!!!Goethe in Wien, eigentlich Goethe und Wien
Von Ernst Lanz

Von einem Wien-Aufenthalt des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ist nichts überliefert worden und auch nichts verbürgt. Hierorts gibt es nur das Goethe-Denkmal an der Ringstraße, die Goethebüste, Goethedenkmal, Goethegasse, Goethehof, Goethemuseum, Goetheplatz, Goethestraße sowie Cafe Goethe usw.

Überspitzt gesagt, stellte die Goethe-Farbenlehre zu Wien einen Bezug her, und zwar das "Schönbrunner Gelb". Nach der Farbenlehre würde das erwähnte Gelb dem Licht am Tag am nächsten kommen. 

Um es vorweg zu nehmen. Goethe war niemals in Wien gewesen. Obwohl er eine umfangreiche Reisetätigkeit entwickelt hatte, besaß er eine gute Beziehung zu Wien. Und die sah als Korrespondenztätigkeit mit zwei Personen aus: Grafen Harrach. Vor allem: __Karl Borromäus Graf von Harrach zu Rohrau und Bruck__ (1761-1829), dieser war Naturforscher und ein vorbildlicher Arzt. Dessen älterer Bruder __Johann Nepomuk Ernst Graf Harrach__ (1756-1829), der Begründer der berühmten Gemäldegalerie des Hauses.
[{Image src='Johann_Melchior_von_Birkenstock.jpg' height='270' class='image_right' caption='Johann Melchior von Birkenstock, österreichischer Politiker, kaiserlicher Hofrat und Schulreformer, Gemälde von Friedrich Heinrich Füger, 1809/10 - Ausschnitt eines Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Johann Melchior von Birkenstock, österreichischer Politiker, kaiserlicher Hofrat und Schulreformer' width='212'}]
Auch mit einem Hofrat namens __Johann Melchior Edler von Birkenstock__ (1738-1809), ein Wiener Kunstsammler und Freimaurer, unternahm Goethe briefliche Kontakte. Zumeist hatte der deutsche Dichter sie alle während der Kur in Karlsbad kennengelernt und mit ihnen weitere Kontakte vereinbart.
[{Image src='Ottilie_von_Goethe.jpg' height='400' class='image_left' caption='Ottilie von Goethe geb.von Pogwisch. Kreidezeichnung von Heinrich Müller nach einer Bleistiftzeichnung von H. Junker, um 1820? - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Ottilie von Goethe' popup='false' width='322'}]
Auch über die Schwiegertochter __Ottilie von Goethe__ (1796-1872) und Enkelin Alma (1827-1844) - sie starb an Typhus - hatte Goethe Bezugspunkte zu Wien. Um 1835 bis 1866 lebte vornehmlich in Wien Ottilie von Goethe (Danzig 1796-Weimar 1872). Wohnung hatte sie zuerst in der Renngasse 8 und dann Mölker Bastei 10. Eigentlich hieß sie Ottilie von Pogwisch. Zeitlebens verteidigte sie das Werk ihres Schwiegervaters gegen seine Gegner. Obendrein hatte sie in Wien einen eigenen Intellektuellenkreis geschaffen. Ottilie von Goethe war befreundet mit der deutsch-österreichischen Schriftstellerin __Auguste von Littrow__, eine frühe Frauenrechtlerin, und mit ihrem Ehemann __Karl Ludwig von Littrow__, einem angesehenen Astronomen. Ottilie unterhielt mit dem anerkannten Arzt und Medizinhistoriker __Romeo Seligmann__ eine tiefe Freundschaft.\\
[{Image src='Karl_Ludwig_von_Littrow_und_seine_Ehefrau_Auguste.jpg' height='270' class='image_right' caption='Astronom Karl Ludwig von Littrow und seine Ehefrau Auguste von Littrow, eine Frauenrechtlerin des 19. Jh.s. Josef Danhauser, Öl auf Karton, 1841; Wien Museum - Foto: Yelkrokoyade, Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Astronom Karl Ludwig von Littrow und seine Ehefrau, die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Auguste von Littrow' width='203'}]
Zwei Jahre vor ihrem Tod kehrte sie nach Weimar in das Wohnhaus ihres Schwiegervaters zurück.

Ein österreichischer Hofhistoriograph namens __Joseph von Hormayr__ (1781-1848) verehrte den Dichterfürsten und widmete ihm die neunbändige Geschichte Wiens ("Wiens Geschichte und seine Denkwürdigkeiten", 1823-1825).
[{Image src='Josef_von_Hormayr.jpg' height='270' class='image_left' caption='Joseph von Hormayr, Hofhistoriograph, Lithographie von Ignaz Fertig, 1850 - Foto: Peter Geymayer, Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Joseph von Hormayr' width='246'}]
Wie wir sehen hatte Goethe in Wien ein gutes Netzwerk wissenschaftlich tätiger Menschen. Jahrzehnte später wurde der Wiener Goethe-Verein gegründet (1878).

Aber etwas ist erstaunlich: Mit einem Menschen hatte Goethe keine gute Beziehung gehabt: __Franz Schubert__. Anfang Juni 1825 sandte Schubert Kompositionen von Texten des Dichterfürsten und ein Begleitschreiben nach Weimar. Der Wiener Liederfürst wünschte sich von Goethe, der damals - und auch heute - als intellektuelles Genie galt, Anerkennung. Goethe entstammte einen anderen Kulturkreis und Musik war nicht so seine Stärke. Auch das fortgeschrittene Alter des Dichters dürfte die Tiefe der zeitentrückten Tonkunst Schuberts unterschätzt haben. Erst später begriff er die Vertonung des "Erlkönig" als ansehnliche Melodie, die sich ihm erst durch eine korrekte Interpretation mit Mühe erschlossen hatte.

Zwei Denkmäler versetzen uns fast von Wien nach Weimar - aber nur im symbolischen Sinne. Das wuchtige Goethedenkmal an der Ringstraße und weit gegenüber das Schillerdenkmal am Schillerplatz vor der Akademie der bildenden Künste. Und doch ist Johann Wolfgang von Goethe in Wien?

Copyright Ernst Lanz 2018-2019

__Siehe bitte auch__

> [AustriaWiki/Johann Wolfgang von Goethe|AustriaWiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe]

> [Wiki/Ottilie von Goethe|https://de.wikipedia.org/wiki/Ottilie_von_Goethe]

> [Geschichte Wiki Wien/ Ottilie von Goethe|https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ottilie_von_Goethe]

> [Leo Grünstein, Ottilie von Goethe und ihr Wiener Freundeskreis. Zum 65. Todestag - 26. Oktober. In: Wiener Zeitung, Sonntag, 24. Oktober 1937, Sonntagsbeilage der Wiener Zeitung, Seite 2-3|http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=19371024&seite=20&zoom=33]















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