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Der Mensch - Ausdruck und Ergebnis seiner Ernährung#

Jeder Mensch braucht zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen und zum Aufbau seines Körpers Lebensmittel wie Wasser, Proteine, Kohlehydrate, Vitamine und Mineralstoffe.#


Von

Silvia Renhart

Aus: Die steirische Kircheninfo. Ostern 2012


Symbolbild: Ernährung
Symbolbild: Ernährung

Davon hängt sein körperliches, geistiges, physiologisches und soziales Wohlbefinden ab. Nahrungsmittel haben zur Ausgestaltung menschlicher Gesellschaften beigetragen. Veränderungen in der Nahrungsmittelproduktion, von der Entstehung des Ackerbaus und der Weidewirtschaft bis zum Kolumbianischen Austausch zwischen Neuer und Alter Welt und zur Industrialisierung, verursachten tiefgreifende soziale Nachwirkungen. Essen ist weltweit ein kommunikativer Akt, wodurch soziale Bindungen gebildet, gefestigt und auch sichtbar gemacht werden. Das gemeinsame Essen und Trinken schmiedet Bande der Gruppenidentität. So schaffen vor allem gemeinsame tägliche Mahlzeiten im Familienkreis enge und dauerhafte Bindungen.

Fast Food oder Esskultur?#

Auch in Zeiten des „Fast Food" haben gemeinsame Mahlzeiten zwar Seltenheits-, jedoch noch immer einen besonderen Stellenwert. Zeremonielle Festmähler dienen ebenfalls dazu, auf politische Beziehungen ein Element familiärer Intimität zu übertragen und so die Bande zwischen Herrschern und Untertanen zu stärken. Darüber hinaus wird mit Hilfe gemeinsamer Ernährungsgewohnheiten die ethnische Identität definiert, Interkulturalität sichtbar und an Regeln, Geboten und Verboten festgehalten. Auch die christliche Eucharistie veranschaulicht die religiöse Bedeutung der Kommensalität, da sie den Menschen mit dem Göttlichen verbindet.

Ursprünglich wurde gemeinsam aus einer Schüssel gegessen und einem Becher getrunken. Das hatte etwas Verbindendes, „Einsmachendes". Im Laufe der Entstehung der neuzeitlichen, europäischen Zivilisation entwickelte sich eine Individualisierung und Herstellung einer vornehmen Distanz. Dies erzeugte eine Differenz zwischen Gruppen, Schichten und Geschlechtern. Die gesellschaftliche Differenzierung betrifft auch die Entwicklung des Wann, Wie oft, Wo, Wie viel und Wovon gegessen wurde.

Schönheitsideale ändern sich#

Viel zu essen bedeutete einst auch große Macht und Wohlstand zu haben. Doch mit der Aufklärung wurde der Hang zur Mäßigkeit zum Ideal.

Im 20. Jahrhundert wurde Schlankheit zum Synonym für die Leistungs- und Freizeitgesellschaft. Die Esspyramide drehte sich um. So genannte Oberschichtenangehörige nehmen weniger Kalorien zu sich als so genannte Unterschichtenangehörige. Schlankheit und Magerkeit stehen für Jugend und Intelligenz.

Eigenartig mutet an, dass einerseits Individualisierung angesagt ist, andererseits jedoch vermehrt Standardisierung eintritt. Und das absolut Paradoxe ist, dass mit dem Dünnerwerden des Idealtypus ein zunehmendes Dickerwerden des realen Menschen einhergeht. Da kann man/frau eigentlich nur noch MAHLZEIT (vollwertig, ausgewogen, ökologisch-biologisch) gepaart mit einem gesunden Menschenverstand wünschen.

Dr. Silvia Renhart, Anthropologin.