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Grüne Invasoren setzen Natur unter Druck #

Eingeschleppte Pflanzen verursachen immer größere Schäden. Doch nicht immer ist es sinnvoll, sie auszurupfen.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Freitag, 12. Mai 2017)

Von

Günter Pilch


Bärenklau
Die Berg- und Naturwachten rücken jedes Jahr aus, um Pflanzen wie den Riesenbärenklau zu bekämpfen
Foto: BERG- UND NATURWACHT

Für das ungeschulte Auge ist das Problem auf den ersten Blick kaum ersichtlich. Im Gegenteil: Ein wogendes, dicht gewachsenes Blütenmeer – das erweckt eher den Eindruck von intakter Natur als von ökologischen Missständen. Tatsache ist jedoch, dass mehrere der hierzulande gedeihenden Pflanzenarten Schäden verursachen, die von Jahr zu Jahr größer werden. Es handelt sich um Gewächse, die ursprünglich auf anderen Erdteilen heimisch waren, über den einen oder anderen Weg aber eingeschleppt wurden und sich nun in rasantem Tempo ausbreiten.

Neophyten nennt die Fachsprache solche Pflanzen, die vor Jahrzehnten, manchmal vor Jahrhunderten über Handel oder Tourismus nach Mitteleuropa gebracht worden sind. Eine Folge der wachsenden Globalisierung, die nicht in allen Fällen zu Problemen führen muss. Der Großteil der pflanzlichen Neuankömmlinge ist harmlos, doch einige wenige Arten haben hier mangels natürlicher Konkurrenten ideale Ausbreitungsbedingungen gefunden. Sie verdrängen heimische Pflanzenarten aus ihren angestammten Gebieten und hinterlassen ihre Spuren an Infrastruktur und in der Landwirtschaft.

35 solch invasiver Pflanzenarten (siehe Beispiele) gelten in Österreich laut Umweltbundesamt als „naturschutzfachlich problematisch“, 14 verursachen „bedeutende wirtschaftliche Schäden“. Unionsweit beziffert eine Studie diese jährlichen Schäden mit 12,5 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommen die drohenden Verluste durch den Rückgang der Artenvielfalt.

Der Neophyten-Experte #

Franz Essl vom Umweltbundesamt sieht in den invasiven Pflanzen auch ein Symptom unserer stärker werdenden Eingriffe in die Natur. „Neophyten sind Kulturfolger. Sie gedeihen dort am besten, wo der Mensch die Umwelt am meisten verändert, also etwa rund um Städte oder in Tieflagen, die stark landwirtschaftlich genutzt werden.“ Somit sei das rasante Wachstum der Neophyten auch Alarmsignal für das Ausmaß der Umweltbeeinträchtigung.

Doch auch in Auenlandschaften breiten sich fremde Pflanzen wie das Drüsige Springkraut mittlerweile massiv aus. Die beste Art, sie zu bekämpfen, ist für Essl die Prävention. „Viele der Pflanzen, wie etwa die Goldrute, sind einst als Zierpflanzen zu uns gekommen. Am effektivsten ist es, von Anfang an darauf zu achten, dass sie sich nicht ausbreiten.“ Wenn es einmal so weit ist, ist Vorsicht geboten. Die Berg- und Naturwacht empfiehlt, die Pflanzen nur bis zur Blütezeit auszurupfen. Wartet man länger, sind die Samen bereits ausgebildet und die Pflanzen verbreiten sich durch den Eingriff mitunter noch stärker. Zudem ist bei gewissen Arten Vorsicht geboten. Der Riesenbärenklau sollte nur mit Schutzkleidung behandelt werden. Sein Saft kann zu schweren Verätzungen führen.

Die Pflanzen auszurupfen, sei ohnedies nur bei Einzelbeständen wirklich sinnvoll, sagt Essl. „Hat die Ausbreitung einmal überhandgenommen, ist das meist vergebene Mühe.“

Ambrosie
Ambrosie
Drüsiges Springkraut
Drüsiges Springkraut
Kanadische Goldrute
Kanadische Goldrute

AMBROSIE#

Ha-tschi! #

Über verunreinigtes Vogelfutter geriet die nordamerikanische Ambrosie (auch Ragweed genannt) einst in unsere Breiten. Ihre aggressiven Pollen machen Allergikern schwer zu schaffen.

Bekämpfung
Pflanze samt Wurzel ausreißen (Handschuhe tragen!).

DRÜSIGES SPRINGKRAUT #

Keiner wuchert mehr als er#

Das Drüsige Springkraut stammt aus dem westlichen Himalaja und wurde 1839 als Bienenweide nach England und 1850 schließlich nach Österreich importiert. Die Pflanze hat weiß-rosa Blüten und wuchert in hohem Tempo. Durch das rasche Höhenwachstum werden andere Pflanzenarten behindert, die nach und nach absterben. An Flussufern führt das nicht selten zu Erosionen. ;Bekämpfung: Einzelpflanzen vor der Blüte (ab Juli) ausreißen. Bei großflächigen Vorkommen hilft kaum ein konventionelles Mittel. FOTOLIA (3), APA, KK

KANADISCHE GOLDRUTE #

Die gelbe Zier #

Die Goldrute wurde im 17. Jahrhundert als Zierpflanze aus Nordamerika importiert. Sie vermehrt sich durch Samen und Wurzelausläufer rasch und verdrängt dabei andere Arten.

Bekämpfung
Im Garten nur begrenzt wachsen lassen, ansonsten sorgfältig ausreißen.

STAUDENKNÖTERICH #

Umschlinger #

Der Japanische Staudenknöterich hat ein außergewöhnlich dichtes Wachstum. Er ist äußerst hartnäckig, sogar abgeschnittene Teile können im Erdreich wieder Wurzeln schlagen. Die Ausläufer beschädigen Infrastruktur wie Straßen und Bauwerke, etwa Brücken und Häuser.

Bekämpfung
sehr schwierig. Der Knöterich muss ganz ausgegraben und auf einer professionellen Kompostieranlage entsorgt werden.

RIESENBÄRENKLAU #

Der Riese mit dem Feuersaft #

Der Riesenbärenklau (großes Bild oben) stammt aus dem Kaukasus und ist – wie der Name nahelegt – riesig. Die Pflanze wächst bis zu vier Meter hoch an Ufern und Waldlichtungen, ihr Saft ist giftig und führt zu Verbrennungen.

Bekämpfung
Einzelpflanzen im Frühjahr ausgraben und kompostieren. Dazu ist dringend Schutzkleidung empfohlen! Nach dem Beginn der Fruchtreife den Grünschnitt nicht im Abfall entsorgen, sondern verbrennen

ROBINIE #

Der giftige Zeitgenosse #

Die Robinie stammt aus Nordamerika und bildet Monokulturen. Rinde und Samen des Baumes sind giftig.

Bekämpfung
Die Bäume falls nötig fällen, Nachbehandlung der nachfolgenden Wurzelschösslinge.
Staudenknöterich
Staudenknöterich
Robinie
Robinie
Kleine Zeitung, Freitag, 12. Mai 2017

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