!!!Ludwig van Beethoven - "wie ein Verbannter muß ich leben" - Triumph und Tragik eines Musikgenies
Von Ernst Zentner\\

%%hidden
%%strike IM AUFBAU/%
%%

[{Image src='Beethoven.jpg' class='image_left' caption='Tam Tam Tam Taaa - Das ist ein farbiges, idealisiertes Porträt des Jahrtausendmusiker Ludwig van Beethoven. Hier komponiert er seine "Missa Solemnis" (1823). Jedenfalls sieht er merkwürdig aus … Öl auf Leinwand, Joseph Karl Stieler, 1820/24; Beethoven-Haus, Bonn' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 53 Jahre, komponiert hier seine Missa Solemnis (1823)' width='300' height='361'}]

Ludwig van Beethoven wurde im Dezember 1770 in Bonn (Kurköln) geboren. Bekannt ist nur das Datum seiner Taufe: 17. Dezember 1770; der damalige Pfarrer hieß Cornelius Metternich. Die Taufe fand in der St. Remigiuskirche (1800 abgerissen und später neu gebaut) statt. Wahrscheinlich kam er am Vortag zur Welt.\\
Beethoven und zwei nachgeborene Brüder Kaspar Karl (get. 1774) und Nikolaus Johann (get. 1776) waren die überlebenden von sieben Kindern.\\
Seine Mutter Maria Magdalena Leym, geb. Keverich kam in Ehrenbreitenstein (Koblenz) 1746 zur Welt und heiratete 1767 Johann van Beethoven. Sie starb 1787 und ihr erst 16-jähriger Sohn betrauerte den Verlust: "''Sie war mir eine so gute liebenswürdige Mutter, meine beste Freundin; O! Wer war glücklicher als ich, da ich noch den süßen Namen Mutter aussprechen konnte, und er wurde gehört, und wem kann ich ihn jetzt sagen? Den stummen ihr ähnlichen Bildern, die mir meine Einbildungskraft zusammensetzt?''"\\

[{Image src='Bonnbeethovenhaus3.jpg' class='image_right' caption='Taufregister, Beethoven-Haus, Bonn - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Taufregister, Beethoven-Haus, Bonn' width='300' height='411'}]

[{Image src='Bonnbeethovenhaus1.jpg' class='image_right' caption='Beethoven-Haus in Bonn, Geburtszimmer. Beethoven-Büste von Josef Danhauser, 1827 (Gipsabdruck). Das Interieur müssen wir uns dazudenken - Ausschnitt eines Foto: Leonce49 - Hans Weingartz, Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Geburtszimmer im Beethoven-Haus' width='300' height='332'}]

[{Image src='Lodewijck_van_Beethoven_-_Die_Gartenlaube_(1879)_b_613.jpg' height='270' class='image_left' caption='Lodewijck van Beethoven bzw. Ludwig van Beethoven der Ä. (1712-1773), flämischer Sänger (Tenor/Bass) und Hofkapellmeister des Kurfürsten von Köln - Großvater von Ludwig van Beethoven. Er galt als integrer Charakter als Mensch und Musiker. Obwohl sein Enkel ihn nicht so gut kannte, beim Tod des Großvaters, zählte er erst drei Jahre, verehrte er ihn. Das Ölfarbenportrait fand einen Ehrenplatz in Beethovens Wohnung. Bild aus "Die Gartenlaube" 1879, Seite 613. Stich nach Gemälde von Amelius Radoux in Bonn - Foto: Wikipedia Commons - Gemeinfrei' alt='Ludwig van Beethoven d. Ä.' width='245'}]

Der Großvater Ludwig van Beethoven d. Ä. (1712-1773) stammte aus Mecheln (Belgien) und war Bonner Hofkapellmeister. Er war der erste Musiker in der Familie überhaupt. Dessen Sohn Johann van Beethoven (1740-1792) wirkte an der Hofkapelle als Tenor. Er wiederum gab seinem Sohn Ludwig sehr früh Unterricht in Klavier, Violine und Orgel. Wahrscheinlich dachte er daran, mit dem musikalisch talentierten Sohn finanzielle Vorteile zu sehen. Überstrenge Erziehung dominierte - eine schwere Kindheit prägte den Jungen. 

