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Plastikplage im Meer#

Millionen Tonnen an Kunststoff gelangen jährlich vom Festland in die Ozeane.#


Von der Wiener Zeitung (Freitag, 13. Februar 2015) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

(gral/apa)


Plastikmüll
Ein Forscher sammelt Plastikreste von den Küsten der Kanarischen Inseln.
© Science/Malin Jacob

Athens/Wien. (gral/apa) Unzählige kleine Plastikteile schwimmen ohne Hinweis auf ihre genaue Herkunft in den Weltmeeren. Dass dieser Müll grundsätzlich vom Festland in die Ozeane treibt, wurde schon lange vermutet. Klar war bis dato allerdings nicht, um welche Mengen es sich dabei handelt. Nun führen Forscher erstmals erschreckende Zahlen an. So waren es allein im Jahr 2010 zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen an Plastik - Sackerln, Einwegflaschen, Lebensmittelfolien oder Spielzeug -, das ihren Schätzungen zufolge im Meer landete, wie sie im Fachblatt "Science" berichten. Grund für die Verschmutzung sei eine unsachgemäße oder nicht vorhandene Behandlung des Abfalls.

Werde der Plastikverbrauch nicht erheblich reduziert oder die Abfallbeseitigung verbessert, könne der Anteil bis zum Jahr 2025 auf etwa 155 Millionen Tonnen steigen, warnen die US-Forscher um Jenna Jambeck von der University of Georgia.

Fünf Sackerl voller Plastik#

In den untersuchten Küstenstaaten wurden im Jahr 2010 insgesamt 275 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert. Knapp 100 Millionen davon entfielen auf den Bevölkerungsanteil, der in maximal 50 Kilometer Entfernung von der Küste lebt. Von dort stamme vermutlich der größte Teil des Abfalls in den Gewässern.

"Unsere Schätzung von durchschnittlich acht Millionen Tonnen Plastikabfällen im Meer entspricht fünf Supermarktsackerln voller Plastik an jedem Fuß (30 Zentimeter, Anm.) Küstenlinie der Welt", betont Jambeck in "Science". Außerdem seien jene 20 Länder mit der höchsten Verschmutzungsquote für 83 Prozent aller unsachgemäß behandelten Abfälle im Jahr 2010 verantwortlich. An oberster Stelle rangieren China, Indonesien und die Philippinen. Die USA belegen den 20. Platz. Fasse man alle Küstenländer der Europäischen Union zusammen, belegten diese Platz 18.

Plastikrückstände finden sich in allen Weltmeeren. Vom Nordpol bis zum Südpol, in Küstennähe und auf dem offenen Ozean. Große Mengen sammeln sich als gigantische Müllstrudel in großen Strömungswirbeln. Reste finden sich aber auch auf dem Meeresboden und in den Sedimenten. Experten gehen davon aus, dass nur ein geringer Teil von Schiffen stammt.

Die Schätzungen des Forscherteams liegen deutlich über den bisher gemachten Angaben, etwa zu der Menge von Plastik in den Strömungswirbeln. "Die Arbeit gibt uns eine Idee davon, wie viel wir nicht sehen, wie viel wir noch in den Ozeanen aufspüren müssen, um auf die ermittelte Summe zu kommen", erläuterte Studienleiterin Kara Lavender Law von der Sea Education Association in Woods Hole. "Bisher erfassen wir hauptsächlich die Menge des umher treibenden Plastikmülls. Aber eine Menge Plastik findet sich auch auf dem Meeresboden und an den Stränden weltweit."

Mikropartikel in Fischen#

Mit der Zeit werden aus den großen Teilen immer kleinere Partikel - von den heftigen Wellen zermahlen oder dem ultravioletten Licht der Sonne zerbröselt. Ein großer Teil dieser miniaturisierten Überreste steckt vermutlich im Plankton und in den Mägen der Ozeanbewohner.

Nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF finden sie sich in vielen marinen Organismen, in Muscheln, Fischen oder auch Fischlarven. Überdies können sich an den Plastikteilen Umweltgifte anlagern, die dann durch das Wasser treiben. Über die biologischen Auswirkungen dieser Mikroteilchen ist bisher nur wenig bekannt.

Die Lösung könnte nach Ansicht der Wissenschafter folgendermaßen aussehen: Die Entsorgung verbessern und den Plastikverbrauch einschränken.

Wiener Zeitung, Freitag, 13. Februar 2015