!!!MARIA LANZENDORF



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Um den richtigen Eindruck  von dem idyllisch  Gnadenort  „Maria auf der Heide“ zu gewinnen, ist es geraten,  ihn von Himberg aus zu besuchen.  Das ist m so lohnender, als Himberg eine der ältesten Ortschaften bei Wien ist und auch historisch mit Maria Lanzendorf in gewissem Zusammenhang steht, so beginnt die  historische Betrachtung von  Ant., de Mailly.

Himberg war schon im 11. Jahrhundert genannt und  in einer Urkunde vom Jahr 1094 kommt ein  Marchwardus de Himperch vor. Nach den Chronisten soll der Name „Himperch“ von den vielen Damhirschen herrühren, die in  dieser Gegend sich herumgetrieben hätten. Das Wappen  des Geschlechtes trägt auch einen Damhirschen.  Das Geschlecht starb schon im Jahr 1340 mit Wolfkern von Himberg aus. Ein anderer Chronist vermutet aber, dass der Ort ursprünglich eine Hunnenburg war und davon sein Name abzuleiten wäre. In einigen Urkunden späterer Jahrhunderte wird  Himberg als „Hunnenburg“ bezeichnet, was  auch nicht von der Hand zu weisen wäre. Historisch interessant ist zu erwähnen, dass im Jahr 1411 Herzog Ernst der Eiserne von Steiermark sein Lager im Ort aufgeschlagen hat und die Wiener bekriegte, als diese mit den Ständen den jungen Herzog Albert seiner Vormundschaft entzogen hatten. Von archäologischer Bedeutung ist die alte Kirche von Himberg, die vor etlichen Jahren auf Veranlassung der Zetralkommission restauriert wurde,  wobei die runde  romanische Apsis der älteren Kirche um 1220 bis 1230 von der Mörtelkruste gereinigt wurde. Der ahnungslose Besucher wird von ihren Rundbogenfriesen, den Zahnfriesen und den noch teilweise erhaltenen Wandpfeilern förmlich überrascht. Der Chor der Hauptkirche der polygonal und weist spätgotischen Rippencharakter der Decke auf. Der Turm ist ein starker Quaderbau. Auf dem Platz an Stelle der Schule erhob sich die Burg der Herren von „Hindperch“, wovon jetzt noch sehr spärliche Mauerreste vorzufinden sind. Die Hauptstraße von Himberg wurde beim Rathaus von dem großen Torbogen eines Uhrturmes überwölbt. Leider wurde der alte Bau im Jahr 1885 abgetragen.

In seiner Glanzperiode hatte Himberg nicht weniger als 17 Freihöfe. Einige sind noch erhalten, wie z. B., der Rotenhof, der Falkenhof, früher kaiserliche Falknerei und der Fischhof. Verschwunden ist der Schwerthof, der Zehenthof, der Langhof und der Rumpel oder  Menshengerhof. Am Ende der alten Allee ist die „Krappmühle“ und an der  Moosbrunnerstraße der bekannte Gutenhof, der ein Gartenhaus mit  schönen Fresken besitzt.

Ein herrlicher Weg führt von Himberg nach Maria Lanzendorf. Schon von weitem erblickt man im lieblichen Flachland den Turm der Kirche über den kleinen Vorwald hervorgucken, und je näher  man dem Gnadenort kommt,  desto erwartungsvolleren Eindruck macht die große Kirche mit der  um sie herum gelagerten kleinen Häuserkolonie. Eine kleine Allee  führt uns bis vor die Mauern von ;Maria Lanzendorf.

Da die Wallfahrtskirche die älteste bei Wien ist, ist eine kurze historische Skizze sicherlich willkommen. Es ist, selbstverständlich, dass man die  ältesten Daten mit einer gewissen Reserve aufnehmen muss, da sie höchstwahrscheinlich später einmal  aus der Tradition geschöpft und in die Chronik von Maria Lanzendorf, die ich für meine Zwecke zu Rate ziehe, eingetragen wurden. Nach der Legende soll im Jahr 174 n. Chr., die zwölfte Legion unter Marc Aurel in der Ebene geweilt, ein kleines Bethaus  errichtet haben, das von den Hunnen im fünften Jahrhundert zerstört wurde. Interessant ist es, dass die Sage von einem britischen Prinzen Artur berichtet,  der auf dieser Heide, bei der Kanzelmühle im Jahr 508 eine Kapelle zu Ehren des  heiligen Lukas erbauen ließ. Nach einer weiteren Legende war im 6. Jahrhundert die Frankenfürstin Erentrudis hier und selbst Karl der Große hätte eigenhändig  ein Madonnenbild in der neu  erbauten Kapelle aufgestellt, was natürlich historisch sehr fraglich  erscheint. Sei es wie immer. Tatsache ist es,  dass der Gnadenort ein hohes Alter hat und dass sich hier nach den ausgegrabenen Lanzen und anderen römischen Altertümern zu schließen, ohne Zweifel eine römische Ansiedlung befand.

