!!!UHRENSAMMLUNG



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Etwas ganz ungewöhnliches erlernte die Adelige Marie Ebner-Eschenbach, bevor sie „für die gebildete Lesewelt die größte lebende Erzählerin ihrer Zeit wurde.“ Sie machte  1879 eine Uhrmacherausbildung und das aus dem besonderen Grund, sie sammelte Uhren. Die Wiener Universität verlieh der Freifrau Ebner-Eschenbach zum 70. Geburtstag die Würde eines Ehrendoktors für Philosophie. 

Zu ihrer ausgezeichneten Literaturkunst zählen besonders die Werke: „Das Gemeindekind“.  „Unsühnbar“, die Novelle „Obersberg“. „Die zwei Komtessen“, „Kapitalistinnen“, und vor allem die  tragische Tiernovelle „Krambambuli“ und der „Muff“, finden Ehrenplätze in der Literatur.

Wien besitzt in der Schulhofgasse 2, im ehemaligen Obizzi Palais ein bedeutendes Uhrenmuseum. Die Touristen kennen  es besser als die Wiener. Unter Bürgermeister  Richard Weiskirchner wurde am  4. Mai 1917 Rudolf Kaftans Uhren  Sammlung angekauft, damit besaß Wien das erste Uhrenmuseum der Welt, dessen Direktor Rudolf Kaftan wurde.

Es sind Sammlungen von Privatpersonen, so die Sammlung Leiner und von dem Wiener Uhrmacher Nicolaus für deren Erwerbung 1918 die Wiener Banken und der damalige Verein  der Freunde des Uhrenmuseums  den Kaufpreis spendeten, oder durch Schenkung in den Besitz des Museums gelangte. Eine reichhaltige Sammlung von  270 Uhren  sind das Geschenk von Marie Ebner Eschenbach, für das sich Kaftan sehr einsetzte, denn er wollte diese einzigartige Sammlung, die eine außerordentliche Bereicherung  darstellte auf alle Fälle für Wien  erhalten. Die Sammlung sollte versteigert werden  und mit dem Erlös    wollte die Dichterin testamentarisch damit ein Kinderheim in ihrer Heimat gründen. Auch das Technische Museum interessierte sich für die Sammlung. Kaftans Sorge, er musste eine bestimmte Kaufsumme aufbringen um die Sammlung zu  erwerben.  Es gelang ihm durch den Großindustriellen Dr. Karl Skoda  und Bernhard Wetzler, die ihm die Summe von 300.000 Kronen zur Verfügung stellten, Ebner-Eschenbachs Raritäten für das Wiener Uhrenmuseum zu gewinnen.

In einer großen Vitrine liegen oder hängen die erlesensten, farben- und formenreichsten Exemplare, darunter prächtige mit wunderbaren zarten Emailarbeiten versehenen Stücke, wahre Kostbarkeiten der Goldschmiedekunst. In einem alten Gulden aus dem Jahr  1847 ist ein niedlicher wunderbarer goldener Zeitmesser eingearbeitet, welch eine außergewöhnliche Idee, übrigens eine Genfer Arbeit. Es gab Taschenuhren, deren Zifferblätter    Figuren  zeigten, die in Bewegung waren. Französisches Email in kunstvoller Ausführung, wiesen auf  den  Ideenreichtum und  blühenden Phantasien der Künstler hin, oder die wunderbaren Formenuhren, als Schmuck für das Handgelenk gedacht. Unermesslich die Möglichkeiten Gegenstände mit Uhren zu versehen. Es war erstaunlich was hier alles zu sehen war.  Eine Uhr aus dem Jahr  1820  zog   plötzlich  die Aufmerksamkeit auf sich, eine männliche Figur mit Schubkarren, als Unruhe fungierte das Rad, das gesamte Werk war von einem gläsernen Mantel umhüllt, so dass  das sonst Verborgene nun öffentlich vorgeführt werden konnte.

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Taschenuhren ab dem Jahr  1600 bis in die Gegenwart, Armbanduhren von 1850, entzückender als die andere, oft mit Perlen besetzt, die den Gewässern der Donau und Nebenflüssen von der Flussperlmuschel stammen, heute fast ausgestorben.

