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Dienstag, 11. September 2001 - Versuch einer Chronologie
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Von Ernst Zentner

Der nachfolgende Beitrag ist kein Essay im üblichen Sinn, sondern eine zwanglose Aufeinanderreihung der Ereignisse des 9/11. Die Notizen erfolgten roh auf einem kleinen I..-Notebook als gewöhnliche txt-Datei. Ich wollte mit diesem Material ein eigenes Essay erstellen. Nachdem ich erkannte, dass damals um 15.00 Uhr MESZ ein beängstigender Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte begonnen hatte, schrieb ich alles spontan auf.
Wien. Ein sonniger wíndiger Tag. Ich beobachtete den Anfang einer Folge aus der US-amerikanischen TV-Serie über eine Weinhauerfamilie ("Falcon Crest", mit Jane Wyman). Am unteren Bildrand erschien ein Insert "Flugzeug stürzt in Turm des WTC in New York". Ich dachte damals, es wäre eine dieser tragischen Flugzeugkatastrophen.

WTC South Tower - Terroranschlag 11. September 2001 - Foto: Robert, Wikipedia Commons - Gemeinfrei
WTC South Tower - Terroranschlag 11. September 2001 - Foto: Robert, Wikipedia Commons - Gemeinfrei

Eine Unterbrechung folgte mit visuellen Einstieg des qualmenden Turm. Wenige Sekunden später durchschlägt ein anderes Flugzeug den zweiten Turm ...
Hier die Notizen und Ereignisse. Sie begannen eine Woche vor dem jüdischen Neujahrsfest und einen Tag vor dem 12. September - den 318. Jahrestag der Belagerung Wiens durch die Osmanen. Und der allgemeine Schulbeginn war auch schon vorüber:

