!! Alfred Wolf !![NEUN Wege im NEUnten|Wissenssammlungen/Alsergrund] !! 2. IM KLINIKVIERTEL __Weg: U-Bahn-Station Alser Straße - Hernalser Gürtel - Kinderspitalgasse - Zimmermanngasse - Alser Straße - Hebragasse - Kinderspitalgasse - Alser Straße - Spitalgasse - Mariannengasse - Höfergasse - Spitalgasse - Nadlergasse - Lazarettgasse - Pelikangasse - Gerda Matejka-Felden-Park - Gilgegasse - Lazarettgasse - Walter-Beck-Platz - Lazarettgasse - Mariannengasse - Mauthnergasse - Zimmermannplatz - U-Bahn-Station Alser Straße__ \\ \\ Unsere Exkursion beginnt bei der __STATION ALSER STRASSE__ der U6. --> [1. "Über-Blick von der U-Bahn"|Wissenssammlungen/Alsergrund/1. Überblick von der U-Bahn ]\\ \\ [{Image src='01.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Hygiene-Institut, Kinderspitalgasse 15' class='image_left' height='137'}] [{Image src='Hygieneinst.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Hygiene-Institut, Kinderspitalgasse 15' class='image_right' height='137'}] Nur wenige Schritte den __HERNALSER GÜRTEL__ hinauf, erreichen wir an seiner Ecke bei __Nr. 28__ zur __KINDERSPITALGASSE 15 __einen blockhaften viergeschossigen Bau. Weithin sichtbar kündet ein Vordach von der besonderen Bedeutung des Gebäudes. Es könnte sich um einen repräsentativen Regenschutz für Hotelgäste handeln. Betritt man das großzügige Foyer, das mit seinem neobarocken Dekor und den Doppelsäulen beiderseits des Aufgangs zum Treppenhaus prunkt, ist durchaus Ähnlichkeit mit einer Hotelhalle gegeben. Doch hier handelt es sich um das Entrée des Hygieneinstituts (Institut für Hygiene und angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien). Es wurde 1905-1908 nach Plänen von Ludwig Tremmel in einem Übergangsstil vom Neobarock zum Jugendstil erbaut und zeigt den letzten Glanz der imperialen Bauweise der k. u. k. Haupt- und Residenzstadt. Bei seiner Eröffnung waren auf 3000 m² verbauter Grundfläche das Hygienische Institut mit der allgemeinen Untersuchungsanstalt für Lebensmittel, das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie und das staatliche serotherapeutische Institut untergebracht. Seiner Bestimmung entsprechend war das Gebäude nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet. Reformschiebefenster, elektrische Beleuchtung, Abfallverbrennung, Heizungs- und Lüftungsanlage sollten zugleich Studien- und Demonstrationsobjekte sein. \\ \\ __KINDERSPITALGASSE 10 / ZIMMERMANNGASSE 10 __biegen wir rechts in diese ab. Georg Zimmermann war Ehrenbürger von Hernals. Charakteristisch für das Eckhaus sind sein Turm und die Reliefs weiblicher Gestalten an der Fassade. Eine Gedenktafel erinnert an den Lyriker und Dramatiker Jura (Jurij) Soyfer. Er schrieb für das sozialdemokratische Parteikabarett und war ein viel gespielter Autor des "Kabarett ABC". --> [9. "Im Oberen Werd"|Wissenssammlungen/Alsergrund/Im Oberen Werd] \\ \\ [{Image src='Kindersp 4.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Ehem. Postamt, Zimmermanngasse 4-6' class='image_left' height='150'}] Bis März 2012 befand sich das Postamt 1095, __ZIMMERMANNGASSE 4-6__. Es wurde als Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland in neoklassizistischen Formen 1920 errichtet. An seiner Stelle befand sich das Tor der Hernalser Linie samt Mautamt und Linienkapelle. Diese bestand von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1886 und war, wie fast alle Kapellen bei den Linientoren, dem hl. Johannes Nepomuk geweiht. 1828 ließ sie ein Kirchenvater namens Binder renovieren und eine Inschrift zu Ehren des Heiligen anbringen. Aus den ersten Buchstaben jeder Zeile ergab sich der Name Binder. Die Umgestaltung der Hernalser Linie, bei der für die Gleise der Pferdestraßenbahn Platz geschaffen wurde, bedeutete das Ende des kleinen Gotteshauses. \\ \\ [{Image src='03.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alsergrund-Wappen am Haus Zimmermanngasse 2 / Alser Straße 48' class='image_left' height='200'}] Das gegenüber liegende Haus __ZIMMERMANNGASSE 2 / ALSER STRASSE 48__, musste nach Bombentreffern abgetragen und neu erbaut werden. Nach der Fassadenrenovierung kommt nun das in den Nachkriegsjahren als Hausschmuck angebrachte keramische Bezirkswappen wieder zur Geltung. Es zeigt die Siegel jener sieben Vorstädte, die den Alsergrund ergaben. Zur Zeit der Eingemeindung (1850) war er der 8. Bezirk, nach der Abtrennung Margaretens von der Wieden (1862) wurden die Bezirke neu nummeriert und der Alsergrund ist seither der 9. Das Keramikrelief zeigt die namensgebende Alservorstadt in der Mitte, in der oberen Reihe Michelbeuerngrund, Himmelpfortgrund und Thurygrund, in der unteren Reihe Lichtental, Althangrund und Rossau. Das Wappen des Michelbeuerngrundes (hier eine Elster) wurde 1988 durch jenes des Stiftes Michaelbeuern ersetzt. \\ \\ Vor __Alser Straße 47__ steht eine Platane (Platanus x hybrida) unter Naturschutz (Nr. 734) \\ \\ Die nach dem Alsbach benannte Alser Straße ist die älteste Straße im Bezirk, doch floss der Bach zu keiner Zeit durch sie. Die Römer benutzten sie als Zufahrtsstraße zu ihren Ziegeleien in Hernals. Obwohl schon 1211 als "Alsaerstrazze" erwähnt, erlangte sie erst nach der Zweiten Osmanischen Belagerung (1683) ihre Bedeutung als Verkehrsweg Richtung Wienerwald. Die (vordere) "Alstergasse" wurde zur Hauptstraße der Vorstadt und führte daher auch den Namen "Alsergrund Hauptstraße". Mit der Bezirkseinteilung 1862 verlor die Alservorstadt 154 Häuser an die Josefstadt. Solcherart amputiert, wurde die Hauptstraße zur Grenzstraße. \\ \\ Wir biegen in die Hebragasse ein. Ferdinand Hebra begründete die moderne Dermatologie. Er gab einen Atlas der Hautkrankheiten heraus, dessen System Jahrzehnte hindurch Geltung behielt. Hebras erneuerte Terminologie entstand aus experimentellen und pathologisch-anatomischen Forschungsergebnissen. Am Haus __HEBRAGASSE 1 __erinnert eine Gedenktafel an den Schauspieler Emmerich Arleth, einen Förderer des Wiener Liedes. \\ \\ __HEBRAGASSE 3__, die Rückseite des ehemaligen Postamtes, zeigt eine ähnliche Gestaltung wie die Hauptfassade. \\ \\ [{Image src='04.JPG' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Hebragasse 9' class='image_left' height='133'}] Die palaisartigen Miethäuser __HEBRAGASSE 7__ und __9__ wurden um 1900 in Formen des Neobarock bzw. der Neorenaissance erbaut. \\ \\ Die Benennung der Kinderspitalgasse (wie auch der nahen Mauthnergasse und der Mariannengasse) haben mit der Krankenanstalt zu tun, die heute als "St. Anna" für ihre Kinderkrebsforschung bekannt ist. Dieses erste Kinderspital Europas wird die letzte Station unseres Spaziergangs bilden. \\ \\ \\ [{Image src='05.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Dreilauferhaus, Alser Straße 38' class='image_left' height='200'}] Das Haus __KINDERSPITALGASSE 1__ teilt als Nr. 38 die ALSER STRASSE und steht an dieser exponierten Stelle im Blickpunkt der Passanten. Die überlebensgroße Figurengruppe auf dem Giebel weist auf den seit 1778 bestehenden Namen "Dreilauferhaus" hin. Viktor Tilgner, einer der besten Bildhauer der Ringstraßenzeit, schuf die Figuren. Das Miethaus steht unter Denkmalschutz, Die Laufer waren herrschaftliche Diener. Ihre Aufgabe bestand darin, den Sänften und Kutschen der Adeligen voraus zu eilen, um Platz zu schaffen. An prächtigen Kopfbedeckungen ließen sich die Laufer schon von weitem erkennen, und ihre "Zepter" waren Stäbe, mit denen sie den Verkehr teilten. Diese Vorläufer der heutigen Verkehrseskorte von prominenten Politikern wurden durch die Revolution 1848 abgeschafft. Das alte Dreilauferhaus, dessen Hausschild sich im Bezirksmuseum Alsergrund befindet, bot vielen Bewohnern Platz. Neben Studenten waren es oft Buchdrucker und Schriftsetzer der nahe gelegenen Offizinen. Der Verfasser von über 120 Volksstücken und 100 Romanen, Anton Langer, wohnte hier. Er gründete das "Arena-Theater" in Hernals und gab das satirische Wochenblatt "Constitutioneller Hans-Jörgel" heraus. Der Schriftsteller Ludwig Anzengruber wurde im alten Dreilauferhaus geboren. Als Volksaufklärer und Sozialreformer konzentrierte er sich in seinen Stücken auf die Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen in einer meist dörflichen Umwelt. Spätere Prosatexte wie "Die Märchen des Steinklopferhanns" (1884) sind bereits dem Naturalismus zuzurechnen. \\ \\ Die Alser Straße zur Stadt gehen, heißt ein Prominentenlexikon aufschlagen. __ALSER STRASSE 36 / BRÜNNLBADGASSE 1__ wurden die Schauspielerinnen Liane Haid und Grit Haid geboren. Die Tänzerin Liane war ab 1921 einer der bekanntesten Stummfilm-Stars, ihre jüngere Schwester kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Liane Haid, die das Alter von 105 Jahren erreichte, machte auch beim Tonfilm und bei der UFA Karriere. Sie spielte mit Heinz Rühmann, Hans Moser und Theo Lingen. Robert Stolz komponierte für sie das Chanson "Adieu mein kleiner Gardeoffizier". Ihr Vater war Geigenbauer gewesen, der auch Gitarren und Zithern herstellte. Bis vor kurzem befand sich das "Musikhaus Haid" im Haus. Dem Schriftsteller Georg Markus erzählte Liane Haid in einem Interview, dass das aus dem Film "Der dritte Mann" bekannte Harry-Lime-Thema nicht Anton Karas, sondern ihr Vater Georg Haid komponiert hätte. Nach der Familientradition hätte ihn ein Musikant gebeten, ihm die wichtigsten Griffe auf der Zither beizubringen. Georg Haid tat dies, anhand einer von ihm komponierten Melodie und nach ein paar Stunden beherrschte der Kunde das Instrument. