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Weihnachtskrippe#

Weihnachtskrippe

Kirchenkrippen zählten zu den bewährten volksmissionarischen Mitteln der Jesuiten. Auf ihre Initiative wurden sie 1560 in Coimbra/Portugal, 1563 in Prag, 1579 in Graz aufgestellt. Höhepunkte der Krippenkunst sind die barocken Krippen in der Steiermark (Kalwang, 1751; Stift Admont 1755; St. Lambrecht, 1782) und Oberösterreich (Schwanthaler-Werkstatt z.B. in Pram, Altmünster, Heimathaus Ried). Einer Welle barocker Begeisterung folgte die Ernüchterung. Nachdem Kaiserin  Maria Theresia 1752 mit „Reformen in Religionssachen“. begonnen hatte, fielen viele Kirchenkrippen den josephinischen Reformen zum Opfer. Sie waren 1782 bis 1804 verboten, viele wurden auf Dachböden versteckt.

Die Verbote führten zu einer neuen Krippenkultur in den Wohnhäusern. Waren es anfangs Adelige und wohlhabende Bürger, die daheim ihre eigenen Krippen aufstellten, so ermöglichten verbesserte Reproduktionstechniken im 19. Jahrhundert die massenhafte Herstellung. Der Wiener Christkindlmarkt war ein Krippenmarkt. Hier fand man geschnitzte und modellierte Figuren und Bilderbogen mit Krippendarstellungen zum Ausschneiden und die passenden Kulissen. 

Charakteristisch für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die "orientalischen Krippen", wo besonders (süd-)tiroler Schnitzer ein getreues Abbild des Heiligen Landes geben wollten. Die weltgrößte orientalische Krippe mit 800 Figuren steht im Heimatmuseum Steyr (Oberösterreich). 

Ein beliebter Brauch im Salzkammergut ist das Kripperlschauen (Kripperlroas). Gäste sind in Privathäusern willkommen, wo in wochenlanger Arbeit ganze Zimmer ausgeräumt und Krippen mit unzähligen, teilweise regionaltypischen Figuren aufgestellt werden. Aufstellen und Besuch der Landschaftskrippen im Salzkammergut zählt seit 2015 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Der Brauch ist im Zusammenhang mit dem Kloster in Traunkirchen zu sehen, das im 17. Jahrhundert den Jesuiten übergeben wurde. Das erste Kloster der Gegend befand sich jedoch in Altmünster. Die gotische Pfarrkirche zeigt zur Weihnachtszeit die schönste Krippe des Salzkammerguts. Johann Georg Schwanthaler schuf sie um 1770. Hier stehen die Prototypen der für die Region charakteristischen Figurengruppen, wie "Vater, lass mi a mitgehn" oder der "Urberl mit der Leinwand". Der "Krippenbrauch in Österreiich" kam 2021 auf die UNESCO-Liste. Auch die erste "Unterwasserkrippe" befindet sich im Salzkammergut. Sie ist vom ersten Adventsonntag 2021 bis 2. Februar 2022 in Weyregg bei der Tauchstation Dixi-Pfahlbauhaus zu sehen. Die Idee hatte der Vorstand des Tauchkompetenzzentrums bereits 2019. Künstlerisch und technisch umgesetzt wurde sie von Isabella Heigl und Schülerinnen und Schülern der HTL Vöcklabruck.

In Tirol steht die Wenner Krippentradition seit 2022 auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes. Das Krippenbauen und Krippenschauen ist eine Tradition in Wenn, die seit mehr als 150 Jahren mit der Tiroler Ortschaft verbunden ist. Von der „Wenner Kastenschneekrippe“ über die „Wenner Kastenspiegelkrippe“ bis hin zum „Wenner Mooskrippenberg“ – die Instandhaltung, Weiterentwicklung und Aufstellung und der Besuch der Krippen in den Privathäusern erfolgt durch die „Wenner Krippeler“.

In Wien ist seit mehr als einem halben Jahrhundert die Krippenbewegung aktiv. Als Ziele nennen die Krippenfreunde die Traditionpflege und die Schaffung einer neuen Krippenkultur. Im Advent zeigen sie in der Krypta der Peterskirche, Wien 1, hunderte Exponate. Seit 2018 gestaltet der Wiener Krippenverein den Krippenpfad beim Christkindlmarkt. Dort steht auch eine lebensgroße, begehbare Krippe.

"Krippen für alle" werden an öffentlichen Plätzen aufgestellt. Dabei kommt es manchmal zu Diebstählen. Auf dem Hauptlatz von Leoben (Steiermark) wurde vor einigen Jahren der Esel entwendet und musste ersetzt werden. 2015 verschwand das 200 kg schwere Kamel. Fünf Tage fand man es auf einem Parkplatz. In der Nacht zum 13. Jänner 2022 wurde aus einer öffentlichen Krippe am Hauptplatz in Feldkirchen (Kärnten) die 40cm große Jesuskind-Figur gestohlen. Wenig später hat sie der Dieb beim Besitzer, der Stadtgemeinde Feldkirchen, in einem Plastiksack verstaut abgegeben. Den Petersplatz in Rom ziert eine "Krippe für alle". 2021 kam sie aus Peru, das 200 Jahre Unabhängigkeit feierte . Fünf Künstler schufen die 30 Figuren, die Einblick in das Leben der Andenvölker bieten sollen. Die größte Weihnachtskrippe der Welt steht laut dem Guinness-„Buch der Rekorde“ in der südspanischen Küstenstadt Alicante und dient Werbezwecken der Händler. Die Josef-Figur ist etwa 18,5 Meter hoch, Maria 10,5 m, das Jesuskind misst drei Meter. Zehn Künstler fertigten die Figuren aus Kunststoff und Eisen an. Die Kosten betrugen rund 140.000 Euro.


Quellen:
Theodor Maas-Ewerd: Schon leuchtet deine Krippe auf. St. Ottilien 2000. S. 188
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2000. S. 180 f.
UNESCO
Alicante, publiziert 2.12.2020
"Kurier" 29.10.2021
Unterwasserkrippe: religion.ORF.at, publiziert 17. November 2021
Leoben, publiziert 15.12.2015
"Kärnten aktuell", 13.1.2022

Bild:
"Orientalische" Weihnachtskrippe, (c) Alfred Wolf


Siehe auch:
--> Essay: Die Krippe in der Weihnachtszeit
--> Heimatlexikon
--> Essay: Zur Krippe her