!!!Erhaltung eines spätgotischen Hauses in Frohnleiten


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Von

[Hasso Hohmann|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Hohmann,_Hasso,_Univ._Doz._(Architektur,_Baukunst)] (Juni 2019)

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[{Image src='Frohnleiten_455DieNördlicheHäuserzeileVonOsten-1.jpg' caption='Das altrose gefärbte Haus mit Schopfwalm etwas rechts der Mitte beherbergte zwischen 1992 und 2017 den dm-Markt der Stadt.\\Foto: © Hasso Hohmann' alt='Das altrose gefärbte Haus mit Schopfwalm etwas rechts der Mitte beherbergte zwischen 1992 und 2017 den dm-Markt der Stadt' width='340' class='image_right' height='515'}]

In Frohnleiten war ich ab 1978 rund 33 Jahre lang Ortsbildsachverständiger. Mein Ortsbildkonzept von 1978 sah unter vielem anderem den Erhalt aller historischen Bauten am Hauptplatz vor, die dort ein buntes und zugleich wertvolles Gebäudeensemble bilden. Fast alle Bauten stammen im Kern bereits aus der Spätgotik oder der Frührenaissance. Nur sehr wenige wurden später ausgewechselt. 

1991 wollte die Firma DM-Drogeriemarkt Österreich in Frohnleiten eine Filiale errichten und stellte dafür zwei Bedingungen. Der Standort muss am Hauptplatz liegen und DM muss hier die Möglichkeit erhalten, einen Neubau an Stelle eines der bestehenden Häuser am Hauptplatz zu errichten. Bald war auch klar, dass es sich um das Haus Hauptplatz 39 handelt, das abgerissen werden sollte. Ich schrieb ein ausführliches negatives Gutachten zum Abbruchansuchen. Die Firma DM setzte daraufhin die Gemeine Frohnleiten unter Druck, sie würden dann eben in die Nachbargemeinden Peggau, Deutsch-Feistritz, Übelbach oder Röthelstein gehen und damit ginge auch potentielle Kaufkraft in Frohnleiten verloren. 

Nach langen Diskussionen Anfang 1992 einigte man sich darauf, bis zu den Sommerferien zu warten, damit dann der Stellverstreter in meiner Abwesenheit ein positives Gutachten zum Abbruchansuchen schreiben könne und dieses zweite Gutachten meinem Gutachten in freier Beweiswürdigung vorgezogen werden könne. Schon in Trofaiach, wo ich seit 1977 Ortsbildsachverständiger war, hatte die Firma DM auf ganz ähnliche Weise den Abbruch eines aus der Zeit der Gotik stammendes Bauwerk mitten im Kern der Stadt von der dortigen Gemeinde erzwungen. 

Als ich dann 1987 aus meinem Sommerurlaub zurückkehrte, war das Abbruchansuchen bereits positiv erledigt und auch rechtlich mit einem Toprechtsanwalt aus Graz alles vertraglich abgesichert. Der Abbruchtermin stand bereits fest und die Baupläne für den geplanten DM-Neubau waren baureif. Der fast unglaubliche Zufall wollte es aber, dass ich zeitlich ganz knapp vor dem geplanten Abbruch zu einem jährlich stattfindenden Symposium nach Krems eingeladen wurde, bei dem ich wie die Jahre davor einen Vortrag halten sollte. 

Harry Kühnel, der Initiator der Donau-Universität Krems und Organisator des Symposiums, legte der Einladung auch bereits eine Liste der inzwischen zugesagten Referate und Referenten bei. Unter den Referenten fand sich der oberste Chef der Firma DM-Drogeriemarkt Österreich aus Salzburg. Er wollte in Krems einen Vortrag über die Bemühungen seiner Firma um Ensembleschutz und Denkmalpflege halten.

Daraufhin richtete ich einen längeren Brief an Harry Kühnel, in dem ich bekanntgab, dass ich bei einem Symposium, bei dem der Chef einer Firma auftritt, zu deren Programm die Zerstörung der ältesten Bauten in den Städten und Gemeinden Österreichs gehört, nicht bereit bin, einen Vortrag zu halten. Ich schilderte in dem Brief die Vorgänge in Trofaiach und Frohnleiten sehr detailiert. Dieser Brief wurde eine Woche später beim Symposium verlesen und der DM-Chef gebeten, dazu Stellung zu nehmen. 

Der Erfolg war, dass der Prokurist für die DM-Filialen in der Steiermark und in Kärnten Order erhielt, dass es in Frohnleiten zu keinem Abbruch des angekauften Objektes kommen darf und der DM-Markt nur in den adaptierten Altbau einziehen dürfe. Der Amtsleiter, selbst Jurist, sprang nach all den mühsamen und vermeintlich gelösten Problemen hoch und weit. Mein Stellvertreter war glücklich, dass ihm nun niemand einen Vorwurf machen konnte und Bürgermeister Peter Gottlieb war natürlich froh, dass doch kein Präjudiz für weitere Abbruchbegehrlichkeiten am Hauptplatz geschaffen werden musste. Aber auch er hätte sich gerne die langen und zeitraubenden Umwege erspart. Der Planer des Neubaus war auch nicht wirklich erfreut, obwohl er nun mit einer weiteren Planung beauftragt wurde. Adaptierungen von Altbauten waren aber offenbar weniger seine Leidenschaft. 

Das Haus Hauptplatz 39 blieb stehen, wurde nach einigen Diskussionen mit dem Planer über dessen Planung substanzschonend für den DM-Markt adaptiert und das wertvolle Ensemble von Frohnleiten wurde nicht reduziert. Als ich allerdings 2017 wieder einmal mit einigen Freunden nach Frohnleiten fuhr, stellte ich am Hauptplatz fest, dass der DM-Markt bereits wieder aufgegeben hatte. Für ein Intermezzo von nur wenigen Jahren sollte also ein fast 500 Jahre altes Bauwerk zerstört und damit auch das einzigartige Renaissance-Ensemble der Stadt gestört und reduziert werden. Nur ein Zufall hatte dem Bauwerk das “Leben“ gerettet. 


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[{Image src='Frohnleiten_482Südansicht2001-1.jpg' caption='Ein Teil der Muransicht von Frohnleiten. Seit der Fertigstellung des Kraftwerks Rabenstein spiegeln sich die Häuser über der Geländekante im aufgestauten Wasser.\\Foto: © Hasso Hohmann' alt='Ein Teil der Muransicht von Frohnleiten. Seit der Fertigstellung des Kraftwerks Rabenstein spiegeln sich die Häuser über der Geländekante im aufgestauten Wasser.' height='260' class='image_block' width='393'}]
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