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Jahresfeuer#

Foto: Doris Wolf

Das Wörterbuch der deutschen Volkskunde unterscheidet zwischen "Notfeuern" - die nach Bedarf zur Vorbeugung und Heilung von Seuchen bei Menschen und Tieren entzündet und Ende des 8. Jahrhunderts als "Nodfyr" erwähnt wurden - und Jahresfeuern. Diese werden zu bestimmten Terminen im Jahreslauf als gemeinschaftlicher Brauch entzündet. Beispiele sind kirchliche und weltliche Osterfeuer, Pfingstfeuer, Sonnwendfeuer. Regional verknüpfte man Heiligentermine mit den Jahresfeuern, wie Walpurga (1. Mai), Vitus (15. Juni), Johannes der Täufer (24. Juni), Peter und Paul (29. Juni), Michael (29. September), Martin (11. November). 

Tage vor dem Fest heischten Kinder und Jugendliche Brennmaterial ("Der heilige Veit tät bitten um ein Scheit…"). Daraus schichtete man einen Scheiterhaufen, oft mit einer mit Knallkörpern gefüllten Strohfigur ("Hexe", "Judas") an der Spitze. Wo möglich wurden die Feuer weithin sichtbar auf Anhöhen entzündet und man ließ brennende Räder bergab rollen. Der Chronist Sebastian Franck (1499-1542) berichtete davon ebenso wie vom Singen, Springen und Tanzen beim Feuer. Jetzt sind die "Brauchtumsfeuer" durch Landesgesetze geregelt. Das Abbrennen ist nur zu bestimmten Terminen gestattet und u.a. wegen der Feinstoffbelastung stark eingeschränkt. So ist "das Verbrennen von Abfällen strengstens verboten". Bei Trockenheit können sie aktuell untersagt werden.

In Tirol und Vorarlberg gibt es am Funkensonntag (1. Fastensonntag) zum Abbrennen eines Scheiterhaufens (Funken) den Brauch des Scheibenschlagens. Seit 2010 stehen die Bräuche des Vorarlberger Funkensonntags auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. In Prägraten (Osttirol) findet das Scheibenschlagen zu Peter und Paul statt. Glühende Holzscheiben werden mit langen Stangen über einem schräg aufgelegten Brett abgeschlagen, sodass sie Richtung Tal fliegen. Mit einem Spruch widmet der Schläger die Scheibe einer zu ehrenden Person, oder er verspottet jemanden. Urkundlich belegt ist der Brauch im Jahr 1090, als am 21. März eine Scheibe das Hessische Benediktinerkloster Lorsch in Brand setzte. Statt Sonnwendfeuern brennen in Tirol am dritten Freitag nach Pfingsten die Herz-Jesu-Feuer

Als Steirischer Brauch gilt das Zeilenheizen zu Ostern, wobei viele kleine Feuer so angeordnet werden, dass sie religiöse Symbole ergeben, auch brennende große Holzkreuze leuchten weit ins Land.

In Niederösterreich sind die Sonnwendfeuer in der Wachau weit über die Landesgrenzen bekannt und zum touristischen Event geworden. 

Ein neuer Brauch ist das "Feuer in den Alpen", das seit 1988 jeweils am zweiten Augustwochenende stattfindet. Es wird von Umweltschutzgruppen in den alpinen Schutzgebieten nach einer Schweizer Tradition zwischen Monaco und Wien, Slowenien und Ligurien als "alpenpolitisches Zeichen" organisiert.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 355, 402, 605, 622
Alpen

Bild:
Vorarlberger Funken. Foto: Doris Wolf


Siehe auch:
--> Heimatlexikon