!!!MAGNESIT



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1864:  Ohne Zweifel ist die Steiermark in  mineralogischer und  geonestischer. Hinsicht eines der interessantesten und reichsten Länder und durch die vielfachen Bemühungen des geonestisch-montanistischen Vereines auch eines der am besten durchforschten.

Viele bergmännische, technische und kommerziellen Unternehmungen haben hier  einen guten Boden gefunden, aber noch so manchem Industriezweig könnte bei dem Zusammenfluss so vieler günstiger Momente ein erfreulicher Aufschwung und sicheres Gedeihen prognostiziert werden -  denn noch mancher Schatz liegt unbenutzt.

Es ist der Zweck gegenwärtiger Zeiten, namentlich auf  ein Mineral aufmerksam zu machen, das einer recht  vielfachen Anwendung fähig ist und in der Steiermark in ziemlich bedeutender  Quantität, dabei von großer Reinheit vorkommt, bis jetzt aber nur ganz geringe technische  Verwendung gefunden hat. Ich meine den Magnesit. Wir haben solchen in gängigen Einlagerungen im Serpetingebirge von wenigen Zellen bis  zu  hoher Mächtigkeit in der Nähe von Kraubath, am Fuße der Gulsen, aber auch am rechten Murufer vielfach anstehend, von schneeweißer Farbe und sehr bedeutender  Härte  und  nach einer Analyse von Klarroth fast nur aus kohlensaurer Magnesia mit 3 Prozent Wasser bestehend. Er findet sich ferner am Triebenstein südlich von St. Lorenzen, wo er als Werkstein verarbeitet wird, er kommt im Arzbachgraben bei Neuberg und St. Kathrein  vor.  Wohl ist seit 1856 eine Fabrik von patentierten feuerfesten Ziegeln entstanden, die,  aus Magnesit erzeugt, sich durch große Feuerbeständigkeit und Leichtigkeit auszeichnen und mit großem Erfolg bei verschiedenen Bauten angewandt werden sein sollen.

Dies ist bis jetzt aber auch fast die einzige Verwendung des so wertvollen Materials, und wie geeignet wäre dasselbe zur Herstellung von  Kohlensäure, die zur Bereitung künstlicher Mineralwasser dient? Der Verbrauch dieser Luxusgetränke, die unter den Namen Sodawasser, gasiertes Wasser im Handel vorkommt, ist ein sehr bedeutender. Fast jede größere Stadt liefert das im Sommer so sehr beliebte, erfrischende Getränk. Graz blieb bis jetzt zurück und sicher wäre die Anlage einer derartigen Fabrik ein rentables Geschäft. An anderen Orten ist man genötigt, die nötige Kohlensäure aus Kreide durch Zersetzen mit Salzsäure darzustellen. Man erhält eine wenig  reine Säure und ein ganz wertloses Nebenprodukt. Der Magnesit gestattet aber  die Anwendung von Schwefelsäure; man  gewinnt nicht nur reinere Kohlensäure und in größerer Menge, als aus einem gleichen Quantum Kreide, sondern braucht zu dem viel weniger Schwefelsäure zur Zersetzung, als dort Salzsäure und was die  Hauptsache ist, es resultiert ein sehr leicht  verwertbares, sehr gesuchtes Nebenprodukt – das Bittersalz. In Frankreich z. B.,  muss man sich  zur Herstellung dieses Salzes des Serpentins (in Steiermark in großer Menge vorkommendes Gestein) bedienen, der aber nur auf umständlichem Weg und mit bedeutenden Kosten dazu verwendet werden kann; dennoch ist die Arbeit lohnend, und hier könnte es,  wie angegeben, als Nebenprodukt gewonnen werden.

In unseren Rübenzuckerfabriken wird bekanntlich zur Entfernung einer Anzahl  fremder Substanzen, die im Zuckersaft enthalten sind, und  um diesen unverändert zu erhalten, Kalkmilch angewandt.  Dadurch bildet sich aber in der Zuckerlösung  eine gewisse Quantität Zuckerkalk, der wieder,  um Verlust zu vermeiden, zersetzt werden muss.  Dies geschieht, wie es Barruel zuerst empfohlen  und Schatten, Michaelis, Kleeberger und Kindler im großen ausgeführt  haben, am besten mittelst Kohlensäure. Man gewinnt sie aus Kreide und Schwefelsäure, oder durch Verbrennen von Holzkohle oder Koks. Wäre hier nicht  Magnesit  und Schwefelsäure das geeignete Material? Da auch durch Glühen der Magnesit seine  Kohlensäure  verliert, so dürfte besonders  das Verfahren  hier empfohlen werden. Die zurück bleibende gebrannte Magnesia würde sich  aber wieder  ganz vorzüglich zur Herstellung von Glaubersalz aus Kochsalz  und Gips eignen. Anthon in Prag gab erst neulich  das Verfahren an. Er bringt Kochsalz mit Gips gebrannter Magnesia und Wasser  zusammen,  leitet unter stetem Umrühren so lange  Kohlensäure ein, bis  Magnesia gesättigt ist, worauf er vom  kohlensauren Kalk  trennt,  abdampft und das Glaubersalz  anschießen lässt.

Auch zur Fabrikation von Bleiweiß nach dem französischen Verfahren konnte die aus  Magnesit auf oben angegebene Art gewonnene Kohlensäure dienen  und hätte der Fabrikant in dem auch in Steiermark vorkommenden Schwerspat zugleich das Material zur Herstellung seiner geringeren Sorten.

Schon der Dolomit – kohlensaurer Kalk und kohlensaure Magnesia -  könnte mit vielem Vorteil, wie es auch  anderwärts geschieht, zu den oben angegebenen Zwecken verwendet werden.  An diesem Gestein ist die Steiermark reich;  mächtige Lager finden  sich nach Anker  bei Saldenhofen, nach  Rolle bei Oberwölz und Rothenfels, ferner  bei Judenburg, Krottendorf usf. Eine Analyse des Dolomites von Oberwölz gab 55 Prozent  kohlensauren Kalk, 44 Prozent kohlensaure Magnesia und etwas Eisen, immerhin  ein schätzenswertes Material zur Kohlensäure-, Bitter- und Glaubersalz-Gewinnung. Dr. Alwens

__QUELLE:__  Industrie- und Gewerbe Blatt, 11. Februar 1864, S 1. ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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