Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Franz von Suppè - Ein Operettenkomponist aus Dalmatien
#

Von Ernst Zentner

Franz von Suppé. Holzstich, 1881
Franz von Suppé. Holzstich, 1881 - Foto: www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=15863270916 - Gemeinfrei

Vor 200 Jahren - am 18. April 1819 - wurde Franz von Suppè geboren. Er wirkte während der franzisko-josephinischen Ära als österreichischer Opern- und Operettenkomponist.

In Spalato (Split) an der dalmatinischen Adriaküste (Kroatien) kam Suppè zur Welt. Laut Taufprotokoll hieß er eigentlich Francesco Ezechiele Ermenegildo (Cavaliere) Suppè Demelli. Er war der Sohn eines Kroaten - Pietro de Suppè - und einer Mährerin bayerischer Herkunft - Katharina Jandovsky. Fünf Monate später übersiedelte die Familie in die entfernte Küstenstadt Zara (Zadar), wo der Vater als hoher kaiserlicher Verwaltungsbeamter arbeitete.

Mit sieben Jahren trat Suppè als Chorknabe im Dom zu Zara ein. Der hiesige Chorleiter Giovanni Cigalla und der Militärkapellmeister Giuseppe Ferrari entdeckten das tonkünstlerische Talent des Kindes. Der Vater duldete es nicht, dass der Sohn sich für Musik begeisterte. Also übte der Junge bei Ferrari heimlich das Flötenspiel. Im Alter von etwa elf Jahren komponierte er eine Serenade. Als 16-Jähriger vollendete er eine "Missa Dalmatica" (1834/35), die auch aufgeführt wurde.

Im Jänner 1835 verstarb plötzlich der erst 39-jährige Vater. Den Wunsch, als Tonkünstler tätig zu sein, gab Franz jedenfalls nicht auf. Nebenbei reiste er an die Mailänder Scala, wo er die Werke Gioacchino Rossinis, Gaetano Donizettis und Giuseppe Verdis studierte. Im September oder Oktober 1835 zogen Mutter und Sohn aus finanziellen Gründen nach Wien (Alsergrund). Das Technikstudium gab er im Mai 1836 auf. Letzlich besuchte der junge Franz von Suppè das damalige Wiener Konservatorium und bestritt die Studiengebühren, indem er Italienisch-Nachhilfestunden gab.

Unter anderem lernte er bei dem einstigen Mozartschüler Ignaz Ritter von Seyfried und beendete 1840 erfolgreich die Ausbildung zum Musiker.

Anschließend fungierte Suppè in Wien als Theaterkapellmeister (1840-82). Zuerst im Theater in der Josefstadt (bis 1845). Der dortige Direktor Franz Pokorny, ein "Theatergroßunternehmer", besaß ferner Provinzbühnen in Baden, Ödenburg (Sopron) und Pressburg. Endlich erwarb Pokorny auch das Theater an der Wien. Suppè dirigierte um 1842-44 vorwiegend in Pressburg. Danach hielt er das Dirigat im Theater an der Wien inne (1845-62). Anfangs teilte er diesen Posten mit seinem Freund Albert Lortzing. Kurzzeitig arbeitete Suppè am Kaitheater (1862-63) und zuletzt 19 Jahre im Carltheater (Wien-Leopoldstadt; 1951 abgetragen).

Albert Lortzing. Gemeinsam mit Franz von Suppè das Dirigat im Theater an der Wien. Stahlstich von Andrew Duncan nach Johann Heinrich Schramm, um 1835
Albert Lortzing. Gemeinsam mit Franz von Suppè das Dirigat im Theater an der Wien. Stahlstich von Andrew Duncan nach Johann Heinrich Schramm, um 1835 - Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Suppè entwarf Begleitmusiken zu Possen und Volksstücken. Großen Beifall erhielten die Musikuntermalungen des Bühnenstückes "Jung lustig, im Alter traurig oder Die Folgen der Erziehung" (1841). Berühmt geblieben ist die Ouvertüre des von Karl Elmar geschaffenen Lustspieles "Dichter und Bauer" (1846).

Wiener Musiker - Franz von Suppé, zweiter von rechts; Karl Binder, Anton M. Storch, Heinrich Proch und Emil Titl - Josef Kriehuber, Lithographie 1852
Wiener Musiker - Franz von Suppé, zweiter von rechts; Karl Binder, Anton M. Storch, Heinrich Proch und Emil Titl - Josef Kriehuber, Lithographie 1852 - Foto: Gemeinfrei

Am 24. November 1860 brachte Suppè im Theater an der Wien seine erste - erfolgreiche - Operette heraus: "Das Pensionat". Die allererste Wiener Operette im modernen Sinn überhaupt. Zugleich die ultimative Antwort an die importierten französischen - beliebten Operetten von Jacques Offenbach (1819-1880). Nachher folgten im Carltheater weitere Uraufführungen: "Die schöne Galathée" (1865), "Die leichte Kavallerie" (1866: Ouvertüre!), "Banditenstreiche" (1867), "Fatinitza" (1876; mit Anspielungen auf den Krimkrieg 1853-56) und "Boccaccio" (1879). Darin das vertraute "Hab ich nur deine Liebe". Der Künstler bezeichnete "Boccaccio" als größten Erfolg seines Lebens.