Nach dem bekannten Chronisten Schmidl wird die „Kapelle   auf der Heide“ schon im Jahr 905 urkundlich erwähnt. Aus dem Jahr  1145 besitzen wir die Nachricht, dass Leopold Khunring, Herr von  Lichtenstein, die von  den Feinden zerbrochene Kapelle wieder aufbauen ließ. Als nun Leopold der Glorreiche mit den Kreuzfahrern in das Heilige Land zog, legte er einen Eid  in der  Gnadenkapelle ab.. Da  sein Wunsch in Erfüllung ging und bei der  Erstürmung von Ptolomais sein Panier das erste auf dem Walle war,  opferte er  nach seiner Rückkehr im Jahr 1101 der Kirche sein blutiges Wams mit dem Schwert  und der Lanze. Diese Gegenstände befanden sich in der Schatzkammer, wurden aber dann in der Burg zum Himberg aufbewahrt. Nach der Tradition, und alte Leute von Himberg wissen es noch zu erzählen, war der Ort mit der Kirche von Maria Lanzendorf mit einem unterirdischen  Gang verbunden,  der zu Kriegszeiten wiederholt benützt wurde. Zur Zeit  der ersten Türkenbelagerung wurden alle Schätze nach Perchtoldsdorf übertragen, wo sie  im 17. Jahrhundert bei einem Brand zugrunde gingen oder möglicherweise von den Türken geraubt wurden.

Erst nach dem Abzug der Türken im Jahr 1683 hörte man wieder Nachrichten von einem Wiederaufbau der Gnadenkapelle und seit dieser Zeit wurde sie von den Gläubigen der Umgebung stark besucht und selbst der kaiserliche Hof zu Laxenburg wurde wiederholt hier gesehen.

Im Jahr 1696 beschloss Kaiser Leopold  I.,  das Kirchlein der Schmerzhaften Mutter Gottes auf der Heide unweit Wien und Hunnenburg, dann zu Maria Lanzendorf genannt, dem Franziskanerorden zu übergeben und ihnen eine Kirche und ein Kloster zu bauen. Kaiserin Eleonora wünschte es, dass die neue Kirche sich über der alten Kapelle wölbte. Der Bau dauerte vom Jahr 1699 bis 1707, und Fürsterzbischof Anton Graf  Harrach weihte die Kirche im Jahr 1708 ein.  Fürst Paul Esterhazy ließ im Jahr 1701  die Gnadenkapelle erneuern und einen neuen Altar errichten. Graf Jakob von  Löwenburg bestritt den  Überzug der  Giebelseite mit Marmor und die Ausführung der Statuen der Heiligen Peter und Paul. Da die  Kirche zu klein wurde, musste sie im Jahr  1727 erweitert werden, so dass dadurch der Gnadenaltar fast in die Mitte der Kirche zu stehen kam. Im  Jahr 1783 wurde der neue, von der Herzogin Maria Theresia von Savoyen gewidmete herrliche Altar aus Salzburger Marmor aufgestellt, eine Kunststeinmetzarbeit, die wirklich  Bewunderung verdient.

Der Wiener Hof hatte bekanntlich im 17. und  18. Jahrhundert auf der Heide mehrere Jagdschlösser, Altkettenhof, Kaiser Ebersdorf, Fischamend, Ebreichsdorf usw.,  und im Winter wurde die Heide mit dem Schlitten durchfahren. Bei solchen Gelegenheiten besuchte der Hof häufig Maria Lanzendorf. Kaiser Josef I.,  pflegte sogar mit den Ordensbrüdern im Refektorium des Klosters zu speisen, und in der kleinen Chronik finde ich eine  Anekdote, die ein Zeugnis der Güte und Leutseligkeit dieses Fürsten gibt. Die Fratres buken  nämlich kleine Kuchen, die Placentules, wie sie  sie nannten, die dem Kaiser außerordentlich schmeckten, so dass er stets einige Kuchen mitzunehmen pflegte. Einmal wandte sich  der Pater Guardian an den Kaiser  mit der Bitte, das Kloster mit einem Holzdeputat aus den kaiserlichen Fürsten zu beglücken, worauf der Kaiser lächelnd erwiderte, dass sie so viele Klafter Holz  bekommen werden, als er diesmal von ihren  Kuchen mitgenommen habe. Kurze Zeit darauf  erhielt das Klosterkonvent eine Anweisung auf ein jährliches Holzdeputat von 80 Klaftern. Wenn Kaiser Josef I.,  bei den Fratres übernachtete, so pflegte er unter seinem Strohsack einen Beutel voll von Dukaten zurück zu lassen.

