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Die Energiewende ist mehr als nur heiße Luft #

Manfred Klell plädiert gegen Verbrennungsmotoren und für den Umstieg auf Wasserstoffantrieb. Seine wichtigsten nachhaltigen Argumente.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Jänner 2018)

Von

Didi Hubmann


Manfred Klell
Manfred Klell
Foto: Jürgen Fuchs

Tatsache ist: Es gibt auch kein Institut für Dampfmaschinen mehr." Bumm, das hat gesessen. Manfred Klell, gebürtiger Tiroler, TU-Professor und Leiter des ersten österreichischen Forschungszentrums für Wasserstoff (HyCentA) kommt beim Thema der klassischen Verbrennungsmotoren die buddhistische Ruhe ein bisserl abhanden. „Eineinhalb Milliarden Euro pro Tag zahlt die EU für Fossilimporte. Kein Wunder, dass in Wahrheit keiner vom Verbrennungsmotor wegwill. Man will sich ja das Geschäft nicht selbst kaputt machen. Weder die Autokonzerne noch die Energielieferanten oder die Regierungen." Seine These ist einfach: Würde man das ganze Geld, das heute in die Verbrennungsmotoren investiert wird, direkt ins Thema Wasserstoff transferieren, hätten wir die Energiewende und den Umstieg geschafft. Denn Wasserstoff, der in einer sogenannten Brennstoffzelle in elektrischen Strom umgewandelt wird, verursacht lokal lediglich Wasserdampf vulgo heiße Luft, aber keine Abgase.

Manfred Klell ist bei dem Thema so etwas wie der Don Quijote im Kampf für die nachhaltige Energiewende geworden. Er ist aber alles andere als ein Ritter von trauriger Gestalt. Denn seine Argumente, mit denen er kämpft, basieren auf wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten.

Natürlich weiß Klell, dass das Konzept vom Wasserstoff als Energieträger der Zukunft noch Fragen aufwirft. Denn das Konzept ist nur dann sinnvoll, wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Das Kernproblem bleibt der Energieverlust bei Herstellung, Vertrieb und bei der Umwandlung von Strom für das Fahrzeug. Weiterer Knackpunkt: die Infrastruktur, die erst aufgebaut werden muss.

Die großen Autokonzerne haben sich im sogenannten Hydrogen Council – die Wasserstoff-Initiative von Autoherstellern und diversen Energiekonzernen – zusammengefunden. Daimler/ Mercedes sitzt genauso mit am Tisch wie BMW, Toyota oder Hyundai. Wobei: Toyota will bei den Olympischen Spielen in Japan Akzente mit einer Busflotte setzen, BMW ab 2025 Brennstoffzellen Autos in Serie bringen. Mercedes sieht in der Brennstoffzelle ebenso eine Option für die Zukunft und bringt eine spezielle Hybrid Variante auf den Markt.

Der Antrieb über Wasserstoff werde jedenfalls weiter erforscht. Potenzial könne es auch geben, falls die Ladeinfrastruktur für Elektroautos mit Batteriebetrieb überlastet werde. Andere Konzerne sehen ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ zwischen Wasserstoff- und Batterietechnik. Die Brennstoffzelle werde in der Zukunft deshalb eine Relevanz haben, weil reine Batteriefahrzeuge bei hohen Belastungen Reichweite verlieren. Vor allem für Nutzfahrzeuge sei die Brennstoffzelle interessant. Auch hier hakt Klell mit seinem Forschungsteam ein. Die Gesamtenergiebilanz beim Wasserstoffantrieb, der keine lokalen Emissionen zeigt (bei Gewinnung durch Ökostrom), sei derzeit nur unwesentlich schlechter als bei einem Diesel, aber wesentlich besser als bei einem Elektro Bus. Beim Diesel sei die Produktgewinnung sehr effizient, aber die Emissionen vor Ort fatal.

Manfred Klell
Manfred Klell
Foto: Jürgen Fuchs

Er plädiert für einen direkten Vergleich der unterschiedlichen Antriebssysteme, so könnte man seriös eine Gesamtenergiebilanz erstellen. Nicht nur seine Hoffnung ruht auf dem Ausbau von Solar- und Windenergie. „Die überschüssige Energie, die anfällt, könnte man direkt in Wasserstoff umwandeln und so speichern und im Verkehr einsetzen“, so Klell.

Toyota deklariert sich bei dem ganzen Themenkomplex ganz klar: Wer bei der Energiewende und im Verkehr bei hohen Reichweite Anforderungen und Belastungen (Reisebusse, LKW) den Verbrennungsmoter ersetzen will, der habe keine Alternative zur Brennstoffzelle. Akio Toyoda unterstrich das in einem Interview deutlich: „Wir glauben fest an eine Wasserstoff Gesellschaft.“ Die Japaner haben das in einem von Windkraft gespeisten Klein Experiment versucht zu untermauern. Mit der Windkraft wurde Wasserstoff für Gabelstapler mit Brennstoffzellen gewonnen – und man erreichte klare Vorteile in der Energiebilanz.

Eine weitere Möglichkeit, Wasserstoff zu gewinnen, ist übrigens auch bekannt: als Nebenprodukt bei Raffineriebetrieben oder in der Düngemittelherstellung.

Weiterführendes#

Zur Person#

Manfred Klell wurde 1956 in Innsbruck geboren und lebt in Graz. Der TU-Professor (Verbrennungskraftmaschinen/ Thermodynamik) ist Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der HyCentAResearch GmbH, des ersten österreichischen Forschungszentrums für Wasserstoff bei der TU Graz.

Kleine Zeitung, Jänner 2018