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!!!Getreidekasten mit Gesicht (Essay)

''Text und Bilder von''

[Hasso Hohmann|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Hohmann,_Hasso,_Univ._Doz._(Architektur,_Baukunst)]

''Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von'' 

__ISG Magazin Heft 4 / 2003__    ([Internationales Städteforum Graz|http://www.staedteforum.at])

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[{Image src ='schüttkasten_so_ansicht.jpg' height='300' class='image_left' caption='Der Schüttkasten von Südosten mit Gesicht.' width='224'}]

Am westlichen Ende der kleinen Gemeinde Pichlern, einige Kilometer südwestlich von Tamsweg im Bundesland Salzburg, steht südlich der Gemeindestrasse nahe einer Geländekante ein älterer Getreidekasten. Pichlern liegt nur ca. 4 Kilometer westlich von Thomatal im Lungau. Das Gebäude hat die Nummer 52 in der Gemeinde und ist auch als "Lankmayerkasten" bekannt. 

Das kleine zweigeschossige Bauwerk ist in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt und verfügt im Obergeschoss über ein Tonnengewölbe. Es wurde wohl erst im 18. Jh. errichtet, obwohl sein Fassadendekor noch stark an die Renaissance erinnert und in seiner Formensprache manieriert ist. Die gestalteten Motive sind eine Mischung von aus der Antike Übernommenem und Volkskundlichem. Zum Teil sind es Symbole, die der Abwehr von Gefahren dienten, welche einem Schüttkasten beispielsweise durch Diebe oder Ratten und Mäuse drohten. 

An der Westfassade liegen der Eingang zum Gebäudeinneren und ein [Fenster|Thema/Bauelemente] darüber, an der Ostseite zwei übereinander angeordnete Fenster. Alle Maueröffnungen sind von aufgemalten gedrechselten roten Säulen flankiert; ihre Gesimse tragen jeweils drei Rosetten. Das gesamte Gebäude wird auf Höhe des Kordongesimses von einem Kordelmäander umlaufen, das Parallelen im römischen Dekor findet. Auch die zwei Giebeldreiecke werden von gleichen Bändern gefasst. Alle vier Gebäudeecken werden von polychromen aufgemalten Eckquadern, die manieriert in Quadrate aufgelöst sind, bestimmt.  


[{Image src ='schüttkasten_ostfassade_gesicht.jpg' height='200' class='image_right' caption='Das Gesicht der Ostfassade des Schüttkastens.' width='285'}]

[{Image src ='schüttkasten_nw_ansicht.jpg' height='200' class='image_right' caption='Die Eingangsseite des Schüttkastens.' width='157'}]

In den Giebelfeldern findet sich je eine von Blumenvasen flankierte Rundbogennische mit Heiligenfigur - im Westen Maria mit Kind. Die unmittelbar unter dem First in der Westfassade angeordnete Schiessscharte mit Dekor konnte angesichts ihrer Lage kaum ihrer Funktion gerecht werden und ist wohl eher als Zeichen der Wehrhaftigkeit des Bauwerks zu verstehen. Das große Gesicht in der Ostfassade hingegen sollte vielleicht böse Mächte schrecken. Vielleicht hängt es auch mit der Qualität des eingelagerten Getreides zusammen; es ist asymmetrisch geformt. Das Jesus-Zeichen "IHS" mit Kreuz und Herz Jesu über einer strahlenden Sonne ist ein viel verwendetes Abwehrzeichen und bildet das rechte Auge, die "zeitlose" Sonnenuhr, die über keine Einteilung und keinen schattenwerfenden Stab verfügt, formt das linke Auge, das untere der zwei Fenster stellt die Nase dar. Die Zypressen mit der dahinter untergehenden Sonne geben dem Mund des Gesichtes ein freundliches Aussehen. 

Angesichts der unmittelbar daneben verlaufenden Strasse und vieler Feuchtigkeitsschäden kann man nur hoffen, dass bald eine gründlich Sanierung des Gebäudes vorgenommen wird.\\

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[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='24. Juni 2013' page-date='2003' original-author='Hasso Hohmann' }]