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!!!Als die Annenstraße noch glänzte

!In den 1970er-Jahren galt die Annenstraße als die drittgrößte Einkaufsstraße Österreichs. Von solchen Dimensionen kann man heute nur noch träumen.

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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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Als die Annenstraße 1846 fertiggestellt wurde, symbolisierte sie den Fortschritt der modernen Zeit: Sie war die erste
moderne, breit und gerade angelegte Straße in Graz, verband den neuen Bahnhof mit der Innenstadt und ermöglichte ein rasches Fortkommen.

Und sie bildete ein radikales Gegenkonzept zur gewachsenen Struktur des alten Graz, denn bis jetzt war die wichtigste Verkehrsader der Murvorstadt von Norden nach Süden verlaufen, beschreiben Monika Stromberger und Ulrich Tragatschnig in „Die Annenstraße als Spiegelbild der Grazer Stadtgeschichte“ im Historischen Jahrbuch der Stadt
Graz (Band 40, 2010).

!Mit dem Bahnhof begann es

[{Image src='Annenstraße.jpg' caption='Nostalgie anno 1929: Damals fuhr hier schon der "Zweier" seine Runde zum Hauptplatz \\ Foto: TRAMWAYMUSEUM' class= 'image_left' alt='Annenstraße' width='300' height='182'}]


Die einst von Kaiser Karl VI., dem Vater Maria Theresias, errichtete „Reichs-, Commercial-, Haupt- und Poststraße“, die
Wien mit Triest verband, war in ihrem Grazer Abschnitt noch gewunden durch die Murvorstadt verlaufen. Sie kann noch im heutigen Stadtbild in der Nordsüd-Abfolge von Wienerstraße, Lendplatz, Mariahilferstraße, Griesgasse, Griesplatz und Triesterstraße nachvollzogen werden.


Die starke Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Graz urban werden lassen und die West-Ost-Entwicklung bewirkt: 1844 wurde die Eisenbahnlinie Graz – Mürzzuschlag eröffnet und die Murmetropole zu einer Station auf der wichtigen Südbahnstrecke zwischen Wien und Triest, dem bedeutendsten Hafen der Donaumonarchie. 1842 wurde der als eingeschossige Halle viel zu klein geplante Südbahnhof (heute Hauptbahnhof) weit im Westen von Graz errichtet
– damit begann die Geschichte der Annenstraße. Denn im selben Jahr begann man mit der Terrassierung der Straße, die nach
der Gemahlin von Kaiser Ferdinand I. (den man den Gütigen nannte), benannt wurde. Diese Anna Maria (1803-1884) war im
August 1847 die erste prominente Benutzerin der neuen Straße.

Aus der ursprünglichen Annastraße wurde schnell die Annenstraße, die als gerade Geometerstraße auf den Turm der Franziskanerkirche ausgerichtet war.

[{Image src='Annenstraße-Ertl.jpg' caption='Annenstraße damals\\Foto: Behounek' width='350' class= 'image_right' alt='Annenstraße-Ertl' height='491'}]

Sie ersetzte die ältere Straßenführung über „Barmherzigengasse, die Seitzergasse, die Neue Bahnhofstraße (ab Roseggerhaus) und die Neue Eggenberger Straße (ab Nr. 63)“, erläutern Stromberger und Tragatschnig. Bemerkenswert ist, dass die geraden und breiten Straßen wie Keplerstraße, Elisabethstraße, Conrad von Hötzendorfstraße oder Theodor-Körner-Straße, die damals in alle Himmelsrichtungen gebaut wurden, Jahrzehnte vor den ersten Autos entstanden. Beim Bau dieser Straßen ging man aber nicht sehr sanft vor – was im Wege stand, wurde demoliert. Als letzter Teil der Annenstraße
wurde schließlich der Bahnhofsteil erschlossen. Im Bereich des heutigen Möbelhauses Leiner befand sich ja das Gebäude
des ehemaligen Versuchshofs von Erzherzog Johann, wo neue Arten von Erdäpfeln, Mais und Trauben gezüchtet wurden. \\


Noch 1870 wurde das Haus für eine große Industrieausstellung genutzt, dann sollte hier ein Messegelände etabliert werden. Stattdessen wurde aber allmählich alles mit Fabriksgebäuden, Möbellagern, Steinmetzbetrieben und
Wohnhäusern verbaut.

!Straße "gehobenen Ranges"

Der Architekt Carl Aichinger war für die Planung der meist frühhistoristischen Gebäude der Annenstraße
verantwortlich. Allzu viel davon ist nicht mehr zu sehen, da der Zweite Weltkrieg und die im Wiederaufbau vorgenommenen
Modernisierungen das Stadtbild auch hier stark verändert haben. Einen Eindruck vom ursprünglichen Erscheinungsbild
vermitteln noch die Häuser Nr. 26 und 28 mit ihren zarten Gesimsen und Maskarons.

Um 1900 war die Annenstraße eine blühende Geschäfts- und Produktionsstraße mit zwei großen Kinos, dem Annenhofkino
und dem Edison-Theater, dem späteren Union-Kino, schräg gegenüber. Nach dem Wiederaufbau
dominierten große Schaufenster das Straßenbild, der Handel verdrängte die Produktionsstätten in die Hinterhöfe – eine
Einkaufsstraße „gehobenen Ranges“ entstand. Veränderung In den 1970er-Jahren wurde die Annenstraße als drittgrößte Einkaufsstraße Österreichs klassifiziert, was sich auch in der heimischen Variante des Kaufmannsspiels DKT widerspiegelt, da war die Annenstraße der Wiener Mariahilferstraße gleichwertig. 

Ab den 1980er-Jahren veränderte sich aber alles. Die großen Filialisten zogen in die Shopping-Center, traditionelle Geschäfte sperrten zu, statt der Greißler findet man heute Kebabläden. Unbeirrt kämpfen jedoch die verbliebenen
Geschäftsleute gemeinsam mit der Stadtpolitik um die Attraktivierung ihrer Annenstraße, um irgendwann vielleicht
doch wieder zum alten Glanz einer „gehobenen Einkaufsstraße“ zu finden.

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''© "Damals in Graz"'', [Dr. Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)]
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[{Metadata Suchbegriff='Als die Annenstraße noch glänzte'}]

[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='24. Juni 2013' page-date='2012' original-author='Robert Engele' }]