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[{Image src='0313_Bahnhof Baden_k.jpg' class='image_left' caption='© Österreichische Post' width='390' alt='Bahnhof Baden' height='253'}]

!!Bahnhof Baden zur Biedermeierzeit

!Sondermarke

Die vorliegende Sondermarke nach einer 2011 entstandenen Gouache des Archäozoologen
und Eisenbahnenthusiasten Erich Pucher zeigt ein Motiv aus der Anfangszeit der
Südbahn vor dem Hintergrund seiner Heimatstadt Baden bei Wien. Im Mittelpunkt steht
die 1846 fabrikneue Lokomotive „Bruck“ der Wien-Gloggnitzer-Bahn. Es handelt sich
dabei bereits um eine Maschine der zweiten Generation der ab 1840 in der bahneigenen
Fabrik unter John Haswell in Wien gebauten Lokomotiven. Lehnte sich der aus Schottland
stammende Konstrukteur anfänglich noch eng an britische und amerikanische Vorbilder
an, so ging er bald eigene Wege, die den österreichischen Lokomotivbau für Jahrzehnte
prägten.

Das Streben nach möglichst detailgetreuer Darstellung zwang zu umfangreichen Recherchen
und Literaturstudien. Zwar blieb keine Maschine der Bruck-Klasse erhalten, doch
existieren Typenskizzen und Fotografien. Überdies stellt das Technische Museum Wien
mit der „Steinbrück“ eine ganz ähnliche Maschine der etwas verstärkten Nachfolgeserie
von 1848 aus, an der viele Einzelteile studiert werden können. Die Personenwagen der
Gloggnitzer Bahn waren relativ geräumige Drehgestellwagen nach US-Vorbild. 

Das Empfangsgebäude des Badener Bahnhofs war nach mehreren Umbauten erst 2004 durch
einen Neubau ersetzt worden, so dass auch der Ursprungszustand und die damals noch
verzweigten Gleise samt Betriebsanlagen für das Bild rekonstruiert werden mussten.
Das verbaute Gebiet der Kurstadt war 1846 selbstverständlich noch viel kleiner als heute,
so dass zwischen Bahn und Stadt ausgedehnte Grünräume zu sehen sein mussten. Als
hilfreich erwiesen sich dazu Publikationen und Exponate des Badener Rollettmuseums.
Um den Vordergrund zu beleben, setzte der Maler vor der gerade angekommenen und
nach dem Gleiswechsel noch nicht für die Rückfahrt nach Wien gedrehten Lokomotive
Persönlichkeiten in Szene, deren Zusammentreffen in Baden zwar nicht historisch belegt,
aber keineswegs unwahrscheinlich ist. Haswell erklärt dem in der Badener Weilburg
beheimateten.

Erzherzog Albrecht nach einer extra für den General durchgeführten
Vorführfahrt die Maschine, und der Planer und Betriebsdirektor der Gloggnitzer Bahn,
Matthias Schönerer, hält die Unterlagen zum Bahnbetrieb bereit. Erzherzog Albrecht war
einer der Ersten, die den Nutzen der neuen Eisenbahn für das Militär erkannten, und
Schönerer oblag schon 1848 die Logistik für Truppentransporte. Die übrigen Personen
sind ein Adjutant, Eisenbahner und Zaungäste, links eine bürgerliche Familie in aktueller
Biedermeiermode, rechts eine Weinbauernfamilie in ihren damals auch an der Thermenlinie
noch alpenländisch anmutenden Trachten. Das Betreten der Gleise war noch nicht
verboten.

Die Biedermeierzeit wird heute oft nur ganz einseitig als Vormärz und Zeit der Reaktion
beschrieben. Dabei wird übergangen, dass sie eine äußerst fruchtbare Aufbruchszeit für
Kunst, Wissenschaft und Technologie war und tiefgreifende Umwälzungen aller Lebensumstände
mit sich brachte. Die hier geschilderte Konfrontation der neuen Technik mit dem
alten Hochadel, den wissensdurstigen Bürgern und den traditionsverhafteten Bauern mag
den wahren Facettenreichtum dieser Zeit verdeutlichen.