!!!Ronda in Andalusien, wo der Stierkampf seine Regeln empfing

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Von

[Günther Jontes|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Jontes,_Professor_Dr._Günther_(Volkskunde,_Brauchtum,_Geschichte)]


''Die Bilder wurden 1996 vom Verfasser aufgenommen und sind Teil des Archives „Bilderflut Jontes“''


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Eine Kleinstadt in Andalusien in der Provinz Malaga inmitten der Berglandschaft Serrania macht in vielerlei Hinsicht von sich reden. Nicht nur, dass sie zu den sogenannten „weißen Dörfern“ Südspaniens  gehört, die auf maurische Bautraditionen der Zeit nach der Eroberung durch den Islam zurückzuführen sind, sondern auch weil hier in einer dramatisch bewegten Landschaft in einer Seehöhe von 700 m kulturelle Entwicklungen stattfanden, wie sie sonst nur weitaus größeren Orten im Süden Spaniens eigen sind.

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Als die Iberische Halbinsel in der Antike römische Provinz wurde, existierte hier im ethnischen Milieu der Iberer, der Keltiberer und später der Westgoten eine Siedlung namens Arundo, aus deren Bezeichnung sich der heutige Name Ronda ableiten lässt. Während der Völkerwanderung war eine Zeit lang auch das germanische Volk der Wandaler in dieser Gegend präsent, nach welchem die islamischen Mauren die ganze heutige spanische Provinz Andalusien El Andalus nannten. 713 fiel Ronda in die Hände dieser berberisch-arabischen Eroberer aus Nordafrika, die das kulturell und militärisch dominante Kalifat von Cordoba schufen. Bis zur Wiedereroberung und zum Abzug der Mauren 1495 war Ronda also unter der Herrschaft des Islam, der allerdings damals die autochthone Bevölkerung von Christen und Juden in vielerlei Hinsicht ungeschoren ließ und eine vergleichsweise hohe urbane und landwirtschaftliche Kultur entfaltete..

Die Iberische Halbinsel ist ein unruhiger Boden. Schiebt sich die afrikanische Kontinentalplatte wieder einmal mit einem kleinen Ruck unter die europäische, dann können die Folgen schwere Erdbeben sein, die auch Andalusien heimsuchen.. Ein solches hat 1580 auch Ronda zu großen Teilen zerstört.

Die Stadt besteht aus zwei Teilen, die von einander durch eine imposante, 80 m tiefe Schlucht getrennt sind.

 
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Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine große Brücke („El Puente Nuevo“) errichtet, die seitdem die alte und die neue Stadt verbindet.

 
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Die Altstadt zeigt sich noch in fast unberührter Schönheit. Die einheitliche weiße Tünchung der Häuser geht auf maurische Vorbilder zurück. Gässchen und kleine Plätze ergeben ein romantisch-idyllisches urbanes Gefüge, das manche Künstler, so die Dichter Ernest Hemingway oder Rainer Maria Rilke angezogen hat, der hier vom Dezember 1912 bis zum Februar 1913 lebte und schrieb. Das Libretto der Oper Carmen von George Bizet geht auf die Erzählung des Dichters Prosper Mérimée zurück. Die Handlung der Oper spielt eigentlich in Ronda und wurde erst für die Oper nach Sevilla verlegt. Die Stadt erinnert sich gerne der Geistesgrößen, die sich hier niedergelassen hatten.


Ronda wirkt gemächlich und scheint auch von den in Spanien üblichen Touristenströmen halbwegs verschont zu werden. Es ist schön und ruhig hier.

 

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Dass die Stadt von romanischer Frömmigkeit mit ihren bunten Seiten erfüllt ist, kann man allenthalben beobachten.

 
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Hier starb 1801 der seliggesprochene Minorit Diego José von Cadiz, den man den Apostel Andalusiens nennt.

Dem eher zurückhaltenden Charakter der städtischen Architektur fügen sich Kloster und Kirche Colegiata de Santa Maria la Mayor nahtlos ein.

 
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Auch in Ronda gibt es wie überall in Andalusien Bruderschaften, die in der Karwoche, der Semana Santa, ihre Tätigkeit durch prunkvolle Prozessionen bei Tag und bei Nacht entfalten. Die Statuen und Requisiten dazu werden in den Kirchen aufbewahrt.

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Die letzte Prozession der Semana Santa findet in Ronda am Morgen des Ostersonntags statt. Sie wird von der Real Hermandad Santo Entierro de Christo („Königliche Bruderschaft der Heiligen Grablegung Christi“) gehalten und bewegt sich auf ihrer traditionellen Route durch die Stadt.

Ihr Emblem ist ein vierfaches Jerusalemkreuz

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Der Umgang ist genau gegliedert. Die einheitlich gekleideten und mit vermummenden Spitzkappen versehenen Mitglieder, die Nazarenos genannt werden, begleiten die beiden Bühnen („Pasos“). Von Mädchen getragen wird die mit der prunkvoll ausgestatteten Skulptur der Gottesmutter Maria, während junge Männer mit derFigur des leidenden Christus daherschreiten. Im Gegensatz zu den viel aufwendigeren Prozessionen in Sevilla, Granada oder Cordoba sind die Träger („Costaleros“) nicht unter der Bühne verborgen, sondern kommen sichtbar schleppend daher. Diese Pasos können etliche Tonnen schwer sein.

 

Voraus gehen die oberen Ränge unter den Mitgliedern im gemessenen Schritt, der durch die getragenen Weisen der ihnen folgenden Musikbanda mit Trommeln und Hörnern vorgegeben wird 

 

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Kinder gehören schon von früh auf dazu und wachsen so mit dem überlieferten Ritual der Hermandades oder Cofradías auf. Auch die Kleinsten dürfen schon unter Führung einer „Mutter“ aus der Bruderschaft mitgehen. In die Gegenwart weisen nur die modischen Turnschuhe der jugendlichen Costaleros der Bühne Christi. Die Mädchen tragen den Paso mit dem mit Kerzen geschmückten lebensgroßen Bildnis der hl. Maria. Signale an die Träger werden mit einer Glocke gegeben

 

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Für die Liebhaber der spanischen Corrida de Toros, die Aficionados, hat Ronda eine besondere Bedeutung. Denn hier wurden im 18. Jahrhundert durch die Mitglieder Francisco, Juan und Pedro der Familie Romero die noch heute geltenden Regeln des modernen Stierkampfes entwickelt. Zu dieser „Escuela Rondena“ gehören u. a. der Kampf des Matadors zu Fuß, der Gebrauch der Muleta, also des roten Tuches und bestimmte vom Publikum hochgeschätzte Posen und waghalsige Tricks. Der Größe der Stadt Ronda angemessen ist auch die Plaza de Toros, also die Stierkampfarena, in ihren Dimensionen eher bescheiden. Aber immerhin: Hier entstand dieser leidenschaftliche geregelte Kampf zwischen Mensch und Tier, der trotz aller modernen Anfeindungen zum berauschendsten Kulturerbe Spaniens gehört.

Orson Welles (1915-1985), einer der wandlungsfähigsten und berühmtesten Schauspieler des 20. Jahrhunderts, verbrachte hier immer wieder längere Zeit, weil er ein ganz fanatischer Liebhaber des Stierkampfes war. Als er starb, wurde seine Asche seinem letzten Willen gemäß nahe dieser Arena in Rondas Erde beigesetzt.

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