!!!AUGARTENS SCHÄTZER



[{Image src='Joseph.gif'class='image_left'height='400' caption='Kaiser Joseph II. Ansichtskarte,Gemeinfrei' alt='Wien' width='288'}]


Ein denkwürdiger Tag dieser 30.  April  1775, ein Sonntag, als Kaiser Joseph II.,  in großzügiger Weise den Augarten für die Wiener, der bis dahin geschlossene  höfische  Park die „alte Favorita“,  öffnete. Über dem großen Eingangstor ist noch heute zu lesen: „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort  von Ihrem Schätzer“.  Das triumphartige  Eingangstor stammte von Isidore Canevale, der viele Spuren seiner Kunst in Wien hinterlassen hat.

In freudiger Erregung und Neugier strömte ganz Wien hierher  zur  Eröffnungsfeier um das „kaiserliche Geschenk“ in Augenschein zu nehmen. In den prächtigen Sälen wurde musiziert, andere wiederum bevorzugten den Spaziergang  in der Natur unter dem ausladenden Blätterdach alter Bäume. Interessant war aber auch der Lustgarten mit seinen kunstvoll gestalteten duftenden Reichtümer des Gartenarchitekten Jean Trehet, der  die Gärten von Schönbrunn und Belvedere bereits gestalten durfte. Köstliche Speisen und edle Getränke wurden geboten. Als sich die Schatten der Nacht hernieder senkten, sorgte   ein prächtiges Feuerwerk von Herrn Girandolini für Bewunderung und Freude.

Wie es schien, hatte der Kaiser für den Augarten eine besondere Vorliebe darum arrondierte  er die Anlage um zusätzliche Grundstücke, die bis zur  Castellezgasse reichten und damit erwarb man     das  Augartenpalais, in dem sich  heute die Sängerknaben befinden.  Maria Theresia bevorzugte wiederum das Schloss Schönbrunn. Es war bekannt, dass die Habsburger viel für die Natur übrig hatten, so auch Joseph II., der den Park aufforsten ließ und dazu wählte er die besten  Gärtner für die Betreuung der Blumen- und Pflanzenkulturen und setzte in den Gebüschen Nachtigallen aus, um für eine heitere, musikalische Note zu sorgen. Bequeme Bänke die für ein Verweilen der müden Spaziergänger einluden um den Aufenthalt in diesem Naturpark so angenehm wie möglich zu gestalten. Zu seiner Zeit wurde der Augarten von den Wienern oft besucht,  fanden doch hier die festlichen Redouten statt, die für fröhliche  Unterhaltung sorgten.

Es war ihm nicht unangenehm, dass  seine Familie und der Adel den Augarten kaum aufsuchten. So hatte er dieses Paradies für sich allein, konnte unerkannt an den vielen Besuchern hindurch spazieren, ohne, dass er erkannt wurde.

Nicht weniger bekannt ist die Geschichte wie der  Augarten überhaupt entstanden ist. Bekannte, klangvolle Namen werden erwähnt, die hier Besitzungen besaßen.  Johann  Georg Dietmayr von Dietmannstorff, Johann Andreas von Liebenberg, der Bürgermeister aus der Zeit der Türkenbelagerung, Johann Ludwig  Praun von  Praunstorff, Johann Franz Grafen Trautsohn, Ferdinand Max Grafen Sprinzenstein und Johann  von Kauzinger von Stift Klosterneuburg zur Leibgedinge besaß und ab da gab es den wunderschönen kunstvollen Lustgarten. Die Anlage wurde als kaiserliche  Favorita bekannt, und von den Türken zerstört, nur ein Saalbau blieb vorhanden, heute (Sitz der Wiener Porzellanmanufaktur).

Lange Zeit dämmerte der zerstörte Augarten vor sich hin bis sich Joseph I., sich seiner annahm und ihn wieder pflegen  und ein kleines Gebäude aufführen ließ, welches er seiner geliebten Mutter Eleonore als Witwensitz zur Verfügung stellte. Kaiser Karl VI., bevorzugte die neue Favorita, die alte mit dem Augarten dagegen wurde immer weniger beachtet. Maria Theresia wollte die  unbeliebte Gartenanlage bereits verschenken. Joseph II., der sich bereits mit der Verschönerung des Praters beschäftigte nahm sich nun auch des Augartens an und vergrößerte diesen durch den Ankauf des kroatischen Konviktes und zweier anstoßender Häuser. Der langsame Wachstum der Pflanzen und neu gesetzten Bäume gingen ihm zu langsam, seine Geduld war begrenzt, so ließ er mit hohen Kosten große schöne Bäume dahin bringen, der Garten wurde erweitert, regelmäßige Alleen wurden angelegt, die alten Anlagen durch neue ersetzt, die Gebäude vergrößert und verschönert und so präsentierte sich bald darauf  der Augarten in seiner ganzen Schönheit. In diesem renovierten Zustand machte Joseph II., den Garten seinen Wienern zum Geschenk.

