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Taschentuch#

Taschentuch

In Europa war das Taschentuch bis in die Neuzeit nicht allgemein üblich, sondern ein adeliges Privileg. Ein Weber aus Flandern stellte um 1300 als Erster "einfache Tücher aus Stoff zum Naseputzen" her, die man in einer Gürtel-Tasche aufbewahrte. In Italien wurde das Luxusgut im 15. Jahrhundert in unterschiedlicher Ausführung benützt. Es gab Sudarioli (Schweißtücher), Paneti und Drapeselli (Tüchlein), Paneti da naso (Nasentücher), Paneti da copa (Halstücher) und Fazzoletti (Ziertücher). Die größte Rolle spielten die 50 x 60 cm großen, reich bestickten und parfümierten Ziertücher, die offen in der Hand getragen wurden. Venetianer exportierten die Fazzoletti meist nach Frankreich. 

Mit dem Gebrauch des Schnupftabaks erreichte das Taschentuch im Lauf des 18. Jahrhunderts breitere (männliche) Kreise. Die Materialwahl blieb schichtspezifisch, vom groben Leinen und karierter Baumwolle bis zu mit Spitzen besetzter Seide. Museen bewahren elegante Exemplare aus Batist, mit Stickerei und Klöppelspitze für die Damen des 19. Jahrhunderts. Als "gesunkenes Kulturgut" entdeckten die Bürgerinnen Taschentücher als Objekte der Handarbeitslust und verzierten diese mit Monogrammen, Stickereien und Häkelborten. Im aufkommenden Massentourismus des 20. Jahrhunderts waren kleine Taschentücher mit Veduten beliebte Souvenirs. 

Heute verwendet man zu 90 % Papiertaschentücher. Das erste Patent meldete eine deutsche Papierfabrik 1894 an, damals machte man dünnes Papier mit Glycerin weich. 1929 reichten sowohl eine deutsche ("Tempo") als auch eine amerikanische Fabrik ("Kleenex") Patente für Zellstofftaschentücher ein. 

Eine Sonderform des Taschentuchs ist das Einstecktuch der Herren, das um 1830 aufkam. Zu festlichen Anlässen in der Brusttasche des Sakkos getragen, dient es der Zierde und hat keine praktische Funktion.


Quellen:
Michael Weisser: Bestickte Taschentücher. In: SammlerJournal, Schwäbisch Hall 1980. S. 768 f.
Wikipedia: Taschentuch (Stand 3.3.2024)

Bild:
Gesticktes Souvenir-Taschentuch. Wien um 1960. Foto: Helga Maria Wolf