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Georg Markus recherchierte bei Haids Sohn und der Tochter Karas. Ersterer erinnerte sich, dass sein Großvater die Geschichte oft erzählt hätte, Letztere nannte sie Unsinn. \\ \\ [{Image src='06.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 32' class='image_left' height='200'}] __ ALSER STRASSE 32__ entstand 1910 mit secessionistischer Fassade, ein Werk des Villen-Architekten Arnold Hatschek. Unter dem Dachausbau glänzen ein Jahrhundert später die Metallteile des Mittelerkers in frischem Grün und Gold. Hier wohnte Karl Friedrich Gsur, der Portrait- und Landschaftsmaler, von dem das Wandgemälde "Wiener Sagen" im Rathauskeller stammt. Die Genossenschafts-Druckerei, die sich zuvor hier befunden hatte, stellte 1889-1893 die Arbeiterzeitung her. \\ \\ Das 1887 mit drei Höfen erbaute Haus __ALSER STRASSE 30__ kann auf eine große Tradition zurückblicken. Im alten Haus bezog der damals 22-jährige Ludwig van Beethoven sein erstes Wiener Quartier, ein Parterrezimmer beim Buchdrucker Strauß. Anton Strauß, der als Schriftgießer und Buchdrucker in den Napoleonischen Kriegen eine Felddruckerei führte, war der Kompagnon von Joseph Vinzenz Degen, dem späteren ersten Direktor der 1804 gegründeten Hof- und Staatsdruckerei. Seit 1858 befand sich im alten Haus die evangelisch-theologische Fakultät, die 1885 in die Türkenstraße 3 übersiedelte. \\ \\ [{Image src='07.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 28' class='image_left' height='200'}] Das Haus__ ALSER STRASSE 28__ aus dem Jahr 1901 zeigt eine monumental gegliederte Fassade. Durch die dekorativ gestaltete Eingangshalle führt ein ovaler Stiegenaufgang, von Atlanten flankiert, aufwärts. Zudem besitzt das für den Hautarzt Moritz Kaposi errichtete Gebäude einen Hof mit Gartenanlage. Kaposi zählte mit seinem Lehrer Hebra zu den hervorragenden Dermatologen der Wiener medizinischen Schule. Er vereinigte pathologisch-anatomische Erkenntnisse mit den Errungenschaften der Chemie, Bakteriologie und Hygiene. Sein Name erlangte durch die Immunschwächekrankheit AIDS und das damit verbundene "Kaposi-Sarkom" traurige Berühmtheit. Im Haus starb der Professor für Kinderheilkunde Theodor Escherich, der die wissenschaftlichen Grundlagen der Säuglingsernährung schuf. Er forcierte die Ausbildung von Kinderkrankenpflegerinnen, war Begründer der Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge und Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Kinderforschung. Escherich baute die Kinderspitäler in Wien aus und erweiterte seine Klinik im Allgemeinen Krankenhaus um eine Säuglings- und Neugeborenenabteilung. \\ \\ Zu den Merkwürdigkeiten des alten Hauses Alser Straße 28 (wie auch bei Nr. 24 und 16) zählte im 19. Jahrhundert die Verpflichtung des jeweiligen Besitzers, jährlich 8 Gulden zur Beleuchtung der Straße beizusteuern. In diesem Haus wohnte der Maler Jakob Alt, der Vater von Franz und Rudolf Alt. Er verwendete als erster Künstler die damals neue Technik des Steindrucks (Lithographie) für Portraitdarstellungen. Gemeinsam schufen Jakob und Rudolf Alt im Auftrag des Kaisers Ferdinand I. zwischen 1830 und 1849 rund 170 "Guckkastenbilder". Diese Meisterwerke der Aquarellkunst des Biedermeiers zeigen Veduten und Landschaften aus den Alpenländern, Italien und Dalmatien. Zu den prominenten Bewohnern zählte auch Eugen Oberhummer. Der Professor für historische und politische Geographie bereiste die Welt, beginnend in Südeuropa und später Nord- und Mittelamerika. Durch seine interdisziplinäre Methodik leistete er namhafte Beiträge zur Altertumsforschung. Seine Bedeutung liegt in der Auswertung geschichtlicher und religiöser Quellen für das Verständnis der Geographie. Das Bezirkspolizeikommissariat befand sich ebenfalls seit 1840 im alten Gebäude. \\ \\ Das historische Interesse am anschließenden Haus __ALSER STRASSE 26__ liegt in der Person von Dr. med. Gabriele Possanner, an die eine Gedenktafel erinnert. Die erste Ärztin Österreichs starb hier 1940. Sie promovierte zunächst in der Schweiz und erreichte 1897 nach dreijährigen Bemühungen die Nostrifizierung ihres Doktordiploms in Österreich. Ihre Praxis befand sich in der Günthergasse 2. 1928 wurde ihr der Titel Medizinalrat verliehen. Durch ihre Zielstrebigkeit trug sie wesentlich dazu bei, Frauen den Weg zum Medizinstudium zu ermöglichen. Alser Straße 26 (wie auch 8), wohnte der Schriftsteller, Dichter und Kabarettist Peter Hammerschlag (Pseudonym Peter Mahr). Er war Mitbegründer des ersten Wiener Kellertheaters "Lieber Augustin".\\ \\ __ALSER STRASSE 25__ stand ab 1799 im Besitz von Charlotte Greiner und ihrer Tochter Karoline Pichler (1769-1843). Beide Damen waren für ihre patriotisch-traditionellen Salons bekannt. Gäste waren u.a. der Orientalist Joseph Hammer-Purgstall, die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Franz Grillparzer. Auch der Romantiker Johann Ludwig Tieck, der Dichter Zacharias Werner und die gelehrte Französin Madame de Stael kamen. Die Abendgesellschaften, zu denen man persönlich eingeladen sein musste, fanden zunächst mittwochs, dann dienstags und donnerstags von 19 bis 22 Uhr statt. Die produktive Schriftstellerin Karoline Pichler erinnerte sich in den vierbändigen "Denkwürdigkeiten aus meinem Leben" an das Haus: "Wir bezogen es im Frühling und versprachen uns viel von der reinen Luft ... Der Garten war aber in einem Zustande völliger Verwilderung, obgleich reich mit schönen exotischen Bäumen und Sträuchern und auch edlem Obst besetzt." \\ \\ [{Image src='08.JPG' width='200' alt=' Alser Straße 24 / Pelikangasse 1, © Salzer Holding GmbH' class='image_left' height='290'}] Das Hauszeichen von __ALSER STRASSE 24 / PELIKANGASSE 1__, "Zum goldenen Pelikan" gab der Seitengasse ihren Namen. Der Pelikan als Symbolgestalt der Mutterliebe ist als Hauszeichen in Wien nicht selten anzutreffen, hier dient er seit 1862 zur Benennung der Verkehrsfläche. Zuvor nannte man sie Zwerchgasse oder Alserbachgässel. Noch früher hieß sie Bergsteig, da sie in ihrem unteren Teil nach Westen, quer zum Hang des Alsbachs abbog. Das Eckhaus Pelikangasse 1, das bis in die Mariannengasse 19 reicht, ist als Salzer-Hof bekannt. Hier begann die Geschichte einer der bedeutendsten Buchdruckereien der Donaumonarchie. 1805 übernahm der langjährige Druckereileiter Georg Ueberreuter das renommierte Unternehmen des Johann Thomas Trattner, in dem die späteren Kaiser Joseph II. und Leopold II. und Erzherzog Karl Josef in der Buchdruckerkunst unterwiesen wurden. 1866 verkaufte Georg Ueberreuters Nachfahre Carl die Buchdruckerei, Schriftgießerei und Verlagsbuchhandlung an den Papierfabrikanten Matthäus Salzer. 1826 war die Firma des Matthäus Salzer protokolliert worden. Sein Interesse galt der Papiererzeugung, die er mit der Errichtung einer Fabrik in Ebenfurth, Niederösterreich, und der Gründung einer Baumwollspinnerei im gleichen Ort 1840 und 1845 erweiterte. Schon 1842 wurde in Stattersdorf, Niederösterreich, die erste Papiermaschine aufgestellt. Mit dem Kauf der Ueberreuterischen Buchdruckerei erfolgte 1866 die Verlagerung auf Schriftgießerei und Buchdruck. Das Kombinat von Papiererzeugung, Schriftgießerei, Satz und Druckwesen machte sich bezahlt. 1896 wurde als neues Druckereigebäude der Salzer-Hof errichtet. Ein Jahr später entstand die Buchbinderei für den Krakauer Kalender. Der Initiative und dem unerschütterlichen Optimismus der jeweiligen Inhaber ist es zu danken, dass die Firma krisenhafte Zeiten überlebte und trotz Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder erstand. Solcherart wie der Vogel Phönix aus der Asche wäre dieser, an Stelle des Pelikans, das Symbol eines Unternehmens, dessen Wahlspruch "Durch Fleiß und Beharrlichkeit zum Ziel" sich oft bestätigte. \\ 2025 ist der Carl Ueberreuter Verlag eines der letzten unabhängigen, mittelständischen Unternehmen auf dem deutschen Buchmarkt. 