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Der berühmte Admiral und der Märchenerzähler #

Ein glorreicher Seeheld und ein erfolgreicher Märchenerzähler in einer Familie? Bei den Tegetthoffs ist das innerhalb von 100 Jahren ganz locker möglich – wie die Beispiele zeigen.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Tegetthoff in der Seeschlacht bei Lissa
Tegetthoff (oben Mitte) in der Seeschlacht bei Lissa. Im Norden siegten die mit Italien verbündeten Preußen bei Königgrätz: Gemälde von Anton.
Foto: © KK

Als ich einem jungen Kollegen erzählte, dass ich heute über die berühmte Grazer Familie Tegetthoff schreibe, also über denAdmiral und den Märchenerzähler, fragte er mich ganz erstaunt: „Wer ist der Admiral?“

So ändern sich die Zeiten! Dabei war Wilhelm von Tegetthoff (1827–1871) Österreichs größter Seeheld, der durch seine strategisch genialen Siege in die Kriegsgeschichte eingegangen ist. Im deutsch-dänischen Krieg kämpfte er 1864 erst 37-jährig als Kommandant auf der Seite der österreichisch-preußischen Allianz bei Helgoland gegen die Dänen und bei Lissa 1866 gegen die Italiener. Für seine alle überraschende Rammtechnik gegen die überlegene italienische Flotte erhielt er das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und wurde zum Vice-Admiral befördert.

Ein PR-Geniestreich#

Da die italienische Propaganda aber international sehr schnell Meldungen verbreitete, dass die Österreicher bei Lissa schwere Verluste erlitten hätten und englische und französische Medien die Nachrichten übernahmen, ließ sich Tegetthoff einen genialen PR-Schachzug einfallen: Er lud die internationalen Berichterstatter einfach auf ein als gesunken gemeldetes Kriegsschiff zu einem noblen Festessen ein. Alle waren tief beeindruckt und berichteten entsprechend darüber. Nur in Wien goutierte man dies nicht – und Tegetthoff durfte die Rechnung für Speis und Trank selbst begleichen.

Folke Tegetthoff
Am 13. Februar 2009 feiert Folke Tegetthoff sein 30-jähriges Jubiläum als Erzähler mit einem neuen Buch.
Foto: © M. WIESER

1868 wurde er k. u. k. Admiral und Chef der Marinesektion im Kriegsministerium. Er reorganisierte in kurzer Zeit – gegen die Widerstände des Generalstabs – die österreichische Kriegsmarine. Mit 43 Jahren erkrankte der Seeheld aber an einer Lungenentzündung, an der er am 7. April 1871 verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem St. Leonhard-Friedhof seiner Heimatstadt Graz, wo auch eine Brücke und ein Platz samt Denkmal an ihn erinnern.

Märchenhaft#

Etwa 100 Jahre später taucht der Name Tegetthoff wieder in den Medien auf, diesmal aber auf den Kulturseiten der Zeitungen. Ein Urururgroßneffe des Admirals ist der 1954 in Graz geborene Folke Tegetthoff. Als der junge Mann nach der Matura nicht so recht wusste, was er machen sollte, fand er durch Zufall das Lieblingsbuch seiner Kindheit wieder – Andersens Märchen. Er schmökerte hinein, ein paar Seiten nur, und erkannte: das war es. Märchen schreiben war sein Lebensziel! Der bekannte Familienname war anfangs in den Medien natürlich eine Starthilfe, jetzt spielt er schon lange keine Rolle mehr.

Bisher sind 34 Werke in 1,5 Millionen Exemplaren und 13 Sprachen erschienen und machen Folke zu einem der beliebtesten Märchenerzähler. Heuer versammelt er zum 22. Mal seit 1988 die erfolgreichsten Erzählkünstler der Welt zu Österreichs einzigem Erzählfestival, das sich vom Tourenspektakel über zehn Jahre „Graz erzählt“ bis zum St. Pöltner „fabelhaft!“ weiterentwickelt hat. Die Familie Tegetthoff lebt in den alten Mauern eines ehemaligen Klosters in der Südsteiermark, hier entwickelt Folke seine Ideen vom erlebbaren Erzählen beständig weiter und schmiedet mit seiner großen Familie und einem ganzen Zoo an Tieren märchenhafte Pläne für die Zukunft.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele