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Kapp, Gisbert John Edward#

* 2. 9. 1852, Mauer bei Wien

† 10. 8. 1922, Birmingham, England


Pionier der Elektrotechnik


© Technisches Museum Wien

Kapp, Sohn eines Gubernalrates, studierte am Züricher Polytechnikum Maschinenbau. Danach war er in Augsburg, Wien und dem damals österreichischen Pola (Pula, Jugoslawien) tätig. 1875 arbeitete er bei Gwynnes Pumps in Hammersmith und 1879 für Hornsby & Sons in London auf dem Gebiet des Maschinenbaus, wobei er zahlreiche Reisen durch Europa unternahm. 1881 besuchte er die Weltausstellung in Paris und beschloss, sich in der Elektrotechnik beruflich zu etablieren.


Er erlangte in der Folge die britische Staatsbürgerschaft und zog im Jahr 1882 nach England, wo er sich als Direktor bei Crompton & Co. in Chelmsford mit der Theorie und der Konstruktion von Dynamomaschinen sowie mit der Kraftübertragung beschäftigte. 1885 machte Kapp sich als Consulting Engineer in London selbständig, leitete den Aufbau zahlreicher Unternehmen und entwickelte die nach ihm benannte „Kappsche Dynamobauform“, nach der in der Folge Gleichstrommaschinen in Europa und Amerika hergestellt wurden.


1884 heiratete Kapp Teresa Krall aus Wien; 1885 wurde deren erster Sohn Reginald Otto Kapp in Brentwood, Essex geboren, der auf dem Gebiet des Wissenstransfers in technischen Fächern ebenfalls wesentliche Beiträge leisten sollte.


1888 etablierte Gisbert Kapp die Begriffe Kerntransformator ("core-type") und Manteltransformator ("shell-type"). Er hielt in England zahlreiche Vorträge vor der Society of Telegraph Engineers, der Institution of Electrical Engineers, der Institution of Civil Engineers und der Society of Arts. Außerdem war er in England beratend tätig.

Kapp-Lauffen
Gisbert Kapp (hinter Emil Rathenau (6.v.l.), Marcel Deprez (7.v.l.) bei der Besichtigung des 1. Drehstrom-Kraftwerks 1891
Foto: Miller. Aus: Wikicommons unter CC


1894 zog Kapp nach Berlin und übernahm die Redaktion der "Elektrotechnischen Zeitschrift" sowie das Generalsekretariat des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE). Dort wirkte er bei der Ausarbeitung der Sicherheitsvorschriften des Verbandes maßgeblich mit. Gleichzeitig las Kapp als Privatdozent an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, wo er für Elektromaschinenbau habilitiert worden war, über Berechnung und Bau von Dynamomaschinen und Transformatoren. Noch heute bedient man sich bei der analytischen Behandlung des Transformators des "Kappschen Dreiecks" als Teil des Zeigerbildes eines belasteten Trafos.


Von seinen zahlreichen Büchern wurden einige auch in Deutschland verlegt, z.B. „Elektromechanische Konstruktionen“ – bei Berücksichtigung des damaligen Standes der Technik ein Meisterwerk auf dem Gebiet des Entwurfes und der Berechnung elektrischer Maschinen und Apparate. Seine Abhandlungen über die idealen Eisen- und Kupferverhältnisse in elektrischen Maschinen ermöglichten es in der Folge, Maschinen herzustellen, die über 90 Prozent der mechanischen Energie in elektrische Energie umsetzen konnten. Damit war auch die Möglichkeit gegeben, Maschinen im Voraus zu berechnen.


Kapp entwickelte damit die Grundlagen für die Berechnung und den Bau von Wechselstromtransformatoren und Dynamomaschinen. Außerdem erfand Kapp den nach ihm benannten Phasenschieber und setzte sich Zeit seines Lebens für die Wechselstromtechnik ein, deren Bedeutung er als einer der ersten erkannte.


1905 folgte Kapp, zum Bedauern der deutschen Elektrotechniker, einem an ihn ergangenen Ruf an die Universität Birmingham, wo er als Professor für Elektrotechnik trotz eines quälenden asthmatischen Leidens bis zur Emeritierung im Jahre 1921 lehrte.

Technische Erfindungen (Auswahl)#

  • Selbsttätige Spannungsregelung der Dynamos
  • Wechselstromverteilung mit konstanter Spannung
  • Saugdynamo für die Rückleitung elektrischer Bahnen
  • Phasenschieber (Vibrator) etc.

Auszeichnungen (Auswahl)#

Kapp, der eigene Verdienste nie hervorhob, wurde von den Technischen Hochschulen in Dresden und Karlsruhe durch die Verleihung des Dr.-Ing. e.h. ausgezeichnet; in England erwarb er dreimal hintereinander die Telford-Medaille.

Schriften (Auswahl)#

  • Electric Transmission of Energy; 1886, dt.: Elektrische Kraftübertragung, 1891
  • Alternate-Current Machinery; 1889, dt.: Transformatoren für Wechselstrom und Drehstrom, 1895
  • Dynamos, Alternators and Transformers, 1893, dt.: 1894
  • Predestination of the Characteristic of a Dynamo; dt.: Dynamomaschinen für Gleich- und Wechselstrom, 1894; 3. Aufl. Berlin u. München 1899
  • Elektrische Wechselströme; Leipzig, Leiner, 1900
  • Über die Vorausbestimmung des Spannungsabfalls bei Transformatoren, in: ETZ 16 (1895), 260
  • Ein Beitrag zur Vorausberechnung der Streuung in Transformatoren, in: ETZ 19 (1898), 144
  • Modern Dynamos and their Engines; dt.: Elektromechanische Konstruktionen: eine Sammlung von Konstruktionsbeispielen und Berechnungen von Maschinen und Apparaten für Starkstrom, 1898; 2., verb. u. erw. Aufl., Berlin: Springer, 1902
  • Normalien, Vorschriften und Leitsätze des Verbandes Deutscher Elektrotechniker eingetr. Verein; Berlin, Springer, 1904; 2. Aufl. 1905
  • Transformatoren für Wechselstrom und Drehstrom : Eine Darstellung ihrer Theorie, Konstruktion und Anwendung; 3. Aufl. Berlin, 1907
  • Electricity; London, Williams & Norgate, 1912
  • The principles of electrical engineering and their application; London, Arnold, 1916
  • Wechselstromtransformatoren; In: Geschichtliche Darstellungen aus der Elektrotechnik, Bd. 1, 1922
  • Transformers for single and multiphase currents : a treatise on their theory, construction, and use; (3. ed. rev. by Reginald O. Kapp.); London, Pitman, 1925

Literatur#

  • Österreichisches Biographisches Lexikon ÖBL, Bd. 3, S. 222f
  • Perlewitz, K.: Gisbert Kapp, in: ETZ 43 (1922) 36, S. 1129

Quellen#


Redaktion: J. Sallachner