!!!Fuß    
      
[{Image src='Fuss.jpg' alt='Fuss' height='250' class='image_left' width='167'}]  

Häufig galt der Fuß als "''pars pro toto''" für den ganzen Menschen und seine __Lebenskraft__. Mythologische Gestalten wie Zwerge oder Teufel meinte man an ihren ungewöhnlichen Füßen (Pferdefuß) zu erkennen. Dem rechten bzw. linken Fuß wurde glückliche oder unheilvolle Bedeutung zugesprochen: "''Dextro pede''" bedeutete im Lateinischen "glücklich". Wer mit dem linken Fuß aufstehe, habe Unglück. Stolpern galt als ungünstiges [Vorzeichen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Vorzeichen]. Wer auf den Fuß oder in die Fußspur eines anderen trete, gewinne Macht über ihn. Im [Rechtsleben|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Recht] war der Fußtritt Ausdruck der Besitzergreifung über Güter, Tiere und Menschen. Der Lehnsherr trat mit dem rechten Fuß auf den des Vasallen. Im alten Orient, wie in der [Bibel|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Bibel] war diese Geste ein Symbol der Unterjochung (vgl. "Unter den Pantoffel stehen"). Andererseits sollten dadurch gute Eigenschaften auf einen anderen übergehen. So bestimmte das erstmals im 13. Jahrhundert aufgelegte ''Pontificale Romanum'', der Firmling solle seinen Fuß auf den rechten Fuß des [Paten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pate] stellen. Jemand etwas zu Füßen legen und der Fußfall waren alte Demutsgebärden. \\ \\
 
In ungewöhnlich geformten Felsen wollte man die segenbringenden __Fußspuren__ Heiliger erkennen wie beim Raststein des hl. [Wolfgang|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Wolfgang,_hl.] in Oberösterreich oder verschiedenen Schalensteinen in Niederösterreich (z.B. Christophstein in der Blockheide Eibenstein, Kolomanistein in Eisgarn).\\ \\
 
Ein beliebter __Patron__ bei Fußleiden ist der Angehörige des Servitenordens [Peregrinus Laziosi|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Peregrinus Laziosi, hl.] (1265-1345). Ihm sollte wegen eines Knochentumors ein Bein amputiert werden. Während der Pater in der Nacht davor bei einem Kruzifix betete, neigte sich der Gekreuzigte ihm zu und heilte ihn. In Wien verehrt man den heiligen Peregrin in der Servitenkirche in der Rossau, Wien 9. Mit dem Besuch seiner Kapelle war das Spenden von [Votivgaben|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Votivbild] in Fußform aus Wachs oder Silber verbunden.Die Schriftsteller der Aufklärung spotteten über die Heiligenverehrung in der Rossau: ''"Wir haben einen heiligen Peregrinus in der Kirche der Serviten, welchen Vornehme und Reiche, die sich das Podagra (Gicht) an die Füße getrunken haben … mit silbernen Füßen bestechen,"'' kritisierte ein Schriftsteller der Aufklärung, der an einem einzigen Tag 90 wächserne Hände und Füße auf dem Altar erblickt haben will.  \\ \\
 
Die altorientalische Sitte der __Fußwaschung__ vor einer Mahlzeit erhielt durch Jesus beim Letzten Abendmahl besondere Bedeutung. In vielen Kirchen wird sie rituell am [Gründonnerstag|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Gründonnerstag] vollzogen. \\ \\
 
Eine Reihe sprichwörtlicher __Redensarten__ hat mit dem Fuß zu tun: "stehenden Fußes - ''stante pede''" (sofort) kommt aus dem Rechtsleben. Wer mit einem Urteil nicht einverstanden war, musste es auf der Stelle ("unverwandten Fußes") anfechten. "Auf freiem Fuß sein" bezeichnet das Gegenteil der Gefangenschaft. "Auf großem Fuß leben" entstand aus der mittelalterlichen französischen Mode der eleganten, langen Schuhe. Bekannt sind ferner "mit Füßen treten" (geringschätzen), "sich kalte Füße holen" (geschäftlich schlecht stehen), etwas "hat Füße bekommen" (kam abhanden), "mit einem Fuß im Gefängnis (oder im Grab) stehen", "dem Herrgott die Zehen abschlecken" (übertrieben fromm sein, nach dem Pilgerbrauch, Heiligenfiguren die Füße zu küssen). \\ \\
 
Ein Fuß oder Schuh als __Maß__ entpricht 0,316102 m. 6 Fuß ergaben das Grundmaß Klafter. \\ \\
 
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__Quellen:__ \\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 246\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 3/Sp. 224 f.\\
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1991. Bd. 1/S. 491 f.\\ 
Helga Maria Wolf. Mythos Wasser. St. Pölten 2009. S. 40 \\ \\
 
__Bild:__ \\
Votivgaben bei Fußleiden aus Griechenland (links), und Wien (rechts, aus Silber), 20. Jahrhundert. Foto:: Helga Maria Wolf
 


 
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