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Feiertage im Wallfahrtsort#

Vor 70 Jahren wurde Mariazell zur Stadt erhoben - wegen der großen religiösen und geistigen Bedeutung für das ganze Land.#

Gnadenmutter 'Magna Mater Austriae'
Mariazeller Gnadenmutter "Magna Mater Austriae"
Foto: APA


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Jubel, Trubel, Heiterkeit - mit einem ganzjährigen Festprogramm feiert heuer Mariazell seine Stadterhebung im Jahr 1948. Aus diesem Anlass findet am 4. und 5. Mai auch das große Stadtfest mit einem bunten Programm statt. Aber auch die Apotheke „Zur Gnadenmutter“, die speziell mit dem Kräuterlikör „Mariazeller Magentropfen“ Berühmtheit erlangte, hat ein rundes Jubiläum zu feiern, wird sie doch heuer 300 Jahre alt. Und im November folgt der Festakt für 20 Jahre Musikschule Mariazell.

„Mariazell war für Österreich immer schon ein starkes Symbol“, erklärt der Mariazeller Bürgermeister Manfred Seebacher. „Die Stadternennung vor siebzig Jahren erfolgte deshalb auch ausschließlich aufgrund der religiösen und geistigen Bedeutung Mariazells für die österreichische Bevölkerung, nicht aufgrund seiner Größe. Unsere Gemeinde besitzt heute trotz der Gemeindezusammenlegungen 2015 mit den Gemeinden Halltal, St. Sebastian und Gusswerk bescheidene 3.886 Einwohner, ist mit ihrer Fläche aber die drittgrößte Gemeinde Österreichs“, so Seebacher. Und flächenmäßig sogar die größte Gemeinde der Steiermark, weiß die Statistik.

„Mariazell ist der mit Abstand wichtigste Wallfahrtsort Österreichs“, betont auch der Touristiker Johann Kleinhofer, Geschäftsführer der Mariazellerland GmbH. „In starken Jahren besuchen bis zu einer Million Pilger und Gäste unsere Stadt. Die enorme Anziehungskraft der Basilika mit ihrer Marienstatue auf religiöse, aber auch weniger kirchennahe Menschen über Jahrhunderte hinweg ist ein starkes und schwer erklärliches Phänomen“, sagt Kleinhofer und spricht damit die Gnadenstatue Magna Mater Austriae (Große Mutter Österreichs) an. Ihr ist es zuzuschreiben, dass Mariazell nach der Gegenreformation im 17. Jahrhundert von den Habsburgern zum österreichischen Nationalheiligtum hochstilisiert wurde, um an einer zentralen Stelle des Reiches einen Wallfahrtsort zu haben, der das katholische Habsburgerreich eint. Sozusagen Marienverehrung als habsburgischer Staatskult. Schon Kaiser Leopold I. bezeichnete sich als „der heiligen Jungrau Maria geringster und unwürdigster Knecht“. In der Folge wurden viele wichtigen Ereignisse und Entscheidungen immer von einer kaiserlichen Wallfahrt nach Mariazell begleitet.

Mariazell-Briefmarke aus dem Jahr 1957
Mariazell-Briefmarke aus dem Jahr 1957
Foto: APA

Der Gründungslegende nach wurde im Jahr 1157 der Benediktinermönch Magnus aus dem Stift St. Lambrecht in die heutige Mariazeller Gegend entsandt, um die Seelsorge der Bewohner zu übernehmen. Er hatte eine aus Lindenholz geschnitzte Marienstatue mit dem Jesuskindlein bei sich, die er um Hilfe anflehte, als ihm am Abend des 21. Dezembers eine Felswand den Weg versperrte. Darauf öffnete sich wie von Zauberhand die Felswand und der Mönch konnte weitergehen. Auf einer Anhöhe in der Nähe stellte er die Marienstatue auf einen Baumstrunk und sammelte Holz, um eine „Zelle“ für sie zu bauen. An genau dieser Stelle soll heute die Basilika von Mariazell stehen - und im Laufe der Zeit wurde aus „Maria in der Zelle“ der heutige Ortsname „Mariazell“.

Noch heute ist diese nur 48 Zentimeter hohe Gnadenstatue in der Basilika zu bewundern, meist im prächtigen „Liebfrauenkleid“ - und rund eine Million Pilger und Reisende kommen deshalb pro Jahr nach Mariazell, erläutert Superior Michael Staberl in einem ORF-Interview: „Es kommen mehr Menschen und sie bleiben kürzer da. Das hat mit den Verkehrsmöglichkeiten im Vergleich zu früher zu tun. Sie kommen meist aus den Ländern der ehemalig österreich-ungarischen Monarchie - also Ungarn, Tschechen, Slowaken, Kroaten - und natürlich sind die Österreicher selbst die größte Gruppe der Wallfahrer … Mariazell ist irgendwie ein geheimnisvoller Ort und das Wunder ist, dass die Menschen kommen.“

Dieses Wunder verbindet Mariazell auch seit 1996 in der Städtepartnerschaft „Shrines of Europe“ mit den anderen fünf großen Marien-Wallfahrtsorten Altötting, Fátima, Loreto, Lourdes und Tschenstochau. Und dieses Wunder führte 1983 auch Papst Johannes Paul II. nach Mariazell. 2007 besuchte Papst Benedikt XVI. ebenfalls den Wallfahrtsort, um das 850-Jahr-Jubiläum der Basilika mit einem Gottesdienst zu feiern.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele