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Über den wilden Semmering #

Um 1160 baute man eine Handelsstraße über den wilden Semmering – und Mürzzuschlag entstand als Stützpunkt für Reisende. 1. Teil.#

Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Mürzzuschlag
Das alte „Grazertor“ in Mürzzuschlag, oben Siegel von Markgraf Otakar III. an der Stiftungsurkunde von Spital am Semmering. Unten: Ulrich von Liechtenstein.
© KK

Bis ins Hochmittelalter führte nur ein schmaler Saumpfad durch den unzugänglichen Cerwald, wie der wilde Semmering genannt wurde. Da der beschwerliche Weg auch noch beständig durch Räuber unsicher gemacht wurde, entschloss sich der steirische Markgraf Otakar III., die Straße über den Semmering auszubauen und zu sichern.

Zu diesem Zweck gründete er 1160 für Reisende das Hospital im Cerwald (Spital am Semmering), das den Pfad zu einer Straße ausbauen sollte, die bald schon „Italienstraße“ genannt wurde, verband sie doch Wien mit Venedig.

Die erste Ortsnennung #

Die neue Sicherheit der Handelsroute belebte den Verkehr. Kein Wunder also, dass ab 1200 in der Nähe von Kirche und Gutshof „Mürzze“ am linken Ufer des Fröschnitzbaches eine Straßensiedlung entstand, die den durchreisenden Händlern Quartier und Hilfe für den Transport über den Semmering bot. Der Name dieses Ortes wird 1227 zum ersten Mal genannt – und zwar im „Frauendienst“ des berühmten Minnesängers Ulrich von Liechtenstein. Am 18. Tag seines „Venuszuges“, vermutlich am 11. Mai 1227, ritt Ulrich nach eigenen An- gaben von der Burg Kapfenberg in Richtung Kindberg, wo sich ihm drei Ritter zum Turnier stellten, das er natürlich gewinnen konnte. Dann dichtete der streitbare Ulrich: „Wonach man mich dann ziehen sah/gar fröhlich noch am selben Tage/mit hohem Mut nach Murzuslage.“

„Mürzzuschlag war zu dieser Zeit sicherlich schon eine größere Siedlung, aber noch nicht befestigt und hatte auch noch nicht das Marktrecht“, schrieb der Historiker Othmar Pickl über die Anfänge der Stadt. Die Lage an der wichtigen Handelsstraße förderte die Entwicklung der Siedlung entscheidend, schon im 13. Jahrhundert wurde sie zum Markt erhoben. Aber reichwurde Mürzzuschlag erst durch sein Eisenhandwerk. Weil rund um den Erzberg allmählich das Holz ausging, wurden nämlich die Hammerwerke um 1300 in die waldreichen Gebiete des Enns-, Mur-und Mürztales verlegt. Und im Mürztal wurde Mürzzuschlag zum großen Zentrum des Eisenhandwerks. Der Ort erhielt sogar das Privileg, dass zwischen Leoben und Semmering nur in Mürzzuschlag „Kleineisen“ erzeugt werden durfte. Herzog Rudolf IV. der Stifter bestätigte dies den Mürzzuschlagern am 8. Februar 1360 als ihr altes Vorrecht. Jetzt war der wirtschaftliche Aufschwung nicht mehr aufzuhalten. Dass hier an der Mürz neuerdings viel Geld vorhanden war, sah man an der zunehmenden Zahl der kirchlichen Stiftungen.

Mürzzuschlag war um 1400 auch einer der wenigen steirischen Orte, in denen ein Arzt nachweisbar war. Hier wirkte zwischen 1373 und 1393 ein „Maister Peter der Arczt“, der zeitweise auch das Amt des Marktrichters ausübte. Um 1409 wird erstmals ein Schulmeister erwähnt. Und um 1393 konnte man sich bereits ein „Siechenhäusl“ (nahe der ehemaligen Heiligen-Geist- Kapelle bei der Steinbachbrücke) für Alte und Kranke leisten.

Die Epoche des Wohlstands in Mürzzuschlag änderte sich aber ab 1469 dramatisch. Mehr als 20 Jahre lang überzogen nun Krieg, Hunger und Not die Steiermark und der Ort an der Mürz musste besonders schwer leiden – er wurde drei Mal erobert und brannte dabei zwei Mal völlig nieder. Die Baumkircherfehde, die Türkeneinfälle und der Krieg gegen den Ungarnkönig Matthias Corvinus in so kurzer Zeit waren zu viel, die erste Blütezeit Mürzzuschlags war damit zu Ende.

--> „Sie hausten wie die Türken“ (Teil 2)


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele