!!!Kuh
 
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__Rinder__ wurden wegen des Fleisches, der [Milch|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Milch] und als Zugtiere seit dem 9. vorchristlichen Jahrtausend domestiziert. Die heutigen Hausrinder stammen aus Anatolien und dem Nahen Osten. 
Der Rinderbestand verzeichnete 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 1,3% auf 1,86 Mio. Stück. Österreichweit wurden 589.000 Rinder und 56.000 Kälber geschlachtet. Dabei fielen 211.000 t Rindfleisch und 5.600 t Kalbfleisch an. Mit einer durchschnittlichen Jahresmilchleistung von 7.300 kg (+1,5%) je Tier wurden im Jahr 2020 von den 524.000 gehaltenen Milchkühen (-0,6% zu 2019) rund 3.815.000 t (+0,9%) Rohmilch erzeugt.\\ \\

"__Glückliche Kühe__" sind keine Erfindung moderner Werbetexter. Schon im HDA heißt es: "Man bemüht sich, dass sich die Kuh im Stall wohlfühlt". Sie soll nach dem Kauf kein Heimweh bekommen. Häufig erhalten Kühe Namen. Das zeigt, wie auch andere Vorstellungen, dass "die Rinder des Bauern wertvollster Besitz sind". Dem entsprechend wichtig war ihr Schutz vor Unholden und "bösem [Blick|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Blick]". Auf dessen Wirkung führte man blutige oder schlechte Milch zurück. War dies der Fall, wurden unschuldige Frauen als [Hexen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hexe] verdächtigt. Dem Schutz des Viehs diente die [Maulgabe|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Maulgabe] am [Dreikönigstag|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Dreikönigstag]. Die Tiere wurden mit [Brot|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Brot]
und [Äpfeln|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Apfel] gefüttert, die mit [Weihwasser|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Weihwasser] besprengt waren. Zu [Weihnachten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Weihnachten] meinte man, das Vieh im Stall reden zu hören, wofür der Lauscher mit dem Leben bezahlte. Aus dem Verhalten der Tiere zog man Schlüsse auf das Wetter, bevorstehende [Hochzeiten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hochzeit] und Todesfälle. Verschiedene Körperteile dienten der [magischen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Magie] Medizin. \\ \\
 
Nicht nur sprichwörtliche Bedeutung kommt der __Kuhhaut__ zu. Die mittelalterliche Redensart meint das Pergament als Schreibfläche. "Das geht auf keine Kuhhaut mehr" - es ist nicht zu beschreiben. Die Kuhhaut diente als Rechtssymbol des Grundstückerwerbes. Nach der Äneassage ließ Königin Dido die Fläche der zu gründenden Stadt Karthago mit Streifen aus Kuhleder umspannen. In weit verbreiteten Sagen, erstmals in einem Predigtmärlein aus dem 13. Jahrhundert, schreibt der Teufel das Sündenregister auf eine Kuh- oder Ochsenhaut. Andere Geschichten erzählen von der Kuhhaut als Verkleidung. \\ \\
 
Weitere __Redensarten__: "Ist die Kuh hin, soll das Kalb auch hin sein" (bei einem Verlust). "Wie die Kuh vor dem neuen Tor stehen" (etwas verdutzt betrachten) geht auf Martin Luther zurück. "So viel verstehen wie die Kuh vom Sonntag" (gar nichts), "Blinde Kuh spielen" (irreführen), "Heilige Kühe schlachten" (Tabus brechen) sind ebenfalls gängig. \\ \\

 
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__Quellen:__ \\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 485 f.\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HDA). Berlin 1933/1987. Bd. 5 / Sp. 767 f.\\
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 2 / S.902 f.\\ 
[2020|https://www.statistik.at/fileadmin/publications/Statistik_der_Landwirtschaft_2020.pdf] \\ \\

__Bild:__\\
Rind im Mohnfeld. Foto: Alfred Wolf

[{Metadata Suchbegriff='Natur Kuh' Kontrolle='Nein' }]