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Tausendjähriges Krems an der Donau#

Von Ernst Zentner

Allerdings ist Krems älter und birgt in seiner Umgebung alten Kulturboden. Funde aus der Steinzeit beweisen das. 32.000 Jahre alt ist eine 1988 bei Krems aufgefundene zierliche Frauenstatuette "Tanzende Venus von Krems". Objekte aus jüngeren Kulturepochen bestätigen hierorts eine rege Siedlungstätigkeit. (An der römischen Reichsgrenze, entlang der Donau lebten hier germanische Völker.) Während der Völkerwanderung existierte im Bereich von Stein und Krems in erhöhter Lage die Königsburg der Rugier. Im 6. Jahrhundert Heruler und Langobarden. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 begannen die Ottonen den Donauraum gegen die Magyaren mit Burgen zu befestigen. Am 16. August 995 wurde Krems erstmals urkundlich genannt. Womit wir hier beim Thema sind: 1000 Jahre Krems an der Donau. Kaiser Otto III. ließ in einer von ihm unterfertigten Urkunde als Notiz vermerken: "orientalis urbs que dicitur Chremsia" ("östlichste Stadt ... Krems"). Damals schon bestand auch Stein, das jedoch erst 1072/91 genannt wird und erstmals 1144 als "Stadt Stein". Krems war zuerst eine stadtburgenartige Höhensiedlung über dem Ausgang des Kremstales.

Der Name "Krems ist angeblich keltischen (?) Ursprungs und bedeutet vermutlich "Ritze, Graben, Fluß"..

Die Erweiterung der Stadtburg schritt bis in das 14. Jahrhunderts ins Donautal hinab. Bis Anfang des 12. Jahrhunderts waren Krems und Stein Reichsbesitz und danach in babenbergischer Hand.

Auch die Kirche etablierte sich hier. Das Bistum Passau errichtete 1014 eine Stephanskirche, welche 1153 in die Veitskirche umgewandelt wurde. 1230/36 erfolgte die Gründung des Dominikanerklosters.

Bereits im 10. Jahrhundert wurde die Donaumautstelle von Mautern (Name!) auf das nördliche Ufer bei Stein verlegt. Krems und Stein galten um 1150 als wichtigstes Handelszentrum, das sogar um 1153 namentlich in einer Weltkarte des arabischen Gelehrten Idrisi angeführt wurde. Salzhandel und Eisenerzeugung florierten bis ins 16. Jahrhundert. Der schon im 9. Jahrhundert nachgewiesene Weinbau ist heute noch die wichtigste Einnahmsquelle von Krems-Stein ("Weinstadt"!). Um 1400 erklomm der Weinexport seinen Höhepunkt. Zahlreiche bayerische und oberösterreichische Klöster besaßen in Krems, Stein und Umgebung Besitz. Seit (1120 – 1200) unterhielt Krems eine Münzstätte: "Kremser Pfennig".

Das Doppelstadt blieb gelegentlicher Trennungsversuche bis 1849 vereint. Stein bis 1939 (1938) selbstständig und danach besteht wieder die gegenwärtige Doppelstadt. Beide Städte wurden gemeinsam von einem Stadtrichter (seit 1196) und einem Bürgermeister (seit 1416) verwaltet. Schon 1305 erhielten beide Ortschaften das gemeinsame Stadtrecht. Krems lag bis zu der Neuzeit an einer internationalen Handels- und Reiseroute.

Krems-Stein. Mauterner Brücke, Donau
Krems-Stein. Mauterner Brücke, Donau - Foto: © Ernst Zentner (1989)
1463 erhielt die Stadt ein Brückenprivileg zum Bau einer Holzbrücke (Stein-Mautern). Und noch im gleichen Jahr verlieh Kaiser Friedrich III. ein gemeines Stadtwappen (goldener Kaiseradler(?) mit Kaiserkrone(?) auf schwarzem Grund). Noch unter Friedrich III. wurde die Stadtmauer – nur mehr in Fragmenten erhalten – (1477-80?) und neben anderen Stadttoren das Wahrzeichen von Krems-Stein erbaut: Das "Steiner Tor" ("AEIOU 1480"), das im 18. Jahrhundert sein gegenwärtiges Aussehen erhielt.

