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Get Back to where you once belonged#

Als ich jung war, hatten englische Schlagertexte keine große Bedeutung - wir hörten nur auf die Musik und verstanden viele Texte nicht. Ob das heute bei der Masse der Konsumenten so ist, kann ich nicht beurteilen. Unsereins nutzt jetzt das Internet. Wer einen Titel eingibt und das Wort "lyrics" hinzufügt, bekommt den englischen Originaltext samt Übersetzung. Genauso einfach ist es heute, ein neues Lied auf der Gitarre nachzuspielen. Auf "Youtube" gibt es Musiklehrer, die in einer kostenlosen "guitar lesson" zeigen, wie es geht. Früher mussten wir uns aus London die Notenhefte schicken lassen.

Wenn damals ein neuer Song herauskam, auf den alle gewartet hatten, saßen wir vor dem Radio und drückten die Aufnahmetaste des Tonbandgeräts. Ich erinnere mich noch, wie erstmals der Beatles-Song "Get back" vorgestellt wurde. Der Moderator wusste mit dem Text nichts anzufangen. Ich auch nicht. Ich hielt den Text für eine spielerische Aneinanderreihung von Wörtern. Jetzt lese ich im Internet, dass "Get back" ursprünglich ein politisches Lied war. Anlass war eine rhetorisch exzellente Rede des britischen Politikers Enoch Powell, der die Verabschiedung eines Anti-Rassismus-Gesetzes bekämpfte, das Einwanderer aus den Commonwealth-Staaten vor Diskriminierung schützen sollte. Powell trat für einen Einwanderungsstopp ein, ansonsten würden bürgerkriegsähnliche Zustände drohen.

Paul McCartney wollte diese Ansichten in einer Satire anprangern. Er textete die Zeile "We don’t dig no Pakistanis taking all the people’s jobs" Auf Platte gepresst wurden allerdings zwei andere Strophen. In der einen ist von einem Mann namens Jojo die Rede. Weil er sich in Tuscon, Arizona, einsam fühlte, zog es ihn nach Kalifornien: "Get back!" Im Mittelpunkt der letzten Strophe steht "eine süße Loretta Martin", die nicht weiß, ob sie eine Frau oder ein Mann ist: "Get back!" Am Plattencover stand das erste und einzige Mal der Name eines Musikers, der nicht Mitglied der Gruppe war: "The Beatles with Billy Preston". Der schwarze Soulsänger spielte das elektrische Piano.

Enoch Powell, ein Universitätsprofessor und Parlamentarier der Konservativen, spaltete mit seiner Rede die Nation. Er verlor den Posten eines Schattenministers, was ihn nur noch beliebter machte. In Meinungsumfragen hielten drei Viertel der Befragten seine Position für richtig, Hafenarbeiter unterstützten ihn in einem Solidaritätsstreik. Powell blieb Mitglied der konservativen Partei und verhalf ihr bei den nächsten Wahlen zu einem überraschenden Sieg. Später liebäugelte er mit der EU-feindlichen Haltung der Labour Party und gab für sie eine Wahlempfehlung ab.

Von der "No Pakistani"-Version gibt es einen illegalen Mitschnitt. Dieser kann noch heute im Netz abgerufen werden. Man merkt, dass der Text erst im Entstehen ist. Wo Wörter fehlen, trällert Paul McCartney als Verlegenheitslösung ein Na-na-na vor sich hin. Später haben sich britische Neonazis der Strophe bemächtigt und den Text komplettiert.

Gut, dass die ursprüngliche Version nicht erschienen ist. Wenn eine Satire nicht gleich als solche erkannt wird, steht der Satiriker im Regen.