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Der Stainacher Glöcklerlauf#

An die 200 Schönperchten tanzen und laufen durch den Ort und leuchten mit den bunten Farben ihrer mächtigen Lichterkappen den Winter weg. Oder steckt doch mehr hinter diesem alten Brauch?#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Glöcklerlauf
An die 200 Schönperchten tanzen am 5. Jänner durch Stainach
Foto: HERMANN KAINZ
Glöcklerlauf
Den Brauch des Stainacher Glöcklerlaufs gibt es seit 1930
Foto: HERMANN KAINZ

Am frühen Abend des 5. Jänner ziehen in Stainach wieder die weißgekleideten Glöckler durch die letzte Raunacht am Vorabend des Dreikönigstages. An ihre Hüften haben die zumeist jungen, ledigen Männer Kuhglocken gebunden und über dem Kopf tragen sie mächtige Holzgestelle, die mit buntem Papier überzogen sind und von innen durch brennende Kerzen erleuchtet werden. Wahre Kunstwerke, die wie wertvolle Erbstücke in der Familie weitergegeben werden, doch ihr Tragen ist reine Schwerarbeit, da sie bis zu 20 Kilo wiegen. Ziel der Glöckler ist der Stainacher Hauptplatz, wo sie ihre Kreise und Spiralen laufen werden. Etwa 200 „Schönperchten“ in verschiedenen Glöcklergruppen, den sogenannten Passen, leuchten da mit ihren bunten Lichterkappen in die dunkle Nacht. Die Motive zeigen große bunte Sterne, Szenen aus dem Kirchen- und Bauernjahr, Tierkreiszeichen sowie Regionales, vor allem den Grimming. Diese bunten Lichter verkünden, dass nun die langen Nächte des Winters langsam zu Ende gehen und die Sonne allmählich wiederkehrt. Seit einiger Zeit bereichern auch Frauen- und Kinder-Passen das bunte Treiben der Stainacher Glöckler.

Hans Hödl, Steirische Bräuche (Styria, Euro 29.90)
Hans Hödl, Steirische Bräuche (Styria, Euro 29.90)

Diese Tradition gibt es hier seit dem Jahr 1930, als sie der Volksschuldirektor Franz Zehentleitner aus seinem Heimatort Ebensee nach Stainach mitgebracht hat. Schon 1904 hatte der Admonter Oberförster Josef Derler diesen Brauch in Trieben eingeführt, erzählt Hans Hödl in seinem neuen Buch „Steirische Bräuche. Altes und Neues im Jahreslauf“, das im Herbst bei Styria (Euro 29.90) erschienen ist.

In Ebensee selbst kannte man den Glöcklerlauf bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts und war der Meinung, dass mit dem Glockengeläute und den Lichterkappen die Frostriesen und Winterunholde vertrieben werden sollten. Dem schloss sich 1924 auch der steirische Volkskundler Viktor von Geramb an und sah darin - ganz im Sinne des Zeitgeists - den Rest uralten germanischen Brauchtums. Aber das ist alles Schnee von gestern. Der Volkskundler und Universitätsprofessor Franz Grieshofer und der Leiter des Museums Ebensee, der Historiker Franz Gillesberger, sind zu neuen, sensationellen Erkenntnissen gekommen, die nicht in mystische Zonen tiefster Vergangenheit führen. Auch darüber schreibt Hans Hödl: Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Sudpfannen der Ebenseer Salinen mit Kohle statt mit Holz beheizt - dank der neuen Eisenbahnlinie vom Kohlerevier des Hausruckgebirges ins Salzkammergut. Doch dadurch wurden an die 900 Holzarbeiter arbeitslos und mussten in ihrer Not betteln gehen. Da sie aber stolz waren, wollten sie den Leuten für ihre Gaben auch etwas bieten - und zwar ein Spektakel. „Sie zogen die weißen Salinenkleider an und schufen aus den Verpackungskartons der Salinen einfache Kappen, die im Laufe der Jahre immer kunstvoller wurden“, berichtet Hödl. „Daraus entwickelte sich der Glöcklerlauf in Ebenssee.“ Der Name „Glöckler“ kommt übrigens von „Klocken“, was so viel wie „Klopfen“ bedeutet, womit das Klopfen an die Türen der Häuser gemeint war, was wiederum den ursprünglichen Heische- und Bettelbrauch anklingen lässt. Neben Stainach gibt es heute ebensolche Glöcklerläufe in Gröbming, Wildalpen und im Paltental.

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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele