!!!MARIA  THERESIA UND LANDWIRTSCHAFT





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Das großartige Fest, das sich anlässlich  der feierlichen Enthüllung des durch die  Pietät Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I.,  dem Andenken an die große  Kaiserin-Königin  gewidmeten Kolossaldenkmals in unserer prächtigen Reichshaupt- und Residenzstadt Wien abspielen wird, gibt auch den Landwirten Österreich-Ungarns den froh begrüßten Anlass, der unvergesslichen hohen Frau der „Mutter des Vaterlandes“, wie sie schon  auf Denkmünzen ihrer Zeit genannt worden, dankbarst zu gedenken, der Monarchin, die sich der Erinnerung ihrer Völker unauslöschlich eingeprägt.

Auch die Landwirte Österreich-Ungarns haben den besten Grund, diesen Festtag mitzufeiern mit allem Hochgefühl nicht nur der Patrioten, sondern auch mit dem des speziellen Dankes für die hervorragende Betätigung Maria Theresia an dem Fortschritt Österreichs auf dem  agrikolen Gebiet.

Schon der Zeitgenosse Maria Theresias, der Franzose Fromageot, sagt diesbezüglich in seiner Überschau der Ereignisse in Österreich unter der großen Kaiserin bis zum Jahr 1776: „Der  Ackerbau und die Handlung sind zwei große Hilfsmittel, ein  Reich blühend zu machen. Nach Ende des Krieges heftete Maria Theresia  einzig ihre Gedanken auf  diese zwei Gegenstände. Ihre erste Sorgfalt hatte sich auf  den Ackerbau bezogen, welche den wahren Reichtum eines Staates ausmacht, und sie hatte die Notwendigkeit empfunden, ihn in Aufnahme zu bringen,“

Im Zusammenhang mit ihrem Grundsatz, dass die Bauernschaft „die Grundlage und die größte Stärke des Staates sei“, wandte Maria Theresia ihre Sorgfalt der Landwirtschaft in allen ihren Zweigen zu.

Da die neu gegründete  „Volksschule“ Maria Theresias doch nur erst in der Zukunft ihre Früchte tragen konnte, die Kaiserin  aber so rasch als möglich auch auf dem Gebiet der Volkswirtschaft mit ihren Völkern vorwärts kommen wollte, so sollte eine rationelle Bodenwirtschaft  vor allem schon dem gegenwärtigen Geschlecht  die Früchte der herrschenden Aufklärung sichern. Dies sollte auf dem Weg der Vereinigung geschehen, und es sollten sich eben vorerst die Männer von Geist und Bildung, die ein jedes Land auftreiben konnte, zusammentun, um das Beste des Landes in dieser Richtung zu fördern.

Im  Jahr 1767 forderte Maria Theresia die damals lebenden praktischen Landwirte und die  Gelehrten des Faches auf, sich zur Förderung der Landwirtschaft in „Gesellschaften“ zu vereinigen.

Überall folgte man dem Rufe der Kaiserin willig und  überzeugt, und die heute  noch blühenden k.k. Landwirtschaftsgesellschaften führen ihre Entstehung zumeist auf die Tage der großen Kaiserin zurück.

Wie Maria Theresia  speziell den Ackerbau hoch hielt und schützte, dafür spricht wohl deutlicher als alles ihr  Gesetz zur Eindämmung des Schwarzwildstandes, das in ungezügelten Massen den Ackerbau arg geschädigt hatte. Im Eingang dieser ihrer für den Landmann so wohltätigen Verordnung von  1770 sagte Maria Theresia wörtlich wie folgt:

„Gleichwie Unsere Landesmütterliche  Vorsicht immer dahin gerichtet ist, den  Nahrungsstand Unserer getreuen Unterthanen zu verbessern und alles dasjenige, was selbigem, wie auch der  Landescultur auf irgend einige Weise  nachtheilig sein kann, abzuwenden, als haben  wir insonderheit den großen Schaden in Erwägung, welcher dem fast allein von saurer Bearbeitung seiner Grundstücke lebenden armen Landmann durch das mehrere Orten  hegende  übermäßige Wild, vorwiegend aber das Schwarzwild zugehet usw.“

Es folgen nun die  auf die  Einschränkung des übermäßigen  Wildstandes abzielenden Verordnungen, in erster Linie die Verordnung, das dem Landmann so schädliche Schwarzwild nur in  verschlossenen, gegen allen Ausbruch wohl verwahrten Tiergärten  zu hegen.