2001 September 11, Dienstag -- Unfassbare, furchtbare Serie von Terroranschlägen in New York und Washington. Schwerster Terroranschlag in der Menschheitsgeschichte in Friedenszeiten. Schöner Spätsommertag. Eine in Boston unerkannt (!) entführte Boing 767 der American Airlines mit 156 Passagieren wird bewusst in den ersten (Nord)Turm des 411 Meter hohen World Trade Center gesteuert. Gewaltige Explosion um 08.48 Uhr (14.45 MESZ) im obersten Teil des Turmes. 18 Minuten später fliegt zweites kleineres Flugzeug mit 93 Passagieren in den zweiten (Süd)Turm des 411 Meter World Trade Centers. Ebenfalls gewaltige Explosion. Beide Türme stehen in Flammen und riesigen Rauchwolken. Normalerweise arbeiten im Gebäude 30.000 bis 40.000 Menschen. Die Geschehnisse werden direkt über TV (CNN) in alle Welt übertragen. US-Präsident George W. Bush - er weilt bei Besuch in Texas - in eilends einberäumter Pressekonferenz: "Schwerer Moment für Amerika ... Nationale Tragödie ... verbrecherischer Anschlag ... Terrorakt ... Flugzeug stürzt in World Trade Center ... Terror in unserem Land hat keine Chance. Lassen sie uns einen Moment in Stille verbringen ... Gott möge die Opfer segnen ..." Er spricht von Terroranschlag, verspricht den Opfern und Angehörigen beizustehen und die Urheber zu jagen und vor Gericht zu bringen. Die Palästinenser-Organisation DFLP lehnt Urheberschaft ab. In der Zwischenzeit wird das Pentagon (US-Verteidigungsministerium) durch Flugmaschine attackiert und steht in Brand. Der vierstöckige Bereich ist zusammengestürzt und besaß ursprünglich die Abteilung ranghöchster Offiziers. Im Pentagon arbeiten bis zu 24.000 Menschen. US-Militär schießt vermutlich feindliche Flugzeug auf Anflug auf das brennende Pentagon ab. Später wird diese Meldung dementiert. Abfangjäger kommen, wie später berichtet wird, um Minuten zu spät zum Einsatz. Sie konnten die Anschläge weder in New York noch in Washington verhindern. Evakuierungsaktionen im Gange. Das Weiße Haus wird das erste Mal in der US-Geschichte evakuiert. In der Nähe des Kapitol angeblich Bombenexplosionen. Das State Departement (Außenministerium) steht ebenfalls nach Autoexplosion in Brand. Später heißt es, es sei nicht geschädigt worden, lediglich kurze Zeit später wird es evakuiert. Sämtliche Flughäfen in den USA werden gesperrt. Ebenso die Brücken von und nach Manhattan. Nach einer halben Stunde stürzt erster Turm ein, nach einer weiteren halben Stunde der zweite Turm ein (16.30 Uhr MESZ). 500.000 Tonnen Stahlkonstruktion versinken inmitten einer Wolke von Betonstaub und Trümmern. Nicht unähnlich einer Wolkenformation von einem Vulkanaussbruch. Augenzeugen berichten von Menschen, die aus Fenstern des Gebäudes gesprungen. Vielleicht über zehntausend oder fünfzigtausend oder mehr Tote. Darunter wohl auch sämtliche Rettungsmannschaften. UNO-Hauptquartier in New York wird geschlossen. Sitzungen werden ausgesetzt. UNO verurteilt Terroranschlag. Schock in den USA. Erinnerungen an den Anschlag in Oklahoma werden wachgerufen. USA wird im Nervenzentrum der wirtschaftlichen und militärischen Macht empfindlich getroffen. In Erwartungshaltung vor mögliche weitere Anschläge. Öffentliche Leben steht in New York und Washington. Zehntausende Hilfskräfte im Einsatz. Tausende Verletzte und Tote. Manhattan von einer zentimeterdicken Zementsand- und Rußschicht bedeckt
Pentagon steht weiterhin in Brand, 20.000 Menschen werden evakuiert. Verteidigungsminister Donald Rumsfield hat Anschlag im Pentagon überlebt. Die Trümmer beider Gebäude stehen weiterhin in Rauchschwaden. Ausnahmezustand in New York und Washington. New Yorks Bürgermeister ordnet totale Evakuierung Manhattans an. Chaos und Verzweiflung.
US-Präsident Bush - derzeit auf Tour in Texas - warnt auf dem Luftwaffenstützpunkt Nebraska: "Gegner ohne Gesicht ... Macht keine Fehler! Die USA werden die Verantwortlichen jagen und zur Verantwortung ziehen ... Wir werden auch die bestrafen, die den Terroristen Unterschlupf gewähren ... Lasst uns für die Opfer beten ... Die Einheit der Nation ..." Danach begibt er sich an einem geheimgehaltenen Ort.