1946 in Wien als ein Unternehmen der Familie Salzer gegründet, ist er heute der umsatzstärkste Sachbuchverlag Österreichs und zählt zu den führenden Kinder- und Jugendbuchverlagen im deutschsprachigen Raum. Die Verlagsgruppe Ueberreuter umfasste bis Jänner 2014 den Sachbuchverlag Carl Ueberreuter sowie das Ueberreuter Kinder- und Jugendbuchprogramm, das Bilderbuchprogramm des Imprints Annette Betz (Berlin) sowie den Lappan Verlag in Oldenburg. 2014 kaufte die G&G Verlagsgesellschaft mbH (Eigentümer: Georg Glöckler) die Verlage Annette Betz und Ueberreuter Kinder- und Jugendbuch. Das Sachbuchprogramm wurde unter der Marke „Carl Ueberreuter Verlag“ übernommen. Somit sind alle Ueberreuter Verlage, nun in der Frankgasse 4, wieder unter einem Wiener Eigentümer vereint. Die Salzer Gruppe ist eine mittelständische österreichische Unternehmensgruppe mit Sitz in St. Pölten, die in den Bereichen Papierindustrie (Salzer Papier), Kunststoffindustrie (Salzer Formtech) und und Industrie Service tätig ist. Sie befindet sich seit 1784 im Besitz der Familie Salzer. Die heutige Papiermaschine basiert auf einer Anlage aus dem Jahr 1924 und wurde in den 1970er Jahren, von 1998 bis 2001 und 2012–2013 grundlegend reinvestiert. Salzer produziert am Standort Stattersdorf jährlich ca. 30.000 Tonnen Papier, vor allem holzfreie Werkdruckpapiere für die Buchherstellung. \\ \\ __ALSER STRASSE 22 / PELIKANGASSE 2__ war gleichfalls ein Haus nach einem Vogel benannt und darin eine Druckerei beheimatet. Das Gebäude hieß seit 1697 "Zur Elster", 152 Jahre lang bestand das gleichnamige Gasthaus mit einem geräumigen Tanzsaal, Garten und Kegelbahn als eines der ältesten seiner Art im 9. Bezirk. Aus dem Bierhaus wurde schließlich ein Papiermagazin. Die Buchdruckerei begann mit Leopold Sommer, der 1842 das Haus erwarb und den großen Garten mit einem Betriebsgebäude verbaute. Es war die zweckmäßigste Privatdruckerei ihrer Zeit in Wien. Eine Dampfmaschine setzte erstmals sieben Schnellpressen in Bewegung. 1848 gab Sommer die erste nicht von der Regierung beeinflusste Zeitung heraus, was zur Aberkennung des Titels k. k. Hofbuchdruckerei führte. 1868 nahm er seinen Stiefsohn in die Firma, die seither auf Leopold Sommer & Comp. lautete. 1884 errichtete man den vierstöckigen Neubau, den sechs Jahre später Michael Hainisch erwarb. Hainisch war der erste Bundespräsident der Republik Österreich, danach Bundesminister für Handel und Verkehr. Das Haus blieb bis 1950 im Eigentum seiner Familie. \\ \\ [{Image src='09.jpg' width='300' alt='Alser Straße 20, Slg. Alfred Wolf' class='image_left' height='220'}] Das alte Haus __ALSER STRASSE 20__ stand im Besitz berühmter Ärzte. 1797 erwarb es der Direktor des Allgemeinen Krankenhauses, Johann Peter Frank. Der Begründer der Hygiene als selbstständige Wissenschaft genoss als Mediziner internationales Ansehen. Patienten aus den höchsten Gesellschaftskreisen frequentierten seine Praxis. Sein Privathaus in der Alser Straße war ein Mittelpunkt des musikalischen Lebens, und Ludwig van Beethoven sein ständiger Besucher. Das einstöckige Gebäude mit klassizistischer Fassade trug im Giebelfeld ein Relief mit Genien, die das von einem Lorbeerkranz umgebene Portrait eines bärtigen Mannes hielten. Phantasievoll brachte man die alte Darstellung mit Theodor Billroth in Verbindung, der das Haus von 1876 bis 1889 besaß. Wie eine Gedenktafel am Neubau kündet, führte der Chirurg 1881 erfolgreich die erste Magenresektion durch. Und wieder wurde die Wohnung des Arztes zu einem Treffpunkt der Hausmusik: Bei den berühmten Brahmsabenden trafen sich die beiden nach Wien zugewanderten Norddeutschen Johannes Brahms und Theodor Billroth. Der nächste Hausherr war Friedrich Siemens, der eine einstöckige Fabrik für Gasgeräte zubaute. Er erwirkte 1906 die Demolierungsbewilligung und ließ im folgenden Jahr den bestehenden vierstöckigen Neubau errichten, der in der Familie blieb und 1924-1932 als Firmensitz der Friedrich Siemens AG aufscheint. \\ \\ [{Image src='10.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 18' class='image_left' height='200'}] Das Haus __ALSER STRASSE 18__ führte bis zum secessionistischen Neubau aus dem Jahr 1904 (wie Nr. 32 von Arnold Hatschek) die Bezeichnung "Zur heiligen Dreifaltigkeit". Es war das Sterbehaus von Ferdinand Schubert, dem Bruder des Komponisten Franz Schubert, und von Johann Gabriel Seidl, Archäologe, Schriftsteller und Dichter. Von Seidl stammte der Text des so genannten Kaiserliedes "Gott erhalte...", den er 1854 verfasste. Im dreistöckigen Neubau wohnten der Pionier der österreichischen Radiologie, Guido Holzknecht, und der Operettenkomponist Emmerich Kálmán. Zu dessen bekanntesten Werken zählen "Die Czardasfürstin" und "Gräfin Mariza".\\ \\ Die anschließenden Grundstücke Alser Straße 16 bis 6 reichten mit ihren Gärten von der vorderen Als(t)ergasse bis zur unteren (oder hinteren) Als(t)ergasse, der heutigen Mariannengasse 11 bis 3. Teilweise entstanden darauf Durchhäuser. \\ \\ __ALSER STRASSE 16__ war ein Durchhaus zur Mariannengasse 11. Eine Besonderheit des alten Hauses war sein polygonaler Turm, der den Dachfirst überragte. Ab 1713 besaß es durch 40 Jahre der Ire Guilemus O'Kelly de Agrim, "des hl. röm. Reiches Ritter, Kaiserl. Wappenkönig". Er war zudem Hofpoet und Professor der Geschichte, Philosophie und Heraldik an der Landschaftsakademie, Alser Straße 2. --> [4. "Um den Dom des Alsergrundes"|Wissenssammlungen/Alsergrund/4. Um den Dom des Alsergrundes] 1875 wurde der vierstöckige Neubau samt einem Glassalon errichtet und mit dem neun Jahre älteren Bau in der Mariannengasse verbunden. Der Salon ist verschwunden, der Durchgang gekappt, doch im Stiegenhaus des Straßentraktes befindet sich eine klassisch wirkende weibliche Figur. Mariannengasse 11 errichtete 1866 Josef Leiter sein Wohnhaus und die Werkstätte zur Erzeugung chirurgischer Instrumente. 50 Beschäftigte fertigten hier seine weltweit bekannten Operationsgeräte und Instrumente für Elektro-Endoskopie. Derzeit dient es als Asylantenheim der Caritas. \\ \\ [{Image src='11.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 14' class='image_left' height='200'}] __ALSER STRASSE 14__ führt als Durchhaus zur Mariannengasse 9. Nächst der Direktion des Städtischen Elektrizitätswerks gelegen, nannte man es scherzhaft "Beamtenlaufbahn". Der im 19. Jahrhundert mehrfach umgebaute Besitz wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer getroffen, so dass 1948 der linksseitige Hoftrakt abgetragen werden musste. Das alte Haus trug den Namen "Zu den sechs Krügen". Sein Erstbesitzer, Peter Rosenbüchler, war 1704 ein "Erdener Geschirrhändler". Das Hausschild befindet sich im Bezirksmuseum Alsergrund. \\ \\ Das Haus __ALSER STRASSE 12__ "Bey Jesus, Maria und Josef" erfuhr eine Namensverkürzung "Zur heiligen Familie". Von einem "Fleischhacker" errichtet, blieb es durch Jahrzehnte im Besitz von Angehörigen dieses Berufes, was sich im Bau einer Eisgrube, von Stallungen und einer Wagenremise dokumentierte, bis 1865 der Neubau erfolgte. Auch er ist ein Durchhaus, zu Mariannengasse 7. \\ \\ [{Image src='12.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 10' class='image_left' height='200'}] Das Miethaus __ALSER STRASSE 10__ hat an seiner späthistoristischen Fassade in der Höhe des ersten Stockwerks eine Mauernische mit der barocken Sandsteinplastik einer Pietá. Das Gebäude an der Rückseite (Mariannengasse 5) kam wie das Nachbarhaus (Mariannengasse 3) in den Besitz der Neuen Reformbaugesellschaft, die es von Wilhelm Holzbauer umbauen ließ. \\ \\ __ALSER STRASSE 8 __"Zum Tiger" zeigt dessen Darstellung an der Fassade. Die Berufsbezeichnung einer Mitbesitzerin des Vorgängerbaues im Jahre 1795 lautete: "k.k. Bankal Gefällen Administrations Aktuars Ehegattin". 1800 erwarb der Pharmazeut Carl Julius Unruh das Haus, das bis zum Neubau 1881 im Besitz von Apothekerfamilien blieb. Er war Schätzmeister im Gremium, wirkte über zwei Jahrzehnte in dessen Ausschuss und hatte als Bürger von Wien viele Jahre das Amt des Äußeren Rates und Gerichtsbeisitzers inne. 1812 wurde hier Rudolf Alt geboren. Seine mehr als 1000 Aquarelle, darunter 100 Ansichten des Stephansdoms, sind zugleich von hoher künstlerischer Qualität und topographischem Wert. Schon über 80 Jahre alt (er wurde 93), war der Maler Gründungsmitglied und Ehrenpräsident der Secession.\\ \\ [{Image src='13.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Alser Straße 8' class='image_left' height='84'}] Die Tiger-Apotheke übersiedelte, durch den Neubau bedingt, 1882 nach Alser Straße 12, doch die lebensgroße Figur der Raubkatze blieb das Wahrzeichen von Nr. 8. Der neue Hausbesitzer war Leopold Schrötter von Kristelli, weltweit der erste Dozent der Laryngologie und ein Pionier der Endoskopie der Atemwege. Besondere Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Kehlkopfchirurgie und im Kampf gegen die Lungentuberkulose durch die Errichtung von Lungenheilanstalten und sein soziales Engagement für die Kranken. Im Haus starb der Komponist Karl Goldmark, dessen Oper "Die Königin von Saba" 1875 zum Welterfolg wurde. \\ \\ Das Haus __ALSER STRASSE 6__ bildet die Ecke zur __SPITALGASSE 1__. Ein Drittel ihrer Länge führt diese entlang der Westseite des alten Allgemeinen Krankenhauses, nach dem sie 1797 ihren Namen erhielt. Eine Besonderheit dieses Teils der Spitalgasse bildete der Straßenbelag. Aus Lärmschutzgründen verwendete man Holzstöckelpflaster mit etwa 10 mal 10 cm großen Würfeln aus imprägniertem Holz. Die gut gemeinte Absicht, dadurch den Verkehrslärm vor dem Spital zu dämpfen, führte bei Nässe zu Straßenglätte, die oft zu Unfällen Anlass gab. Das repräsentative Eckhaus wurde 1903 von Franz Neumann d. J. erbaut. Der Schüler des Dombaumeisters Friedrich Schmidt stammte aus einer renommierten Baumeisterfamilie, war Gemeinde- und Stadtrat von Wien. Heute zählt man ihn zu den produktivsten und innovativsten Baukünstlern seiner Zeit. Eckbauten, auch im 9. Bezirk, wie die Telephonzentrale in der Berggasse 35 / Hahngasse 4, scheinen seine Spezialität gewesen zu sein. Im Haus wohnte, in der Nähe seiner Wirkensstätte, Moritz Benedikt, Neurologe, Elektrotherapeut und Nervenpathologe, der durch 45 Jahre die Abteilung für Nervenheilkunde an der Poliklinik (Mariannengasse 10) leitete. Im März 1945 wurde das Haus von Bomben getroffen und im April bei Erdkämpfen schwer beschädigt. 1948 erfolgte sein Wiederaufbau. \\ \\ __SPITALGASSE 1a__ war von 1906 bis 1938 die Redaktionsadresse von "Ars Medici" (erscheint seither in Basel (Schweiz) 1924-38 auch Zeitschrift der "American Medical Association of Vienna". * \\ \\ [{Image src='14.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Spitalgasse 1b / Mariannengasse 1' class='image_left' height='200'}] __SPITALGASSE 1b / MARIANNENGASSE 1 __verbrachte Viktor E. Frankl seit seiner Rückkehr nach Wien im Jahr 1945 die meiste Zeit seines Lebens, in unmittelbarer Nähe zur Poliklinik, deren Neurologische Abteilung er ein Vierteljahrhundert lang leitete. Ausgehend von der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Individualpsychologie Alfred Adlers entwickelte er einen eigenständigen Ansatz, für den er den Doppelbegriff Logotherapie und Existenzanalyse prägte. Zwei Gedenktafeln sind ihm an dem Haus gewidmet, in dem sich jetzt das Viktor-Frankl-Zentrum Wien befindet. Es wurde im Jahr 2004 als Informations- und Forschungsstätte gegründet. Zentrales Anliegen des Zentrums ist die Pflege und Verbreitung der Lehre von Viktor E. Frankl und der von ihm begründeten humanistischen sinnorientierten Psychotherapie. Zuvor wohnte der Chirurg Dominik Pupovac, Primarius an der Wiener Poliklinik, durch 24 Jahre in dem Haus. 1863 war es der Firmensitz der Straßenbahngesellschaft Carl Schaeck-Jaquet & Co, eines von Österreichern geleiteten Schweizer Unternehmens. Die Firma baute 1865 die erste Wiener Pferde-Straßenbahnlinie auf der zunächst einspurigen, 4 km langen Strecke vom Schottentor über die Alser Straße nach Hernals. \\ \\ Ein an der Ecke __SPITALGASSE 3 / MARIANNENGASSE 2__ gelegenes Gasthaus führte in seinem Schild einen schwarzen Adler, der 1719 bis 1900 dem Haus seinen Namen gab. Ein Teil der Mariannengasse hieß danach "Schwarze Adler Gasse" oder "Adlergasse". Seit 1753 besaßen Gastwirte das Haus und seit 1844 war das Gewerbe grundbücherlich festgelegt. 1856 wird von einem Gasthaussalon und diversen Trakten, die mit einem Glasgang verbunden waren, berichtet. In dem Lokal hatte der Arbeiterbildungsvereins Alsergrund ein Lesezimmer. 1900 wurde der jetzige Bau errichtet. Hier wohnte Fritz Demmer. Als Chirurg war er Primarius und Leiter verschiedener Spitäler in Wien. Im Ersten Weltkrieg richtete er erstmals eine mobile Feldchirurgie ein. Sein Hauptanliegen war die gründliche Fachausbildung junger Ärzte. Er schrieb 115 wissenschaftliche Publikationen und führte 1927 die erste Meniskusoperation durch. Seit 1854 befand sich hier die Medizinartikel- und Medizingerätefirma Heinrich bzw. M. Esterlus, die für ihre Spezialanfertigungen - wie heizbare Betten für Krankentransporte - bekannt war. 1878 lobte man auf einer Fachausstellung die "herrliche Collection von Apparaten und Geräthschaften zur Krankenpflege". Der k. u. k. Hoflieferant konstruierte für einen Erzherzog einen speziellen Katapultsitz, der sich im Bezirksmuseum Alsergrund befindet. Die Familie Esterlus nahm aktiven Anteil an der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr auf dem Alsergrund, ebenso wie an der des Wiener Sportklubs. \\ \\ Im Haus __Mariannengasse 4__ hatte seit 1774 durch 20 Jahre der "k.k. illyrische Hofbuchdrucker und Buchhändler" Josef Kurzbeck seine Offizin. Er druckte vor allem Bücher in hebräischer und griechischer Sprache. Wie damals allgemein üblich, schnitt und goss er seine Lettern selbst. Er war der Konkurrent von Johann Trattner, dessen Erzeugnisse er durch besseres Papier, schönere Schrift und mäßigere Preise übertraf. Geadelt, erhielt Kurzbeck von Kaiserin Maria Theresia eine goldene Gnadenkette, da er für die Herstellung aller seiner Werke in orientalischen Sprachen keinerlei Staatsmittel benötigt hatte. Ein anderer Hoflieferant war Friedrich Wiese, Ehrenhauptmann des k.k. priv. Gardegrenadier Corps in Prag, der auf der Liegenschaft 1863 ein einstöckiges Haus baute. Er war der Gründer der österreichischen Panzerkassenfabrikation. Das ganze Gebäude mit Nebentrakten war für die Erzeugung von feuerfesten Kassen eingerichtet. 20 Bohrmaschinen, 91 Schraubstöcke, elf Ambosse, drei Blasbälge und ein Walzwerk gehörten zum Inventar der Fabrik, die 1906 an die Gemeinde Wien verkauft wurde. \\ \\ [{Image src='2021-10.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2021, E-Werks-Zentrale vor dem Abbruch' class='image_left' height='200'}] Diese errichtete ein Jahr später __MARIANNENGASSE 4-6__ das erste Direktionsgebäude der 1899 gegründeten Firma "Gemeinde Wien Städtisches Elektricitätswerk". Der stets steigende Energieverbrauch bedingte die Vergrößerung der Verwaltung. So expandierte das Stromimperium nach allen Seiten von der Höfer- zur Rummelhardt- und Spitalgasse. Im alten Haus Mariannengasse 6 / Höfergasse 2 hatte 1844 Ada Christen als Christiane Frederik, später Breden, das Licht der Welt erblickt. Die Schriftstellerin zählte zu den bedeutendsten Frauen ihrer Zeit. In Erzählungen, mit denen sie die bürgerliche Leserschaft schockierte, übte sie Sozialkritik und beeinflusste die frühen Naturalisten. In ihrem Salon trafen sich prominente Literaten. Als Mitbegründerin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen verschaffte Ada Christen diesen Anerkennung und materielle Unterstützung. \\ Im Februar 2025 wurde auf dem Großbauprojekt MedUni Campus Mariannengasse die Dachgleiche des Hauptbaufeldes (Bauteil 1-4) gefeiert. Die Bundesimmobiliengesellschaft errichtet für die Medizinische Universität Wien einen klimafreundlichen Universitätscampus für rund 2.000 Studierende und 750 MitarbeiterInnen. Auf einer Nutzfläche von rund 35.000 m² werden am neuen Standort bisher verstreute vorklinische Einrichtungen der MedUni Wien gebündelt und Räumlichkeiten für den Lehrbetrieb und Forschung geschaffen. Die Gleichenfeier für die Bauteile 5 und 6 hatte bereits ein Jahr zuvor stattgefunden. Der Hauptbau erstreckt sich auf 70 m entlang der Spitalgasse anstelle des Kundenzentrums der E-Werke. In der Sockelzone sind drei große Hörsäle angeordnet, weitere Seminar- und Übungsräume befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoß. Die Flächen für die Forschung sind im dritten bis siebenten Stock untergebracht. Durch den Campus wird eine öffentliche Durchquerung von der Spitalgasse (Altes AKH) in Richtung Lazarettgasse (AKH Wien) geschaffen. Hier werden MitarbeiterInnen von den Zentren für Physiologie und Pharmakologie, für Anatomie und Zellbiologie, für Pathobiochemie und Genetik, für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik sowie dem Zentrum für Krebsforschung neue Arbeitsplätze finden. Generalplaner ist eine ARGE aus Delugan Meissl Associated Architects und Architektur Consult. \\ \\ ''Bauarbeiten am Med Uni Campus Mariannengasse, Februar 2022 '' %%center [{ Image src='MUC 4.jpg' class='image_block' height='200' width='267'}] [{ Image src='MUC 5.jpg' class='image_block' height='200' width='214'}] [{ Image src='MUC 3.jpg' class='image_block' height='200' width='150'}] [{ Image src='MUC 6.jpg' class='image_block' height='200' width='172'}] [{ Image src='MUC 2.jpg' class='image_block' height='200' width='225'}] %% __Mariannengasse 17/Pelikangasse 6__ betreibt die Werkstatt für Chirurgische Instrumente, Endoskope, etc., Carl Reiner bis heute ihr Geschäft. \\ \\ __Mariannengasse 22__ ist als Laboratorium der Pearson-Stiftung für Krebsforschung bekannt. Es hatte einen Durchgang zum Sanatorium Löw. Prof. Ernst Freund (1863-1946) und Dr. Gisa Kaminer (1883-1941), entwickelten 1925 die zytologische "Freund-Kaminer-Reaktion". Nachdem beide 1938 nach Großbritannien emigrierten, forschten sie dort weiter. * \\ \\ __Mariannengasse 27__ zeigt der Bau der Pensionsversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft aus den 1920er Jahren den Stil der "Neuen Sachlichkeit".* \\ \\ [{Image src='Policenter.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Vienna Policenter, Mariannengasse 8-10 / Höfergasse 1' class='image_left' height='200'}] [{Image src='Poli3.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Ehem. Poliklinik, Mariannengasse 8-10 / Höfergasse 1' class='image_right' height='200'}] Bevor wir in die abzweigende Höfergasse einbiegen, gilt unser Blick noch dem Eckgebäude __MARIANNENGASSE 8-10 / HÖFERGASSE 1 und 1a__, der ehemaligen Poliklinik. In dem Spital starben u.a. der Radiologe Guido Holzknecht und der Komponist Hermann Leopoldi (eigentlich Hermann Kohn). Die Mariannengasse war im 19. Jahrhundert für zwei Krankenanstalten bekannt, die flächenmäßig fast gleich groß waren und jede etwa in der Ausdehnung dem 8. und 9. Hof des alten Allgemeinen Krankenhauses entsprachen. Doch waren sie in ihren Programmen grundverschieden. Während das Sanatorium Loew zahlungskräftigen Patienten vorbehalten blieb, wurde in der Poliklinik unentgeltlich geholfen. Allein 1910 kamen 71.000 Patienten in ihre Ambulanz. Zielsetzung der von zwölf Dozenten gegründeten ersten Poliklinik Europas war es, die Behandlung Unbemittelter mit der Praxis junger Ärzte zu verbinden. Sie galt zur Zeit ihrer Errichtung (1890) als mustergültig für Spitalsbauten. Schon die aufwändige Schaufront kündete von der Bedeutung der Anstalt: Majolikaportraits zeigten die Köpfe berühmter Mediziner, ein Stockwerk höher waren Tafeln mit den Namen weiterer Kapazitäten angebracht. Architekt war Andreas Streit, der sich als Gemeinderat in der Wiener Kommunalpolitik engagierte. \\ \\ [{Image src='Poli2.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; poli.life, Mariannengasse 8-10 / Höfergasse 1' class='image_left' height='200'}] [{Image src='Franklpark.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Baumhaus im Viktor-Frankl-Park' class='image_right' height='200'}] Für die Poliklinik plante der Ringstraßenarchitekt Andreas Streit hohe Räume mit übergroßen Fenstern und Zimmer für vier bis sechs Patienten. Prominente Mediziner wirkten hier: Hans Hebra war Primarius für Dermatologie. Der Laryngologe Johann Schnitzler zählte zu den Begründern, sein Sohn, der Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler, war sein Assistent. Therapie und Pflege galten als besonders fortschrittlich. Die 1904 eingerichtete Radiologie, die erste selbstständige Abteilung dieser Art in der österreichisch-ungarischen Monarchie, wurde 1962 mit einem Aufwand von einer Million Schilling erneuert. Das Spital überstand den Bombenhagel vom 5. November 1944 und wurde bis 1951 wieder aufgebaut. In den folgenden Jahrzehnten standen Renovierung oder Neubau zur Debatte, bis 1998 die Schließung erfolgte. 2004 kaufte die Competence Investment AG die Liegenschaft. 2008 begannen die Arbeiten. Das Projekt besteht aus sechs Gebäuden (Mariannengasse 8, 10, 12, Höfergasse 1a und 7a und dem kurz zuvor eröffneten Vienna Competence Center Ecke Lazarettgasse/Pelikangasse) sowie dem 3.900 m² großen öffentlichen Viktor-Frankl-Park. Die Investitionen lagen bei 52 Mio. €. Vier große Neubauten enthalten unter dem Namen "poli.life" 136 Miet- bzw. Eigentumswohnungen. Der denkmalgeschützte Hauptbau wurde als "Vienna Policenter"für Büros und Ordinationen revitalisiert. Dort hat seit 2012 auch die Prisma-Unternehmensgruppe, die das Projekt entwickelte, ihren Wiener Firmensitz. \\ \\ Die __Höfergasse__ bietet ein gutes Beispiel für die urbane Entwicklung des 9. Bezirks. Sie wurde 1794 an Stelle eines großen Gartens des k.k. Arsenal- und bürgerlichen Tischlermeisters und Hoftischlers Wilhelm Höfer angelegt. Zuvor hatten sich Lust- und Ziergärtner bemüht, das zum Alsbach abfallende Grundstück im barocken Stil zu kultivieren. Wie unwirtlich die Gegend war, zeigt ein Ratschlag des Magistrats, die "Gestätte" den Gewährnehmern unentgeltlich zu überlassen, das Erdreich abzugraben und "den diesfälligen neuen Weg wandelbar herzustellen". Noch heute ist der Niveauunterschied zwischen Lazarettgasse und Höfergasse vor dem Haus HÖFERGASSE 2-12 deutlich. \\ \\ \\ [{Image src='19.jpg' width='300' alt='Ehem. Krowotendörfel, Slg. Alfred Wolf' class='image_left' height='200' popup='false'}] [{Image src='Höferg 7a.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Höfergasse 7a' class='image_right' height='200'}] Das unter dem Niveau der Lazarettgasse gelegene Krowotendörfel bestand aus armseligen Hütten. Hier wohnten vom Beginn des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Slowaken, von den Wienern "Krowoten" genannt. Die meisten waren Hausierer mit Spielzeug und hölzernen Haushaltsartikeln, andere trieben als Gemüseslowaken Handel. An Sonntagen besuchten sie korporativ die Frühmesse in der Kapelle des nahen städtischen Versorgungshauses "Zum blauen Herrgott", Spitalgasse 23. Die Bachrandsiedlung erstreckte sich bei der Abzweigung der Lazarettgasse von der Spitalgasse westlich bis zur Pelikangasse. Ihren Mittelpunkt bildete die platzartige Erweiterung der Höfergasse bei der Rummelhardt- und Nadlergasse. Die nördliche Begrenzung war der Alsbach. Ursprünglich verlief diese auf halber Höhe des Uferhanges, der zwischen __HÖFERGASSE 7__ und __12 __noch zu erkennen ist. Als Aufbauachse der kleinen Siedlung erstreckte sich die Nadlergasse von der Spitalgasse zur damals noch nicht begradigten Pelikangasse, die bei Lazarettgasse 23-25 als "Bergsteig" den Uferhang querte. Schräg gegenüber, Ecke Rummelhardtgasse und Höfergasse, lag das Gasthaus "Zum grünen Tor", im Volksmund "Zur blutigen Hacke" genannt. \\ \\ Als sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Klinikviertel weiter ausbreitete und Neubauten entstanden, war es mit dem Krowotendörfel vorbei. Die wesentlichste Veränderung entstand im Zuge der Neuverbauung von Spitalgasse 13, 15 und 17 im Jahr 1932 durch die Anlage der Rummelhardtgasse zwischen Spitalgasse und Höfergasse. Bei den Bauarbeiten stieß man auf eine Pestgrube aus 1679 und fand die Habseligkeiten der darin Begrabenen. Es befand sich hier der Lagerplatz der Steinmetzwerke Hauser. Das Unternehmen der Alsergrunder Patrizierfamilie konnte auf eine lange Tradition zurückblicken. Bald nach Adaptierung des Großarmenhauses zum Allgemeinen Krankenhaus etablierte sich in seiner Nähe eine Firma, die Grabsteine erzeugte. Ihr Gründer, Aloys Ignatz Hauser, war Mitglied des Äußeren Rates der Stadt Wien, Grundrichter der Alservorstadt und Armenbezirksdirektor. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, war er Inhaber der Goldenen Salvatorverdienstmedaille. In drei Ehen brachte er es zu elf Kindern. Sein Enkel, Eduard Hauser, gilt als Begründer der modernen Steinmetzindustrie. Er lieferte das Baumaterial für 40 Kirchen der Monarchie und mehr als 1.000 Bauten der Ringstraßenzeit. Der Werkplatz besaß einen von zwei mächtigen Pylonen flankierten Eingang, über den sich das Firmenschild spannte. Der kleine Handwerksbetrieb hatte sich durch vier Generationen zu einem der bedeutendsten Unternehmen Österreich-Ungarns entwickelt. \\ \\ Auf den "Hausergründen" hatte sich Spitalgasse 3 und auf den Nebenparzellen ein großer Garten befunden, von dem Teile abgetrennt und darauf um 1850 die Häuser Spitalgasse 5 bis 13 gebaut wurden. 1980 von der Gemeinde Wien angekauft, richtete sie __SPITALGASSE 5-9__ das Kundenzentrum der Wienstrom GmbH darin ein. Nach der Eröffnung des Kundenzentrums Spittelau im Frühjahr 2012 wurde das bisherige aus der Spitalgasse abgesiedelt. Auf dem Areal der ehemaligen Wien Energie Zentrale entsteht der MedUni Campus Mariannengasse. \\ \\ [{Image src='Nonne2.