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Andachtsbild#

Andachtsbild

Andachtsbild, berührt am hl. Grab

Kunsthistoriker verwenden die Bezeichnung Andachtsbild für Werke der Plastik und Malerei. Seit dem 13. Jahrhundert mehrten sich unter dem Einfluss der Mystik Darstellungen des Leidens Jesu und der Heiligen, von denen die Gläubigen in emotionaler Weise angesprochen werden sollten. Diesen großformatigen, die private oder öffentliche Verehrung fördernden Kunstwerken setzte der deutsche Volkskundler Adolf Spamer (1883-1953) den Begriff "Kleines Andachtsbild" gegenüber. Er bezeichnete damit religiöse Kleingraphik, wie Heiligen- oder Sterbebildchen, die man in das Gebetbuch einlegte und die dem Andenken und der persönlichen Frömmigkeitsübung dienen sollten. Trotz ihrer massenhaften Herstellung waren diese Bildchen für viele Gläubige etwas Besonderes. Souvenirs aus dem Heiligen Land, kleine Andachtsbilder mit aufgeklebten "Blumen aus Gethsemani" tragen den Hinweis "Berührt am hl. Grabe". Dies entspricht dem Brauch bei Devotionalkopien (z.B. der Mariazeller Madonna), die am Original "angerührt" wurden, um dessen wunderbare Wirkungen auf die Nachbildung zu übertragen.

Die älteste für kleine Andachtsbilder verwendete Drucktechnik war der Holzschnitt. Um 1430 kam der Kupferstich, ein Tiefdruckverfahren, das sich aus der Metallgravur entwickelt hatte, auf. Die ersten Kupferstiche kopierten vorhandene Kunstwerke und wurden für die Herstellung von Devotionalien und Spielkarten verwendet. Die gegenreformatorische Propaganda nützte die preisgünstige Reproduktionstechnik. Im Zentrum Augsburg stellten Stecherfamilien kleine und große Bilder in hohen Auflagen her und ließen sie durch Hausierer, auf Märkten und in Wallfahrtsorten vertreiben. Die schwarz-weißen Kupferstiche wurden oft handkoloriert. In Klöstern veredelte man sie mit Spitzen und Handarbeiten. Gestanzte Spitzenbildchen wurden - in Verbindung mit dem ab 1820 üblichen Stahlstich - vor allem in Frankreich produziert. Die Erfindung neuer Drucktechniken, wie Lithographie (Steindruck, 1798 von Alois Senefelder entwickelt) und Chromolithographie (1837 von Godefroy Engelmann patentiert) ermöglichte die Massenproduktion. In den 1860er-Jahren fand die Fotografie Eingang in diesen Bereich. 1881 erfand Georg Meisenbach die Autotypie. Mithilfe von Klischees war es nun möglich, Vierfarbdrucke mit Halbtönen im Buchdruck herzustellen.


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 21
Wolfgang Brückner: Papierornamentik. Würzburg 1977

Bilder:
Kleines Andachtsbild "Das Kind Jesus". Stahlstich, 19. Jh., gemeinfrei
Kleines Andachtsbild mit Blumen aus Gethsemani, berührt am Hl. Grab, 19. Jh., gemeinfrei