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Blumensprache#

Foto: Doris Wolf, 2013

Bestimmte Pflanzen, wie die Nelke galten als Symbole und "Kommunikationsmittel". Lady Mary Wortley Montegu (1689-1762) berichtete in ihren Reisebriefen von der Blumensprche ("Selam") des Harems am türkischen Hof in Konstantinopel. Blumen in bestimmter Zahl und Anordnung hatten eine eigene Bedeutung als verschlüsselte Liebesbotschaft. 1750 erschien in Quedlinburg (D)"Ein Buch der Liebe und Freundschaft", in dem C.F. Bürger 563 Bedeutungen in poetischer und 311 in prosaischer Formulierung sammelte. Im Viktorianischen England war die Blumensprache ebenso beliebt wie im biedermeierlichen Europa.

Das klassische Symbol ist die rote Rose (Ich liebe dich über alles). Bei der Brautwerbung war es weithin üblich, im Fall der Ablehnung eine Blume zu überreichen, z.B. Nigella (Schwarzkümmel, "Jungfer im Grünen"), Kornblumen oder Klatschmohn. Im 21. Jahrhundert hat "Fleurop" das Thema positiv aufgegriffen und kreiert Sträuße aus Blumen verschiedener Art und Farbe, mit denen sich Gefühle wie Respekt, Liebe, Lebensfreude, Zuneigung oder Dankbarkeit ausdrücken lassen. Einige Beispiele: Dahlie (Ich bin schon vergeben), Enzian (Deine Schönheit ist überwältigend), Salbei (Ich denke an dich). Überhaupt ist "Lasst Blumen sprechen!" ein bekannter Floristenslogan. 

Eine Besonderheit war der "Geistliche Blumenstrauß" . Als Andachtsbild oder Schmuckblatt war er im 19./20. Jh. als persönliches Geschenk unter Klosterfrauen oder z.B. zum Muttertag oder Geburtstag üblich. Eine Liste verzeichnete Blumen und stellte sie bestimmten geistlichen Übungen gegenüber. Diese wurden vom Spender zu Gunsten des Beschenkten abgeleistet und als "himmlisches Guthaben" deponiert. Ein Objekt des Salzburg Museums (Sammlung Loimer) aus den 1930er Jahren nennt zwölf solcher Paare, wie "Sonnenblumen 30 Hl. Messen" oder "Heidenröslein 120 Ave Maria". Die Zuordnung folgt der den Pflanzen gegebenen Symbolbedeutung, wie Passionsblume und Kreuzweg. Vermutlich liegt dem Brauch das Buch "Philothea" (1608-1619) des Ordensgründers Franz von Sales zugrunde. Er empfahl, täglich ein "Sträußchen der Andacht" zu pflücken.

Die Redensart "durch die Blume sagen" meint: andeutend, verhüllend. Das Gegenteil ist "unverblümt". "Redeblumen" oder "Wortblumen" bezeichneten schon im Altertum die Floskeln (lat. flosculus - Blümchen.


Quellen:
C.F. Bürger: Die Blumensprache. Hg. von Michael Kurzer. Würzburg 1995.
Feelings 6/08 (Hg. Fleurop). Berlin 2008.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg 1992. Bd. 1/S. 222
Ingrid Loimer: Geistlicher Blumenstrauß. Informationsblatt Salzburg Museum, 33. Jg. Blatt 384
Nelken

Bild:
Rote Rosen gelten als Zeichen der Liebe. Foto: Doris Wolf


Siehe auch:
Blumensprache in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern