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Marginale Viehwirtschaft in der Welt von heute#

Dr. Franz Greif#

Dieser vierteilige Beitrag geht der Bedeutung jener extensiven Zweige der Viehwirtschaft nach, deren Grundlage die Nutzung von Weideland in verschiedenen Formen ist. Im ersten Teil werden die heute (nach wie vor) auf unserer Welt bestehenden Systeme marginaler Viehhaltung vorgestellt: Nomadismus, Transhumanz und Almwirtschaft. Anschließend stellt der zweite Teil den weltweiten Bestand an Weidetieren dar, und es werden die Charakteristika marginaler Viehwirtschaftssysteme erläutert. Der dritte Teil befasst sich mit den Betriebsarten der Weidetierhaltung und insbesondere mit der volkswirtschaftlichen Stellung von Weidewirtschaftssystemen, für die drei Auswahlländer, nämlich Österreich, Bulgarien und die Mongolei als Beispiele dienen. Der vierte Teil schließlich geht den heute (noch) bestehenden Chancen marginaler Viehwirtschaftssysteme nach, die beileibe nicht überall rosig sind.

Der Artikel erschien im Original in der Fachzeitschrift „Der Alm- und Bergbauer“ in den Heften 1-2, 3, 4 und 5 des Jahrgangs 2018. Das Bildmaterial aus der Mongolei und aus Bulgarien stammt vom Autor, Fotos österreichischer Almszenen vom Redakteur der Zeitschrift, Johann Jenewein (Innsbruck).

1. Systeme marginaler Viehhaltung heute#

Agrarökonomische Grenzstrukturen im Viehwirtschaftssektor - Nomadismus, Transhumanz und Almwirtschaft - sind ein bis heute persistentes Phänomen, seitdem der Menschheit die Nutzbarmachung von Haustieren gelungen ist. Im Austausch von Fleisch, Milch, Häuten, Fellen, Wolle und weiteren Produkten gegen weitgehende Überlebenssicherheit während der Lebensspanne - durch das Aufsuchen von Futterplätzen und Wasserstellen sowie die Vertreibung natürlicher Feinde - blieben die Tiere beim Menschen; dieser wiederum lernte, mit dem Vieh so umzugehen, dass es ihm in Friedenszeiten zu Wohlstand verhalf, doch auch in Kriegszeiten und bei Katastrophen ein Überleben halbwegs sicherte.

Unter den Hauptstufen der Gesellschafts- und Wirtschaftsentfaltung nimmt die nomadische Viehhaltung die Stellung eines Seitenzweigs des Sippenbauerntums ein. Dieser entwickelte sich als Antwort auf das ausgedehnte Angebot der Natur zur Nutzung weiter Weidegebiete, welche sich allerdings zur dauernden Niederlassung oft nicht eigneten daher auch die geringe Bindung des Hirtennomadismus an den Boden. Das „doppelte Wirtschaftsinteresse" viehbesitzender Getreidebauern hatte über die Ausgliederung nomadischer Wirtschaftsweisen auch eine sukzessive und teilweise regional typische Spezialisierung zur Folge, indem neben der ursprünglichen Schaf- und Ziegenhaltung auch Rinder (Sahelzone bis Ostafrika), Yaks (Hochland von Tibet), Pferde und Kamele (Steppen Zentralasiens), Dromedare (von Nordindien bis Mauretanien) und in der arktischen Tundra auch das Rentier vom Nomadentum genutzt wurden.

Ende der Winterweide in der Südmongolei nahe der chinesischen Grenze
Ende der Winterweide in der Südmongolei nahe der chinesischen Grenze

Aufgrund des ständigen Bedarfs an "nichtnomadischen" Gütern (v.a. Getreide) ist es in den Trockengebieten der alten Welt wahrscheinlich auch zu öfteren und von klimatischen Schwankungen mitbeeinflussten Wechseln ganzer Bevölkerungen zwischen Nomadisierung und Sesshaftwerdung gekommen. Ab dem 2. vorchristlichen Jahrtausend kommt schließlich in Zentralasien das Reiten zu Pferd auf, das sich mit größter Schnelligkeit verbreitet und rasch auch andere Reittiere erfasst. Das berittene Nomadentum entwickelt sich zu einem neuen Machtfaktor, der sich erst über die sesshaften Bauern aufschwingt, bald aber auch zu weitreichenden Eroberungen und Reichsbildungen fähig ist.

Was wir heute in weiten Teilen der Welt als "marginale Viehhaltung" sehen, steht in keinem Verhältnis etwa zur bäuerlichen Viehhaltung in Europa, ganz zu schweigen von Formen "industrialisierter" Tierhaltung in Großbetrieben. Doch auch wenn Nomadenwirtschaft allein die Bedürfnisse der so viehhaltenden Familien nur zu einem Teil befriedigen kann, so sind dennoch weltweit hunderte Millionen Menschen auf einen Lebensunterhalt aus nomadischer Wirtschaftsweise angewiesen. Gestützt auf die Systematik der von Margarete Payer herausgegebenen "Entwicklungsländerstudien" soll zunächst ein Überblick über sogenannte "subsistenzorientierte Betriebssysteme" gegeben werden. Es wird dort grundsätzlich unterschieden nach

• Systemen mit praktisch unbegrenzter Flächenverfügbarkeit oder Nomadismus, im Sinne wandernder Gesellschaften ohne Dauerwohnplatz, mit Nutzungsrechten statt auf privatem Landeigentum, sowie mit turnusmäßiger Nutzung je nach Klima und Futterwüchsigkeit;

• weiters nach "subsistenz- und marktorientierten Betriebssystemen" mit Flächenknappheit, auch als "Transhumanz" bezeichnet, wobei die Familien mit Tierhaltung einen festen Wohnsitz haben und Hirten nach Jahreszeit, Regenperioden, Überflutung u.ä. mit den Herden wandern;

• dazu kommt noch die Almwirtschaft als quasi "alpine" Form der Transhumanz, allerdings mit enger wirtschaftlicher Verknüpfung von sommerlichem Weidegang mit dem "Heim- oder Talbetrieb" zu einer betrieblichen Einheit.

1.1 Nomadismus#

Gras- und Waldsteppenregion der Nordmongolei, 1200 bis 2000 m Seehöhe, bis zu 450 mm Jahresniederschlag
Gras- und Waldsteppenregion der Nordmongolei, 1200 bis 2000 m Seehöhe, bis zu 450 mm Jahresniederschlag
Grundmerkmal des Nomadismus ist Viehhaltung als Wirtschaftsgrundlage. Die wichtigsten Herdentiere sind Schafe, Ziegen, Rinder und Yaks, Kamele und Dromedare, Pferde, Rentierarten sowie Lamas und andere Kleinkamelarten. Auch wo Nomaden als Transportunternehmer und Händler fungieren, bleibt die Viehhaltung Existenzgrundlage. Aus ernährungsphysiologischen Gründen sind Nomaden immer auf eigenen Ackerbau oder Produkte von Ackerbauern angewiesen. Die Nahrung besteht im Winter vorwiegend aus Fleisch und im Sommer aus Milcherzeugnissen, daneben auch aus pflanzlichen Produkten (Getreide, Datteln, Beeren, Tee, Zucker). Als Bezahlung im Tauschverkehr dienen u.a. Tiere, Häute, Wolle, Teppiche. Häufige zusätzliche Aktivitäten der Nomaden sind neben dem Getreidebau auch Sammelwirtschaft (Früchte, Kräuter, Waldprodukte, Brennholz) sowie der Militärdienst.

Die Träger des Nomadismus und auch die Eigentümer von Weiderechten und Herden sind genealogisch definierte Sozialgruppen oder Sippen. Man kann nach dem Lebensraum folgende Formen von Nomadismus unterscheiden:

• Wüstennomaden der ariden Lebensräume halten vorwiegend Kamele als Milch-, Last- und Reittiere, vereinzelt auch Schafe und Ziegen, keine Rinder;

• Steppennomaden mit vorwiegend Schaf- und Ziegenhaltung, teilweise auch mit Rindern;

• Savannennomaden sind als solche kaum mehr existent, da sie zu transhumanten Gruppen wurden, mit sesshaften Familien, deren Tiere wandern.