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2012; Spitalgasse 11' class='image_left' height='200'}] __ SPITALGASSE 11__, gleichfalls auf abgeteiltem Gartengrund 1846 erbaut, finden wir wieder Angehörige der Familie Hauser im Grundbuch. 1898 wurde ein Wohnhaus zur Unterbringung von 60 bis 80 geistlichen Krankenpflegerinnen (Herz-Jesu-Schwestern) errichtet. Seine Spezialität war ein 45 m langer, 1,36 m schmaler und nur 2,10 m hoher unterirdischer Verbindungsgang zu ihrer Arbeitsstätte im Allgemeinen Krankenhaus. Der Ausstieg befand sich in einem sechseckigen, grünen Holzpavillon im 1. Hof. Seit 1977 war das Kriseninterventionszentrum im "Nonnenwohnhaus" untergebracht. Es wurde 2008 nach langer Leerstehung besetzt und polizeilich geräumt. Seit 2012 präsentiert es sich als Eigentumswohnhaus, vom Keller bis zum ausgebauten Dachgeschoß vorbildlich revitalisiert. \\ \\ \\ \\ \\ Die Ausdehnung der zusammenhängenden Grundstücke wird bei den Nummern Spitalgasse 13 bis 19 deutlich, die zu Beginn der 1930er- Jahre von der Porr AG angekauft und neu verbaut wurden. Auf dem Werkplatz Spitalgasse 15 / Rummelhardtgasse 1 befand sich das Atelier von Theodor Stundl, dem Schöpfer des "lauschenden Mädchens" des Schubertbrunnens. \\ \\ [{Image src='21.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Spitalgasse 15 / Rummelhardtgasse 1' class='image_left' height='200'}] [{Image src='20.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Spitalgasse 17 / Rummelhardtgasse 2' class='image_right' height='200'}] Die Fassade des Hauses __SPITALGASSE 15/ RUMMELHARDTGASSE 1__ ziert in der Höhe des ersten Stockwerks ein athletischer Jüngling. Die Darstellung schuf Hanna Gaertner. Da bald nach der Erbauung aus der österreichischen Demokratie der katholische Ständestaat wurde, fand man die nackte Gestalt anstößig. Man funktionierte sie um und bekleidete sie mit einem Lendenschurz. Außerdem bekam die Figur ein Kind auf die Schulter gesetzt und wurde zum heiligen Christophorus. Doch fehlen dessen wesentlichen Attribute, das bärtige Gesicht, der wehende Mantel, der gewaltige Stock und die Andeutung des Wassers, durch das der Riese geschritten war. Auch die Namensgebung war politisch. Stadtrat Karl Rummelhardt hatte als christlich-sozialer Kommunalpolitiker gewirkt. \\ \\ Die Gebäude auf den Hausergründen gehören zu den wenigen, die in der Zwischenkriegszeit errichtet wurden. Seit ihrer Erbauung 1931, und schließlich __SPITALGASSE 17__ im Jahr 1959, stellten sie einen freundlichen Akzent gegenüber der langen, grauen und Front des Allgemeinen Krankenhauses dar. Im Unterschied zu den damals zahlreich errichteten Gemeindebauten boten diese Häuser höheren Wohnkomfort, der sich in dem für Wien neuen Wohnungstyp der Garconnieren manifestierte - eine für die im nahen Krankenhaus Tätigen interessante Alternative. \\ \\ Ein unscheinbares krummes Gässchen, zuvor Zwerchgasse genannt, ist die Nadlergasse. Sie entstand auf einem vom Alsbach abgezweigten Mühlbach, der eine Nadel-Schleif- und Poliermühle mit Wasser versorgte. Sie erzeugte ab 1776 Nähnadeln in der Lazarettgasse 13. \\ \\ [{Image src='22.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Nadlergasse 1' class='image_left' height='200'}] __NADLERGASSE 1-3__ gehörte ebenfalls zum Lagerplatz der Firma Hauser und wurde 1959 mit 21 Eigentumswohnungen verbaut. Nadlergasse 1, bis Spitalgasse 17 reichend, befand sich das "Gemainer Stadt Wienn neuerbautes Gießhaus", welches von 1781 bis 1818 bürgerlichen Stuck- und Glockengießern gehörte. Später bildete es die Rückseite des Hauser'schen Verwaltungsgebäudes. Das Glockengießerhaus stand vier Meter über dem Niveau der Gasse. \\ \\ Ihm gegenüber lag jedoch das Haus __NADLERGASSE 4__, ein Durchhaus zu __LAZARETTGASSE 7__, einen Meter tiefer. Abgänge und Rampen wiesen auf die mehrmalige Hebung der Lazarettgasse hin, wodurch die niedrigen Häuschen unter deren Niveau zu liegen kamen. Das Lazarett, nach dem die Gasse benannt ist, stand an dem, dort Siechenals genannten, Lauf des Alsbaches. Der Kupferstich von Folbert Alten-Allen (1686) bezeichnet den 1657 erbauten Kontumazhof als "Neues Lazarett". \\ \\ __LAZARETTGASSE 1 / SPITALGASSE 21a __erhebt sich seit 1882 ein repräsentatives Eckhaus. Im alten Haus befand sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine private Schießstätte des Hausbesitzers, wobei der Hang des Alsbachs als Kugelfang diente. Die Anlage wurde von Amts wegen geschlossen. \\ \\ Das 1932 erbaute Garconnieren-Haus __LAZARETTGASSE 9__ hatte prominente Bewohner: den Schauspieler Anton Edthofer, der jahrzehntelang zu den Stützen des Ensembles des Theaters in der Josefstadt zählte, Inge Konradi, die über 50 Jahre Mitglied des Burgtheaters war und am Max-Reinhardt-Seminar lehrte, sowie den Musikwissenschaftler Erich Schenk. \\ \\ [{Image src='23.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Lazarettgasse 11 / Höfergasse 18 / Nadlergasse 8' class='image_left' height='200'}] Im damals neuen Haus __LAZARETTGASSE 11 / HÖFERGASSE 18 / NADLERGASSE 8__ befand sich 1912 das Atelier des Malers Egon Schiele (Drei Jahre zuvor hatte er vorübergehend in der Alserbachstraße 39 gelebt.) \\ \\ Ebenso war __LAZARETTGASSE 13 / HÖFERGASSE 13__ im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nicht nur für seinen Stil, sondern auch als Kopfbau von Bedeutung. Mit den beiden Eckhäusern begann hier die großstädtische Verbauung, die erst am Ende des Jahrhunderts abgeschlossen wurde. \\ \\ 1958-1960 baute die Gemeinde Wien auf den ehemals zur Poliklinik gehörenden Gründen __LAZARETTGASSE 13 a-c __ein Wohnhaus. Seine Eingänge sind mit bunten Mosaiken von Emmi Ferjanz und von Karl Hauk geschmückt. \\ \\ [{Image src='24.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Lazarettgasse 13a-c' class='image_left' height='200'}] Die Lazarettgasse weiter gehend, folgen wir dem alten, darunter gelegenen Lauf des Alsbachs aufwärts. Manche Vorschriften von anno dazumal klingen heute kurios und waren doch einst von der Notwendigkeit diktiert. So die mehrfach angesprochene fürstlich Liechtenstein'sche Wasserleitung, die von Hernals zum Sommerpalais des Fürsten führt und ein absolutes Tabu bei Bauarbeiten darstellte, ebenso wie die Freihaltung eines Treppelweges entlang des Bachlaufs. \\ \\ __LAZARETTGASSE 19 / PELIKANGASSE 16-18__ erhebt sich an Stelle der 1998 geschlossenen Herzstation der Poliklinik das Vienna Competence Center. Seit 2004 bietet es als Büro- und Laborstandort auf 5.800 m² Raum für Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Medizin, Biomedizin und Medizintechnik. Dabei sind private Firmen ebenso vertreten, wie die Medizinuniversität oder die Akademie für orale Implantologie. Unter dem modernen Gebäude verbirgt sich eine Tiefgarage mit 63 Stellplätzen. Nach Fertigstellung des Projekts Policenter/poli.life ist es in dieses einbezogen und der Durchgang zum dahinter gelegenen Viktor-Frankl-Park möglich.\\ \\ Eine historische Reminiszenz bilden die Häuser __PELIKANGASSE 12__ und __14__, in denen der Schriftsteller Hermann Günther Meynert und sein Sohn Theodor Meynert, einer der berühmtesten Nervenärzte seiner Zeit, wohnten. Als Neurologe und Psychiater erforschte er die Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems und beschritt neue Wege der anatomischen Diagnostik in der Psychiatrie. Ab 1870 leitete er die Niederösterreichische Landesirrenanstalt. --> [3. "Vom neuen zum alten AKH"|Wissenssammlungen/Alsergrund/Vom Neuen zum Alten AKH] \\ \\ In der Pelikangasse, die wir nun überqueren, befinden wir uns im Zentrum des Klinikviertels. Die Neubauten der medizinischen Einrichtungen haben ihr Gesicht völlig verändert. Die Pelikangasse führt als einzige von der einstigen Hauptstraße der Alservorstadt hinab zum Lauf des Alsbachs. Der Sack der Gilgegasse, wo sich die Volksschule der Alservorstadt befand, wurde geöffnet und ein grüner Durchgang zur Pelikangasse geschaffen. Gemeinderat Karl Gilge, Besitzer des nahen Brünnlbades, schuf 1860 die erste Kaltwasserheilanstalt. Mit ihr begann die Entwicklung des Klinikviertels "Am Alserbach" im Schatten des Allgemeinen Krankenhauses, zwischen dem Krowotendörfel und dem Augustiner-Bachweingarten, heute etwa Zimmermannplatz. \\ \\ __PELIKANGASSE 3__ befindet sich das Zentrum für Medizin und Gesundheit (Vienna Medical Center). Schwerpunkte des Ordinationszentrums sind Vorsorge, Diagnose, Schmerztherapie und OP-Betreuung.\\ \\ [{Image src='25.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Wiener Privatklinik, Pelikangasse 9-15' class='image_left' height='200'}] Der wichtigste Wegbereiter des Klinikviertels war Anton Loew, der hier in 24 Jahren elf Grundstücke kaufte, um auf dem 11.900 m² großen Areal eine Privatkrankenanstalt zu errichten. Die verbaute Fläche betrug 4.550 m², die Gartenfläche 7.350 m. 1891 zählte das Spital 40 Betten. 1896 entstand ein Erweiterungsbau auf neun Parzellen nach Plänen des Architekten Ludwig Richter, sodass das Sanatorium auf drei Stockwerken über 80 Betten, drei Operationssäle, einen großen Garten und Einrichtungen wie Lese-, Schreib-, Rauch- und Konversationszimmer verfügte. Eine letzte Erweiterung auf 150 Betten erfolgte 1906 mit der Gründung der Frauenheilanstalt in der Pelikangasse 13-15. Künstler, Filmstars, Industrielle und Aristokraten waren die prominenten Patienten des Sanatorium Loew. Gustav Mahler verstarb hier 1911. Am 19. Oktober 1929, eine Woche vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, die 30 Millionen Arbeitslose forderte, erwarb die amerikanische Stuart Canning Childs-Stiftung um 100.000 Golddollar die Anstalt. Childs war ein amerikanischer Lebensmittelindustrieller, der in Wien von seinem Krebs geheilt wurde. Prominente Ärzte waren hier tätig, u. a. der Leiter der Chirurgie Felix Mandl (1892-1947; 1938-47 nach Palästina emigriert, 1947 Prim. KFJ-Spital und Wiener SPÖ-Gemeinderat) Josef Schiffmann (1879-1944) als Leiter der Gynäkologie; Felix Fleischner (1893-1969) Leiter d. Röntgens. 1938-1941 hieß das Spital "Städtisches Krankenhaus Pelikangasse". 1941 wurde es als "Privatklinik" reprivatisiert (durch Prof. Leopold Schönbauer, Prof. Hans Eppinger, Prof. Koloman Haslinger, Prof. József Palugyay und 9 andere)* Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkriegs war 1959 mit der Neugestaltung der Straßenfassade abgeschlossen. 1987 wurde das Gebäude grundlegend renoviert und gehört seither zu den exklusiven Privatkliniken Europas. Seit 1995 fungiert als Betreibergesellschaft die Wiener Privatklinik Betriebs-Ges.m.b.H. & Co KG. 2005 erfolgte die Erweiterung auf zwei Gebäudeteile, die durch eine Glasbrücke verbunden sind. Das Krankenhaus erstreckt sich seither zwischen __PELIKANGASSE 9-15__ und __LAZARETTGASSE 21__. Seit 2014 besteht in der __LAZARETTGASSE 25__ das Health Service Center und Radiology Center der Wiener Privatklinik.\\ \\ __Pelikangasse 18__ befand sich (192?-1938) das Ambulatorium der Psychoanalytischen Vereinigung (Sigmund Freud, Paul Federn, Helene Deutsch et alia).* \\ \\ [{Image src='26.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Privatklinik Goldenes Kreuz, Lazarettgasse 16' class='image_left' height='200'}] In der __LAZARETTGASSE 16 __ erhebt sich seit 1913 auf einem zuvor zum Brünnlbad gehörenden Grundstück die Krankenanstalt Goldenes Kreuz. Der 1893 in Abbazia (Opatija, Kroatien) gegründete Verein zum Bau von Staatsbeamten-Kurhäusern übersiedelte 1900 nach Wien, nachdem er solche schon in den Kronländern der Monarchie errichtet hatte. Im Ersten Weltkrieg diente das "Goldene Kreuz" als Lazarett. 1919 wurde es, zu Ehren der Stifter, der Geschwister "Heinrich und Therese Wieser'sches Staatsbeamtenspital" genannt, wieder eröffnet und erhielt 1921 eine Entbindungsanstalt. 2022 ging das "Goldene Kreuz" zu 100 % in die die PremiQaMed Group - ein Betrieb der UNIQA Insurance Group AG – über. 2024 beschloss diese den Neubau der von ihr geführten Privatkliniken Goldenes Kreuz und Confraternität. An deren Standort in der Skodagasse (Wien 8) plant das österreichische Büro Baumschlager Eberle Architekten ein modernes und nachhaltiges Spital mit 120 Betten (80 % Einzelzimmer), u.a. sechs Operationssälen, Kreißsälen, Radiologie, Ordinations- und Tagesklinikzentrum. Der Baustart ist Mitte 2026 geplant, die Fertigstellung 2028. \\ \\ __LAZARETTGASSE 20__ eröffnete 1898 die Fango-Heilanstalt, in der man sich mit heißem vulkanischem Schlamm behandeln lassen konnte. Thermalbäder und Schlammpackungen sollten u.a. bei Erkrankungen des Bewegungsapparats, der Verdauungs- und der Atmungsorgane helfen. Die Heilanstalt bestand bis 1976. \\ \\ Wir kommen nun zum Walter-Beck-Platz, er trägt seit 2000 seinen Namen nach dem letzten Besitzer des Brünnlbades. In dieser Gegend ist schon 1391 eine heilkräftige Quelle überliefert, die man "Goldbrünnl" nannte. 1777 ergab eine Analyse, dass das Wasser u. a. Ocker, Schwefel und Salze enthielt. Ab 1795 entwickelte sich ein Kurbetrieb, der mit Gastein verglichen und von Ferdinand Raimund in seinem Stück "Der Diamant des Geisterkönigs" literarisch verewigt wurde. \\ \\ [{Image src='27.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; Ehem. Brünnlbad, Borschkegasse 4' class='image_left' height='200'}] 1898 erhielt das Brünnlbad einen Neubau in der __BORSCHKEGASSE 4__. Dieser steht unter Denkmalschutz. Neben der Schwimmhalle mit einem 10 x 15 m großen Bassin standen ein Dampfbad und 40 Wannenbäder zur Verfügung. Das Wasser kam aus einem 160 m tiefen Brunnen. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, war das Bad von 1946 bis 1955 wieder in Betrieb und wurde 1957 verkauft. Ein Kabelwerk verwendete es nach Überplattung des Bassins als Werkstätte und Lager. 1980 erwarb es die Stadt Wien, um darin eine medizinisch-technische Akademie einzurichten; die mit den benachbarten Neubauten verbunden ist. \\ \\ __LAZARETTGASSE 22 / BORSCHKEGASSE 1__ dominiert ein an drei Seiten frei stehendes, fünfgeschossiges Miethaus den Platz. 1895 erbaut, weist es eine reich gegliederte Fassade mit Sichtziegeln und neobarockem Dekor auf. In zwei Nischen befinden sich Figuren. \\ \\ Das Miethaus __BORSCHKEGASSE 8__ war ein 1898 erbautes schmales, dreigeschoßiges Gebäude mit reichem secessionistischem Dekor. An seiner Stelle betreibt der gemeinnützige Verein Ronald McDonald Kinderhilfe seit 2018 ein „Zuhause auf Zeit". 17 Appartements, die zwischen 30 und 35 Quadratmeter groß sind und gartenseitige Balkons haben, stehen akut oder chronisch kranken Kindern zur Verfügung, die im nahen AKH oder St. Anna Kinderspital Patienten sind. Sie können hier mit ihren Eltern wohnen, während sie behandelt werden. Das „Wohlfühlhaus“ verfügt über eine Gemeinschafts-Dachterrasse und einen Garten mit altem Baumbestand. Die Grundstücksgröße beträgt 448 m², die Nutzfläche 953 m². Bereits seit 1987 besteht in nächster Nähe, Kinderspitalgasse 7, ein weiteres der fünf Kinderhilfe-Häuser, das 13 Familien Platz bietet. \\ \\ Ab der Borschkegasse erstreckten sich, westlich des Alsbaches gegen den Linienwall zu, Ziegelgruben in einer Dichte wie sonst nirgends in Wien. 1760 gab Maria Theresia Order, die Ziegeleien aus der Stadt zu entfernen. 1819 begann dann Alois Miesbach auf dem Wienerberg in großem Rahmen mit der Produktion, die sein Neffe Heinrich Drasche im folgenden halben Jahrhundert ausweitete. \\ \\ __LAZARETTGASSE 27__ befand sich die Knaben-Bürgerschule der Alservorstadt. Seit 1963 ist das Haus als Künstlerische Volkshochschule bekannt. Initiatorin und erste Direktorin war Gerda Matejka-Felden, an die eine Gedenktafel erinnert. Ihr großes Anliegen war der gleiche und freie Zugang zur Kunst. Nach barrierefreiem Umbau siedelt die Kunst VHS - vom Ausweichquartier Alte WU - 2024/25 in die Lazarettgasse 27 zurück. Das vierstöckige Haus befindet sich im Besitz der Stadt Wien. Die Kunst VHS ist eine von neun spezialisierten Einrichtungen der Wiener Volkshochschulen, die an 32 Standorten Bildung vermitteln. Der anschließende Gerda-Matejka-Felden-Park leitet zur Pelikangasse, die man über Stiegen erreicht. Seit 2014 besteht in der __LAZARETTGASSE 25__ das Health Service Center und Radiology Center der Wiener Privatklinik Betriebs GesmbH & Co KG.\\ \\ Die großen, nun mit modernen Bauten besetzten, Parzellen __MARIANNENGASSE 30 und 30a__ lagen einst am Rand des verbauten Gebietes. Fern dem Häusergewirr der Vorstadt und deren Lärm lebte man hier im Hause "Zum kleinen Mohren", nach einer eingemauerten Skulptur auch "Mohrenköpferlhaus" genannt, in einer ländlichen Idylle. Zwei Maler scheinen dies sehr geschätzt zu haben: der zeitweilige Hausherr von Mariannengasse 30 Franz Zoller, "kayserl. und königl. Accademie Mahler", welcher die Fresken der Lichtentaler Kirche malte, und später die Malerfamilie Alt. Jakob Alt hat in einem meisterlichen Aquarell den Blick aus seinem Fenster Richtung Dornbach festgehalten. Es zeigt die Aussicht vom Ecktrakt Brünnlbadgasse 8 auf die Gärten der Häuser Brünnlbadgasse 9 und Lazarettgasse 37. Die seltsam anmutende Streckenführung der Brünnlbadgasse, welche bei deren Nr. 9 zweimal um die Ecke der Mariannengasse verläuft, lässt sich damit erklären, dass diese zunächst hier endete. In jener Gegend (Brünnlbadgasse /Lazarettgasse 26) betrieb 1765-1796 Georg Fischenthaller eine vom Alsbach betriebene Mühle. Auf seinem Firmenschild aus dem Jahr 1765 (im Wien Museum) wirbt der Diskonter von anno dazumal: "Georg Fischenthaller Mühlermeister am Alster Bach verkauft alhier Mehl und Griß das Achtl vor ein Kreuzer Wohlfeiller als auf den Markt". \\ \\ [{Image src='29.jpg' width='300' alt='Altes St. Anna-Kinderspital, Slg. Alfred Wolf' class='image_left' height='202'}] __ MARIANNENGASSE 32__ ein einst am Alsbach gelegenes Grundstück gehörte seit 1681 dem Konvent der Augustiner-Barfüßer. Sie hatten darauf eine Kapelle und einen Weingarten, den "Bachweingarten". 1789 wurde er zum Religionsfonds eingezogen und öffentlich versteigert. Die ruhige, klimatisch günstige Lage und die gute Luft aus Dornbach waren mit ein Grund, hier 1847/48 ein Kinderspital zu erbauen. Straßennamen erinnern an Personen, die sich darum verdient machten, so die Mariannengasse an die populäre Kaiserin Maria Anna. Die Gemahlin von Kaiser Ferdinand I. war eine bedeutende Stifterin. \\ \\ Die nur 65 m lange __Mauthnergasse__ trägt ihren Namen nach Ludwig Wilhelm Mauthner, dem Gründer des Kinderspitals. Im Josephinum zum Militärarzt ausgebildet, widmete er sich Zeit seines Lebens nicht nur als Professor der Pädiatrie, sondern auch den sozialen Belangen der Kostkinder und Waisen. Die nun nach ihm benannte Verkehrsfläche hieß zunächst Annagasse (die Anstaltskapelle war St. Anna geweiht), später Ludwiggasse nach dem Gründer, bis sie 1888 zum Vornamen auch dessen Familiennamen erhielt. \\ \\ [{Image src='30.jpg' width='200' alt='Foto: Doris Wolf, 2010; St. Anna-Kinderspital, Kinderspitalgasse 6 / Hebragasse 6' class='image_left' height='135'}] Das St. Anna Kinderspital, jetzt__ KINDERSPITALGASSE 6 / MAUTHNERGASSE 1 / ZIMMERMANNPLATZ 9 und 10, HEBRAGASSE 6__ wurde schon nach wenigen Jahren (1853) bis zur Mariannengasse erweitert, 1877 aufgestockt und erhielt 1893-95 zwei neue Pavillons. 1944 erlitt es einen Bombentreffer und musste für ein Jahr geschlossen werden. Seit den 1970er Jahren spezialisierte sich das Krankenhaus auf die Behandlung von krebskranken Kindern und Jugendlichen. Die St. Anna Kinderspital GmbH ist ein Tochterunternehmen des Österreichischen Roten Kreuzes, Landesverband Wien (seit 2001 gemeinnützige GmbH), eine eigenständige, an das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus angebundene Krankenanstalt und gleichzeitig Klinische Abteilung für allgemeine Pädiatrie und pädiatrische Hämato-Onkologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. 2016 wurde die bauliche Neugestaltung von Stationen und Ambulanzen abgeschlossen.\\ \\ Durch Zubauten und die Umgestaltung des Zimmermannplatzes verschwanden der früher dort befindliche Markt und an der Ecke zur Hebragasse der secessionistische Küchenpavillon. Er war 1908 vom Architekten der Volksoper, Franz Krauß, als Kinderschutzstelle des Vereins für Säuglingsschutz errichtet worden. Zum Gabriele-Possanner-Park - zur Erinnerung an die erste Frau, die an der Universität Wien in Medizin promovierte - kam nach dem Umbau 2009 der Heinz-Heger-Park. Heinz Heger war das Pseudonym des österreichischen Schriftstellers Johann (Hans) Neumann (1914-1978). In seinem Buch "Die Männer mit dem Rosa Winkel" beschrieb er die Erfahrungen des homosexuellen KZ-Überlebenden Josef Kohout (1915-1994), der Zimmermannplatz 1 wohnte. Der 2009 benannte Heinz Heger-Park wurde 2021 als "Grätzeltreffpunkt" umgestaltet. \\ \\ Die Garage Zimmermannplatz bietet 206 Stellplätze. Der Zimmermannplatz, über den wir zu unserem Ausgangspunkt, der U-Bahn-Station Alser Straße, zurück kommen, gehörte bis zum Jahre 1905 zu Hernals. Bei der Ecke des Platzes Nr. 8 und Lazarettgasse 39 verlief einst, dem Linienwall folgend, die Grenze zwischen der Alservorstadt und dem Vorort Hernals. 1894 wurde der Wall geschleift und 1905 die getrennten Gebiete vereinigt. \\ \\ \\ __Personendaten:__ \\ Adler, Alfred (1870-1977), Arzt; Adler, Viktor (1852-1918), Politiker; Alt, Franz (1821-1914), Maler; Alt, Jakob (1789-1872), Maler; Alt, Rudolf (1812-1905), Maler; Alten-Allen, Folbert (1635-1715), Kartograph; Anzengruber, Ludwig (1839-1889), Schriftsteller; Arleth, Emmerich (1900-1965), Schauspieler; Beck, Walter (1897-1955), Unternehmer; Beethoven, Ludwig van (1770-1827), Komponist; Benedikt, Moritz (1835-1920), Arzt; Billroth, Theodor (1829-1894), Arzt; Bittner, Josef (1879-1945), Architekt; Brahms, Johannes (1833-1897), Komponist; Christen, Ada (1844-1901), Schriftstellerin; Degen, Joseph V. (1762-1827), Buchdrucker; Demmer, Fritz (1884-1967), Arzt; Drasche, Heinrich (1811-1880), Industrieller; Edthofer, Anton (1883-1971), Schauspieler; Escherich, Theodor (1857-1911), Arzt; Esterlus, Heinrich (1825-1890), Unternehmer; Ferdinand I. (1793-1875), Kaiser; Frank, Johann Peter (1745-1821), Arzt; Frankl, Viktor (1905-1997); Franz Joseph (1830-1916), Kaiser; Freud, Sigmund (1856-1939), Arzt; Gilge, Karl (1834-1888), Politiker; Girardi, Alexander (1815-1918), Schauspieler; Goldmark, Karl (1830-1915), Komponist; Gsur, Karl F. (1871-1939), Maler; Haid, Grit (1897-1938), Schauspielerin; Haid, Liane (1895-2000), Schauspielerin; Hainisch, Michael (1858-1940), Politiker; Hammerschlag, Peter (1902-1942), Schriftsteller; Hatschek, Arnold (1865-1931), Architekt; Hauk, Karl (1898-1974), Künstler; Hauser, Aloys (+ 1836), Unternehmer; Hauser, Eduard (1840-1915), Unternehmer; Hebra, Ferdinand (1816-1880), Arzt; Hebra, Hans (1847-1902), Arzt; Heger, Heinz (1915-1994); Höfer, Wilhelm (1721-1811), Unternehmer; Holzknecht, Guido (1872-1931), Arzt; Johannes Nepomuk (um 1350-1393), Heiliger; Joseph II. (1741-1790), Kaiser; Kainz, Josef (1858-1910), Schauspieler; Kálmàn, Emmerich (1882-1953), Komponist; Kaposi, Moritz (1837-1902), Arzt; Karl Josef (1745-1761), Erzherzog; Konradi, Inge (1924-2002), Schauspielerin; Krauß, Franz (1865-1942), Architekt; Kurzbeck, Josef (1736-1792), Buchdrucker; Langer, Anton (1824-1879), Schriftsteller; Leiter, Josef (1830-1892), Unternehmer; Leopold II., (1747-1792), Kaiser; Leopoldi, Hermann (1888-1959), Komponist; Loew, Anton (1847-1907), Arzt; Mahler, Gustav (1870-1911), Komponist; Maria Anna (1803-1884), Kaiserin; Maria Theresia (1717-1780), Kaiserin; Matejka-Felden, Gerda (1901-1984), Malerin; Mauthner, Ludwig W. (1806-1858), Arzt; Meynert, Hermann G. (1808-1895), Schriftsteller; Meynert, Theodor (1833-1892), Arzt; Miesbach, Alois (1791-1857), Industrieller; Neumann, Franz d.J. (1844-1905), Architekt; Oberhummer, Eugen (1859-1944), Geograph; Possanner, Gabriele (1860-1940), Ärztin; Pupovac, Dominik (1869-1929), Arzt; Raimund, Ferdinand (1790-1836), Dichter; Richter, Ludwig (1855-1925), Architekt; Rummelhardt, Karl (1872-1930), Politiker; Saar, Ferdinand (1833-1906), Schriftsteller; Salzer, Matthäus (1799-1878), Fabrikant; Schenk, Erich (1902-1974), Musikwissenschaftler; Schiele, Egon (1890-1918), Maler; Schmidt, Friedrich (1825-1891), Architekt; Schnitzler, Arthur (1888-1893), Arzt, Schriftsteller ; Schnitzler, Johann (1835-1893), Arzt; Schöne, Ludwig (1845-1935), Architekt; Schrötter, Leopold (1837-1908), Arzt; Schubert, Ferdinand (1794-1859), Lehrer; Seidl, Johann G. (1804-1875), Dichter; Siemens, Friedrich (1826-1904), Industrieller; Sommer, Leopold (1812-1902), Buchdrucker; Soyfer, Jura (1912-1939), Schriftsteller; Stadler, Walter (1914-1981), Arzt; Strauß, Anton (1775-1827), Buchdrucker; Streit, Andreas (1840-1916), Architekt; Stundl, Theodor (1875-1934), Bildhauer; Tilgner, Viktor (1844-1896), Bildhauer; Trattner, Johann (1717-1798), Buchdrucker; Tremmel, Ludwig (1875-1946), Architekt; Ueberreuter, Georg (1765-1836), Buchdrucker; Unruh, Carl J. (1760-1832), Apotheker; Wiese, Friedrich (1843-1882), Unternehmer; Zimmermann, Georg (1827-1896), Politiker; Zoller, Franz (1726-1778), Maler. \\ \\ \\ __Quellen zur Aktualisierung:__ \\ * Freundliche Mitteilung von Univ. Prof. Dr. Michael Hubenstorf, 2022; [MedUni Campus|https://www.medunicampus-mariannengasse.at/projekt/der-campus]; [Goldenes Kreuz|https://www.privatklinik-goldenes-kreuz.at/de/ueber-uns/geschichte]; [Kinderhilfe-Haus|http://www.awimmer.at/de/work/ronald-mc-donald-haus]; [St. Anna|https://www.stanna.at]; "Kurier" 22.5.2021 (Liane Haid); "Mein Wien" Mai 2021 (Heinz Heger-Park); Presseaussendung MedUni Wien; Homepage Verlag Ueberreuter; Homepage Privatklinik Goldenes Kreuz; Denkmalliste des BDA; Georg Markus: Neues von Gestern. Wien 2004. S. 106 f., S. 138 f., Helga Peham: Die Salonièren und die Salons in Wien. Wien 2013: S. 10 ff., S. 86 ff. \\ \\ __© Text: Prof. Ing. Alfred Wolf, 2025 aktualisiert von [Helga Maria Wolf|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Wolf_Helga_Maria_(Volkskunde_und_Hauptherausgeber)] Fotos: Doris Wolf__