Richard Genée, um 1890? - Librettist von Fatinitza und Boccaccio (- auch 'Die Fledermaus' von Joh. Strauß Sohn)
Richard Genée, um 1890? - Librettist von Fatinitza und Boccaccio (- auch "Die Fledermaus" von Joh. Strauß Sohn) - Foto: Wikimedia - Vermutlich gemeinfrei

Franz von Suppé. Karikatur, Zeitschrift Der Floh, 1881
Franz von Suppé. Karikatur, Zeitschrift Der Floh, 1881 - Foto: Gemeinfrei

Suppè schuf 36 Opern und Operetten und erarbeitete Begleitmelodien für nahezu 190 Bühnenwerke. Nebenher schrieb er etliche Lieder, einige Kirchenwerke, Märsche, Tänze, Ouvertüren, sogar ein Requiem und eine Symphonie. Das originelle Marschlied "O du mein Österreich" (1849) war ein leicht verändertes Relikt aus einem romantischen Märchenspiel betitelt "'s Alraunl" (Text: Anton Baron Klesheim), und ist nunmehr die insgeheime zweite österreichische Hymne. (Oder ist es gar der "Donauwalzer" von Johann Strauß Sohn?)

Aber lassen wir Franz von Suppe über dieses Lied selbst zu Worte kommen: "Am 13. November 1849 wurde im Theater in der Josefstadt, wo ich damals als Capellmeister engagirt war, eine Comödie von Klesheim, 's Alraunl, gegeben. Dazu mußte ich die Musik schreiben. Die Sängerin Fräulein Rudini hatte keine besondere Rolle und bat mich im letzten Momente, ihr wenigstens für den dritten Act ein kleines Liedel zu componiren. Ich wollte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen, setzte mich rasch hin und entwarf zu einem mir zur Verfügung gestellten Text in zehn Minuten die Musik von dem Lied Das ist mein Österreich. Als die Comödie zum erstenmale aufgeführt wurde und die Rudini das Lied zu singen begann, konnte sie nicht einmal die erste Strophe ganz beendigen - in Folge der damals herrschenden politischen Stimmung wurde sie ausgepfiffen! Es erschien zwar bei Haslinger in Druck, blieb jedoch lange Zeit verschollen. Da kam nach zehn Jahren eine Tiroler Sängergesellschaft, ich glaube, es waren die Rainer vom Achensee, nach Wien, und plötzlich höre ich eines Abends Das ist mein Österreich von den Tiroler singen! Großen Beifall haben sie damit geerntet, bald hat es ganz Wien gekannt und es ist ein Volkslied geworden. So weiß man nie im Vorhinein das Schicksal einer Composition!" (Interview im Nachruf, Local-Anzeiger, "Die Presse", 22. Mai 1895, Seite 9-10)

Karl Millöcker, um 1865. Wurde von Franz von Suppè gefördert
Karl Millöcker, um 1865. Wurde von Franz von Suppè gefördert - Foto: Wikimedia - Gemeinfrei

Suppè förderte den jungen Karl Millöcker und ermöglichte ihm den Kapellmeisterposten im Theater an der Wien. Obendrein wandelte sich der Meister nach dem Besuch der ersten Bayreuther Festspiele (1876) zum glühendsten Wagnerianer. 1879 reiste Suppè nach Paris - wo er mit "Fatinitza" Triumphe feierte -, Brüssel, Deutschland und Italien. Der Musiker hatte seine südländischen Wurzeln niemals verleugnet.

Aus der 1841 geschlossene - unglücklichen - Ehe mit Therese Merville (1817-1865) entsprangen drei überlebende Kinder. 1866 heiratete Suppè die um 22 Jahre jüngere Sophie Rosina Strasser (gest. 1926).

In Wien bezog er - nach mehrmaligem - Wohnungswechsel - am Opernring 23 sein letztes Domizil (1887). (Das Gebäude gilt als eines der ersten Historismus - und Gründerzeitbauten an der Ringstraße und wurde im Stil der Neorenaissance errichtet. Eine große Gedenktafel neben dem Eingang erinnert an den Musiker. Als er dort wohnte, konnte er sehen wie das Kunsthistorische Museum und andere wichtige Bauwerke am Ring hochgezogen wurde.)

Seit den späten 1870er Jahren verbrachte er mit seiner Frau die Sommermonate im niederösterreichischen Gars am Kamp und richtete dort einen eigenen vornehmen Landsitz ein. (Heute dient es für museale Zwecke.)