Die klassischen Tätigkeiten Transport, Handel, Schmuggel, Einhebung von Schutzgebühren im Transportverkehr oder von Sesshaften sind heute zum größten Teil erschwert oder durch moderne technische Entwicklungen (Verkehr) überholt. Produktionsziele sind primär tierische Produkte und Transporttiere zur Selbstversorgung. Heute findet man im Nomadenlager zunehmend Autos, Traktoren u.a. technische Geräte. Die Naturweide (ohne Weidepflege und ohne Futterbevorratung) mit relativ spärlicher Futterproduktion erzwingt großräumige Wanderungen der Herden, und die viehhaltenden Gruppen wechseln mit den Herden den Wohnort. Als Wohngebäude dienen deshalb mobile Behausungen (Zelte, Jurten oder Gers) und mitunter kommt zu den mobilen Wohnstätten noch eine feste Behausung.

In ehemaligen sozialistischen Staaten (Russland, zentralasiatische Republiken) wurden die Nomaden durch die Kollektivierungen 1930 bis 1936 zwangsweise sesshaft gemacht und die Viehwirtschaft in Kollektiven (Kolchosen, Negdels) betrieben; Winter- und Sommerweiden sind jedoch nach wie vor u.U. auch mehrere hundert Kilometer von den Hauptsiedlungen entfernt. Mit der Ansiedlungspolitik und durch den Bevölkerungsdruck kommt es vielfach auch zur Umwandlung der besten Weiden in Ackerland. Auf den verbliebenen Weidegründen wird der Rückgang von Kamelen, Dromedaren und Pferden als Transporttiere durch Vermehrung der Schaf- und Ziegenherden kompensiert, mit oft enormen negativen Folgen für Naturraum und Bewirtschaftung. In der neueren Zeit sind Nomadismus und Transhumanz insgesamt im Niedergang begriffen. Hauptgründe dafür sind insbesondere:

• Grenzziehung der Nationalstaaten, die Fernwanderungen der Herden einschränken oder überhaupt unterbinden,

• Dezimierung oder auch Ausrottung von Nomadenstämmen durch die jeweilige Zentralregierung (siehe Tuareg, Raikas, Kurden, Sahraouis u.v.a.),

• Verlust der militärischen Überlegenheit der Nomaden gegenüber modernen Heeren,

• Ersatz des Karawanenhandels durch moderne Lastentransporte,

• Preisrückgang für Kamele und Pferde,

• Abwanderung der nomadischen Bevölkerung in Bergbau, Industrie und Städte,

• höhere Ansprüche der Nomaden an Konsum und Lebensqualität.

1.2. Transhumanz#

Viehpferch und Hirtenhütte im Černaticabergland südlich Plovdiv
Viehpferch und Hirtenhütte im Černaticabergland südlich Plovdiv

Sogenannte "transhumante" Weidewirtschaftsformen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Familien einen festen Wohnsitz haben und Hirten oder Teile der Familien mit den Tierherden wandern. Der Unterschied zu "unserer" Almwirtschaft besteht darin, dass die Wanderungen der Herden ihren Ausgangspunkt in Hirtengesellschaften haben, welche in einem traditionellen zeitlichen Ablauf unterwegs sind und dabei das Vieh der dörflichen Gesellschaften, die auf ihrem Weg liegen, auf die Sommerweiden mitnehmen; am Ende der Weidezeit werden "Fleischzuwachs" und Jungtiere wieder abgeliefert.

Diese Art von Betriebssystemen birgt als großes Problem die Überweidung und eine daraus folgende Degradation der Weideflächen. Schon seit Jahrzehnten werden zahlreiche Erscheinungen beschrieben, die von der Erhöhung des Tierbesatzes auf kleiner werdenden Weideflächen ausgehen, was Bodenverhältnisse und Pflanzengesellschaften zumeist negativ verändert und mit abnehmender Futterleistung der Weiden eine sinkende Leistung der Tiere nach sich zieht.

Anderseits hat in manchen Teilen der subtropisch-mediterranenWelt die Intensität dieser Art von Viehhaltung stark abgenommen, und historische Wanderwege der transhumanten Herden sind insbesondere durch geschlossene Grenzen (z.B. zwischen Griechenland und den nördlichen Nachbarn) abgekommen. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist wiederum eine Regeneration der Waldbedeckung in ausgedehnten und über lange Zeit praktisch entwaldeten Gebieten, was sich neuerdings sogar in veränderten Abflussregimen infolge der höheren Verdunstungsleistung der Gehölzbestände bemerkbar macht. Es mag sein, dass die neuen politischen Gegebenheiten zu einer Wiederbelebung der Weidenutzung der in Frage kommenden Räume führen werden.

Heute funktioniert die Transhumanz (nach Werner Doppler, a.a.o.) als Betriebssystem noch teilweise in Afrika nördlich der Sahara, im Mittelmeerraum, im Nahen Osten und weiten Teilen Westasiens. Die Familien sind teilsesshaft mit je einem festen Wohnplatz während der Trocken- und während der Regenperiode, u.U. auch mit nur einem festen Wohnplatz. Einzelne Familienmitglieder wandern mit der Herde, das ist z.B. im islamischen Kulturkreis ein männliches Familienmitglied mit Sohn. Die Verlegung des Viehstapels erfolgt sehr oft mit Lastkraftwagen, nur bei kürzeren Strecken zu Fuß. Früher waren Kamelherden wichtig, heute sind es großteils Schafherden, manchmal kombiniert mit Ziegenhaltung. Die Herdengröße liegt häufig bei 200 bis 600 Schafen. Beduinen nützen auch Steppen und Wüsten als Weide - Gebiete, die für eine andere landwirtschaftliche Nutzung nicht in Frage kommen.

Ein Hauptproblem ist freilich die Wasserversorgung, ein weiteres die Futterbeschaffung in Trockenperioden, was oft nur in Übergangsgebieten zum Ackerbau, und auch hier nur notdürftig, lösbar ist. Immerhin ist die Marktorientierung transhumanter Gruppen mitunter sehr hoch, je nach der Entfernung zu Absatzgebieten, und dementsprechend ist auch ihre Preisorientierung heutzutage quasi "marktkonform".

Ein anderes Wort für dergestalte Weidesysteme ist "Seminomadismus", worunter ebenfalls tierhaltende Betriebsweisen verstanden werden, bei denen die Familie sesshaft ist und die Wanderung der Tierherden in ihrem Ausmaß noch weitgehend der Wanderung bei den Nomaden entspricht. Dies ist in den semiariden und semihumiden Zonen Afrikas nördlich und südlich des Äquators weit verbreitet; in Lateinamerika findet man Seminomadismus in Zonen mit ungünstigen Produktionsbedingungen. Wichtigste Tierart sind Rinder, zusätzlich wandern auch Ziegen und Schafe. Die Weide findet im offenen Busch oder auf nicht eingezäunten Weideflächen statt, deren Verholzung periodisch abgebrannt wird. Das "klimaphysiologisch" vorteilhaftere Nachtweiden ist oft nicht möglich, weil des nachts die Herden in der Regel in einem Kral durch Dornhecken oder Palisaden vor Raubtieren und Dieben geschützt werden müssen.

Weil in Systemen des Seminomadismus die Weidetiere Einzeleigentum der Familien sind, die Weidefläche aber Gemeinschaftseigentum darstellen, kann sich hier eine zeitweise Futter- und auch Wasserknappheit katastrophal auswirken. Da es für sinnvoll erachtet wird, die Viehzahlen möglichst hoch zu halten, kann sich der Zustand der Weideflächen namentlich in Trockenperioden bereits kurzfristig verschlechtern - wiederkehrende Berichte aus der Sahelzone sind ein weltweit beachtetes Beispiel dafür. Eine Entscheidung der Familien über die Herdengröße bzw. eine Regulierung der Besatzdichte wäre nur mit Einstimmigkeit aller beteiligten Gruppen möglich.