[{Image src='Christian_Gottlob_Neefe_Portrait.jpg' class='image_left' caption='Christian Gottlob Neefe (1748-1798), Porträt, unbekannter Maler, 18. Jahrhundert - Beethoven-Haus, Bonn - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Christian Gottlob Neefe' width='150' height='202'}]

Seit 1780/82 wurde er vom kurfürstlichen Hoforganisten Gottlob Christian Neefe (1748-1798) am "Wohltemperierten Klavier" von Bach unterrichtet. Neefe verglich seinen berühmtesten Schüler mit Mozart: "''gewiß ein zweyter Wolfgang Amadeus Mozart werden, wenn er so fortschritte, wie er angefangen''" (1784).\\
Weil der alkoholkranke Vater vom Dienst suspendiert wurde (1789), übernahm Ludwig - damals 17 Jahre jung - die Verantwortung für die Familie. Doch er achtete weiterhin auf seine musikalische Ausbildung und wurde von der Aufklärung und Philosophie beeinflusst. Auffallend ist, dass in seinem Umfeld oft Persönlichkeiten auftraten, die zumindest als Freimaurer galten.\\
Erste Kompositionen wurden gedruckt. Etwa: "''Drei Sonaten für’s Clavier, dem Hochwürdigsten Erzbischofe und Kurfürsten zu Köln Maximilian Friedrich, (von Königsegg-Rothenfels) meinem gnädigsten Herrn gewidmet und verfertigt von Ludwig van B., alt eilf Jahr.''" (1783. Damals war sich der junge Musiker über sein korrektes Geburtsjahr nicht sicher.)\\

[{Image src='Thirteen-year-old_Beethoven.jpg' class='image_left' caption='Ludwig van Beethoven, im Alter von etwa 13 Jahren. Anonym, Öl auf Leinwand, um 1783; KHM Wien, Sammlung alter Musikinstrumente, Hofburg - Foto: RobertG., Wikimedia Commons - Gemeinfrei ' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 13 Jahre' width='100' height='124'}]

[{Image src='Mozart_by_Joseph_Grassi_1785.jpg' height='150' class='image_right' caption='Wolfgang Amadé Mozart, Porträt von Joseph Grassi, 1785 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Wolfgang Amadé Mozart' width='100'}]

[{Image src='Wien.Mozarthouse02.jpg' class='image_right' caption='Mozart Haus Wien, früher als Figarohaus populär. Hier soll der junge Beethoven im Frühjahr 1787 bei Mozart Unterricht genommen haben. Wenn ja: Es wird eher umgekehrt gewesen sein … - Foto: Georges Jansoone, Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Mozart Haus Wien (Figarohaus)' width='150' height='201'}]

Im Frühjahr 1787 übernahm Beethoven eine erste Studienreise nach Wien, wo er mit Mozart zusammentraf. Allerdings ist diese Begegnung nicht ordentlich verbürgt. Wegen schwerer Erkrankung der Mutter reiste der Musiker nach Bonn zurück. 1789 übernahm er die Vormundschaft seiner beiden Brüder und immatrikulierte an der 1785 gegründeten Bonner Universität, wo er aufklärerische und revolutionäre Inspiration auffing. Die Französische Revolution begrüßte er voller Überschwang.\\
1792 begegnete er Joseph Haydn, welcher ihm empfahl nach Wien zu reisen. Beethoven glaubte einem von Graf Waldstein getätigten Stammbuch-Eintrag zufolge, "''Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie: Mozart's Geist aus Haydns Händen''".