US-Außenminister Colin Powell "Wir werden niemals erlauben den Geist der Demokratie zu zerstören ... Wir sind eine starke Nation, die an sich glaubt ..."
US-Präsident Bush in Florida: "Heute haben wir eine nationale Tragödie erlebt ... schwierigen Moment für Amerika ... Der Terrorismus gegen unsere Nation wird nicht siegen ... Ich habe mit dem Vizepräsidenten, dem Gouverneur von New York und dem Direktor des FBI gesprochen, und ich habe angeordnet, dass sämtliche Mittel der Bundesregierung in die Hilfe für die Opfer und ihre Familien fließen. Ich habe auch angeordnet, diejenigen aufzuspüren, die diese Tat ausgeführt haben ... Möge Gott die Opfer, deren Familien und Amerika segnen ..." Bush in Louisana: "Heute ist die Freiheit selbst von einem gewissenlosen Feigling angegriffen worden. Die Einheit unserer Nation wird auf die Probe gestellt. Wir werden die Freiheit verteidigen. Täuschen Sie sich nicht: Die Vereinigten Staaten werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen ... Die USA werden die Verantwortlichen für diese feigen Taten jagen und bestrafen. Wir haben alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um das amerikanische Volk zu schützen. Unsere Streitkräfte auf der ganzen Welt sind in hoher Alarmbereitschaft. Wir haben die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um unsere Regierungsarbeit fortzusetzen. Wir haben Gespräche mit der Spitze des Kongresses und den politischen Führern in der ganzen Welt geführt und ihnen versichert, dass wir alles Notwendige tun, um Amerikaner zu schützen. Ich bitte das amerikanische Volk, mit mir all jenen zu danken, die hart daran arbeiten, unsere Mitbürger zu retten und ihre Familien zu schützen. Die Entschlossenheit unserer großen Nation wird hier auf die Probe gestellt. Doch täuschen Sie sich, wir werden der Welt beweisen, dass wir diese Prüfung bestehen. Gott segne Sie." Außenminister Colin Powell in Lima (Treffen der Organisation Amerikanischer Organisationen): ".. große Tragödie ..." Früherer Vizepräsident Al Gore in Wien (ursprünglich zur Eröffnung der Technologiemesse Iifabo in Wien angereist): "Das war ein koordinierter Angriff auf die USA. Das ist ein unaussprechbar böser Akt, und mein Herz ist bei den Opfern und deren Angehörigen." Islamischen Organisationen in den USA verurteilen: ... auf schärfste ... derartiger unmoralischer Aktionen ..."
USA sperren Grenze zu Mexiko
Kanada sperrt Luftraum. Israel sperrt Luftraum. Blair lässt Luftraum über London sperren.
Ein Flugzeug stürzt in Pennsylvania ab. Ein viertes Flugzeug stürzt bei Pittburg ab. Maschinen, mit je zweihundert Personen an Bord. Die besagte Maschine hatte als Ziel Camp Davids, den Sommersitz des US-Präsidenten.
Noch vor dem Absturz der Maschine bei Pittsburg kann Insasse mittels Bordtelefon seine Verwandten anrufen und mitteilen, dass sie entführt werden.
Ein Anrufer aus einem der Flugzeuge teilte mit, dass sie gekidnappt wurden, dass es eine Detonation an Bord gegeben hatte. Vier Flugzeuge mit insgesamt 264 Passagieren wurden in einer konzertierten Aktion entführt. Die Piloten "ausgeschaltet" und durch Selbstvernichtungskommandos ersetzt. Vermutlich gilt diese Aktion von langer Hand und Zeit und mit ungeheuren finanziellen Einsatz vorbereitet wurde. Verdächtigt wird Milliardär Osama bin Laden, der jedoch jegliche Verantwortlichkeit vehement ablehnt.
Reaktionen in aller Welt mit Entsetzen. Palästinenser-Präsident Yassir Arafat geschockt und mitfühlend.
Bundespräsident Klestil übermittelt US-Präsident Bush fernschriftlich Anteilnahme: "... furchtbare Katastrophe ... Anschlag auf die Menschlichkeit ... Handeln der Staatengemeinschaft ..." - Außenministerin Ferrero-Waldner: "... Tragödie für Vereinigte Staaten und für die ganze Welt." Außenministerin erklärt, Österreich trauere mit und hoffe, dass nur wenige Menschen, unschuldige Menschen ums Leben gekommen seien. Österreichs Bundeskanzler und Vizekanzlerin drücken ihren Abscheu aus. Schüssel: "Verbündeter Amerikas". Riess-Passer lässt Luftraum über Wien sperren - kein Flugzeug darf über die Wiener Innenstadt fliegen
