!!!Schwarz-Weiß unterm Hakenkreuz


!!Um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, haben sich die Sturm-Funktionäre ab 1938 rasch an die Parteilinie angepasst und mit den Nazi-Bonzen arrangiert. Aber politisch hat man sich nie so weit aus dem NS-Fenster gelehnt wie manch andere Vereine.

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''Von [Robert Engele|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Engele,_Dr_Robert_(Geschichte)] mit freundlicher Genehmigung der [Kleinen Zeitung|http://www.kleinezeitung.at]''

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Über die oft undurchsichtige Rolle der österreichischen Fußballvereine in der Zeit des Nationalsozialismus wird auch heute noch gerne der Mantel des Schweigens gebreitet.

„Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“, lautet zumeist das Motto der Klubs. Nur zwei rühmliche Ausnahmen gibt es: Rapid Wien ließ 2011 die eigene Historie dieser Zeit wissenschaftlich untersuchen und der steirische Fußball mit Sturm Graz an der Spitze wird heuer vom Ludwig-Boltzmann-Institut untersucht.

Der steirische Historiker Walter M. Iber hat jahrelang recherchiert, wie die Schwarz-Weißen, GAK, GSC (Grazer Sportclub) & Co.in der NS-Zeit agiert haben. Eine Kurzfassung seiner Forschungsergebnisse zu Sturm Graz erscheint in der aktuellen Ausgabe des Klubmagazins „SturmEcho“ am 21. März, das Buch zum Thema kommt im Herbst unter dem Titel „Zuerst der Verein, dann die Partei. Der steirische Fußball und seine Traditionsklubs im Nationalsozialismus“ im Verlag Leykam (Euro 22,-) auf den Markt.

Um den Spielbetrieb auch nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 aufrecht erhalten zu können, haben sich die Sturm-Verantwortlichen mit den neuen Machthabern arrangiert, erläutert der 36-jährige Historiker. Aber: „Erst kam der Verein, dann die Partei.“ Obwohl ideologisch kaum vorbelastet - an den antisemitischen Auswüchsen im steirischen Fußball ab den 1920er-Jahren beteiligte man sich nicht - passte sich Sturm Graz dem politischen Systemwechsel in der „Stadt der Volkserhebung“ rasch an. So war vom Sommer 1939 bis zum Kriegsende 1945 Karl Geisler, ein Fahrschulbesitzer, als regimekonformer „Vereinsführer“ eingesetzt. Doch hinter der ersten Reihe lief das Vereinsleben ohne größere personelle Brüche weiter, schreibt Iber. So blieb „Urgestein“ Josef Plendner, der in den 20er-Jahren Trainer, Platzwart und Kassier in einer Person war, erhalten. Der begnadete Netzwerker hielt im Grazer Cafe Berghaus Hof und ließ dort Spieler und Fans antanzen. 1945 wurde er sofort Sturm-Obmann und baute den Verein wieder auf. NSDAP-Mitglieder gab es unter den Spielern kaum. Zu den wenigen Ausnahmen zählte der Berliner Medizinstudent (ab 1941 Dr. med.) Rudolf Schneider, der 1940-42 den Sturmdress trug und vorher für Hertha BSC gespielt hatte.

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Sportlich lief es für die Schwarz-Weißen in dieser Zeit sehr gut. Man erkannte schnell, dass Fußball in der NS-Zeit auch in der Provinz zum „Event“ hochstilisiert werden konnte und dass das römische Erfolgsmotto „Brot und Spiele fürs Volk“ vom Regime sehr unterstützt wurde. Und Sturm wollte an dieser Entwicklung teilhaben  - dafür ließ man sich gerne für Propagandazwecke einspannen. Schon im Frühsommer 1939 war die Sturm-Jugend zu einer Tournee ins „Altreich“ aufgebrochen. Die gleichgeschalteten Grazer Medien überschlugen sich in ihren Berichten vom sportlichen Kräftemessen der „prachtvollen Grazer Jugend“ mit den örtlichen deutschen Klubs. Ein ganz besonderer Höhepunkt war das „Tschammer-Pokal“-Duell mit dem späteren Finalisten 1. FC Nürnberg im August 1940. Die Grazer verloren zwar 1:6, waren aber vor der Rekordkulisse von 7000 Zuschauern angetreten, die begeistert in die „Gruabn“ am Jakominigürtel geströmt waren. Darunter die gesamte steirische NS-Führungsriege um Gauleiter Sigfried Uiberreither auf der hölzernen Ehrentribüne, die einst der jüdische Geschäftsmann Franz Öhler gestiftet hatte.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden aber auch für Sturm die Probleme immer größer, denn Spieler, Funktionäre und Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen und die Fahrten zu den Auswärtsspielen immer schwieriger. Im Frühjahr 1942 ließen sich die Reisen für Sturm schließlich nicht mehr bewältigen und der Verein musste vorzeitig aus der „Gauliga“ ausscheiden. In der Saison 1942/43 war der personelle Aderlass der Mannschaft gewaltig:  mehr als 50 Spieler kamen zum Einsatz, von einer konkurrenzfähigen Mannschaft war keine Rede. Der SK Sturm wurde zum Prügelknaben und stieg als Tabellenletzter sang- und klanglos ab. Da halfen auch die „Verstärkungen“ durch in Graz stationierte Soldaten der Waffen-SS nichts. Man hatte auch versucht Spieler mit Tricks von der Front abzuziehen. So konnte der Nachwuchsstürmer Max Lubey im Sommer 1943 zum Einsatz kommen, obwohl er offiziell mit Mandelentzündung im Grazer Lazarett lag. Ab Herbst 1944 legten die alliierten Bombenteppiche den Spielbetrieb in Graz  vorübergehend lahm, der Sturm-Platz trug schwere Schäden davon, der Platz des nahen Grazer Sportclubs wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Nach Kriegsende konnte Sturm relativ rasch den Spielbetrieb wieder aufnehmen, da man während der Kriegsjahre eine intakte Jugendarbeit - in Kooperation mit der HJ - betrieben hatte. Überdies musste sich der Verein nach Kriegsende nicht für seine Vergangenheit rechtfertigen, da sich Sturm trotz aller Nähe zu NS-Bonzen politisch nie so stark exponiert hatte wie die beiden anderen Grazer Spitzenklubs GSC und GAK.


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