Der Augarten hatte eine Fläche von 16.400  Quadratklaftern und ist durch eine Allee mit dem Prater verbunden.  Er war und blieb sein Lieblingsort, ließ ihm immer wieder Verschönerungen angedeihen, schützte ihn mit einem Damm gegen Überschwemmungen.

Einer der sich ebenfalls gerne im Augarten aufhielt, und das Gartengebäude von Joseph II., benutzte, bewohnte später Herzog Albert von Sachsen-Teschen der die Liebe und Verehrung der Wiener in  hohem Grade genoss, hatten sie ihm und seiner Gemahlin Erzherzogin Christine viel an Wohltaten zu verdanken.

Um den Zugang zum Augarten angenehmer zu gestalten wurde die von der Augartenbrücke dahin führende Neugasse im Jahr  1800 mit einer Akazien-Allee verschönert, die in den zwanziger Jahren verschwand. Oft wurden durch Elementar Ereignisse schwere Schäden verursacht, wie im Jahr 1807, ein Orkan der die größten Bäume entwurzelte, im Jahr 1830 folgte eine furchtbare Überschwemmung. Die Mauer des Augartens war gerissen und der Eisgang  brach in den Garten ein und bot einen schaurigen Anblick, denn der gesamte Garten war mit Eisblöcken bedeckt auch große Mengen angeschwemmtes Holz war darunter. An den alten Alleebäumen fand man Spuren des verheerenden Eisganges. Die Glashäuser, Treibhäuser und die gesamten Gartenanlagen, sowie Kulturgegenstände waren zerstört, auch die schönen Säle des Hauptgebäudes waren gleichfalls davon betroffen. Durch die später durchgeführte Donauregulierung war man in Zukunft von solchen Verwüstungen gefeit.

Im Augarten fanden des öfteren Festlichkeiten statt. Beliebt war das Volksfest  am 6. Oktober 1814 zu Ehren der Verbündeten des Wiener Kongresses. Für diese Herrschaften gab es sogar Tribünen. Die Unterhaltung wurde mit dem Kunstreiter  de Bach  eröffnet,  Pferderennen, Wettrennen, in den Zelten gab es Nationaltänze, jedes Kronland war vertreten, 400 Veteranen der österreichischen Armee wurden bewirtet und zum Abschluss gab es ein farbenprächtiges Feuerwerk.

Das nächste Ereignis das gefeiert wurde, war die Vermählung der kaiserlichen Prinzessin Leopoldine von Österreich mit Dom Pedro, Kronprinzen von Portugal am 13. Mai 1817, welches der  königlich portugiesische Botschafter Marquis von Marialva veranstalten ließ.

Am 14. April 1782 fuhr der in Wien anwesende Papst Pius VI., im offenen Wagen im Augarten spazieren und erteilte der versammelten Menge seinen Segen. An den Sonntagen im Frühling und im Sommer gab es im Augarten Morgenkonzerte die  Mozart  dirigierte und ebenso 1786 Karl von Dittersdorff. Auch die erste von der  k.k.  Landwirtschafts-Gesellschaft beschlossene öffentliche Ausstellung von veredeltem Horn- und Schafvieh fand am 13. und 14. Mai  1822 im Augarten statt,  dieser  Verein arrangierte  zur Unterstützung der Notleidenden  im von  Pozzi gemalten  wunderbaren Tafelsaal rauschende Maskenbälle und musikalische Akademien zu wohltätigen Zwecken. Man kann sich nur wundern was sich alles im Augarten zugetragen, veranstaltet und ereignet hatte. 1860 wurde in diesem Garten auch die  Eröffnung der  direkten Eisenbahnverbindung Wien-München für die Gäste aus München mit einem großartigen Fest gefeiert.

Erzherzogin Maria Dorothea, Witwe des Palatin Joseph, bezog zu Beginn der Fünfziger Jahren das Augarten Palais. Ein weiterer Bewohner dieses Augarten Palais war viele Jahre Obersthofmeister Sr. Majestät dem Prinzen zu Hohenlohe, dessen Ballveranstaltungen auch von dem Kaiserpaar besucht wurden. Hohenlohe ein Musikliebhaber hatte berühmte Komponisten als Gäste, Franz Liszt dessen Klaviervorträge jedermann begeisterte. Richard Wagner war allerdings nur einmal Gast im Palais Augarten.

Der Andrang zum Augarten war damals sehr groß,  man setzte einen „Zwölffensterwagen“ ein der den Verkehr zur Stadt besorgte. Die Fiaker hatten für diese Fahrt einen besonderen Preis.

Die Umgebung des Augartens, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf die Vorstädte Wiens, von den Dörfern, grünen Flächen und Hügeln des Kahlengebirges und dem Donaustrom hatte, erlitt der Augarten durch die immer stärkere Verbauung  eine große Veränderung.

