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Überlegungen zum Altwerden – ich weiß, wovon ich rede#

Von Christa Chorherr, September 2017

Angeregt durch einige Kommentare zu meinen Postings möchte ich heute über ein Thema schreiben, das für viele tabu ist: nämlich das Altwerden. „Alter ist nichts für Phantasielose“ schreibt Lotte Tobisch. „Altwerden ist nichts für Feiglinge“, sprach Mae West, und schreibt auch Joachim Fuchsberger.

Was hat es nun auf sich, mit dem Altwerden? Es ist nicht einfach zu verkraften, dass man langsamer wird, körperlich und geistig. Der Aktionsradius verkleinert sich. Früher stand die Welt offen, jetzt überlegt man, ob man das Auto nehmen soll, wenn bei einem Unfall, den man nicht einmal selbst verschuldet hat, der Führerschein weg ist. Man kann sich das Autofahren auch technisch bequemer machen (und Zukunft – aber nicht mehr „zu meiner Zeit“ wird es selbstfahrende Autos geben).

Überhaupt wenn man in den Nachrichten hört, sieht oder liest, überlegt man, ob man Termine (z.B. Abschaffung Dieselautos) überhaupt noch erleben wird. Manche meiner Altersgenossen, meinen dass sie froh sind, schon so alt zu sein.

Wenn man eine Reise plant, spielt der Zustand der Medizin, der Ärzte und Krankenhäuser im Urlaubsland eine gewichtige Rolle. Auch das Fliegen wird zunehmend beschwerlicher, was aber nicht nur mit dem Älterwerden zu tun hat.

Man hört/versteht nicht mehr alles, was so im Fernsehen gesagt wird, besonders wenn laute Hintergrundmusik dröhnt. Aber versäumt man dabei wirklich so viel – außerdem gibt’s ganz passable Hörgeräte, Brillen für verschiedenste Tätigkeiten, auch schicke Stöcke – sollte es notwendig werden. Die Badewanne wird der Installateur gerne gegen Bares entfernen und eine begehbare Dusche installieren.

Man hat nicht mehr so viel Kraft wie früher, schwere Lasten tun dem Rücken nicht gut – d.h. aber auch, dass man Enkelkinder zuweilen nicht mehr aufheben kann – traurig. Man wird rascher müde, die „Luft geht einem schneller aus“, ohne Mittagsschlaf ist man am Nachmittag nur noch bedingt einsatzfähig.

Man vergisst viel, vor allem Namen, und merkt sich Neues nicht mehr ganz so leicht. Immer wieder überlegt man, ob es nicht vielleicht die schreckliche A-Krankheit ist. Kleinere und größere Wehwehchen stellen sich öfter ein, man ist auf Pulver angewiesen – zum Glück gibt es die Schulmedizin, die einiges doch recht nachhaltig heilen kann. Aber man muss doch öfter ins Spital. Und man sollte sich auch regelmäßig bewegen – zu blöd, da man ja schon in der Schule nicht so gerne geturnt hat.

Manchmal hat man das Gefühl, die Welt nicht mehr zu verstehen. Das ist vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass manche „Experten“ eine von Fremdwörtern durchsetzte Sprache sprechen. Überhaupt: neue Vokabel sind zu lernen, wer sprach früher über z.B. „Narrativ“, „Resilienz“, „Nachhaltigkeit“, das gibt’s jetzt schon länger, daran hat man sich schon gewöhnt.

Manchmal wird man von Jungen etwas herablassend zurechtgewiesen: „das Facebook ist doch etwas für uns Junge“. Naja …..Und vor einiger Zeit habe ich mir eine neues ziemlich teures Stück Gewand gekauft. Ich berichtete meiner Tochter darüber und meinte – etwas entschuldigend – „ich trag doch meine Sachen lange, meist 25 Jahre“, worauf meine Tochter meinte, ob ich überlegt hätte, wie alt ich nach 25 Jahren wäre. Aber grundsätzlich braucht man eigentlich „nichts, also fast nichts“ mehr. Man kann schon beginnen, „Dinge“ zu verteilen. Manchmal ist man dann leider enttäuscht, wenn sie keiner will.

Aber ich habe noch sehr großes Glück: mein Mann lebt, wir sind 58 Jahre verheiratet. Aber ich habe erlebt und erlebe laufend, wie es ist, wenn jemand seinen Partner, seiner Partnerin verliert. Ich höre, es wäre wie eine Amputation.

Das ist eine der traurigen Aspekte des Altwerdens, man verliert Verwandte und Freunde. Also Gesprächspartner. Wie oft passiert es, dass man denkt, dieses oder jenes Thema müsste man mit dem X besprechen, und dann fällt einem ein, dass X ja schon gestorben ist. Man wird zunehmend einsamer, denn jüngere Freunde teilen die gemeinsame Vergangenheit nicht.

Das alles kann man ja ertragen aber wirklich krank, dauerhaft krank zu sein ist eine Herausforderung für jeden -aber auch seine/ihre Umgebung. Ich weiß noch wie schrecklich meiner Mutter der Gedanke war, jetzt ein Pflegefall zu sein, auf andere Menschen angewiesen zu sein bzw. ihnen zur Last fallen zu müssen – wie sie meinte.

Aber – und das soll unbedingt erwähnt werden – es gibt auch positive Seiten des Altseins: man „muss“ nicht mehr. Man muss nicht mehr überall dabei sein, man muss nicht zu allem eine Meinung haben. Man muss nicht mehr jede Mode mitmachen, man muss nicht mehr schön, jugendlich, schlank, fit etc. aussehen. Ich will aber hier nicht einer Disziplinlosigkeit, einer Schlamperei das Wort reden.

Aber eines sollte man bleiben: neugierig, positiv der Zukunft gegenüber, willig Neues zu lernen. – Wenn‘s leicht geht! Die Tage sind gezählt, man soll sie genießen und dankbar sein.