absteigequartier von Österreichs Herrschern gewesen.

Anschließend lustwandelten die Herrschaften auf dem Torffelde im Schatten alter Kastanienbäume und unterwarfen die zufällig offene Schießstätte, die in ihrem Innern zahlreiche Scheiben, darunter solche aus dem  16. und 17. Jahrhundert.




[{Image src='Schloss Leopoldstein.jpg'class='image_right'height='400' caption='Leopoldstein Schloss' alt='Eisenerz' width='553'}]




Hierauf wurde die Partie über die  hohe Pressen und von dieser abermals zum herrlichen Leopoldsteiner See fortgesetzt. Ihre Majestät und die Erzherzogin waren  von dieser angenehmen, nur kurzen Strecke bergan und zumeist durch schattigen Waldes Grund führenden Tour hoch befriedigt und weideten sich mit sichtlicher Freude an dem Ausblick in die malerische Seeau und die prächtige Seelandschaft.  Von der Terrasse nächst dem Seewirtshaus überblickten die hohen Frauen den in majestätischer Ruhe sich ausbreitenden Malachit farbigen Spiegel des Leopoldsteiner Sees, in dessen Fluten die Strahlen der Sonne ein wunderschönes Spiel trieben. Die Blicke schweiften über die steilen, fast senkrecht aus dem See emporsteigenden Felswände der Seemauernund bilden hoch oben auf einer allen  Eisenerzern wohlbekannten und auch den hierher pilgernden Touristen mit Vorliebe  gezeigten Stelle, der sogenannten Kaiserbuche, haften. Hier hatte der Kaiser bei Treibjagden seinen Standplatz.

Über zwei Stunden verblieben Ihre Majestät die Kaiserin und Marie Valerie auf der Terrasse, nahmen das im Seehaus bereitete Mittag Mahl ein und wandelten dann eine geraume Zeit neben dem See dahin. Dann verfügten sich die beiden Damen in das früher der Fürstin von und zu Liechtenstein gehörige Schweizerhäuschen, von dessen Altane aus man den schönsten  Ausblick auf den Leopoldsteiner See und dessen erbaute prächtiger Umgebung  genießt und begaben sich sodann in das nahe gelegene der Prinzessin Arnulph von Bayern gehörige, ursprünglich im  Jahr 1666 von Kardinal Neidhart erbaute und zuletzt 1882 umgebaute und restaurierte Sommer Schlösschen Leopoldstein. Unter Führung des Verwalters durften die Herrschaften das Gebäude mit seinen Kunstwerken, die Kapelle besichtigen.
Dann trat man die Rückfahrt nach Radmer  an.

Der Aufenthalt in Radmer war für 8 Tage  anberaumt, doch den Damen gefiel es hier so gut, das Wetter gleichfalls wunderschön, darum konnte sie sich von dieser herrlichen  Gegend nicht so rasch trennen und sie blieben länger.



__BUCHSTEIN__


Am 18. September in sehr früher Morgenstunde unternahm Ihre Majestät einen größeren Ausflug, und zwar auf den großen Buchstein  mit  einer Höhe von 2224 Meter. Die Kaiserin fuhr in Begleitung des Arztes und des Oberjägers Mühlbacher mittelst Wagen nach Hieflau und von dort mit der Bahn nach Weißenbach. Die Fahrt entlang der wild rauschenden Enns. Dann wieder mit dem Wagen über Spitzenberg und durch den  Ort St. Gallen und weiter auf der nach Admont führenden Straße, längs des Buchau Bache aufwärts bis zur Stelle, von der aus der Aufstieg unternommen wurde. Leider lagerte  über der Gegend  noch dichter  Nebel, so dass  die Kaiserin von den schönen, mit den netten Häusern  des Ortes und den Ruinen der gewaltigen, vom Admonter Abt Heinrich II., dem Landschreiber und später Landeshauptmann Kaiser Rudolfs I., in Steyer, erbauten Feste Gallenstein geschmückten  und im Hintergrund von den kahlen  Bergriesen Tamischbachturm, großer und kleiner Buchstein, Sparafeld, Reichenstein usw.  überragten St. Galler Tal keinen besonders günstigen Anblick erlangen konnte.

Gegen 7 Uhr früh wurde mit der Ersteigung des großen Buchstein begonnen. Da die Kaiserin  eine  ausgezeichnete und ausdauernde Bergsteigerin ist, so wurde der Aufstieg bis zur Admonter Pyramide in wenigen Stunden ausgeführt. Eine prächtige Aussicht lohnte de Mühen dieser Bergpartie, und  betrachtete die erlauchte Herrscherin  lange mit stillem Entzücken das herrliche Panorama.






[{Image src='Gesäuse.jpg'class='image_left'height='500' caption='Gesäuse' alt='Panorama' width='688'}]




Gustav Jäger schreibt: „Der großen  Majorität von Naturfreunden fehlt es an Zeit, Kraft und dem Verlangen überhaupt, unter meist sehr weit entfernten und unwegsamen Hochspitzen zu bezwingen, und  ihre vielleicht nicht  ungerechtfertigten Wünsche gipfeln sich vielmehr im Vollgenuss einer wahrhaft schönen Rundschau, nämlich  der deutlichen Unterscheidung der Formen und Farben; solchen Naturfreunden nun empfehlen  wir den großen Buchstein, dessen Besteigung mit wenig Anstrengung, geringen Zeitverbrauch und vollkommener Gefahrlosigkeit  ausführbar ist und der durch seine günstige Stellung bei nicht unbedeutender Elevation über eine durch Schönheit und Großartigkeit gleich ausgezeichnete Fernsicht gebietet, die Sinn und Herz erfreut“.

Nur ungern wird sich die Kaiserin von diesem herrlichen Naturschauspiel getrennt haben, doch  der Abstieg nahte. Nach einer kurzen Rast in der Fürstalm ging es weiter abwärts bis zur Buchauer Straße und auf dieser dann zu  Wagen nach der Bahnstation. Am Abend um 8 Uhr war die Kaiserin wieder in Radmer.

Am 19. September  traf Erzherzogin Gisela in Hieflau ein und wurde von der Kaiserin und Marie Valerie am Bahnhof abgeholt.

Für den 21. und 22. September  wurden Partien auf den hohen Lugauer und Zeiritz Kampel in Aussicht genommen.

 Am 24. September wurde  Abschied von Radmer genommen und die Heimfahrt angetreten.

__QUELLE:__  Wr. Geschichtsblätter 1903 Heft  5 S 2, Wiener Zeitung, 22. Februar 1903, S 3, Illustrierte Sport Zeitung 20. Jänner 1878, S 8, ANNO Österreichische Nationalbibliothek  Foto und Bildmaterial: I.Ch. Graupp

Hinweis: Beiträge zu Radmer


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