!!!Abenteuerliche Reise nach Nestelbach


!!Eine Frau reiste während der Napoleonischen Kriege durch Europa, wurde Lehrerin in Indien und landete um 1832 in Nestelbach.

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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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Am 14. Oktober 1832 kaufte
eine Schriftstellerin, Sängerin
und Weltenbummlerin
aus Kassel, die durch ihre
Reisen nach England, Holland,
Frankreich und Indien - mitten
in den Napoleonischen Kriegen
- Bekanntheit erlangt hatte, das
sogenannte Erko-Schlössl, einen
kleinen Landsitz auf einem
Hügel im Gemeindegebiet von
Krumegg südöstlich von Nestelbach.
Der klingende Name
der abenteuerlustigen Dame
lautete Vinandina Marquise
d‘Aubigny von Engelbrunner,
kurz Nina genannt. Die am 15.
April 1770 Geborene stammte
aus einer Hugenottenfamilie,
war schnell begeistert für neue
Ideen, sprach englisch, französisch
und italienisch und liebte
besonders die Musik. Auf ihren
Reisen begann sie zu komponieren
und veröffentlichte 1797
ein Handbuch für Freunde des
Gesanges, das den Titel „Briefe
an Natalie, über den Gesang als
Beförderung der häuslichen
Glückseligkeit und des geselligen
Vergnügens“ trug und auch
von Ludwig van Beethoven geschätzt
wurde. 

1803 beschloss
sie, ihrer Schwester Emilie zu
folgen, die als Erzieherin nach
Indien gereist war, dort ein
Mädchenpensionat für Töchter
englischer Kolonialoffiziere
aufgemacht hatte und nebenbei
einen Exporthandel mit Reis
und indischen Gewürzen betrieb.
Aber wie sollte Nina das
Geld für die Überfahrt nach Indien
aufbringen? Für Mädchen
der besseren Gesellschaft gab
es um 1800 nur zwei Möglichkeiten
für einen standesgemäßen
Lebensstil - entweder waren
sie von Haus aus begütert
oder sie konnten in eine wohlhabende
Familie einheiraten.
Beides traf für
Nina nicht zu.
Also ging sie nach
England, um dort
durch Unterricht
in Gesang und
Harfenspiel genug
Geld zu verdienen,
um ihrer
Schwester nach Indien zu folgen.
Aber es war ein mühsames
Unterfangen, das sich bis 1807
hinzog. Dann endlich hatte sie
das nötige Geld für die Reise gesammelt
und startete am 15.
September im Alter von 30 Jahren
ihre Fahrt nach Kalkutta auf
dem ostindischen Frachtsegler
„Glory“. An Bord waren 25 Seekadetten
zur Ausbildung und einige
Passagiere, darunter mehrere
junge Frauen, die hofften,
in Indien einen Partner fürs Leben
zu finden. Nina hatte ihre
Harfe und ein Piano mitgenommen.
„Die Harfe war meine einzige
Unterhaltung,
meine
Freundin und
Trösterin, wenn
alles mich verließ“,
schrieb sie
in ihr Reisetagebuch.
Mehr als ein
halbes Jahr später
legte das Schiff in Kalkutta an.
Beide Schwestern waren nun
mehrere Jahre im Mädchenpensionat
tätig, Emilie kehrte 1812
nach Europa zurück, Nina erst
1818. Im Gepäck hatten beide indische
Gewürze und Spezereien,
exotische Vögel, Affen und
ihr Erspartes. Emilie brachte
auch einen Sklaven mit, Nina
natürlich ihre Musikinstrumente.
Doch Emilie hatte einen englischen
General kennengelernt,
der mit ihr nach Bremen reiste,
wo der General beim Ausritt
vom Pferd stürzte und noch in
der selben Nacht starb. Am Totenbett
wurde ihm Emilie angetraut
und erbte sein großes Vermögen.
Damit ging sie in die
Steiermark und erwarb 1825 die
Herrschaft Plankenwarth, „ein
feudales Schloß mit Landwirtschaft
etwas nördlich von
Graz“, wo sie als „Generalin“ residierte
und zum Treffpunkt der
Familie wurde. So kam auch
Schwester Nina nach ihrer
Heimkehr nach Österreich und
richtete in den 1820er-Jahren in
Wien einen „Wiener Salon“ ein,
in dem Musiker, Literaten und
feine Leute verkehrten. Als aber
in kurzer Zeit ihre zwei Lieblingsneffen
starben, war Nina
tief verstört, flüchtete zu ihrer
Schwester nach Plankenwarth
und erwarb „abseits der Straße
über die Ries das Erko-
Schlössl“, das sie sich mit Spitzbogenfenstern
und Türmchen
adaptieren ließ. 

Hier lebte sie
einsam mit ihrem Bologneser
Hund Auxl, einigen Papageien
und ihrem treuen Diener Josef
und wurde im Laufe der Zeit etwas
wunderlich. Durch ihre Abgeschiedenheit
und die Gerüchte
über ihr Leben im Ausland
sowie vermeintliche Schätze
wurde sie immer wieder Opfer
von Räubern. Am 29. Jänner
1847 starb sie und wurde auf
dem Friedhof von Nestelbach

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[{Image src='Plankenwarth.jpg' caption='Schloss Plankenwarth war Sitz von Ninas Schwester Emilie' alt='Schloss Plankenwarth war Sitz von Ninas Schwester Emilie' height='300' class='image_block' width='387'}]
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