Krems. Obere Landstraße. Steiner Tor
Krems. Obere Landstraße. Steiner Tor - Foto: © Ernst Zentner (1992)

Von Krisen und Kriegen blieb Krems keineswegs verschont. Die Hussiten- und Türkenkriege forderten ihre Opfer. 1485 fiel Stein in die Hände des Königs Matthias I. Corvinus von Ungarn. 1532 verwüstete ein Stadtbrand Krems. Im 16. Jahrhundert war Krems lutherisch geworden. 1589 brach eine Rebellion der Kremser Protestanten im Zuge der Gegenreformation aus. 1645/46 belagerten die Schweden beide Stadtteile. 1683 tauchte noch der osmanische Feind auf. Ebenso hinterließ die Napoleonische Ära (1805; 1809) ihre Spuren. Am 2. April 1945 verwüstete ein Bombenangriff das Bahnhofsviertel und die benachbarten Gebäude im Südosten der Stadt. Die jüdische Gemeinde wurde während des Hitlerismus vernichtet.

Vom einstigen Wohlstand beider Städte blieben als Zeugnisse außergewöhnliche architektonische Juwele erhalten. Die Doppelstadt bewahrte ihre Altertümlichkeit bis in die Jetztzeit. Zum Beispiel die Minoritenkirche (1223/24-64), die heute – mit der ehemaligen Tabakfabrik – als Teil der „Kunsthalle“ dient. Etwa die Stadtburg des Stadtrichter Gozzo (gest. 1291): "Gozzoburg". Ein festes Haus mit einer Loggia. Oder die Göttweigerhofkapelle (Anfang 14. Jahrhundert) mit ihren gotischen Wandmalereien (zwischen 1305 und 1310). Ein weiteres Relikt wäre die erhöht stehende – inzwischen profanierte – Frauenbergkirche (um 1380) in Stein. Etwas später errichteten Meister der Wiener Dombauhütte auf Kremser Boden die Piaristen-(Frauenberg-)Kirche (1450/70-1515) und beinahe gleichzeitig die in eine Straßenzeile (Obere Landstraße) integrierte Bürgerspitalskirche (um 1470: "AEIOU 1470"). 1548-52 entstand noch das Rathaus mit seinem bemerkenswerten Frührenaissance-Erker.

Das Kunstschaffen entfaltete sich hier in der Spätgotik. Der Donauschulestil fand hier seinen „Kristallisationspunkt“. Vor allem durch den Augsburger Maler Jörg Preu d. Ä.

Im Frühbarock gestalteten namhafte Künstler wie Cypriano Biasino und Johann Baptist Spazio die St.-Veitspfarrkirche (1616-30) neu! Und Domenico Sciassi realisierte die Kapuzinerkirche (nach 1656); heute ein Weinkolleg im Stadtteil Und.

Krems. Pfarrkirche St. Veit
Krems. Pfarrkirche St. Veit - Foto: © Ernst Zentner (1992)

Krems. Piaristenkirche
Krems. Piaristenkirche - Foto: © Ernst Zentner (1992)

Krems Und Stein. Weinkolleg (ehemaliges) Kloster Und (Und Straße)
Krems Und Stein. Weinkolleg (ehemaliges) Kloster Und (Und Straße) - Foto: © Ernst Zentner (1992)