So ist es kein Wunder, dass der Augarten nicht mehr in Mode war. Damit ist alles gesagt. Dass er vernachlässigt wurde bleibt eine Sünde des Undankes, das zeigt sich an dem Umstand,  dass der Wiener, sobald ein  feierliches Fest im Freien zu begehen, erinnert man sich des Augartens. Er ist ein Naturpark  ohne jeglichen Firlefanz, ein Empfangssalon im Grünen für die Gäste 1860 aus Bayern.

1875 wird der Augarten bereits als Aschenbrödel unter den Wiener öffentlichen Gartenanlagen bezeichnet, der seinen Ehrentag, die hundertste Wiederkehr des Tages an dem Kaiser Joseph II., den Augarten den Wienern schenkte, durch ein Volksfest gefeiert, wie in den alten vergangenen Tagen.

1944 standen beide Flaktürme im Augarten der Bevölkerung als Schutzraum zur Verfügung, das änderte sich ab sofort,  da der Geschützturm ab nun seiner Zweckverwendung zugeführt  und  ab nun für die Bevölkerung gesperrt ist, es wurde ihnen nahe gelegt und aufgefordert beide Flaktürme zu meiden und nicht mehr  aufzusuchen.

1945: Die Flaktürme im Augarten sind nicht nur  unerfreulich anzusehen sondern  machten sich unangenehm bemerkbar. Bald nach  dem ersten Luftangriffen auf die Stadt machte sich das für die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten bemerkbar. Die Nazi hatten nach dem Flakturmbau die Geleise quer durch das Fabriksgelände  gelegt und bei Luftangriffen ihre Waggons dort abgestellt  dadurch wurden die Feinde auf den Augarten aufmerksam, die Fabrik erhielt bei drei Angriffen einige Treffer. Außerdem wurde dem Werk noch auf andere  Art geschadet. Bereits 1938 tat  man alles um  die weltbekannte Marke  für reichsdeutsche Zwecke auszunutzen. Modelle und Herstellung sollte eine deutsche Firma übernehmen und die Produktion in Wien aufgelöst werden. Dem damaligen Direktor Friedl ist es zu danken,  dass dieser Raub verhindert wurde, und  später ging das Werk in den Besitz der Gemeinde Wien über.

Durch die Luftangriffe wurde der größte Teil der Modelle und Formen zerstört.  Die Maschinen und Brennvorrichtungen erlitten glücklicherweise keine Schäden. Damals bekam die Porzellanfabrik durch Hilfe der Sektion „Augarten“ der Kommunistischen Partei, sie sorgten für  Strom und stellten  Fahrzeuge bereit um Modelle und Material zu liefern. Die Nachfrage aus dem Ausland nach Wiener Porzellan war nach wie vor groß.

1948: Im einst so schönen Augarten wurden zwei Kriegsrelikte hinterlassen, der Flak- und Beobachtungsturm, unpassend für diese Gartenanlage, denn man findet keine Verwendung für sie und das Abreißen dieser Eisenbetonriesen würde Unsummen verschlingen. Außerdem sind sie deutsches Eigentum, damit ist die Aussichtslosigkeit gegeben, hier irgendeine Änderung herbeiführen zu können.

Trotz allem der Augarten soll nächstes Jahr  der Öffentlichkeit  wieder zur Verfügung stehen. Spielplätze für die Jugendlichen sind bereits vorhanden, die Schäden am Gebäude der Bundesanstalt für Pflanzenschutz sind ebenfalls schon einer Reparatur unterzogen worden.

Im September 1950 gab es im Augarten endlich etwas Erfreuliches zu sehen. Schon die  Größe des Terrains war außergewöhnlich, es umfasste einen Hektar, auf dem  über 6000  Pflanzen in ihrer vielfältigen Farbenpracht in 300 verschiedenen Sorten das Auge jeden Besuchers erfreut. Die Dahlie.

Dass  die  herrliche Dahlienschau überhaupt  präsentiert werden konnte, waren  zahlreiche Arbeitsleistungen von verschiedenen Seiten nötig.
Wie erinnerlich war der Augarten  im Krieg Kampfgebiet, was davon zurück geblieben  die beiden Flaktürme und massenhaft Schutt, 50.000 Kubikmeter mussten entsorgt werden, dazu wurde Erdreich ausgehoben und darin der Schutt versenkt. Außer den motorischen Geräten standen nur 20 Arbeiter zur Verfügung, die  neue Wege  anlegten, Rasenflächen entstanden, verschiedene Pflanzungen waren nötig, bis man aus dem unansehnlichen, verwahrlosten Zustand einen attraktiven Garten einer Auferstehung gleich, das Ziel erreicht war. Damit  man sich noch  einige Zeit an dieser Blumenpracht erfreuen konnte, blieb diese bis zum ersten Frost  präsent.

QUELLEN: Wiener Zeitung, 5. November 1896, 19. September 1950, Österreichische Illustrierte Zeitung, 3. Mai 1925, Kleine  Wiener Kriegszeitung, 30. November 1944, Österreichische Volksstimme, 20. Oktober  1945, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO



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