Solidaritätswelle für USA. Großbritanniens Premier Blair: "... schockierendes Ereignis, das Amerika heimgesucht hat, das Tausende unschuldige Menschen das Leben gekostet hat ... ausgesprochen schönes Gebäude ... Dieser Terror wird verursacht von Fanatikern, die keinen Respekt vor Menschenleben haben ..." Jacques Chirac: "... monströse Terror ... Das ganze französische Volk stehe in ihrer [Amerika] Seite ... Der Terror muss bekämpft werden ..." Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder: "Uneingeschränkte Solidarität zur USA ..."
Papst Johannes Paul II. gedenkt der Opfer und bezeichnet den Anschlag als Werk "teuflischer Mörder". Radio Vatikan meint, die Welt steht vor einem entscheidenden Phase der Geschichte. In Moskau Krisensitzung. Russland-Präsident Wladimir Putin: "Unmenschliche Reaktionen müssen bestraft werden." In Russland herrscht Sorge vor Anschlägen. Österreichs Innenminister Ernst Strasser: "Neue Form des Krieges."
Taliban-Außenminister verurteilt bei Pressekonferenz in Afghanistan den Terroranschlag auf die amerikanischen Hochhäuser Israel schließt in aller Welt seine Botschaften, sperrt seine Luftoberhoheit. Israel bietet Katastrophenhilfe, vielleicht Entsendung von Bergungsmannschaften. Israel hält sich betroffen zurück. Außenminister Peres verurteilt Terrorismus meint, USA sei der einzige Staat der Welt, der den Terror Einhalt gebieten könne ...
In Österreich werden US-Einrichtungen verstärkt geschützt, ebenso der Flughafen Schwechat, besonders US-Maschinen Urhebersuche beginnt. Selbstvernichtungsanschläge. Seit Pearl Habour (1941) die schwerste Demütigung der USA. Psychologischer Schaden der USA. Ursache dürfte in der US-Außenpolitik zur Nahostpolitik liegen. US-Präsident George W. Bush zog sich aus der Nahostpolitik zurück, und vertrat die Auffassung Israelis und Palästinenser sollen ihr Problem selber lösen.
Bislang kein Bekenner ... Kenner mutmaßen Osama Bin Laden als Urheber. Bin Laden verübte 1998 auf US-Einrichtungen in Afrika schwere Terroranschlägte. US-Präsident Clinton gab damals Befehl Bin Ladens Stützpunkt in Afghanistan und einer Pharmazeutika-Fabrik, die als Giftgaserzeugungsproduktionsstätte vermutet wird, zu bombardieren
Folgen auf die Weltpolitik noch unabsehbar. Von diesem Zeitpunkt an Umorientierung in der Weltpolitik
Aktien- und Kursstürze an den US-, EU- und asiatischen Börsen. Goldpreis gestiegen. Ölpreis gestiegen. Panikreaktion werden noch ungeklärte Langzeitreaktionen an der US-Wirtschaft zur Folge haben
Die militärischen und psychologischen Auswirkung sind unabsehbar. Vermutlich werden USA Vergeltungsmaßnahmen vorbereiten. Schock und Zorn in USA -- Im Wiener Stephansdom zelebriert Kardinal Christoph Schönborn Trauergottesdienst für den am 2001 Juli 25 verstorbenen Alt-Bundeskanzler Klaus. Während des Gottesdienstes wird der Opfer von New York und Washington gedacht -- Noch am Abend kehrt US-Präsident Bush wieder ins Weiße Haus in Washington zurück -- Israel startet noch in der Nacht Panzerangriffe an den Palästinenserstellungen -- In Wien wird IFABO eröffnet -- In Österreich attackiert psychisch gestörter Mann im religiösen Wahn seine Lebensgefährtin. Der Mann wird in Haft genommen -- Herbstlich sonnig und windig

Quellen:

Eigene Beobachtungen und Recherchen (Live-TV-Sendung), TV (weitere Nebenberichte usw.), Hörfunk, damalige Tageszeitungen etc.

Nachwort

Ich war einige Tage später im Lesesaal des Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien. Es war ein sonniger Tag. Wochenendestimmung lag in der Luft. Plötzlich das ungewöhnlich brutale Geknatter eines Verkehrsüberwachungshubschraubers direkt über dem Gebäude ... Ich dachte an einen möglichen Nachahmungstäter. Nun so interessant war das Gebäude auch nicht ...

Und heute terrorisiert uns ein Virus ... und das wohl für Jahre.



Ernst Zentner 2001/2021