Im Hochbarock gestaltete Jacob Prandtauer – er baute den Barockpalast Stift Melk und wirkte an Dürnstein ideell mit – den Glockenturm der Steiner Nikolauskirche neu (1711/14). Jakob Christoph Schletterer lieferte für die Veitskirche außergewöhnliche Bildhauerarbeiten. Johann Michael Flor stuckierte die Decke der Nikolauskirche und verzierte einige Hausfassaden mit schönem Stuckwerk. Und der Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz gestaltete den Hochaltar und weitere Einrichtungsstücke von St. Veit (1733-35). Obendrein freskierte Daniel Gran die Kuppel der erwähnten Kapuzinerkirche (1756). In beinahe jeder Kirche finden wir Fresken oder Altarblätter aus der Hand des Martin Johann Schmidt (1718 – 1801), auch bekannt als "Kremser Schmidt". Er lebte seit 1756 in Stein und erarbeitete mit Schülern über 1000 Gemäldewerke. Er gilt als der "österreichische Rembrandt" und sein Werk ist in Kirchen von halb Österreich verstreut. In der späten franzisko-josephinischen Epoche/Um 1900 wurde das Stadtbild wurde das Stadtbild um einige sezessionistische Jugendstilbauten bereichert.

Krems_Pionier- und Sappeurdenkmal, Jugendstil
Krems. Pionier- und Sappeurdenkmal, Jugendstil - Foto: © Ernst Zentner (1992)

Krems ist der Sitz einer berühmten Orgelbaumeisterfamilie: Hradetzky. Außerdem befanden sich in Krems noch Glockengießereien. Hier wurden beispielhalber die Glocke für die Stiftskirche St. Florian bei Linz angefertigt. Heuer beabsichtigen die Stadtväter wieder eine Glockengießerei einzurichten (1994).

Ein gewisser Ludwig von Köchel (geb. 1800, gest. 1877) erstellte ein nach ihm benanntes Verzeichnis sämtlicher Mozartwerke. Köchel lebte in Stein und ein Platz ist nach ihm benannt.

1945 wurde Krems an der Donau zur Stadt mit eigenem Statut erklärt. Bis 1973 wurde sie um mehrere angrenzende Ortschaften erweiterte und der heutige Stadtbereich umfasst eine Fläche von 51,37 Quadratkilometer. Insgesamt leben in Krems etwa 23.000 Menschen.

Industriesiedlungen (Krems-Hütte, 1955 und Krems-Chemie, 1949) und ein eigener Donauhafen machen Krems zu einem Zentrum vieler Arbeitsplätze. Heute ist Krems eine wichtige Messestadt (Österreichische Weinmesse u. a. m.), Veranstaltungsort für Kunst- und Kulturausstellungen (Kunsthalle!), Sitz wichtiger Schule und seit 1988 einer Wissenschaftlichen Landesakademie (1995: „Donauuniversität“). Ebenso existiert in Krems seit 1969 das international anerkannte Institut für mittelalterliche Realienkunde Österreichs der Akademie der Wissenschaften. Gleichso sind das Historische Museum der Stadt Krems (im ehemaligen Dominikanerkloster- und –kirche!) und das angegliederte Weinbaumuseum fixe Orte zur Selbstdarstellung der Stadt an der Donau. 2001 wurde das inzwischen international bekannte Karikaturenmuseum eröffnet.

In den Jahren 1872, 1898 und 1908 wurde Krems in das Bahnnetz zwischen Wien, St. Pölten und Grein eingebunden. Nun seit 2010 endet hier die Franz-Josefs-Bahn und wird im Sommerhalbjahr durch die Wachaubahn nach Dürnstein, Spitz an der Donau und Emmersdorf fortgesetzt.

Die Städte Krems und Stein bieten geradezu mit ihren historischen Altstadtkernen eine Art Freilichtmuseum. Sämtliche Epoche wechseln hier ab und bilden hier ein kontinuierlich gewachsenes Gefüge. Bislang wurde von Seitens der Stadt Krems ein vorbildliches Restaurierungs- und Altstadterhaltungsprogramm durchgezogen.

Im Jahr 2000 wurden die beiden Altstädte von Krems und Stein als Teil der Wachau zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Der Tourismusstrom beflügelt die Stadt, die als überdimensionierte Eingangspforte zur Wachau besteht und alljährlich von Ausflüglern von fern und nah besichtigt wird.

Copyright Ernst Lanz 1994/2019 (aktualisiert)


Quellen (Auswahl)

Weiterführendes