!!!Der geheimnisvolle Mord im Raxental


!!Zwei hübsche Schwestern aus Neuberg an der Mürz erdrosselten 1906 aus Habgier eine reiche Wiener Köchin, die sie ins schöne Raxental gelockt hatten.




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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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[{Image src='1906-07-02-16-LA-Montag_Seite_1-1.jpg' class='image_right' width='500' caption='Titelseite der Kleinen Zeitung zum Raxenmord' alt='Titelseite der Kleinen Zeitung zum Raxenmord' height='318'}]

Wie ein kitschiger Dreigroschen-Roman hatte einer der aufsehenerregendsten Mordfälle der Steiermark im September 1905 in Wien begonnen, als die junge Mizzi Maier, eine Köchin, von ihren Eltern eine große Erbschaft machte. Sie kündigte ihr Untermietzimmer und verkehrte nun häufig im Café Schinagl in der Singerstraße. Dort lernte sie die hübsche Friederike Zeller aus Neuberg an der Mürz kennen und erzählte ihr leichtsinnig, dass sie im Besitz eines Depotscheines über 10.200 Kronen und eines Sparbuches mit 300 Kronen sei. Friederike arbeitete als Buffetmädchen in Wien, ihre jüngere Schwester Marie als Stubenmädchen. Da Friederike zu dieser Zeit in großen Liebes- und Geldproblemen war, reifte in ihr ein abscheulicher Plan. Denn sie war unsterblich in den Heiratsschwindler und windigen Opernsänger Josef Prochaska verliebt, der sie schamlos ausnutzte und die teure Miete für ihre gemeinsame Wohnung zahlen ließ. Um den Mann nicht zu verlieren, hatte sie vorgegeben, aus einer reichen Familie zu stammen, aber nun ging ihr das Geld aus. Da käme das Erbe der vertrauensseligen Köchin gerade recht. Also lud sie Marie Maier am 24. Jänner 1906 zu einer Bahnfahrt mit ihr und ihrer Schwester nach Neuberg ein, wo sie einen Liebhaber treffen sollte. In Wahrheit ging es den gierigen Schwestern aber nur um die Erbschaft. Um 16.55 Uhr trafen sie in Mürzzuschlag ein und verbrachten im Café Glück zwei vergnügliche Stunden, bevor sie um 19.15 Uhr den Zug nach Neuberg bestiegen. Unterwegs wollten die Schwestern ihrem Opfer Wein kredenzen, der vermeintlich mit Morphium versetzt war und Marie töten sollte, aber diese war nicht durstig. Nun änderten die Schwestern ihren Plan und stiegen bereits in Kapellen aus dem Zug, um ihre Tat im dunklen Raxengraben zu vollenden. Es war finstere Nacht, als die drei durch den knirschenden Schnee Richtung Rax stapften. Doch als sie beim Gasthaus Eder in Stojen vorbeikamen, wollte Marie nicht mehr weitergehen. Sie fürchtete sich und fühlte sich  marod, berichtet die Ortschronik von Kapellen. Also mussten die drei Frauen im Gasthaus übernachten. Am nächsten Morgen machten sie sich vergnügt auf den Weg, erinnerte sich die Wirtin. Friederike Zeller hatte die Rechnung bezahlt und falsche Namen angegeben. Dann gingen sie das Raxental weiter und den Hohlweg aufwärts zum Preiner Gschaid. Im Hohlweg wurde Marie Maier gegen 11.30 Uhr mit einer Schnur erdrosselt, in einer Mulde verscharrt und mit Schnee und Holzstangen verdeckt. Beim nahen Grüblerkreuz reinigten sich die zwei Schwestern, setzten Kopftücher auf und gingen zurück zum Bahnhof Kapellen. Dort wuschen sie sich nochmals und fuhren über Mürzzuschlag nach Wien, wo sie am 25. Jänner um 19.15 Uhr ankamen.

[{Image src='Preitler beim Kreuz der Ermordeten.jpg' caption='Krimiautor Franz Preitler beim Erinnerungs-Kreuz der Ermordeten' alt='Krimiautor Franz Preitler beim Erinnerungs-Kreuz der Ermordeten' width='400' class='image_left' height='267'}]

Doch die Leiche wurde durch Zufall sehr rasch gefunden. Ein Bauernbub aus der Gegend hatte unmittelbar neben dem Tatort seine Skier versteckt und merkte hier am 25. Jänner gegen 15 Uhr Fußspuren im Schnee. Aus Sorge um seine Skier ging er den Spuren nach, fand die Leiche und schlug sofort Alarm. Die Personenbeschreibung der Wirtin wurde schnellstens nach Wien gemeldet, doch die angegebenen Namen gab es nicht. Die Gerüchteküche im ganzen Land kochte über und die Zeitungen überschlugen sich mit Sensationsberichten. Da meldete sich eine Weißnäherin bei der Wiener Polizei und meinte, anhand einer Abbildung in der Zeitung die Kleider der Ermordeten erkannt zu haben - das wäre ihre ehemalige Untermieterin Marie Maier, die viel Geld von ihren Eltern geerbt hatte. Nun hatte die Polizei den Namen der Toten und das Mordmotiv. Schnell fand man heraus, dass Friederike Zeller der Quartiergeberin der Ermordeten bereits deren Depotschein, Sparbuch und  Arbeitsbuch entlockt und das Sparbuch geleert hatte. Am 4. Februar wurden die Schwestern verhaftet, wobei Mizzi im Verhör schnell zusammenbrach und den Mord gestand. Am 7. Februar wurden beide Schwestern per Bahn nach Mürzzuschlag überstellt und von einer schimpfenden Menschenmenge empfangen. Beim Lokalaugenschein in Kapellen behauptete Friederike, dass das Opfer Selbstmord begangen habe und sie dabei nur geholfen habe. Friederike Zeller wurde zum Tode durch den Strang verurteilt, jedoch zu einer Haftstrafe begnadigt, starb aber bereits 1910 im Gefängnis. Ihre jüngere Schwester musste wegen „entfernter Mitwirkung“ für fünf Jahre in den schweren Kerker. Und auch dem Opernsänger und Betrüger Josef Prochaska wurde der Prozess gemacht. Der Tathergang selbst wurde nie ganz aufgeklärt, ebenso wenig, wer den Mord begangen hat, was wiederum den steirischen Autor Franz Preitler angeregt hat, den Kriminalfall neu aufzurollen und in seinem soeben erschienenen historischen Krimi „Die schönen Mordschwestern“ als spannendes Rachedrama weiterzuentwickeln. 


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