!!!WIENER GEHSTEIGE Die Wiener Gehsteige sind in den Außenbezirken mehr als unansehnlich. Immer wieder wird aufgegraben und dadurch leidet das Gesamtbild. Die Straßenkehrer mit ihrem sperrigen Kehrgerät können nur das Notwendigste an Schmutz entfernen, Staub bleibt jedoch zurück. Besonders üble Zustände herrschen bei den diversen Haltestellen der Busse und Straßenbahnen. Gehen wir zurück in die Vergangenheit! 1913: Im Wiener Rathaus spielte die Trottoirfrage in dieser Zeit eine große Rolle, denn das übliche Reinigungssystem wurde einer scharfen Kritik unterzogen. Man war mit der Säuberung der Gehsteige die man als unzulänglich bezeichnen musste nicht einverstanden. Die Straßenreinigung war unmodern und die Konstruktion der Gehsteige selbst. Die Reinigungsmethode, sonderbare Vehikel, die zur Nachtzeit in den Straßen Wiens ihr Unwesen treiben, indem sie mit der Walzenbürste die Straßen nur ungenügend von Kehricht säubern und diesen schließlich auf den Gehsteig schleudern und an trockenen, windigen Tagen einen wahren Sandsturm erzeugen, ist ständig zu erleben. Leider ist diese Maschine die einzige die es derzeit gibt. Erwähnenswert ist, dass die Bürste auswechselbar und durch eine Kautschukwalze zu ersetzen ist und für das Würfelpflaster wie auch Asphaltpflaster verwendet werden kann. Die Wiener waren keineswegs zufrieden, nörgelten wie immer und meinten: Man kann sich keines bösartigen Instrumentes bedienen, um eine Reinigung zu verhindern. Gerade bei nassen Wetter erfüllt die Walzenbürste ihre Pflicht schuldig und nicht gründlich genug. Wie bekannt besaß man noch eine zweite Straßenkehrmaschine mit einem anderen System. Diese hatte einen Wasserbehälter montiert, der beim Fegen den Boden mit Wasser besprühte und somit die Staubentwicklung in Grenzen gehalten werden konnte. Nur verfügen diese Maschinen nicht über jene Stärke die notwendig gewesen wäre, sie schmieren den Kehricht über das Pflaster wo er meist liegen bleibt. Diese Gehsteige mussten täglich mehrmals gekehrt werden um eine gewisse Sauberkeit zu erreichen. Wie der Bürgermeister feststellen musste befanden sich unter den Straßenkehrer eine Anzahl von Männern die Leistung unfähig waren und so bald wie möglich durch kräftige Menschen ersetzt werden. Von den Kehrmaschinen besaß Wien deren sechs. Auch in dieser Hinsicht sollten zusätzlich Kehrmaschinen und Automobilsprengwagen die eine Sprengweite von 18 Metern und eine Geschwindigkeit von mindestens 12 Kilometern pro Stunde entwickeln. Die Wiener wünschten sich Kehrmaschinen die den Gegebenheiten angepasst, Würfelpflaster usw. Man begann auch sämtliche Straßen und Gehsteige umzupflastern. In der Inneren Stadt sah es besser aus, da die Gehsteige meist asphaltiert waren, doch einige Schritte abseits war man mit den schlecht gepflasterten Gehsteigen konfrontiert, die oft Ursache von Unfällen waren und das Schuhwerk schädigt wie auch für die Füße eine Marter darstellten. Die asphaltierten Gehsteige waren im Winter eine große Gefahr für die Menschen, da man leicht ausgleiten konnte, Schuld die Hausbesorger die zu sparsam mit der Sand Streuung umgingen. Darum waren auch große Steinplatten verpönt. Wiens Stadtverwaltung schloss sich daher den Vorschriften die auf dem Straßenkongress von Brüssel getroffen wurden, Pflastersteine von möglichst kleiner Dimension zu verwenden. Wie man sieht, von dort kam schon immer nichts Gutes, und gehorsam wurde befolgt, was angeordnet wurde. Die in Wien gebräuchlichen Granitwürfel, die sogenannten Fünfsiebensiebener, sollen nach und nach durch kleinere Würfel ersetzt werden. Versuchsweise wurden einige Gehsteige damit ausgestattet. Die Granitwürfel haben eine lange Lebensdauer und können bis zu 25 Jahre und auch länger in Verwendung und dann gewendet werden. Anderswo bediente man sich des schwedischen Granits, der besser als jener von Wien und sich leicht zerkleinern ließ. In Wien findet der Mauthausener und bayerische Granit Verwendung und Basaltoidplatten, die aus Basalt und Zement gepresst, bestanden. Der Nachteil sie wurden im Winter sehr glatt. Dadurch war dieser Kunststein in Wien noch selten zu sehen, da sie sehr kostspielig waren. Zu Ehren kamen sie nur deshalb vor dem Rathaus und der Polizeidirektion. Die Gemeinde hat sich zu sehr mit der Straßenreinigung befasst und die Gehsteige kaum beachtet, doch diese harren ebenfalls einer baldigen Lösung. Doch es kam anders. Ein Jahr später 1914 begann der Erste Weltkrieg..... QUELLE: Architekten und Baumeister Zeitung, 23. Februar 1913, Österreichische Nationalbibliothek ANNO [Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] >[Zurück zur Übersicht über alle Beiträge|Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp] [{Metadata Suchbegriff=' ' Kontrolle='Nein'}]