[{Image src='Antonio_Salieri_painted_by_Joseph_Willibrord_Mähler.jpg' height='100' class='image_left' caption='Antonio Salieri, Öl auf Leinwand, Joseph Willibrord Mähler; Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Antonio Salieri' width='77'}]

In Wien erhielt er Kompositionsunterricht von Haydn, Albrechtsberger und Antonio Salieri und weiteren Lehrern.\\
[{Image src='Johann_Georg_Albrechtsberger.jpg' height='100' class='image_left' caption='Johann Georg Albrechtsberger meinte über seinen berühmtesten Schüler: "(Er wird) … nie was ordentliches machen"; Leopold Kupelwieser - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Johann Georg Albrechtsberger' width='76'}]
Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809) meinte über seinen berühmtesten Schüler bloß: "''(Er wird) … nie was Ordentliches machen.''"\\
[{Image src='Joseph_Haydn.jpg' height='150' class='image_left' caption='Über Haydn meinte Beethoven, er habe "nie etwas bei ihm gelernt" - Öl auf Leinwand, Thomas Hardy, 1791; Royal College of Music Museum of Instruments - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Joseph Haydn' width='119'}]
Oft gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen Beethoven und Haydn.
[{Image src='Johannschenk.jpg' height='100' class='image_right' caption='Der österreichische Komponist Johann Baptist Schenk vermittelte Beethoven den Kontrapunkt-Unterricht - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Johann Baptist Schenk' width='78'}]
Heimlich nahm der Schüler beim Komponisten Johann Baptist Schenk Kontrapunkt-Unterricht (1792/93). Über Haydn meinte Beethoven später, er habe "''nie etwas von ihm gelernt''". Aber trotzdem nahm der Bonner Tonkünstler Anregungen auf.\\
Als Pianist machte er Furore und besonders als Komponist war er sehr erfolgreich. 1796 unternahm er eine Konzertreise nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin, wo er den preußischen König kennenlernte. Schließlich konzertierte er im November in Preßburg.\\
Im April 1800 gab der Tonkünstler seine erfolgreiche erste Akademie "''zu seinem Vortheile''". Neben Werken von Mozart und Haydn brachte er eigene Werke zur Aufführung. Zeitgenössische Politik durchzog sein Werk. Seine erste kühne Symphonie verherrlichte die Französische Revolution und erinnert an Revolutionshymnen. Eine triumphale Aufführung erlebte sein Ballett __"Die Geschöpfe des Prometheus"__ (1801).

[{Image src='Eroica_Beethoven_title.jpg' class='image_left' caption='3. Sinfonie in Es-Dur - Eroica. Der Name Napoleon wurde von Beethoven hier herausgekratzt - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='3. Sinfonie in Es-Dur - Eroica' width='300' height='199'}]

Die dritte Symphonie - __"Eroica"__ - (spielt auf Prometheus an) galt als "Napoleon"-Symphonie, die jedoch im 4. Satz Demokratie und Humanismus lobte.\\

[{Image src='Beethoven_AlmanachDerMusikgesellschaft_1834.jpg' class='image_left' caption='Beethoven komponiert in freier Natur seine Pastorale - Almanach DerMusikgesellschaft, 1834 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Beethoven komponiert in freier Natur seine Pastorale' width='300' height='438'}]

[{Image src='Beethoven_sym_6_script.png' class='image_left' caption='6. Sinfonie, Niederschrift - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='6. Sinfonie, Niederschrift' width='300' height='263'}]

[{Image src='Beethoven_Heiligenstaedter_Testament.jpg' class='image_right' caption='Heiligenstädter Testament, 6. Oktober 1802 / 10. Oktober 1802; 1. Seite. Wegen seiner Ertaubung glaubte Beethoven sich dem Tode nahe, ersuchte seine Brüder Karl und Johann um Beilegung aller Streitigkeiten, brachte seine Seelenpein mit aller Kraft zu Papier und ergab sich der Melancholie; Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Heiligenstädter Testament, 6. Oktober 1802 / 10. Oktober 1802; 1. Seite' width='300' height='473'}]