1881 feierte er sein 40-Jahr-Jubiläum als Kapellmeister und seine Ernennung zum Wiener Ehrenbürger; 1885 bekam er den Franz-Josephs-Orden.

Bertha von Suttner organisierte den Friedenskongress in Bern. Erfolglos hatte sie Johann Strauß Sohn um eine entsprechende Komposition ersucht. Doch Franz von Suppè lieferte ihr einen Chorgesang "Die Waffen nieder", der bei dem Kongress uraufgeführt wurde (August 1892).

Ein fürchterlicher Schicksalsschlag war 1894 der Tod seines 50-jährigen Sohnes Peter Dominik - Bankbeamter und ebenso wie der Vater künstlerisch begabt. Ein Jahr danach erkrankte der greise Komponist schwer und verschied 73-jährig am 21. Mai 1895 in Wien. Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

"Suppé schrieb kaum eine Note, die nicht auf der Bühne genau den von ihm erwarteten Effect machte. Seine gründliche musikalische Bildung befähigte ihn, auch in großen Formen zu schaffen, packende Ensembles, ein sich immerfort steigerndes Finale zu schreiben. Suppé's Erfindung scheint zunächst aus dem melodisch weichen und süßen italienischen Volkslied hervorzuwachsen, um später in schneidigen, zündenden, dabei geistvoll harmonisierten und glänzend instrumentirten Marsch-Rhythmen eine Hauptstärke zu entfalten. Eine volksthümlich packende Marschmelodie, geschickt dem Text angepaßt, unter drei bis vier Gesangsstimmen zu vertheilen und mit einem höchst wirkungsvollen Orchesternachspiel zu schließen, darin war Suppé Meister, wie kaum ein anderer Operetten-Componist." (Nachruf, Local-Anzeiger, "Die Presse", 22. Mai 1895, Seite 10) "

Die Schreibweisen seines Namens "Suppé" und "Suppè" sind korrekt und aus der Tradition der Handschrift des Melodienkünstlers und Lesart entstanden. Und Buchdrucker sowie Schriftsetzer hatten eigene "Gesetze".

Suppè verstand es, im goldenen Zeitalter der Wiener Operette. italienisch derbe Komik und tänzerische Eleganz mit Wiener Gefühl zu verschmelzen. Darüber hinaus gehörte Franz von Suppè zu den hervorragendsten Vertretern altösterreichischer Theatermusik.


Dieser Text ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung eines vom gleichen Autor erstellten Artikels "Franz von Suppè - Ein Wiener Operettenkomponist aus Dalmatien" in: Neue Wochenschau 21. Mai 1995 / Nr. 21, Seite 4


Quellen (Auswahl)

  • Christian Glanz (Biographie) - Mathias Spohr (Würdigung), Suppè, Franz von. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik begründet von Friedrich Blume. Zweite, neubearbeitete Ausgabe herausgegeben von Ludwig Finscher. Personenteil 16 Strat - Vil. Kassel - Basel - London - New York - Prag Stuttgart - Weimar, Spalte 287 bis 296 (Hier umfangreiches Werkverzeichnis nach Kategorien)
  • Franz Hawla, Was wäre Wien, ohne ... Von zugewanderten echten Wienerinnen und Wienern. Wien 2001, 379-382: F. v. S
  • Franz von Suppé/geschichtewiki
  • Otto Keller, Franz von Suppé. Der Schöpfer der Deutschen Operette - mit Abbildungen nach Originalaufnahmen des Atelier F. A. Petschl in Horn N.-Öster. Leipzig 1905
  • Julius Kromer, Franz von Suppè. Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Operette in Wien. Dissertation Universität Wien 1941 (ÖNB Musiksammlung)
  • Alexander Rausch, Art. „Suppè (auch Suppé, eig. Suppe Demelli), Franz (Francesco Ezechiele Ermenegildo) von‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, Zugriff: 2.3.2019 http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Suppe_Franz.xml
  • Hans-Dieter Roser, Franz von Suppé. Werk und Leben. Neue Musikportraits. Herausgegeben von Manfred Wagner. Band III. Wien 2007 - Siehe auch: web-books/franzvonsuppe00de2007iicm
  • Otto Schneidereit, Franz von Suppé. Der Wiener aus Dalmatien. Berlin 1977 (ohne Quellenanhang und benützter Literatur)
  • (Bettina von Seyfried (Hrsg.),) Franz von Suppé (1819-1895) Franz Lehár (1870-1948) - Unsterbliche Operette - Begleitheft zur Ausstellung des Deutschen Musikarchivs in der Deutschen Bücherei. Von 10. Januar bis 5. März 1997. Leipzig - Frankfurt am Main - Berlin 1997 (1996)


Weiterführendes