1.3. Almwirtschaft#

Almen in Mitteleuropa sind ein unselbständiges, saisonales und standörtlich 'marginales“ Viehwirtschaftssystem
Almen in Mitteleuropa sind ein unselbständiges, saisonales und standörtlich "marginales“ Viehwirtschaftssystem

Die Almen in Mitteleuropa sind dagegen ein unselbständiges, saisonales und standörtlich "marginales" Viehwirtschaftssystem. Denn im Unterschied zu Transhumanz oder Nomadismus stehen Almen immer in Verbindung mit Bauernbetrieben (Talbetrieben, Heimgütern), zu denen sie gehören. Sie können wie folgt charakterisiert werden:

• die Almwirtschaft nutzt zeitlich nur eingeschränkt bewirtschaftbare Grenzertragsflächen je nach naturräumlichen Gegebenheiten (Höhenlage, Klima) für die viehwirtschaftliche Produktion; in der Regel sind diese Standorte zudem marktfern gelegen;

• Almen sind aber auch saisonale sozialwirtschaftliche Typen, die über Nebenerwerb und Nebennutzungen eine Einkommensergänzung für Bauernwirtschaften bedeuten, sei es in Form von bäuerlichem Tourismus, von "leistungsfreien" Einkünften (Entschädigungen seitens des Wintersports), oder durch forstliche bzw. jagdliche Nutzung;

• in ihrer spezifischen Umweltwirksamkeit stellen sie eine dem Naturhaushalt "potentiell" angepasste Primärwirtschaft dar ("HNV"-Farming[1]), gelten aber zugleich oft idealisiert als "Schöpfer naturnaher Kulturlandschaften", die sie aber nicht immer sind. Sie können in manchen Belangen durch Übernutzung auch umweltschädigend wirken.

Der Grund für die saisonale Bewirtschaftung hochgelegener Nutzflächen ist vor allem die erwünschte Entlastung der Heimflächen im Tal, die für die Winterfutterbereitung herangezogen werden. Eine alljährlich für rund 100 Tage nutzbare Viehweide stockt demnach den Viehstapel alpender Betriebe bedeutend auf. Weiters ist eine weitaus bessere Kondition von Tier (und Mensch) durch Alpung eine erwiesene Tatsache, desgleichen auch eine höhere Fruchtbarkeit. Heimgüter und Almen bilden heute ungeachtet vielfältiger und oft ganz unterschiedlicher Besitzformen eine Einheit, deren Ziel die Verbreiterung der Ernährungsbasis in Berglagen durch die Nutzung marginaler Standorte war. In vergangenen klimatischen Gunstperioden bildeten Almen jedoch auch selbständige dörfliche Einheiten, wie etwa die Tiroler "Schwaighöfe" in der hochmittelalterlichen Wärmeperiode.

Betrachtet man die Besitz- und Rechtsverhältnisse, so sind Einzelalmen (im Eigentum der Bauernbetriebe) von Gemeinschaftsalmen (im Gemeinschaftseigentum) zu unterscheiden. Die Gesamtfläche (inklusive Wald und Ödland) beläuft sich in Europa auf etwa 15 Mill. ha. Im Rahmen von Agrargemeinschaften besitzen deren Mitglieder Weideanteilsrechte, daneben bestehen Anteils- und Nutzungsrechte auf fremdem Grund und Boden, sogenannte "Servitute", mit denen weitere Flächen (in Österreich z.B. rund eine Mill. ha) belastet sind (Einforstungs- und Weiderechte).

Marginale Viehwirtschaft in 4 Teilen:
1. Marginale Viehwirtschaft in der Welt von heute
2. Almwirtschaft, Transhumanz und Nomadismus
3. Volkswirtschaftliche Stellung der Weidewirtschaft
4. Chancen marginaler Viehwirtschaftssysteme

[1] High nature value farming