Ein Gehörleiden veranlasste Beethoven das Heiligenstädter Testament zu verfassen. Ein Brief der an seine Brüder Kaspar Karl und Johann gerichtet war. Ein dramatisches Zeugnis über seine fortschreitende Ertaubung und glaubte den nahenden Tod zu spüren (Auszüge). "(6. Oktober 1802): ''sprecht lauter, schreyt, denn ich bin Taub … der bey mir in einem Vollkommenern Grade als bey andern seyn sollte, einen Sinn denn ich einst in der grösten Vollkommenheit besaß, in einer Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem Fache gewiß haben noch gehabt haben … drum verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, wo ich mich gerne unter euch mischte, doppelt Wehe thut mir mein unglück … wie ein Verbannter muß ich leben, nahe ich mich einer Gesellschaft, so überfällt mich eine heiße Ängstlichkeit, indem ich befürchte in Gefahr gesezt zu werden, meine(n) Zustand merken zu laßen … aber welche Demüthigung wenn jemand neben mir stund und von weitem eine Flöte hörte und ich nichts hörte, oder jemand den Hirten Singen hörte, und ich auch nichts hörte … es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur sie die Kunst, sie hielt mich zurück … mit freuden eil ich dem Tode entgegen – kömmt er früher als ich Gelegenheit gehabt habe, noch alle meine Kunst-Fähigkeiten zu entfalten, so wird er mir troz meinem Harten Schicksaal doch noch zu frühe kommen … lebt wohl und Vergeßt mich nicht ganz im Tode, ich habe es um euch verdient, indem ich in meinem Leben oft an euch gedacht, euch glücklich zu machen, seyd es – …'' (10. Oktober 1802:) ''sie muß mich nun gänzlich verlassen, wie die blätter des Herbstes herabfallen, gewelkt sind, so ist – auch sie für mich dürr geworden, fast wie ich hieher kamm – gehe ich fort – selbst der Hohe Muth – der mich oft in den Schönen Sommertägen beseelte – er ist verschwunden … Wann o Gottheit – kann ich im Tempel der Natur und der Menschen ihn wider fühlen – Nie? – nein – o es wäre zu hart''."[2]\\
Dieses Dokument hatten seine Brüder nie erhalten …\\
Am Rande sei bemerkt, dass aus Beethoven eine tiefe Religiosität sprach und er das - für damals sein mögliches - Lebensende akzeptierte. Er zählte 32 Jahre - Mozart war erst ein Jahrzehnt zuvor relativ jung gestorben. Die Lebenserwartung spielte wegen Epidemien und Kriege sowieso eine geringe Rolle. Beethoven galt offenbar als Realist.\\

[{Image src='Beethoven18045JosephMähler.jpg' class='image_left' caption='Porträt Ludwig van Beethoven. Gemälde von Joseph Willibrord Mähler, zwischen 1804 und 1805; Wien Museum. Dieses Porträt hatte der Komponist zeitlebens für sich behalten. Zwischen den Beinen hält er eine Lyra - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 35 Jahre' width='300' height='393'}]

Sein unbändiger Wille zur Arbeit brachte ihn aus dieser so tiefen Krise.\\

[{Image src='Beethoven_Hornemann.jpg' class='image_right' caption='Porträt Beethovens. Malerei auf Elfenbein, Christian Horneman, 1803; Beethoven-Haus, Bonn - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei ' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 33 Jahre' width='300' height='342'}]

