!!!Alphabet 

         
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Jahrhundertelang haftete dem Alphabet etwas Geheimnisvolles an, denn __Schreiben und Lesen__ war auf eine schmale Oberschicht beschränkt. Wer nicht Angehöriger des Adels oder Klerus war, erwarb die für Leben und Beruf nötigen Kenntnisse meist durch mündliche Überlieferung. Klosterschulen, besonders der Benediktiner, und Domschulen waren angehenden Klerikern und männlichen Laien vorbehalten. Der Lehrstoff umfasste neben theologischen Studien die sieben freien Künste. Diese bestanden aus dem Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und dem Quadrivium (Musik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie). Frauenorden betrieben für die Töchter des Adels Erziehungsanstalten, die ein hohes Bildungsniveau erreichten. Martin Luther (1483-1546) forderte 1524 die Einrichtung allgemeiner [Schulen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Schule] für Knaben und Mädchen. Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken führte unter dem zum Calvinismus konvertierten Johann I. 1592 als erstes Territorium der Welt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein. In Österreich verordnete Maria Theresia (1717-1780) 1774 eine sechsjährige Unterrichtspflicht. Erst 1868 wurde die Pflichtschule bis zum 14. Lebensjahr vorgeschrieben. \\ \\
 
Die seit 1418 bezeugte Bezeichnung __ABC-Schütze__ für Schulanfänger soll daher stammen, dass ältere fahrende Schüler die jüngeren für sich stehlen ("schießen") ließen. Um Kindern das Lesen und Schreibenlernen schmackhaft zu machen, gab man ihnen Lebkuchen in Buchstabenform. Gestickte Alphabete standen im 19. Jahrhundert auf dem Lehrplan des Handarbeitsunterrichts. \\ \\
 
Im zauberisch-magischen und Orakelbereich spielten Buchstaben ebenfalls eine Rolle. Das schnelle Aufsagen des Alphabets galt als Mittel gegen Schluckauf. __Auslosen__ von Zetteln mit Anfangsbuchstaben soll schon in der Antike bekannt gewesen sein. Heiratswillige Frauen wollten später auf diese Weise den Namen des Bräutigams erfahren.\\ \\
 
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__Quellen:__ \\ 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 16\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 1/Sp. 14 f.\\ 
[Wikipedia: Schulpflicht|https://de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht] (Stand: 3.3.2024)\\ 
[Wikipedia: Klosterschule|https://de.wikipedia.org/wiki/Klosterschule] (Stand: 3.3.2024) \\ \\

__Bild:__ \\
Mustertuch für Kreuzstickerei, 19. Jahrhundert. Foto: H. M. Wolf 
 

 


 
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