!!!Kaffee
 
[{Image src='Kaffee_gr.jpg' alt='Kaffee' width='250' class='image_left' height='195'}]

Kaffee (arab. qahwa - anregendes Getränk) ist ein dunkles, koffeinhaltiges __Heißgetränk__ aus gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen. Als Surrogate oder Zusätze zum Bohnenkaffe dienten Zichorienwurzel, Gerstenmalz usw. \\ \\
 
Es wird angenommen, dass die Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens das __Ursprungsgebiet__ des Kaffees ist. Dort wird er im 9. Jahrhundert erwähnt. Nach der Überlieferung beobachteten [Hirten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hirte], dass Ziegen, die Kaffeebohnen gefressen hatten, keine Müdigkeit zeigten. Die Araber rösteten und tranken seit dem 15. Jahrhundert Kaffee. In der Türkei war das Aufwarten von Kaffee ein Teil des diplomatischen Protokolls. 1554 gab es in Istanbul, um 1580 in Ofen (Budapest) ein Kaffeehaus. Mitte des 17. Jahrhundert folgten weitere Städte (um 1640 Venedig, 1650 Oxford, 1652 London, 1659 Marseille, 1672 Paris, 1673 Bremen, 1685 Wien, 1721 Berlin). Das Wiener [Kaffeehaus|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Kaffeehaus] geht nicht, wie die Fama behauptet, auf Georg Franz Koltschitzky zurück, sondern auf den Armenier Johannes Deodat (Diodato), der es in seinem Haus, heute Rotenturmstraße 14, eröffnete. Die rasche Einbürgerung des Getränkes und die neue Kaffeekultur verdankte Wien seinen [armenischen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Armenier] Kaufleuten. \\ \\

Die __Kaffeepflanze__ (Coffea) ist ein 6-10 m hoher Strauch bzw. Baum, der zur selben Zeit blüht und Früchte trägt. Er braucht viel Wärme, aber auch [Sonnenschutz|Thema/Sonnenschutz] und ausreichend [Wasser|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Wasser]. Von den zahlreichen Coffea-Arten sind die Sorten Arabica (70 % der Weltproduktion) und Robusta (knapp 30 %) die bekanntesten Varietäten. Bis ins 17. Jahrhundert achteten die arabischen Exporteure streng darauf, dass keine keimfähigen Bohnen außer Landes gebracht wurden. Als erste kamen Holländer in den Besitz einer fruchtbaren Kaffeepflanze und begannen in ihren Kolonien Ceylon und Java mit dem Anbau. Doch dauerte es fast ein Jahrhundert (1706), bis die ersten Bohnen Amsterdam erreichten. Dessen Bürgermeister schenkte dem französischen König Ludwig XIV. 1714 ein blühendes Kaffeebäumchen. Von diesem stammen alle Kaffeeplantagen der französischen Kolonien ab, zunächst auf der Insel La Reunion im Indischen Ozean. Die Briten pflanzten die Stauden 1730 in Jamaika, 1878 in Kenia. __2021__ wurden 9,917.257 t Rohkaffee produziert. Die zehn größten Produzenten (an der Spitze Brasilien, Vietnam und Indonesien) liefern 83,9 %. 100 Millionen Menschen sind vom Kaffeeanbau abhängig.\\ \\

Kaffee zählt zu jenen Lebensmitteln - wie [Erdäpfel|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Erdäpfel], Gebäck aus Weizenmehl, [Zucker|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Zucker] -, die Ende des 18. Jahrhunderts tiefgreifende __Veränderungen__ der Ernährungsgewohnheiten hervorriefen. Zuvor wurden Getränke nur kalt genossen (Wasser, [Wein|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Wein], [Bier|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Bier]). Die drei Warmgetränke Kaffee, Tee und Trinkschokolade verbreiteten sich in den europäischen Ländern und sozialen Schichten uneinheitlich. So blieb die im 17. Jahrhundert am spanischen Hof eingeführte Trinkschokolade als Luxusgut lange  auf die Aristokratie beschränkt. Erst im 19. Jahrhundert verbürgerlichten neue Produktionsmethoden den Kakao. Beim Kaffee verlief die Entwicklung anders. Er war schon im 17. Jahrhundert ein bürgerlicher Genuss. Im bäuerlichen Bereich ersetzte er ab Mitte des 18. Jahrhunderts die zuvor üblichen Wein- und Biersuppen zum Frühstück. Im 19. Jahrhundert veränderte das Kaffeetrinken die bürgerlichen Kommunikationsstile: Die Herren trafen sich im Kaffeehaus, die Damen pflegten daheim das Kaffeekränzchen. Arbeiter nahmen Malzkaffee in Thermoskannen in die Fabrik mit. Die ländliche Bevölkerung, die bisher überwiegend [Suppen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Suppe] und Breie gegessen hatte, ging nun zu Kaffee und (auch Weiß-) [Brot|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Brot] über. Nachdem Zucker billiger geworden war, wurde er zum Süßstoff für den (Ersatz-) kaffee und in der [Marmelade|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Marmelade] verarbeitet. Kaffee mit Marmeladebrot war eine neue Geschmackserfahrung. Zugleich erfolgte ein Wandel der Küchengeräte und des Geschirrs (Kaffeemühle, Tasse mit Untertasse, Kaffeekanne, Zuckerdose …) Mädchen vom Lande, die in der Stadt im Dienst waren, lernten bürgerliche Tischsitten kennen und brachten sie in ihre Dörfer mit.\\ \\

Der 1. Oktober ist der __"Tag des Kaffes__" (International Coffee Day). Aus diesem Anlass 2023 veröffentlichte Zahlen: Kaffee ist in Österreich das beliebteste Heißgetränk. Pro-Kopf-Verbrauch: Rund 160 Liter, am liebsten Cappuccino, Verlängerter und Caffe Latte. Die Käuferreichweite liegt bei 95 % (Tee: 70 %), jeder Haushalt gibt durchschnittlich  140 € für Kaffee aus.  2022 betrug das Marktvolumen für Röstkaffee 41,9 Mio. kg, das entspricht europaweit der neunten Stelle. \\ \\

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__Quellen:__ \\ 
Ursula J. Becher: Geschichte des modernen Lebensstils. München 1990. S. 77 f.\\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 423\\
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 409\\
[Wikipedia: Kaffee|https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee] (Stand 3.3.2024)\\
Informationen zur Ausstellung "Des Wieners Gold" im Wien Energie-Haus, September 2009 \\ 
"Kurier", 3.9.2020 \\ 
"Kurier Business", 3.9.2022 \\ \\


__Bild:__ \\
Kaffeemühle, -häferl und Karlsbader Kaffeemaschine aus dem 19. Jahrhundert. Foto: Alfred Wolf, 2008
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__Siehe auch:__ \\
-->[Kaffeerösterei |Wissenssammlungen/Historische_Bilder/Kaffeerösterei_in_Salzburg_um_1920]\\
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