Eine weitere Akademie (1803) wurde mit dem Oratorium __"Christus am Ölberge"__, dem 3. Klavierkonzert und der zweiten Symphonie zum Erfolg.\\
Aus finanziellen Ursachen wollte er nach Paris übersiedeln, doch dann mit Subskriptionskonzerten - vierte bis sechste Symphonie - erntete er Jubelstürme. Die Wiener Aristokratie verhinderte mittels finanzieller Zusicherung, dass Beethoven nach Kassel übersiedelte. Beethoven kämpfte stets um die Auszahlung seiner Gelder.\\
Das Privatleben war von Scheitern von Beziehungen mit adelige Mädchen - er war kein Aristokrat! - gekennzeichnet. Aber er besaß eine "''Unsterbliche Geliebte''", der er im Juni 1812 drei emotionale Briefe schrieb, und die er nie abgeschickt hatte.
(Vielleicht war Beethoven homophil veranlagt und sein Wunschdenken mündete in verstärkter künstlerischer Aktivität. Andererseits könnte er mit einer Geliebten - Josephine Gräfin Brunsvik, verehelichte Gräfin Deym - eine uneheliche Tochter zustande gebracht haben.) Seine wirkliche Geliebte war die hehre Tonkunst, oder?\\
Im Juli 1812 begegnete er mehrmals in Karlsbad den Dichterfürsten Goethe. Künstlerisch akzeptierten sich beide gegenseitig. Doch ein Gegensatz zeigte beide Welten. Beethoven war bürgerlich und lehnte den Kaiser ab - Goethe soll laut dem Musiker ein Mann sein, dem "''die Hofluft zu sehr behagt''".\\

[{Image src='Fidelio18140523.jpg' class='image_right' caption='Theaterzettel der Uraufführung der Oper "Fidelio" im k. k. Hoftheater (Wiener Kärntnertortheater) am 24. Mai 1814 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Theaterzettel der Uraufführung der Oper "Fidelio" im k. k. Hoftheater (Wiener Kärntnertortheater) am 24. Mai 1814' width='300' height='497'}]

In den Jahren 1813 und 1814 setzten weitere musikalische Höhepunkte: Schlachtensymphonie __"Wellingtons Sieg"__, siebte und achte Symphonie und nach mehreren Fassungen die Oper __"Fidelio"__ (1814). Der Wiener Kongress fand seinen Widerhall in der Kantate __"Der glorreiche Augenblick"__. Die "heroische" Epoche endete.\\

[{Image src='Beethoven_Mähler_1815.jpg' class='image_left' caption='Porträt Ludwig van Beethoven, Detail eines Gemäldes von Joseph Willibrord Mähler, 1815; Wien Museum - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 45 Jahre' width='300' height='379'}]

Nach dem Tod des Bruders Kaspar Karl (1815) übernahm Beethoven die Vormundschaft über den Neffen Karl, den er zum "Künstler und Gelehrten" erziehen will. Jahrelange Prozesse gegen die "unwürdige" Schwägerin. Der Neffe übernahm 1826 einen Suizidversuch. Danach vermittelte ihn der Onkel zum Militär.\\

[{Image src='Heiligenstadt_(Wien)_-_Beethoven-Wohnhaus,_Pfarrplatz_2.jpg' class='image_left' caption='Das berühmte Beethoven-Haus ("Heuriger Mayr") in Wien-Heiligenstadt, Döbling. Hier verbrachte Beethoven den Sommer 1817 - Das Bauwerk war oft Kulisse für kaum erwähnenswerte Filme. Allerdings Beethoven benützte keine Pkws sondern höchstens Kutschen - Ausschnitt eines Foto: © Bwag, CC-BY-SA-4.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Beethoven-Haus in Wien-Heiligenstadt' width='300' height='120'}]

Die familiären Schwierigkeiten 1816-18 lösten eine Schaffenskrise aus, die er trotz vollständiger Ertaubung, bald hinter sich ließ. Er führte sogenannte "Konversationshefte". Über 100 an der Zahl und kulturhistorisch wichtige Dokumente. Eine Zeitlang benutzte der Tonkünstler relativ große Hörrohre, sie wurden von einem Metronom-Erzeuger namens Mälzer hergestellt. Bald halfen sie auch nicht mehr.\\
Aus Anlass der Eröffnung des Theaters in der Josefstadt 1822 brachte er die Ouvertüre __"Die Weihe des Hauses"__ zur Aufführung. In St. Petersburg fand die Uraufführung der __"Missa solemnis"__ statt (1824). Einen gewaltigen Höhepunkt in Beethovens Schaffen gilt die Neunte Symphonie mit ihrem Schlusschor nach Friedrich Schillers __"Ode an die Freude"__. Beethoven wollte sie in London aus der Taufe heben. Doch die Wiener Musiker überzeugten ihn, die "Neunte" in Wien erstmals darzubieten. Wie erwartet übertraf sich der Meister am 7. Mai 1824 damit. Danach zog er sich in Privatleben zurück. Weitere Musikwerke - etwa die späten Streichquartette - wurden durch das Quartett Ignaz Schuppanzighs im kleineren Rahmen uraufgeführt.\\