Zifferblätter und Zeiger funkelten nicht selten in diversen Farben kostbarer Edelsteinen. Eine kunstvoll ausgeführte Kreuzuhr fand das Interesse, dessen Deckel mit leuchtend dunklen Amethysten besetzt, das in Kreuzform gebaute Werk einschloss. Immer wieder faszinierte die wunderbare  zarte Emailmalerei, das ein Verweilen  dazu zwingt. Die Uhrensammlung der berühmten Dichterin Ebner-Eschenbach ist eine Kostbarkeit ohnegleichen auf die man stolz sein sollte.


1945: Das Uhrenmuseum in Wien ist für Unbekannte nicht leicht zu finden, ein Glück in dieser stürmischen Zeit. Böses im Sinn und Gier nach Besitztum von Besonderheiten  haben zu diesem Schatz nicht gefunden.  Kaum fielen auf Wien die ersten Bomben kamen gewisse Herren auf den Gedanken die erlesenen Uhrenraritäten zu verlagern um sie vor Vernichtung zu schützen. Kaftan, der Direktor sträubte sich vehement gegen diese Absicht, es gäbe in dieser Stadt genug sichere Plätze. Niemand wollte auf  den alten Mann hören. Die Kostbarkeiten wurden in mehr als hundert großen Kisten verpackt und abtransportiert um nie wieder von ihnen etwas  zu sehen. Es war der größte Fehler der damals begangen wurde. Des Direktors Herz war gebrochen so ging auch er, nur eine kleine tapfere Frau verblieb bei jenen Resten von Uhren, die nicht in „Sicherheit“ gebracht werden konnten.

Die Uhren die zurückgelassen blieben erhalten, aber jene die in der Ferne Zuflucht suchten kamen mit riesigen Verlusten zurück ins Heim.

Die weltberühmte Uhrensammlung der österreichischen Dichterin  Marie von Ebner-Eschenbach, der Stolz des Museums, 270  Objekte alter Goldschmiedekunst und Emailtechnik, darunter befand sich auch die einmalige Amethyst-Kreuzuhr, die Nürnberger Eierlein und jene Emailuhr die  Huaut malte, eine Reiseuhr  des französischen Uhrmachers Julien Le Roy, die eigenartige Blindenuhr von Breguet, der weltbekannte bunte  Schmetterling, der Stunden anzeigte, unzählige Unikate aus dem 16. und 17. Jahrhundert, mit  all diesen unschätzbaren Werte gab es kein Wiedersehen.

1500 weitere Taschenuhren blieben verschwunden so etwa die Uhr Tolstois fehlt und jene des Polenkönigs Sobieski, ein Zeitmesser von „moderner Ausführung“  blieb verloren und mit ihnen noch zahlreiche unersetzliche Raritäten die der einstige Direktor unter größten Entbehrungen erstanden hatte, fanden nicht mehr zu ihm zurück...

Auch das  Museum, dessen Dach durch den Krieg beschädigt, wird  nun notdürftig instand gesetzt. Mit Hilfe der Alliierten hofft man über den Verbleib der fehlenden Objekte etwas in Erfahrung zu bringen, denn  die Vermutung deutet darauf hin, dass die Verlagerung der Uhren im  Ungeist des verflossenen Regimes vollzogen, denn gerade die Erlesenheit  und Kuriosität lässt hoffen, dass sie nicht für immer verschwunden bleiben.

1947: Eine Anzahl von Uhren, wenn auch nicht die wertvollsten, konnten zum Teil auf Grund anonymer Anzeigen, wiedergefunden werden. Es wird versucht durch Nachforschungen  noch weitere Exemplare aus der Sammlung  zu finden. Trotz der herben Verluste, es fehlen noch immer 2000 Uhren, ist seit einem Jahr  eine rege Aufbauarbeit im Uhrenmuseum im Gange.

1948: Unter den wertvollen Uhren befinden sich auch solche die nicht nur Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen, sondern auch die Jahre, Monate, Wochen und Tage, ja selbst  den Frühling, Sommer Herbst und Winter, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Sonnenschein und Vollmond.....

QUELLEN:  Der Tag, 9. Mai  1934, Österreichische Illustrierte Zeitung, 22. Februar 1925, Illustriertes Wiener Extrablatt, 13. September 1900, Pilsner Tagblatt, 17. Juli 1901, Die Weltpresse, 13. Juni  1947, 20. Oktober 1945,
Obersteirische Zeitung, 26. Juni 1948, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO




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