Solange Maria  Theresia in Laxenburg weilte, besuchte auch sie fast täglich den Gnadenort  auf der Heide, und Franz von Lothringen soll sogar wiederholt bei der von den  Klosterbrüdern gepflegten Kirchenmusik mit gewirkt haben.

Im Jahr 1784 wurde Maria Lanzendorf zur Pfarre erhoben. Im Jahr 1793 bis zum Jahr 1823  findet man im Klosterregister keinerlei Aufzeichnungen. Aus dieser Periode ist es bekannt, dass im Jahr 1793 das 600jährige Stiftungsfest von der „Sebastianibruderschaft“, gegründet 1193  von dem Palästinapilger Lukas Kilian Rausch aus Brunn am Gebirge gefeiert wurde und dass  im Jahr 1809 die Konventualen genötigt waren, vor den französischen Truppen die Flucht nach Wien  zu ergreifen. Auch damals wurde die Kirche geplündert.

Seit dem Jahr  1825  wird das Klosterregister von den in Maria Lanzendorf  residierenden Franziskanern weitergeführt. Eine interessante Aufzeichnung findet man im Jahr 1859, nach welcher  in den Monaten Mai und Juni die unvergessliche Kaiserin Elisabeth täglich den Gnadenort besucht hat.  Später besuchte auch Kronprinzen Witwe Stephanie diesen Gnadenort.

Die barocke Kirche ist sehr groß und macht  einen gefälligen Eindruck. Das Innere ist reichlich dekoriert und sowohl  die Deckengemälde als die Altarbilder sind von dem bekannten Wiener Maler Michael Rottmayer. Die vier türkischen, von Eugen von Savoyen im Jahr  1715  erbeuteten Fahnen schenkte Karl VI.,  dem Kloster. Dem Pilger fallen  die beiden schönen Grabdenkmäler auch auf:  Fürstin Eva von Esterhazy, gestorben 1716, eine große Wohltäterin, und Anna A. Cr.  Kath., von  Lopresti. In der Mitte  der Kirche befindet sich die  bereits erwähnte Gnadenkapelle, an deren Stelle das ursprüngliche  Kirchlein stand. Der Marmoraltar verdient wegen seiner feinen Ausführung besondere Aufmerksamkeit. Die Außenwände der Kapelle werden von sieben im Jahr  1746 von Jakob Michl gemalten Bildern geschmückt und stellen teils legendäre, teils historisch beglaubigte  Begebenheiten dar, die in der Chronik von Maria Lanzendorf aufgezeichnet sind und bereits erwähnt wurden. Besonders interessant  ist die Inschrift:  „Denkh. Geschichten von dem Altertum  dieser Kapelle, welche  all hier auf dem Schotter hervor gegraben worden von Leopold Khunring, Herren von Lichtenstein Anno  1145.“ Dann folgt die lateinische  Übersetzung. Die kleine Chronik  verzeichnet, dass diese bildlichen Darstellungen mit den schriftlichen Mitteilungen auf vier sehr alten Pergamentblättern übereinstimmen, die im Jahr 1744 von Dominik Rausch von Traubenberg  aus dem Archiv seiner zu Brunn am Gebirge begüterten Voreltern dem Orden  geschenkt wurden. Besonders reich ist die Wallfahrtskirche an Votivbildern. Maria Lanzendorf war ja  einmal ein so stark besuchter  Gnadenort, dass am  Karfreitag oft über 8000 Pilger sich dort einfanden. Im Kirchhof steht die  Heilige Grabkapelle nachgemacht, der zu Jerusalem, und der Kalvarienberg, der im Jahr 1600  von einem Frater erbaut wurde. Außerdem stehen dort einige Heiligenstatuen und vor dem Hauptportal eine Säule mit der Immakulata.

An die Kirche ist das Kloster  mit seinen weiten Korridoren angebaut. Der Konvent enthält einige schöne Möbel aus der Empire und Biedermeierzeit und bemerkenswerte italienische Stiche. In der Kanzlei des äußerst freundlichen Pater Guardian fällt mir ein alter Schreibtisch und eine reizende Stockuhr auf,  eine nette Überraschung für Antiquitätenschwärmer, Pater Guardian zeigte mir auch den großen Klostergarten mit dem barocken Gartenhaus, das noch gut erhaltene Stukkaturen besitzt. An stillen Abenden dürfte der schöne Garten mit der dahinter aufstrebenden Gnadenkirche das ergreifendste Stimmungsbild für den Frommen im Glauben und im Herzen  geben.

__QUELLE:__  Niederösterreichische Grenzbote, 4. Mai  1913, S 1, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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