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Branntwein#

Branntwein

Für aus Wein oder Nebenprodukten der Weinherstellung (z.B. Treber) gewonnene Spirituosen bzw. Weinbrand ist die Handelsbezeichnung "Branntwein" gebräuchlich. Weinbrand muss mehrere Monate in Eichenfässen reifen. Wein- und Obstbrände fanden in der Medizin Verwendung, nachdem die Kunst des Destillierens vom Orient über Italien bekannt geworden war. Wenig später waren sie als Genuss- und Rauschmittel allgemein üblich.

Die Brannweinsteuer ist - seit Maria Theresias Zeiten - für das Brennen von Schnaps zu bezahlen. Dafür finden sich Vorrichtungen auf vielen Bauernhöfen. Die Herstellung geistiger Getränke mit mehr als 15 % Alkoholgehalt erfolgt durch Vergären zuckerhaltiger Lösungen von Getreide oder Fruchtsäften und anschließende Destillation (Brennen). Obstbrände werden aus Most oder vergorener Maische destilliert. Zu den bekanntesten zählt der Sliwowitz, hochprozentiger Zwetschkenschnaps. In Frage kommen auch Kirsche, Schlehdorn, Quitte, Kornelkirsche, Maulbeere, Elsbeere, Wacholderbeere. "Obstler" besteht aus mehreren Sorten. Auch Wurzeln wie jene des Gelben Enzians, Bärwurz und Blutwurz werden verwendet. Der Zusatz von Wasser vermindert den Alkoholgehalt, Pflanzenextrakte verbessern das Aroma. Brauchtümlich wollte man Verstorbene, Geister, Bäume und den Ackerboden am Genuss teilhaben lassen, indem man Schnaps aussprengte. Das Wort ist verwandt mit „schnappen“, weil man Schnaps normalerweise in einem schnellen Schluck aus einem speziellen kleinen Glas (Stamperl) trinkt. Zu Jahres- und Familienfesten genoss man Schnaps. Wenn ihn das Mädchen dem Burschen beim Fensterln kredenzte, bedeutete das Zustimmung. Freundschaften und Bruderschaften wurden zeremoniell damit bekräftigt. Zutrinken und Anstoßen bestätigte Vertragsabschlüsse.  

Im 17. Jh. nannte man die Branntweinerzeuger in Wien "Wasserbrenner". Manche genossen die Privilegien des hofbereiten Gewerbes (Sie unterlagen nicht dem Zunftzwang). Über die Zeit der Pestepidemien im 18. Jh. hieß es: : Zu jener Zeit als sich Alt und Jung beim Fusel als Bewahrungsmittel wider die Pest hingab, machten die Geistbrenner keine schlechten Geschäfte. Im Wien der Jahrhundertwende war der "Branntweiner" Aufenthaltsort der Proletarier, bei denen der Schnaps oft das Essen oder eine warme Wohnung ersetzen musste. Das Geschäftszeichen dieser Lokale war eine Kanne. So erklärt sich das Wienerlied "Beim silbernen Kannderl von Lichtental" - und lässt wahrheitsgemäß auf arme Bevölkerung dieses Stadtteils im späteren 9. Bezirk schließen.


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 103 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 1/Sp. 1498 f.

Bild:
Branntweinstube (Spirituosen-Ausschank) Wien 9, Althanstraße 35, um 1900. Beim Geschäftsschild hängt eine "silberne Kanne". Gemeinfrei