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Erdäpfel#

Erdaepfel

Die Einführung der Erdäpfel (Kartoffel, Solanum tuberosum) als Grundnahrungsmittel hatte eine lange Vorgeschichte und weitreichende Folgen. Sie verursachten eine grundlegende Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, da sie die bisherigen Hauptnahrungsmittel Hafer- und Hirsebrei ersetzten. Um 1600 kamen sie als exotische Rarität in die botanischen Gärten des Hofes, Adels und der Klöster, waren jedoch zunächst nur als Zierpflanze, Heil- und Zaubermittel geschätzt. Die in Westösterreich übliche Bezeichnung "Kartoffel" stammt vom italienischen Begriff für Trüffel (terrae ruber - Knolle der Erde). Der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich lag 2023 bei 53 kg.

Die erste urkundliche Erwähnung von der Verwendung als Lebensmittel in der Habsburgermonarchie datiert 1620 aus Stift Seitenstetten (Niederösterreich). Der damalige Abt Kaspar Plautz beschrieb ein Anbauprojekt auf Stiftsgrund und Kochrezepte. Der Durchbruch als Nahrung für Mensch und Tier gelang erst Ende des 18. Jahrhunderts, als in Deutschland eine Hungersnot herrschte. 1756 war das Jahr des vom preußischen König Friedrich II. (1712-1786) im Siebenjährigen Krieg herausgegebenen Kartoffel-Erlasses. Er befahl den Anbau und ließ die Knollen an die Bevölkerung verschenken. Man nannte die Erdäpfel auch Brandenburger (Bramburi) oder Grundbirnen. Maria Theresia (1717-1780) befahl den feldmäßigen Anbau im Waldviertel (Pyhrabruck).

1761 brachte Johann Eberhard Jungblut (1722 - 1795) Knollen aus seiner Heimat Luxemburg ins nördliche Weinviertel und trug damit wesentlich zur Verbreitung bei. Jungblut war Geistlicher in Wilfersdorf, einer Patronatspfarre der Fürsten Liechtenstein. Die Liechtensteiner waren stets Innovationen aufgeschlossen und förderten in ihrem Herrschaftsbereich die Kultur der Grundbirnen. 1834 ließ ein Amtsnachfolger dem "Erdäpfelpfarrer" an der Außenwand der Kirche ein Denkmal setzen. Seine Inschrift lautet: "Ihm, dem Pflanzer jener Knollen, / die in großer Not sich so bewährt, / will die Nachwelt ihren Dank hier zollen, / wenn sie seine Ruhestätte ehrt. / Heb ab, Wanderer, dankbar deinen Hut: / Hier liegt Johann Eberhard Jungblut!" Für den Anbau konnte man Brachflächen verwenden und als Arbeitskräfte Frauen und Kinder einsetzen. Erdäpfel waren nicht nur wegen ihrer hohen Flächenproduktivität billig, sondern auch wegen des - im Vergleich zum Getreide - geringen Aufwands an Weiterverarbeitung. Der Erdäpfelanbau ermöglichte außerdem eine Ausdehnung der Schweinemast.


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 430

Bild: 
Verschiedene Erdäpfelsorten beim Erntedankfest, Wien 1. Foto: Helga Maria Wolf, 2001


Siehe auch:
--> Kartoffel in: Admonter HerbariumAus alten Kräuterbüchern und Rezepten des Stiftes AdmontJosef HasitschkaSchnell & SteinerAdmont2001