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!!!Der Advokat auf dem Schloßberg



!Rechtsanwalt Bonaventura Hödl erzeugte Ziegel, baute Wein an – und wollte den Schloßberg neu gestalten.

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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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[{Image src='Schlossberg.jpg' class='image_left' width='300' caption='„Der Türkenbrunnen von Süden“, Mitte des 19. Jahrhunderts: Bonaventura Hödl wollte Schloßberg neu gestalten\\© K.K.' alt='Türkenbrunnen auf dem Schloßberg' height='224'}]

Eine der schillerndsten Figuren  der Grazer Gesellschaft  im frühen 19. Jahrhundert  war wohl der in St. Gallen  (Schweiz) geborene Rechtsanwalt  Dr. Bonaventura Konstantin  Hödl (1776-1848).  

Der Hof- und Gerichtsadvokat  – ein „kleines, lebhaftes Männchen  voll Geist und Witz“, so ein  Zeitzeuge – beschäftigte sich neben  seiner Juristerei auch mit der  Erzeugung von Ziegeln und wollte  überdies die nach den Franzosenkriegen  1809 in Trümmern  liegende Schloßbergfestung neu  gestalten.  

Also kauften er und seine Frau  Karoline die Grundstücke auf der  Südwestseite der Schloßbergbastionen  und ließen den Schutt  wegräumen, der nach der Schleifung  der Festungsanlagen herumlag.  Auf dem nun gesäuberten Boden  legte Hödl Weingärten mit  Tausenden Weinstöcken an, aber  auch Mais, Weizen, Erdäpfel und  Kürbisse ließ er seine Winzer anbauen.  Dass der Türkenbrunnen  voller Geröll war, störte ihn auch  sehr, also ließ er ihn ausräumen.

!Winzerhaus samt Turm

„Auf den Fundamenten des 1809  zerstörten Pulverturms ließ sich  Hödl von Ing. Reindl ein ,Winzerhaus‘  mit einem von Krabben gezierten  gotischen Turm erbauen“,  kann man in Peter Laukhardts  Buch „Der Grazer Schloßberg“  lesen. Es ist das sogenannte  Starcke-Häuschen, in dem in den  80er-Jahren des 19. Jahrhunderts  der Dresdener Hofschauspieler  Gustav Starcke auf Einladung der  Stadt immer wieder seine Sommerferien  verbrachte.  

Doch Bonaventura Hödls Tatendrang  kannte kein Ende. Nun  ließ er vor dem gotischen Eingangstor  am Fuße der Stallbastei  ein großes „ägyptisches“ Portal  errichten, das heute noch zu sehen  ist. Bei der Bastei selbst  brachte er eine riesige Sonnenuhr  an, die ein Fresko des Gottes  Saturn im Ziffernblatt trug. Auch  Laubengänge, die viel gerühmte  „Liebeslaube“, ließ der Advokat  unterhalb des Winzerhauses anlegen,  daneben pflanzte er viele  heimische und fremde Sträucher  und Bäume – der Anfang des begrünten  Schloßbergs war getan.  

Aber Bonaventura Hödls unternehmerischer  Geist wollte  mehr. Die einstige Eggenbergische Villa in der Alten Poststraße  baute er zu einem Ziegeleibetrieb  um. Hier entstanden viele wertvolle  künstlerische Terrakottareliefs  wie die „Jahreszeiten“, die  heute noch den Reinerhof  schmücken. Als Unternehmer  ging Hödl neue Wege und unternahm  „erstmalig den volkswirtschaftlich  wichtigen Versuch, das  Brennen der Ziegel mit heimischer  Braunkohle zu bewerkstelligen“,  heißt es im „Österreichischen  Biographielexikon“.  

So konnte er 1823 mit 100 Zentnern  Kohle 15.000 Ziegel brennen,  während früher für 1000 Ziegel  einen Klafter Holz (ein Klafter  Holz entsprach einem Holzstapel  mit einer Länge und Höhe  von einem Klafter, das waren im  alten Österreich 1,89 Meter, in  Preußen 1,88 und in Bayern 1,75  Meter) benötigt wurden. Hödl  ließ auch die farbigen, glasierten  Dachziegel für das Grazer Landhaus  anfertigen – und erfand Ziegel  mit Eisenüberzug. Doch seine  künstlerischen Ambitionen führten  1825 zum Konkurs seines Unternehmens.  Schweren Herzens  musste er die „Lehmproductenfabrik“  aufgeben und die Schloßberg-  Weingärten verkaufen – er  wirkte nur noch als Advokat.    

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''© "Damals in Graz"'', [Dr. Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)]
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[{Metadata Suchbegriff='Bonaventura Hödl '}]

[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='24. Juni 2013' page-date='2012' original-author='Robert Engele' }]