Hatte  Maria Theresia die Landwirtschaft in weitem Sinn schon durch die Anregung zur  Bildung von Landwirtschaftsgesellschaften  mächtig gefördert und außer der oben zitierten Verordnung wegen der Eindämmung des übermäßigen Wildstandes,  durch die Freigebung des  Handels mit  Lebensmitteln uam., ganz  bedeutend gehoben, so tat sie 1771 noch einen epochalen Schritt in dieser Richtung vorwärts. Rautenstrauch, der Fortsetzer von  Fromageot Jahrbüchern der Regierung Maria Theresias, schreibt nämlich  zu diesem Jahr als besonders bemerkenswert: „Zum Vorteil jener,  die sich der Landwirtschaft widmen oder einst Wirtschaftsämter bekleiden wollen, wurde durch eine öffentliche Nachricht vom 4. Mai die  beschlossene Einführung einer Schule der Landwirtschaft anzeigt,  worin die Theorie davon  gelehrt,  auf einer bestimmten Herrschaft  aber die  praktische Anweisung derselben in allen ihren Teilen gegeben  werden sollte. Um eine glückliche Wahl eines geschickten Lehrers  der Theorie zu treffen, wurden alle diejenigen, deren Fähigkeit hinlänglich war, eingeladen, sich um dieses Amt  zu bewerben , mit der  Verheißung des Titels eines k.k.  Professors der Landwirtschaft, nebst einem jährlichen Gehalt von 1000 Gulden.“

Diese „Nachricht“, ausgegangen von der niederösterreichischen Regierung (enthalten im Archiv des  Ministerium des Inneren).

Die Fassung dieses Dokumentes zur Kreierung einer landwirtschaftlichen Schule für Theorie und Praxis spricht deutlicher als alles für den Geist, der,  ausgebend von der Monarchin selbst, in den Regierungskreisen ihrer Tage zu Gunsten der Landwirtschaft herrschte, für den  Geist der  wohlwollenden Förderung dieses so wichtigen Zweiges der  Volkswohlfahrt!

Neben dem Ackerbau waren es aber ganz vorzüglich die Bienenzucht und die Schafzucht, die sich  der wirksamsten Hebung seitens der großen Kaiserin zu  erfreuen hatten.

Für  die Schafzucht wurde 1772 „ein erfahrungsmäßiger Unterricht, wie die  Schafe durch gute Pflege zur vollkommenste Art gebracht und bei solcher erhalten werden  können“ öffentlich bekannt gemacht, und 1775 beschloss Maria Theresia „um diese in verschiedenen Ländern so große Vorteile abwerfende  Zucht auch auch in den Erbländern in Flor zu bringen, durch mehrere Jahre den die Schafkultur liebenden Besitzern edles Schafvieh unentgeltlich auszuteilen, nur  damit nach künftig festzusetzenden Grundsätzen durch  Herausgabe einer gleichen  Anzahl jungen Nachwuchses die Absicht auch unter dem Bauernvolk verbreitet und die Landeswolle durch ein allgemeines sich an alle deutsche und ungarische Provinzen erstreckendes Mittel verbessert werde.“ Um hierin in der Folge auszulangen, wurde  ein eigener Ort an der Carolinenstraße Mercopail   gewählt, wo an eine zureichende Pflanzschule  durchgängig  von spanischem und paduanischem Schafvieh  unterhielt und die junge Abstammung  in dem  zweiten Jahr zur Austeilung versandt.

Zur  allmählichen Verbreitung der Bienenzucht,  „diesem wichtigen Nahrungszweig,  bei dem mancher fleißiger Untertan die reinste und sicherste Quelle für seine und des Staates Erfordernisse findet“, hatte die Kaiserin im Frühjahr  1775 auf Kosten des Aeras in  Wien eine Hauptlehranstalt errichtet,  welche im Garten des Belvedere allen Lernbegierigen offen war, um dort unentgeltlich alle  nötigen Kenntnisse theoretisch und praktisch zu erlernen. Der berühmte Krainer Bienenzüchter Janische wurde als Lehrer berufen und  er trug, da er nur des krainischen Idioms mächtig war,  mittels eines Dolmetschers vor. Eine untergeordnete Bienenschule wurde weiter in einem anderen  Teil Niederösterreichs und noch eine andere gleichartige in  Mähren errichtet, überdies wurde, zu  größerer  Anregung für die Bienenzüchter,  die Bienenzucht von allen Zehenten freigesprochen.

Zur Verhütung der Teuerung in ihren Ländern erließ Maria Theresia 1770 die Verordnung, dass alles Getreide, welches in ihren Staaten eingeführt würde oder darin zirkulierte, von allen Abgaben frei sein solle.

So tat Maria Theresia im Geiste ihrer Zeit und mit weiser Benutzung der gegebenen  Verhältnisse alles, um die Volkswohlfahrt in ihrem Reich nach allen Richtungen hin zu fördern, und hat dabei, wie wir  in kurzer Überschau in Erinnerung gebracht zu haben glauben, stets in erster  Linie auch den einen Hauptfaktor derselben -  die Landwirtschaft unentwegt im Auge behalten. P. Von Radics

__QUELLE:__ Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 12.  Mai 1888, Seiten 1, und  2, ANNO Österreichische Nationalbibliothek


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