Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Egger, Béla (Bernhard)#

* 25. 5. 1834, Budapest (Ungarn)

† 5. 7. 1910, St. Christophen (NÖ)


Erfinder, Industrieller (Erste Glühlampenfabrik Österreichs)


Béla Egger begann seine Berufstätigkeit als Lehrling in der DDSG-Werft in Budapest. Wanderjahre führten ihn u. a. zu Werner Siemens nach Berlin. 1863 etablierte sich Béla Egger in Wien als Mechaniker. Hier gründete er in den 1870er- Jahren seine Firma "Mechanische Werkstätte und Telegraphenbauanstalt B. Egger" in der Kleinen Neugasse 23, Wien 4. 1882 erweiterte er sie, gemeinsam mit seinen drei Brüdern, als "Erste österreichisch-ungarische Fabrik für elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung B. Egger & Co". Sie produzierten Schwachstrom-Erzeugnisse wie Haustelegraphen, Feuermelder, Morseapparate, Signalglocken für die Bahn etc. An der Entwicklung der hier gefertigten ersten dynamoelektrischen Maschinen war Friedrich Drexler beteiligt.


Eine Pionierleistung erbrachte die Fabrik, da sie als erste in Österreich Akkumulatoren und Glühbirnen herstellte. Die Glühlampen (Material: Bleiglas) wurden von Arbeitern aus Thüringen mit dem Mund geblasen. 30 bis 40 Glasbläser stellten täglich rund 100 elektrische Kohlenfaden-Glühlampen her. Béla Egger baute auch gemeinsam mit dem Automobilkonstrukteur Siegfried Marcus die erste Bogenlampe auf einem 25 m hohen Mast, die im Hof der Firma leuchtete. Nach den Erinnerungen von Eggers Sohn vermutete damals der Türmer von St. Stephan einen Brand und verständigte die Feuerwehr. Als erste Firma in Wien baute Egger Feueralarmeinrichtungen und - mit einer Lizenz des amerikanischen Erfinders Graham Bell - Telefone. 1880 errichtete sie die elektrische Praterbahn für die Gewerbeausstellung, installierte die elektrische Beleuchtung in der Hermesvilla und auf dem Weg vom Lainzer Tor.


Um 1880 etablierte Egger eine Niederlassung in Ungarn. Die Fabrik in Ujpest wurde zu einer der wichtigsten Glühlampenfabriken Europas. Hier erfanden Franjo Hanaman und Alexander Just einen Glühfaden, bei dem der Naturkohlefaden mit einer Suspension aus Wolfram (engl. Tungsten) bedeckt und dann verglüht wird. 1904 erhielten sie darauf ein Patent. 1909 wurde der Handels- und Markenname Tungsram (TUNGSten + wolfRAM) eingetragen. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete Egger jun. in Budapest das erste Industrieforschungsinstitut Europas. Später erfolgreiche Techniker beschäftigten sich darin mit der Weiterentwicklung von Leuchtmitteln. 1923 trat Imre Bródy in die Fabrik ein. Er erfand 1930 die Krypton-Lampe, deren Lebensdauer jener der bisherigen deutlich überlegen war. Die (seit 1984 so genannte) Firma Tungsram mit mehreren Betrieben in Ungarn wurde 1989 von General Electric (GE) übernommen, unter ihrem Namen werden jedoch weiter Leuchtmittel und Ausrüstungen in Ungarn erzeugt.


1893 nahm Egger seinen Sohn als Technischen Leiter in das Unternehmen in Wien-Favoriten (Gudrunstraße), das wenige Jahre später als "Vereinigte Elektrizitäts AG" firmierte. In dieser Fabrik verbrachte Ferdinand Porsche seine Lehrjahre, der anfangs hier an seinem Elektromobil (System Lohner-Porsche) arbeitete. Auf die Dauer konnte die österreichische Firma dem Druck internationaler Fabriken nicht standhalten und wurde 1910 von der Schweizer AG Brown-Boveri & Cie. übernommen. Béla Egger, der die Umbennennung seines Unternehmes sehr bedauerte, starb kurz zuvor. Er war der Vater von Adolf und Ernst Egger.


Egger-Lohner-Elektromobil, © Technisches Museum Wien
Egger-Lohner-Elektromobil
© Technisches Museum Wien

Béla Egger war nicht nur Thomas Alva Edisons Vertreter in Wien, sondern er arbeitete auch, gemeinsam mit dem Wagenbauer Ludwig Lohner, an einem Elektroauto. Der "Egger-Lohner" arbeitete wie alle damaligen Konstruktionen dieser KFZ-Art mit einem mechanischen Kegelraddifferential. Der Elektromotor leistete bei 350 Umdrehungen pro Minute ca. 3 PS. Als Kraftquelle diente ein Akkumulator mit 42 Elementen. Ihre Kapazität betrug ca. 90 Amperestunden, was bei einer mittleren Spannung von 80 Volt einen Gesamteffekt von 7200 Wattstunden oder 7 PS-Stunden Leistung entsprach. Der Akkumulator wog 430 kg, das Fahrzeug 1,35 t. Der Egger-Lohner wurde auf der Internationalen Motor-Ausstellung in Berlin vorgeführt und errang bei einer 50-km-Fahrt der elektrischen Wagen den ersten Preis. Ein Mitarbeiter am Bau des Wagens war der damals in der Firma Egger arbeitende Ferdinand Porsche. Er stieg innerhalb von vier Jahren zum Leiter des prüfraumes und Assistenten im Berechnungsbüro auf. Grund genug für Lohner, ihn zum Partner bei seinem nächstes Elektromobil zu machen. Der berühmte "Lohner-Porsche" mit Radnabenmotor aus dem Jahr 1900 befindet sich im Technischen Museum Wien.


Patente (von Bernhard und Ernst Egger, Auswahl):

  • Uhr mit Fixierung beliebiger Beobachtungszeiten (1875)
  • Automatischer Zeichengeber (1875)
  • Verbesserung der Kupfer-Zink-Batterien (1875)
  • Elektro-magnetische Uhr (1876)
  • Automatischer Feuermelde-Apparat (1882)
  • Vakuum-Glühlampen (1885)
  • Verbesserung am Tourenzähler (1890)
  • Eisenbahn- Signalhebel (1890)
  • Schaltung und Verdunkelung elektrischer Lampen (Lichtschalter, 1894)
  • Mikro-Telephon (1889)
  • Mehrfach-Bremsschuhe für Fahrzeuge (1896)
  • Räderantrieb für elektrische Automobile (1899)
  • Neuerungen an elektrischen Waagen (1894)

Quellen#


© TMW
  • Technisches Museum Wien, Archiv (Personenmappe)
  • Forum Technisches Museum Wien. Nr. 4/2010


Redaktion: hmw