!!!Den Unternehmergeist wecken 

!!Schüler und Schülerinnen an technischen Lehranstalten brauchen heute nicht nur eine fachlich fundierte Ausbildung, sondern auch Input in Sachen Entrepreneurship. Nicht nur potenzielle Startup-Gründer. 

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''Von der [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at] (Dienstag, 2. Mai 2017) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.''

Von

__Alexia Weiß__

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[{Image src='Wolfgang-Wieland.jpg' caption='Wolfgang Wieland vermittelt unternehmerisches Denken als Freigegenstand an der HTL Donaustadt.\\Fotos: Luiza Puiu' alt='Wolfgang Wieland' width='400' class='image_right' height='279'}]


„Kreativität“, sagt ein Schüler, „sich selbstbewusst seiner Stärken bewusst sein“, ein anderer. „Offen sein für Alternativen“, „Lösungsorientierung“, „alles, was man tut, mit Begeisterung zu machen“: Auf die Frage ihres Lehrers Wolfgang Wieland, was Entrepreneurship alles umfasst, fallen den Schülern und Schülerinnen einer zweiten Klasse der HTL Donaustadt jede Menge Antworten ein. Längst beschränkt sich die [Vermittlung|Thema/Vermittlung] von Unternehmergeist nicht mehr nur auf die Handelsakademien. Auch an technischen weiterführenden Schulen hat Entrepreneurship Einzug gehalten. 

Wieland bietet an der HTL Donaustadt für alle neun Maturaklassen einen Freigegenstand an, in dem er Selling Skills, also Verkaufstechniken, und Vertriebsmanagement vermittelt. Das Interesse ist groß: Rund 100 Schüler und Schülerinnen haben sich angemeldet. Sie kommen dabei vor allem auch in Kontakt mit namhaften Managern aus der [Wirtschaft|Thema/Wirtschaft]. An den Handelsakademien gebe es eine Ausbildungsinitiative namens Entrepreneurship, erklärt Wieland. Das gebe es zwar als solches etikettiert an den technischen Schulen nicht, doch Dinge wie Kunden- oder Serviceorientierung würden ab der ersten Klasse vermittelt. Natürlich stehe die Fachausbildung im Vordergrund, aber Unternehmergeist spiele ebenfalls eine wichtige Rolle, um die Schüler gut auf die Arbeitswelt vorzubereiten.
 
[{Image src='Mert-Hasyalcin.jpg' caption='Mert Hasyalcin ist Teamarbeit wichtig, er will einmal eine Computerfirma gründen\\Fotos: Luiza Puiu' alt='Mert Hasyalcin' width='200' class='image_left' height='287'}]

Die Vermittlung von unternehmerischem Spirit hat nicht in erster Linie das Ziel, dass sich die Schüler gleich nach der Matura selbstständig machen. Eher im Gegenteil. „Wir raten eher dazu, zunächst einmal ein paar Jahre in einem Betrieb zu arbeiten, auch das ist ein wichtiger Lernprozess“, so Wieland. Ganzheitliches Denken, Ideen umsetzen, Evaluation, Kundenorientierung: „Diese Kompetenzen braucht man auch in Firmen. Absolventen, die das mitbringen, sind auch als Mitarbeiter begehrt.“ 

Torsten Egert ist 16 Jahre alt und besucht den HTL-Zweig [Informatik|Thema/Informatik]. Ihm schwebt eine Laufbahn im Bereich Netzwerktechnik oder Programmieren vor. Darüber, ob er als Angestellter oder selbständig arbeiten will, hat er sich noch keine Gedanken gemacht. Entrepreneurship werde in jedem Fall gefragt sein: „Es geht darum, das Beste für sein Unternehmen zu tun und das umzusetzen, was der Kunde will.“ Der Traum seines Klassenkollegen Mert Hasyalcin ist es, eines Tages eine eigene Computerfirma mit Angestellten zu haben. Er weiß aber, dass es bis dahin ein langer Weg ist. „Zuvor möchte ich in einer Firma noch Erfahrungen sammeln.“ Er findet es gut, dass die Lehrer an der HTL Donaustadt „uns auch beibringen, wie man unternehmerisch denkt, wie man im Team arbeitet, wie man Dinge präsentiert“. 



