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!!!Seitenblicke von anno dazumal   

!Zur Zeit Napoleons gab sich Europas High Society und mondäne Seitenblicke-Gesellschaft in Graz ein Stelldichein – und die Bewohner jubelten den Reichen und Schönen von anno dazumal zu.

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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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[{Image src='High-Society.jpg' class='image_left' caption='Porträt der Lady Emma Hamilton.\\© ENGELE' alt='Lady Emma Hamilton' height='200' width='292'}]

Stellen Sie sich vor, Marilyn Monroe wäre mit ihrem Liebhaber John F. Kennedy und dessen Frau Jackie auf Besuch nach Graz gekommen – da hätten die Medien tagelang Schlagzeilen gehabt. 

Eine vergleichbare Dreieckbeziehung war aber im Jahr 1800 wirklich hier zu Gast: Der britische Seeheld Lord Horatio Nelson, der bei Abukir und Trafalgar Napoleons Flotte vernichtend geschlagen hatte, und seine Geliebte, Lady Hamilton, mit ihrem Gatten Lord Hamilton, britischer Botschafter am Hofe zu Neapel.


!Exzentrische Attitüden

Emma Hamilton war damals einer der berühmtesten europäischen Stars – eine große, schlanke Schönheit mit langen kastanienbraunen Haaren, die allen Männern den Kopf verdrehte. Sie war eine ausgezeichnete Sängerin, wurde aber vor allem durch ihre exzentrische Darstellung lebender Bilder, „Attitüden“ genannt, berühmt. 1787 besuchte auch Johann Wolfgang Goethe in Neapel eine ihrer Aufführungen und war von Emmas Schönheit und Anmut hingerissen. 

Ganz Europa tuschelte über die seltsame Dreiecksbeziehung zwischen dem einarmigen und einäugigen Seehelden (der Zeit seines Lebens an Seekrankheit litt), der wunderschönen Künstlerin aus einfachen Verhältnissen, die aber einen zweifelhaften Ruf besaß – und dem alten, kranken Lord. 


[{Image src='High-Society1.jpg' caption='Ihr Liebhaber Lord Nelson, der britische Seeheld, der Napoleons Flotte zweimal zerstörte.\\© ENGELE' alt='Lord Nelson' class='image_right' height='200' width='154' popup='false'}]


Auch in Graz wusste man Bescheid und war völlig aus dem Häuschen, als am 15. August 1800 die drei im Nobelgasthof „Zum König von Neapel“ (früher nach seinem Besitzer „Kastlwirt“ genannt) in der Murvorstadt (heute Brückenkopfgasse 7) abstiegen. 

Bald schon versammelte sich eine große Menschenmenge vor dem Gasthof. Als der Admiral sich schließlich am Fenster den Grazern zeigte, brach die Menge in begeisterte Vivat-Rufe aus. Ein Zeitzeuge schildert das folgendermaßen: „Die Beifallsbezeugungen rührten den Helden so sehr, dass er nicht nur einem Teil des Publikums den Zutritt zu seinem Zimmer gestattete, sondern sogar – die schöne Lady Hamilton am Arm – auf die Gasse trat und auf diese Weise die Begierde, ihn zu sehen, auf das gefälligste befriedigte.“ 


[{Image src='High-Society3.jpg' class='image_left' caption='Das Steinmonument gegenüber der Mariagrüner Kirche mit Louis’ Gedicht\\© KK' alt='Steinmonument' width='115' height='236' popup='false'}]


!Napoleon in Graz

Aber auch sein großer Gegenspieler Napoleon Bonaparte übernachtete – viel weniger spektakulär – im Verlauf seiner Eroberungszüge zweimal in Graz. Der Korse nahm stets in der Herrengasse 13 im damaligen gräflich Stubenberg’schen Haus (heute Bank Austria Creditanstalt) Quartier, und zwar vom 11. auf den 12. April 1797 und vom 22. bis zum 26. April 1797.

Viel länger verweilte hingegen sein jüngerer Bruder Louis in Graz und wollte hier sogar sesshaft werden. Und das kam so: 1806 machte Napoleon seinen zögernden Bruder Louis zum König von Holland. Der wollte aber seinem Land ein guter Herrscher sein und resignierte (in jeder Hinsicht) 1810, weil Napoleon die Selbstständigkeit Hollands und damit auch die seines Königs immer mehr einschränkte. 


[{Image src='High-Society2.jpg' class='image_right' caption='Louis Bonaparte als stolzer König von Holland.\\© KK' alt='Louis Bonaparte' width='108' height='151' popup='false'}]


!Der König kam als Graf

Louis überwarf sich mit seinem kaiserlichen Bruder und reiste als Graf von Saint-Leu im Oktober 1810 nach Graz, um sich hier einen Wohnsitz zu suchen. Er kaufte sich ein großes Gebäude in der heutigen Herdergasse 3, wo er ein stilles und zurückgezogenes Leben führte. Louis las sehr viel und schrieb Gedichte, Memoiren und einen Briefroman. Der Grazer Geschichteprofessor Julius Schneller lehrte ihn die deutsche Sprache und vermittelte ihm auch einen Bibliothekar, der Louis Roman „Marie oder die Leiden der Liebe“ ins Deutsche übersetzte. 

Louis absoluter Lieblingsplatz aber war das kleine Waldkirchlein von Mariagrün. Er ließ sich dort eine kleine Laube errichten, und auf einer steinernen Gedenksäule gegenüber dem Kircheneingang ist heute noch das mit 1. Jänner 1814 datierte Gedicht zu lesen, mit dem der ehemalige König von Holland wehmütig von Graz Abschied nahm. Österreich war 1813 wieder einmal an die Seite der Gegner Napoleons getreten, sodass Louis nicht mehr länger hierbleiben konnte. 

Aber auch Napoleons Sohn Franz, der tragische Herzog von Reichstadt – ein bildschöner Mensch, aber seine Intelligenz war nicht überragend, seine Lehrer hatten ihre liebe Not mit ihm –, besuchte die steirische Hauptstadt. Und zwar gemeinsam mit seiner Mutter Maria Luise, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. Sie war ihrem ungeliebten Gatten Napoleon nicht in die Verbannung gefolgt, sondern residierte nun als Herzogin von Parma. Am 18. Juni 1830 trafen sie für sechs Tage in Graz ein und waren Gast des Freiherrn von Mandell in seinem Mandellschlösschen, an dessen Stelle heute die Alte Technik steht. Die unbeschwerten Tage des 19-jährigen Franz waren aber auch in Graz von seiner Tuberkulosekrankheit überschattet. Der junge Mann starb bereits mit 22 Jahren. Er wurde in der Wiener Kapuzinergruft bestattet. Erst auf Anordnung Adolf Hitlers wurde der Sarkophag nach Paris überführt, wo Franz nun an der Seite seines Vaters Napoleon im Invalidendom ruht. 

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''© "Damals in Graz"'', [Dr. Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)]
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[{Metadata Suchbegriff='Seitenblicke von anno dazumal Reiche und Schöne'}]

[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='24. Juni 2013' page-date='2012' original-author='Robert Engele' }]