!!! Hebekult

Nach landläufiger Meinung konnten bestimmte Heiligenfiguren nur von sündenfreien Personen, wie man es von Priestern annahm, gehoben werden. Dies konnte einem [Gottesurteil|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Ordal] gleichkommen. Ein Beispiel war die Statue des heiligen__ Adelwinus__ (Alwinus), der in St. Johann im Mauerthale (Gemeinde Rossatz-Arnsdorf, Niederösterreich) große Popularität genoss. Angeblich wollten Frauen die Figur reinigen und spotteten dabei. Dadurch wurde diese so schwer, dass sie sie nicht mehr heben konnten. Sie riefen den Pfarrer zur Hilfe, der die Statue leicht bewegen konnte. Vor allem Schiffer besuchten die Kirche, in der sich bis 1862 das Hochgrab von Adelwinus befand. Aus dessen Öffnung konnte man Erde entnehmen, die gegen Halsschmerzen und [Freisen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Freisen] helfen sollte. Von den Schiffsknechten ist überliefert, dass sie nach überstandenen Gefahren die Hufeisen der [Pferde|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pferd] von Schiffszügen opferten. Doch trieben sie auch Scherze mit der Adelwinus-Statue. Als sie diese nach St. Nikola an der Donau (Oberösterreich) entführten, kam sie wunderbarerweise von allein wieder zurück. \\ \\

Am Sebaldiberg bei Gaflenz (Oberösterreich) verehrte man den dänischen König __ Sebaldus __. Seine steinerne Statue sollte als Gewissensprobe gehoben werden, während Junggesellinnen eine Holzstatue hoben, um einen Mann zu erbitten. Ein ähnlicher Kult bestand im Wallfahrtsort  Aigen am Inn (Gemeinde Bad Füssing, Bayern). Dort musste man ein schweres, eisernes "Kolomännl" (Koloman) stemmen. Eisenklötze, wahrscheinlich alte Votivgaben, wurden St. Leonhard zu Ehren als Gewissensprobe und in Heiratsanliegen von Männern "geschutzt". Diesen Brauch gab es in St. Leonhard bei Villach (Kärnten), St. Leonhard bei Sarleinsbach (Oberösterreich) und Grödig (Salzburg).\\ \\

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__Quellen:__\\
Andreas Aberle: Nahui, in Gotts Nam! Rosenheim 1974. S. 142 \\
Gustav Gugitz: Fest- und Brauchtums-Kalender. Wien 1955, S. 100, 120, 133\\
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich. Horn 1966-1972.  II/318\\ 
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten, 2009. S. 83 f. \\ \\

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__Siehe auch:__ \\
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