Die Schule konnte Florian Gschwandtners Unternehmergeist dann anfachen, wenn externe Vortragende an die Schule kamen. Der Runtastic-Gründer erinnert sich: „Da ging es immer um konkrete Projekte und auch darum, was man genau erreicht hat. Das hat mich schon zu Schulzeiten inspiriert und auch während meiner Zeit an der [Fachhochschule|Thema/Fachhochschule] gab es einige Vortragende, die das sehr gut gemacht und vermittelt haben.“ 

[{Image src='Torsten-Egert.jpg' caption='Torsten Egert will einmal im Bereich Netzwerktechnik oder Programmieren arbeiten.\\Fotos: Luiza Puiu' alt='Torsten Egert' width='200' class='image_right' height='287'}]

Dennoch könnte seiner Ansicht nach in Sachen Unternehmergeist an Österreichs Schulen weit mehr gemacht werden. „Ich denke, selbst an Hochschulen war das lange Zeit ein Fremdwort.“ Durch Startups und die mediale Aufmerksamkeit für Unternehmensgründungen bessere sich die Situation langsam. „Als best practice sehe ich die USA, wo die Menschen definitiv besser verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert, welche Aufgaben ein Unternehmer hat. Ich denke nicht, dass die [Ausbildung|Thema/Ausbildung] allgemein bei uns nicht gut ist, sondern ich denke, wir haben sehr gute Grundvoraussetzungen und die gilt es in Zukunft richtig zu nutzen.“ 

Jungen Menschen, die eine gute Idee haben, möchte Gschwandtner sagen: „Es gibt immer mehr ‚Hubs’ und Initiativen, wie zum Beispiel AustrianStartups, an denen man einfach teilnehmen kann. Auch junge Menschen mit 16 Jahren sind dort sehr gerne gesehen. Mein Tipp ist: Mut haben und mal vorbeischauen!“ 

Crowdfunding-Expertin Cloed Priscilla Baumgartner betont, dass es heute bereits Schulen gebe, bei denen [Projektmanagement|Thema/Projektmanagement] und -organisation auf dem Stundenplan stehen. Bei anderen passiere diesbezüglich aber gar nichts „und das ist ein Drama“. Unternehmergeist könne allerdings nicht im Frontalunterricht beigebracht werden, „sondern durch Machen und Ausprobieren. Und hier müssen auch die Eltern von ihren Kindern natürlich Eigenverantwortung einfordern und ihnen bissl was zutrauen. Selbständige Mithilfe im Haushalt ist da noch das Geringste“. 

Als sie selbst in der Schule gewesen ist – an einem Gymnasium in Oberösterreich – sei unternehmerisches Denken nicht gefragt gewesen. Heute meint sie: „Es müsste doch einfach möglich sein, die SchülerInnen wenigstens die Wien-Wochen oder sonstige Exkursionen selbst organisieren zu lassen. Das sind erste Wege ins unternehmerische Denken: vom Start bis zu allen Konsequenzen etwas planen und umsetzen können.“ Ihre eigene Entrepreneurship- Sozialisation sei abseits der Schule ausgeprägt worden. „Wir hatten keinen Fernseher zu Hause und auch sonst keine Gadgets und wenig Zeug, das heißt wir mussten etwas unternehmen, um uns selbst aus der Langeweile zu befreien. So erkläre ich mir das zumindest.“ 

Jungen Menschen mit Ideen empfiehlt sie, ihr Unternehmen mit einem reward-based Crowdfunding zu starten. „Das ist eine tolle Methode, um die Idee auf den Punkt zu bringen, zu präsentieren und die ersten Feedbacks und Financiers, auch KundInnen und AnwenderInnen zu finden.“ Jungen Frauen rät sie, nur auf sich selbst zu hören und sich selbstbewusst anzueignen, was man brauche, um erfolgreich zu sein. „Und sich eine Mentorin und ein Vorbild suchen.“  


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[Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at], Dienstag, 2. Mai 2017
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[{Metadata Suchbegriff='Entrepreneurship, Startup-Gründer, Lösungsorientierung' Kontrolle='Nein'}]