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!!!Nicht nur die Kirschen waren blutrot

!Die Grazer Hungerrevolte vom 7. Juni 1920 forderte 16 Todesopfer und ging verharmlost als „Kirschenrummel“ in die Geschichte ein.


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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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[{Image src='Kirschenrummel.jpg' class='image_left' caption='Eine Ansicht des Kaiser-Josef-Platzes, wie er damals aussah.\\Foto: © KK' width='300' alt='Ansicht des Kaiser-Josef-Platzes' height='195' popup='false'}]


Die Not nach dem Ersten Weltkrieg wurde immer größer. Am Montag, dem 7. Juni 1920, eskalierten die Ereignisse in Graz und es kam zu blutigen Ausschreitungen, die als „Kirschenrummel“ verharmlost wurden. In Wahrheit handelte es sich um eine Hungerrevolte, die die zu bürgerkriegsartigen Tumulten führte und 16 Menschenleben kostete. Begonnen hatte alles kurz nach acht Uhr am Bauernmarkt auf dem Kaiser-Josef-Platz, als erboste Hausfrauen über den hohen Kirschenpreis schimpften. Immer mehr Frauen kamen zusammen, die Polizei konnte die aufgebrachte Menge nicht mehr beruhigen. 

!Auf den Jakominiplatz

Die Frauen zogen weiter auf den Jakominiplatz, schnell waren an die 600 Leute versammelt, denn Passanten, Kriegsinvalide und „radaulustige Elemente“ schlossen sich ihnen an. Die Frauen marschierten von Stand zu Stand und forderten die Herabsetzung der überhöhten Preise für Obst und Gemüse. Wer sich widersetzte, wurde von der Menge attackiert. Körbe und Standln wurden umgestoßen, Eier, Obst und Gemüse auf den Boden geworfen und zertrampelt. Zu Mittag glich der Platz einem Trümmerfeld. Als gegen 13 Uhr die Exekutive eintraf, wurde sie mit Steinen beworfen und setzte Säbel und Bajonette gegen die Randalierer ein. Erste Verletzte waren die Folge, doch die Menge wurde immer größer. Wie die Zeitungen von damals berichten, hatten sich in der Zwischenzeit die Hausfrauen, die am Morgen gegen die hohen Preise demonstriert hatten, zurückgezogen. Um 15.30 Uhr musste der Tramway-Verkehr eingestellt werden, da die Straßenbahnzüge in der Herrengasse von der Menge immer wieder aufgehalten wurden. Unter dem Ruf „Auf zu den Juden in die Annenstraße“ zog die aufgebrachte Menge gegen 17 Uhr weiter, skandierte antisemitische Parolen und plünderte schließlich das Annenhofkino und das Kleidergeschäft Robinson. Laut „Grazer Morgenblatt“ vom 8. Juni schrie der Mob: „Heraus mit den Juden aus dem Kino. Nieder mit den Schundfilmen.“ In Graz herrschte Chaos. Einheiten der Exekutive drängten die Masse in Richtung Südtirolerplatz und brachte Maschinengewehre in Stellung. Um 19 Uhr fiel ein Schuss, die Gendarmerie eröffnete das Feuer. Die Wirkung war verheerend. Zwölf Tote und 18 Schwerverletzte, von denen weitere vier starben waren die Folge. Die Hausfrauen ließen aber nicht locker und sprachen immer wieder bei den Landesräten vor. Schließlich wurde eine Kommission zur Preisregelung eingerichtet: Ab 12. Juni 1920 wurden die Marktpreise festgelegt, Zuwiderhandelnde bestraft.

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''© "Damals in Graz"'', [Dr. Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)]
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[{Metadata Suchbegriff='Nicht nur die Kirschen waren blutrot Grazer Hungerrevolte'}]

[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='24. Juni 2013' page-date='2012' original-author='Robert Engele' }]