[{Image src='Beethoven_Waldmuller_1823.jpg' class='image_left' caption='Porträt Ludwig van Beethoven. Öl auf Leinwand, auf Ferdinand Georg Waldmüller zugeschrieben? 1823; KHM Wien - Sammlung alter Musikinstrumente - Das Bild gilt als unfertige Erstfassung. Eine Zweitfassung wurde in Leipzig während des Zweiten Weltkrieges vernichtet - Beethoven weigerte sich während der Porträtmalerei zur Verfügung zu stehen. Nach nur einer Sitzung entstand dieses Gemälde. Er sieht eher verbissen bis kritisch aus. Er ist Beethoven, welcher in seinem geistigen Inneren die Musik erfasste und schöpfte - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='Ludwig van Beethoven, etwa 53 Jahre' width='300' height='370'}]

Beethoven wirkte auf seine Umgebung bald als Einzelgänger und hielt in Gasthäusern offene – unerlaubte – Kritik an Staat und Gesellschaft. Endlich brauchte er einen Adlatus, der ihm die wichtigsten Dinge im Alltag bewältigte. Beethoven plante eine zehnte Symphonie doch im November 1826 erkrankte er und am 26. März 1827 verstarb er im Alter von nur 56 Jahren. Während seiner Todeszeit um 5 3/4 Uhr nachmittags tobte ein Unwetter.[1]
Er wohnte zuletzt im "Schwarzspanierhaus" (Wien-Alsergrund), von wo 20.000 Menschen seinen Leichenzug begleiteten. Einer der Sargträger war Franz Schubert. Vor dem Währinger Friedhof verlas ein Burgschauspieler die von Franz Grillparzer geschriebene Grabrede.\\
In den Zeitungen erschienen Nachrufe: "''… in früher Jugend nach Wien gekommen, erregte er durch seine Meisterschaft im Clavierspiele die Aufmerksamkeit der Kunstwelt, und erfreute sich im Tonsatze des Unterrichts von Haydn und  Salieri, die seinen schöpferischen Geist erkannten. Bald verbreiteten seine durch Begeisterung, Tiefe der Empfindung, und überraschende Eigenthümlichkeit ausgezeichneten Werke seinen Ruhm über Europa bis nach Amerika, und sein Name wurde neben Haydn und Mozart genannt. / Vielfache Beweise ehrender Anerkennung wurden allmählich dem anspruchslosen Künstler zu Theil …''" (Wiener Zeitung Nr. 72. 28.03.1827, Seite 356 (= Seite 2) - "''… Van Beethoven wird als Tonsetzer so unvergeßlich und unsterblich seyn, als Mozart, der Raphael Urbino der Tonsetzer, es ist, und als Mensch und Freund, allen denen, welche das Glück hatten, ihm näher zu stehen, durch seine kindliche Einfachheit, strenge Wahrheitsliebe und Redlichkeit, durch seine Wohlthätigkeit, Treue und Anhänglichkeit ewig in der Erinnerung leben.''" (Wiener Zeitschrift, 29.03.1827, Seite 7)\\
Die Nachwelt widmete ihm Denkmäler in großer Zahl. Doch seine Musik ist das zeitloseste Monument überhaupt.\\ 
__Ludwig Van Beethoven gehört neben Haydn und Mozart zu den imposantesten Vertretern in der Epoche der Wiener Klassik. Er überwand die damals bekannten Genres. Er setzte mit den Mitteln der Instrumentalmusik neue machtvolle und zeitlose Maßstäbe.__\\

%%center
[{Image src='Ludwig van Beethoven - Unterschrift.jpg' caption='Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei' alt='' width='550' height='86'}]
%%
----
Das britische Filmgenie Stanley Kubrick setzte Beethovens berühmte "Ode" teils melodisch etwas verfremdet als exzessive Untermalungsmusik in den kontroversen Movie "Clockwork Orange" (GB 1971) ein. Interessant ist bloß dabei, dass Beethovens Musik bei Szenen, in denen Aggressivität und Gewalt dominiert, eine eigenartige Entfaltung widerfährt.
----
Als Höhepunkt des "Fest der Freude" auf dem Heldenplatz kommt die "Ode" zum Einsatz.
----
Nur noch die Frage zu beantworten, welcher Nationalität Beethoven zuzuordnen ist. Deutschland oder Österreich? Leicht zu beantworten: Er war deutschsprachig. Allerdings durch sein tonkünstlerisches Schaffen entzieht er sich jeglichen geographischen Attitüden …
----
__Zeittafel__ %%strike (noch nicht komplett)/%

Ära der Aufklärung und Revolution\\
1732-1809 Joseph Haydn\\
1740-80 Maria Theresia\\
1756-91 Wolfgang Amadé Mozart\\
1770 Dezember 17 Ludwig van Beethoven wird in Bonn getauft\\
1777 Beethoven tritt erstmals als Siebenjähriger öffentlich auf (Pianist)\\
1780-90 Kaiser Joseph II.\\
1780/82 Erster Unterricht durch Christian Gottlob Neefe in Bonn\\
1786-87 Studienreise nach Wien - Unterricht bei Mozart?\\
1789? Immatrikulation an der Bonner Universität\\
1789-99 Französische Revolution\\
1790-92 Kaiser Leopold II.\\
1792-1835 Kaiser Franz II./Franz I. von Oesterreich\\
1792-1815 Napoleonische Kriege\\
1792 Begegnung mit Joseph Haydn in der Godesberger Redoute bei Bonn\\
Seit November 1792 in Wien\\
1793 Bei Haydn in Wien?\\
1794 Französische Truppen besetzen das Rheinland; Kurfürstliche Hof flüchtet - Gehaltszahlungen bleiben aus. Beide Brüder Kaspar Karl und Nikolaus Johann (1794 und 1795) übersiedeln nach Wien\\
1796 Konzertreise nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin (Begegnung mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm II.) sowie Preßburg\\
1796/98 Beginnende Ertaubung\\
1797-1828 Franz Schubert\\
1802 "Heiligenstädter Testament"\\
1802/03 3. Sinfonie in Es-Dur, op. 55, „Eroica" (Heroische Sinfonie)\\
1807/08 Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 (Pastorale)\\
1811 Staatsbankrott\\
1812 Beethoven schreibt Brief an die "unsterbliche Geliebte"\\
1812 Beethoven begegnet in Karlsbad Goethe\\
1813/14 Während Wiener Kongress Uraufführung "Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria" op. 91\\
1814/15 Wiener Kongress\\
1814 Fidelio - einzige Oper Beethovens - in Wien uraufgeführt\\
1819-1823 Missa solemnis in D-Dur op. 123\\
1824 9. Sinfonie (Chorsatz "An die Freude" - seit 1972 bzw. 1985 Europahymne, Instrumentalversion)\\
1826 November Schwere Erkrankung\\
1827 März 26 Ludwig van Beethoven in Wien gest.\\
1827 März 29 3 Uhr nachmittags Beisetzung am Währinger Friedhof, 1888 werden seine sterblichen Überreste in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof übertragen
----
__Anmerkungen__\\
[1|#1] __Wurzbach__ 1 1856, Seite 224\\
[2|#2] [Heiligenstädter Testament/wiki|https://de.wikisource.org/wiki/Heiligenstädter_Testament]

__Quellen__ (Auswahl)
> [Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 1 1856 Wien, 224-231|https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Beethoven,_Ludwig_van]
> Martin __Geck__, ''Ludwig van Beethoven''. Reinbek bei Hamburg. Überarbeitete Neuausgabe. 2. Auflage 2005
> [Ludwig van Beethoven/AustriaWiki|AustriaWiki/Ludwig_van_Beethoven]
> [Ludwig van Beethoven/Britannica|https://www.britannica.com/biography/Ludwig-van-Beethoven]
> [Beethoven, Ludwig van/musiklexikon|https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Beethoven_Ludwig.xml]
> [Ludwig van Beethoven/geschichtewiki wien|https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ludwig_van_Beethoven]
> [Beethoven, Ludwig van/Biographien|Biographien/Beethoven,_Ludwig_van]
> [Brusatti, O.: Ewig dein ewig mein ewig unß|Wissenssammlungen/Essays/Musik/Brief_an_die_Geliebte]
> Rita __Steblin__, [{WebBookPlugin src='web-books/docbeethovensunsterbl00deiicm' mode='small'}]
> [Mythos Beethoven/Wissenssammlungen/Essays/Musik/|Wissenssammlungen/Essays/Musik/Mythos_Beethoven] ("Beethoven gibt’s nur einen". In "Mythos Beethoven" werden die letzten Geheimnisse des berühmtesten Komponisten der Welt aufgedeckt. Von Barbara __Dürnberger__, Wiener Zeitung, 3. Dezember 2016)
> [Pantheist, Freigeist oder Christ? Ludwig van Beethoven war ein tiefreligiöser Mensch, seine Glaubensvorstellungen waren jedoch viel weiter gespannt als die Traditionen seiner Zeit/Wissenssammlungen/Essays/Musik|Wissenssammlungen/Essays/Musik/Pantheist_Ludwig_van_Beethoven] (von Harald __Pfeiffer__, Wiener Zeitung, 12. Dezember 2020)
> [Beethoven-Wohnungen/geschichtewiki Wien|https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Beethoven-Wohnungen]

__Weiterführendes__
> [Leibnitz - Beethoven/Kunst und Kultur/Bücher/Bücher über Österreich 2020|Kunst_und_Kultur/Bücher/Bücher_über_Österreich_2020/Leibnitz_-_Beethoven] (Thomas __Leibnitz__ (Hg.): ''Beethoven. Menschenwelt und Götterfunken''. Ausstellungskatalog der Österreichische Nationalbibliothek. Salzburg 2019)
> [Wissenssammlungen/Essays/Musik/250. Geburtstag Ludwig van Beethovens|Wissenssammlungen/Essays/Musik/250._Geburtstag_Ludwig_van_Beethovens] (Utopisch und Optimistisch. 2020 feiert die Musikwelt vor allem Ludwig van Beethoven. Auch in Wien, wo der Künstler wichtige Jahre verlebte, wird dann einiges geboten – so sind etwa gleich zwei Ausstellungen zu sehen. Von Walter __Dobner__)
> [Historische Bilder zu Ludwig van Beethoven|Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Beethoven,_Ludwig_van]

__2020__
> [250. Geburtstag Ludwig van Beethoven/Wissenssammlungen/Briefmarken/2020|Wissenssammlungen/Briefmarken/2020/250._Geburtstag_Ludwig_van_Beethoven]

Copyright Ernst Lanz 2017-2019-2020









[{SET customtitle='Ludwig van Beethoven - "wie ein Verbannter muß ich leben" - Triumph und Tragik eines Musikgenies'}]

[{Metadata Suchbegriff='Beethoven, Ludwig van Ludwig van Beethoven Bonn Wien Neefe Bach Mozart Salieri Albrechtsberger Haydn Schenk Waldstein Prag Dresden Leipzig Berlin Preßburg Pressburg St. Petersburg Heiligenstädter Testament Heiligenstadt Döbling Alsergrund Ode an die Freude ' Kontrolle='Nein'}]